WELT AM SONNTAG NR.34 25.AUGUST2019 ACHAVA FESTSPIELE THÜRINGEN III
SPEZIAL
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ler, ob er nun malt, zeichnet, spricht, schreibt, ent-
wirft, gestaltet oder wie in jüngeren Jahren als Tänzer
auf der Bühne steht. Wer sich nicht für Bildende Kunst
begeistert, dem ist Brauer eher durch die scharfzüngi-
gen Wiener Lieder bekannt, mit denen der ausgebilde-
te Sänger in den 1970er-Jahren dem Austro-Pop den
Weg bereitete. „Ich war immer zuerst an der Malerei
interessiert“, sagt er dazu. „Auch als Kind schon, ob-
wohl ich mit Volksmusik und Klassik aufwuchs.“
ÜBERLEBEN IM VERSTECKArik, bürgerlich Erich
Brauer, stammt aus Ottakring, einem Wiener Arbei-
terbezirk. Eine ärmliche, aber unbekümmerte Kind-
heit erlebte er dort. Bis zum „Anschluss“ 1938. Sein Va-
ter, ein aus Litauen eingewanderter jüdischer Schuh-
macher, floh vor den Nazis nach Riga. Der Sohn muss-
te die „Judenschule“ besuchen, Zwangsarbeit verrich-
ten, überlebte die letzen Kriegsmonate versteckt in ei-
nem Schrebergarten. Bevor sein Vater in einem Kon-
zentrationslager in Lettland ermordet wurde, schickte
er einen letzten Brief. Darin fragt er den Sohn, ob er
weiterhin malen würde.
Auch mit 90 verbringt Brauer täglich sieben bis acht
Stunden an der Staffelei. Im Gegensatz zu Künstlern,
die verschiedene Schaffensperioden durchlaufen, wür-
de er seit 60 Jahren immer dasselbe malen, denn: „Ich
kann es ja noch nicht.“
Das, was er angeblich nicht kann, geht auf die Aka-
demie der bildenden Künste in Wien zurück. Dort, wo
Brauer nach 1945 die Klasse von Albert Paris Gütersloh
besuchte und die lebenslange Freundschaft mit Ernst
Fuchs ihren Anfang nahm. Dabei entstand das, was
man später Wiener Schule des Phantastischen Realis-
mus nannte. „Das war nie eine Schule“, widerspricht
Brauer. „Es gab kein Manifest, es ist einfach passiert.“
Praktisch vor der Haustür, in den Museen der Do-
naumetropole, befassten sich die Studenten mit den
alten Meistern. Besonders Pieter Breugel der Ältere
und Hieronymus Bosch prägen weiterhin die kleinen
Elemente in Brauers Malerei. Mittelalterliche Altarbil-
der, Barockmaler, persische Miniaturen, ostasiatische
Malkunst, aber auch die erotischen Träumereien des
Fin-de-siècle oder Elemente der Surrealisten spielen
eine Rolle in den Kompositionen.
ALS REAKTIONÄR BESCHIMPFTVVVon Beginn anon Beginn an
wurde die schillernde, gegenständliche Kunst von An-
hängern des Abstrakten belächelt oder gar angefein-
det. Brauer, kurze Zeit begeisterter Kommunist, da-
nach erbitterter Gegner Stalins, galt als reaktionär.
Dabei ging es den Phantastischen Realisten um nichts
weniger als das Schicksal der Welt. Früh demonstrier-
te Brauer mit Weggefährten wie Friedensreich Hun-
dertwasser, der ebenfalls einen jüdischen Hintergrund
hatte, für den Umweltschutz. Dieses Thema prägt
Brauers Arbeit heute noch. Ein weiterer Schwerpunkt
der Erfurter Ausstellung ist die Emanzipation der
Frauen, „die Hälfte der Menschheit und damit die
größte Revolution aller Zeiten“. Eine Frau, die sich die
Zwangskleider vom Leib reißt, läutet auf einem Ölbild
von 2012 die Glocke der Freiheit. Für das Schicksal von
Frauen in der sogenannten Dritten Welt steht die ara-
bische Bäuerin, die außer einem Bündel Reisig auch ei-
nen Mann auf dem Kopf transportieren muss, aber
auch die krasse Darstellung eines Ehrenmordes.
Arik Brauer heiratete 1957 in Tel Aviv seine Naomi,
eine jemenitischen Jüdin, mit der er eine Zeit als Ge-
sangsduo auftrat. Im israelischen Künstlerdorf Ein
Hod erwarben die Brauers 1963 ein verfallenes Haus,
das Arik künstlerisch ausgestaltete. Dort verbringt das
Ehepaar bis heute mehrere Monate im Jahr. Die drei
Töchter tragen die Großherzigkeit und Kreativität der
Familie weiter. Als Kind habe sie gedacht, dass alle Vä-
ter dieser Welt nur malen und musizieren, sagt Timna
Brauer. Wie sie selbst mit Musik zur Verständigung
beiträgt, kann man bei den Achava-Festspielen erle-
ben, dort leitet die Sängerin einen Workshop.
TKunsthalle Erfurt, bis 27. Oktober
KKKreative Familie reative Familie
Arik Brauer mit
Ehefrau Naomi
(rechts) und seiner
ältesten Tochter
Timna Brauer
bei der Ausstellungs-
eröffnung in der
KKKunsthalle Erfurtunsthalle Erfurt
FALKO BEHR, ERFURT
Bunter Kosmos
„Das fliegende Klassen-
zimmer“ (l.) und
„Die Glocke der Freiheit“
SEBASTIAN GANSRIGLER;DPA-ELIAS MEIRI
URAUFFÜHRUNG DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG
Sa 31.8. 19:30
So 1.9. 16:00
DEUTSCHES
NATIONALTHEATER,
GROES HAUS
Do 29.8. 19:30 DEUTSCHES NATIONALTHEATER, GROES HAUS
CocoonDance
Rafaële Giovanola
Vera Sander
Nelisiwe Xaba
Kettly Noël
»Signifying Ghosts«
© MICHAEL MAURISSENS
Georg Baselitz
Matthias Goerne
Georg Baselitz
Matthias Goerne
Georg Baselitz
Alexander Schmalcz
»Urauührung
eines Bildes«
»Urauührung
eines Bildes«
»Urauührung
Falk Richter »I am Europe«
© GEORG BASELITZ
FOTO: JOCHEN LITTKEMANN, BERLIN
Sa 7.9. 18:00 MUSIKGYMNASIUMBELVEDERE
URAUFFÜHRUNG
© JEAN LOUIS FERNANDEZ
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weiterhin malen würde.
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zentrationslager in Lettland ermordet wurde, schickte
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zentrationslager in Lettland ermordet wurde, schickte
er einen letzten Brief. Darin fragt er den Sohn, ob er
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er einen letzten Brief. Darin fragt er den Sohn, ob er
weiterhin malen würde. weiterhin malen würde. News"
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weiterhin malen würde.
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Auch mit 90 verbringt Brauer täglich sieben bis acht
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Stunden an der Staffelei.
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weiterhin malen würde.
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Auch mit 90 verbringt Brauer täglich sieben bis acht
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t.me/whatsnws die verschiedene Schaffensperioden durchlaufen, wür-die verschiedene Schaffensperioden durchlaufen, wür-