Die Welt Kompakt am Sonntag - 25.08.2019

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36 KULTUR WELT AM SONNTAG NR.34 25.AUGUST2019


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Spätsommer 1919


Es ist die große Zeit der Gruppen
und Bewegungen. Von Zürich
schwappt Dada ins Nachbarland; in
Hannover schreibt Kurt Schwitters
sein Gedicht „An Anna Blume“,
und in Berlin schockt Hannah
Höch mit ihren politischen Colla-
gen. Im Vorjahr hatte sich zur Re-
volution in der Hauptstadt die
„Novembergruppe“ gebildet; ihr
eng verbunden ist die in Dresden

gegründete „Gruppe 1919“, zu der
auch Otto Dix gehört. Überhaupt
muss, wer avantgardistisch mitre-
den will, in diesem Jahr ins Florenz
an der Elbe pilgern. Die Dresdner
Galerie Ernst Arnold zeigt im Som-
mer die expressionistische Ausstel-
lung „Der Sturm“, der Kunstsalon
Emil Richter Werke von George
Grosz, Kurt Schwitters und Karl
Schmidt-Rottluff.

KUNST

Dada, Dresden und Collagen


Der deutsche Literaturpapst ist
Gerhart Hauptmann, der sich im
Sommer 1919 auf Hiddensee von
seiner ganz persönlichen Kränkung
durch den Versailler Vertrag erholt.
In einer Franziskanerkutte wandelt
der Großautor am Strand umher,
das schenkt ihm „Seelenklarheit
und Dichterdenkkraft“, die er vor
allem an die Arbeit an seinem
merkwürdigen Matriarchats-Ro-
man „Die Insel der Großen Mut-
ter“ verschwendet. Aber der Bü-
cherherbst 1919 bringt auch Her-
mann Hesses „Demian“ oder Kaf-
kas „In der Strafkolonie“. Und ein
unbekannter, junger Lyriker, der

sich Bert Brecht nennt, geht in
Augsburg zu einer Lesung von Tho-
mas Mann aus einem noch unveröf-
fentlichten Roman. „In sorgsamer
und niemals der Metaphysik man-
gelnder Schilderung des Lebens ei-
niger Dutzend Lungenkranker“, so
Brecht in seiner schlecht gelaunten
Besprechung, porträtiere Mann
„eine Art raffinierten oder naiven
Guerillakrieg gegen den Tod“. Eine
gar nicht so abwegige Beschreibung
des „Zauberberg“ – der bekanntlich
auch ein satirisches Porträt Ger-
hart Hauptmanns (als Mynheer
Peeperkorn) enthält und 1924 er-
scheinen wird.

LITERATUR

Im „naiven Guerillakrieg gegen den Tod“


Am 5. November 1919 schreibt Jo-
hannes Itten, Farbtheoretiker und
Lehrender Meister am gerade ge-
gründeten Bauhaus in Weimar, in
einem Brief, „ein gewisses Fräulein
Grunow aus Berlin“ sei gerade bei
ihm vorstellig geworden und habe
einen Vortrag über die „Erziehung
des Menschen durch Auge und
Ohr“ halten wollen. Gertrud Gru-
now, Vertreterin einer „Harmoni-
sierungslehre“, wird eine der be-
deutenden Frauen am Bauhaus

werden. Ihre gemeinsam mit Itten
konzipierten Vorkurse prägen die
spirituell-esoterische Frühphase
der Institution, die heute meist als
Inbegriff von Rationalität gilt. Bei
Fräulein Grunow dürfen die ange-
henden Designer erst einmal alles
Verkopfte hinter sich und ihre Kör-
per mit rhythmischer Gymnastik in
Schwingungen versetzen lassen.
„Das oberste Gesetz, auf dem jede
Ordnung aufgebaut ist, heißt
Gleichgewicht“, so ihr Credo.

DESIGN

Schwingende Körper, neues Gleichgewicht


Die von New Orleans ausgehende
Jazzwelle hatte den Atlantik noch
nicht überquert, und so konnte als
Hauptstadt der populären Musik
immer noch Wien gelten. Der
Komponist Robert Stolz war einer
der Hitlieferanten Nummer eins.
Ihm verdankt die Welt Unsterbli-
ches wie „Im Prater blühn wieder

die Bäume“, „Adieu, mein kleiner
Gardeoffizier“ oder „Ob blond, ob
braun ...“. 1919 war er am Start mit
„Hallo, du süße Klingelfee“ und ge-
nialen Zeilen der frühen Medien-
theorie wie „Lass mich hinein, du
Schlanke, Schmale, mal in die Zen-
trale! /Du, du, du, hast mich am
Draht!“

POP

„Hallo, du süße Klingelfee“


schrieben, in einem einzigen Absatz
erzähle ich genau, was mir widerfah-
ren ist: So war es. Die Familie
schwieg. Ich habe dann immer häufi-
ger darüber gesprochen. Nicht, dass
ich mich nur darüber ausgebreitet
hätte, aber die einzige Reaktion war
Schweigen. Ich weiß nicht, ob es
wirklich besser ist, wenn viel darü-
ber gesprochen wird. Ich weiß aber,
dass ich etwas gesagt hätte, wenn ich
gesehen hätte, wie meine Schwester
missbraucht worden wäre. Es ist mir
wirklich ein Rätsel, weil ich wirklich
sehr gute Eltern habe. Auch meine
Schwester ist liebenswert.


