in der Partei engagieren? Und wie geht ihr
Umfeld damit um?
Daniel von Lützow, 45, lehnt am Tür-
rahmen der Geschäftsstelle des AfD-Kreis-
verbands Teltow-Fläming im brandenbur-
gischen Zossen und raucht. Es ist mal wie-
der Bürgersprechstunde. Lützow sitzt für
die AfD im Gemeinderat seines Heimat-
orts Blankenfelde-Mahlow, ist Kreistags-
abgeordneter und stellvertretender Lan-
desparteichef. Wie sein Vorsitzender,
Andreas Kalbitz, ist er Teil des völkisch-
nationalistischen »Flügels« der Partei, einer
Gruppe um den Thüringer Landeschef
Björn Höcke. »Ich bin selbst ultralinks in
der Sozialpolitik«, sagt Lützow. »Aber mit
einem gesunden Hang zum Nationalstolz.«
Nun tritt er auch als Direktkandidat für
die Landtagswahl an.
Seine Chancen stehen gut, bei der Eu-
ropawahl gewann die AfD im Landkreis.
Lützow ist verheiratet, Vater von fünf
Kindern, Maurer und ehemaliger Zeitsol-
dat. Am liebsten aber präsentiert er sich
als Volksversteher: »Ich möchte Politik für
den Bürger machen«, sagt er immer wie-
der. Ein blauer Tischläufer und Duftkerzen
sollen sein Büro heimelig machen, dabei
geht es Lützow vor allem um die Angst.
Vor vier Jahren stellte er einen Antrag
»zur Wiederherstellung der öffentlichen
Sicherheit«, als könne die Polizei diese
nicht mehr gewährleisten. Er forderte,
Partnerschaften mit der Polizei zu schlie-
ßen, und unterstützte den im Jahr darauf
gegründeten Verein »Sicherheitsgemein-
schaft Blankenfelde-Mahlow«. Die Bürger-
wehr, die sich selbst »Sicherheitspartner«
nennt, patrouilliert mit privaten Fahrzeu-
gen durch die Gemeinde.
Das Geschäft mit der Angst funktio-
niert: Bei den Kommunalwahlen im Mai
konnte die AfD ihr Ergebnis in der Ge-
meinde mehr als verdoppeln. Sie erhielt
fünf Mandate in Blankenfelde-Mahlow,
Lützow bekam dort die meisten Stimmen
aller Kandidaten – 340 mehr als der am-
tierende SPD-Bürgermeister.
Lützow glaubt, dass ihn »sicherlich auch
einige wählen, die mit der Partei nicht ein-
verstanden sind«, ihn aber als Person
schätzten. Denn: »Hier kannten mich viele
schon als Kind.« Früher spielte er Fußball
und Handball, heute ist er Elternvertreter
einer Grundschule, bei dem Traditionsver-
band der Lützower Jäger von 1813 und bei
der freiwilligen Feuerwehr.
Öffentliche Kritik an seinem AfD-Enga-
gement gab es nie – bis vor Kurzem. Lüt-
zow posiert auf seinen Wahlplakaten in
Feuerwehruniform. 49 von 184 Feuerwehr-
leuten der Gemeinde schrieben einen offe -
nen Brief und distanzierten sich davon. Al-
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GORDON WELTERS / DER SPIEGEL
AfD-Mann Lützow in Zossen: Das Geschäft mit der Angst funktioniert