Gaben Ihre Eltern Ihnen die
Schuld?
Nein, damit hat das nichts zu tun.
Wenn ein zwölfeinhalbjähriges Mäd-
chen von vier Männern erfasst wird,
kann niemand auf den Gedanken
kommen, das Kind sei schuld, schon
gar nicht meine Eltern. Ich glaube,
sie haben das wie ein großes Loch er-
lebt, als immense Leere. Deshalb
fehlen ihnen bis heute die Worte.
Angesichts eines solchen Horrors
kann man nichts empfinden.


Haben Sie die MeToo-Bewegung
als Befreiung erlebt?
Befreiung ist nicht das richtige Wort,
wenn man feststellt, dass es so vielen
Menschen ähnlich geht oder gegan-
gen ist. Aber ich habe eine große Ver-
änderung festgestellt. Denn die ganz
wenigen Reaktionen, die ich auf mei-
ne Enthüllungen bekommen habe,
waren zum Teil ganz widerlich. Einer
meiner Leser, ein reifer Mann,
schrieb mir, dass er enttäuscht gewe-
sen sei wegen dieses Absatzes. Er
wollte mehr Details. Ich war voll-
kommen sprachlos und habe ihm nie
wieder geschrieben. Seit zwei Jahren
stelle ich fest, dass die Reaktionen
menschlicher sind. Das kann man
wohl als Fortschritt bezeichnen.


Die Literatur hat Sie gerettet, sa-
gen Sie oft. Rilke vor allem. Geht
das, kann Literatur heilen?
Rilke wird bedauerlicherweise als
verstaubter Schriftsteller wahrge-
nommen. Sie machen sich keine Vor-
stellung, wie er beim Leben hilft! Ich
habe mit 17 den „Brief an einen jun-
gen Dichter“ gelesen und dieser Text
hat mir die Erlaubnis gegeben, zu
schreiben. Denn er stellt die Frage
der Literatur abseits jeglichen Elitis-
mus mit extrem einfachen und le-
bensnahen Fragen. Immer wenn ich
vor einem Problem stehe, kommt
mir Rilkes Satz in den Sinn, dass wir
uns „an das Schwere halten“ müs-
sen. Das mögen wir instinktiv falsch
finden, ist aber absolut realistisch:
Das Leben schlägt uns immer den
mühsameren Weg vor. Und wenn wir
den nehmen, kommen wir komi-
scherweise immer an.


Was heißt Glück für Sie?
Glück gibt es für mich nur in Mo-
menten. 24 Stunden am Tag, sieben
Tage die Woche klappt das nicht.
Wenn ich zum Beispiel meinem
Freund sage, dass wir um 18 Uhr die
beste Flasche Champagner trinken
werden, dann bin ich mir ziemlich si-
cher, um 18 Uhr glücklich zu sein.


FORTSETZUNG VON SEITE 35

RELEASED

Freund sage, dass wir um 18 Uhr die


RELEASED

Freund sage, dass wir um 18 Uhr die
beste Flasche Champagner trinken


RELEASED

beste Flasche Champagner trinken
werden, dann bin ich mir ziemlich si-werden, dann bin ich mir ziemlich si-RELEASED
cher, um 18 Uhr glücklich zu sein.


RELEASED
cher, um 18 Uhr glücklich zu sein.


Freund sage, dass wir um 18 Uhr dieFreund sage, dass wir um 18 Uhr dieBY "What's


Tage die Woche klappt das nicht.


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Tage die Woche klappt das nicht.
Wenn ich zum Beispiel meinem
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Wenn ich zum Beispiel meinem
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News"

menten. 24 Stunden am Tag, sieben
News"


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Tage die Woche klappt das nicht.Tage die Woche klappt das nicht.News"


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Tage die Woche klappt das nicht.


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Tage die Woche klappt das nicht.
Wenn ich zum Beispiel meinem


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Wenn ich zum Beispiel meinem
Freund sage, dass wir um 18 Uhr die


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Freund sage, dass wir um 18 Uhr die
beste Flasche Champagner trinken
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beste Flasche Champagner trinken
werden, dann bin ich mir ziemlich si-werden, dann bin ich mir ziemlich si- VK.COM/WSNWS


TELEGRAM:

beste Flasche Champagner trinken


TELEGRAM:

beste Flasche Champagner trinken
werden, dann bin ich mir ziemlich si-


TELEGRAM:

werden, dann bin ich mir ziemlich si-
cher, um 18 Uhr glücklich zu sein.
TELEGRAM:


cher, um 18 Uhr glücklich zu sein.


t.me/whatsnws

Tage die Woche klappt das nicht.


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Tage die Woche klappt das nicht.
Wenn ich zum Beispiel meinem


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Wenn ich zum Beispiel meinem
Freund sage, dass wir um 18 Uhr die
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Freund sage, dass wir um 18 Uhr die
beste Flasche Champagner trinkenbeste Flasche Champagner trinkent.me/whatsnws

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