Der Spiegel - 17. August 2019

(Ron) #1
Nie verarbeitet
Nr. 32/2019 Leben mit schwerstem Trau-
ma – der Leidensbericht zweier deutscher
Afghanistanveteranen

Es ist den beiden Soldaten zu danken, dass
sie sich getraut haben, über ihre schweren
Leiden berichten zu lassen! Als kleiner
Junge habe ich immer dabeigesessen, wenn

die beiden Großväter zusammenkamen
und gleich über den Krieg erzählten – so-
dass ich mich später entschloss, den Kriegs-
dienst zu verweigern. Wie man in diesem
Artikel erfährt, sind für die Teilnehmer an
einem modernen Krieg die Folgen nicht
anders als für die Teilnehmer vor 75 Jah-
ren. Die Auswirkungen für die folgenden
Generationen wurden in diesem Artikel
nur kurz angesprochen. Ich wünsche den
beiden Soldaten und ihren Familien die
besten Therapien und alles Gute.
Robert Wagner, Bach (Bayern)

Es gibt nicht nur den »Krieg im Kopf« bei
den Bundeswehrsoldaten. Auch die Drei-
ßigergeneration, speziell Kinder aus den
Großstädten wie Hamburg, hat die fast
täglichen Bombenangriffe und Nächte im
Keller nie verarbeitet.
Ingrid Isele, Nürtingen (Bad.-Württ.)

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Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
([email protected])gekürzt
sowie digital zu veröffent lichen und unter
http://www.spiegel.dezu archivieren.

Briefe

Wer plant, eine Kreuzfahrt zu buchen, soll-
te dem Veranstalter ein paar Fragen stellen.
Fährt das Schiff mit Marinediesel oder Erd-
gas statt mit Schweröl? Benutzt es im Ha-
fen Landstrom? Bekommen die Arbeits-
kräfte den Mindestlohn? Die Buchung
sollte nur bei positiver Antwort erfolgen.
Natürlich kann die Kreuzfahrt dann ein
wenig teurer werden. Aber wer im Schnitt
1500 Euro dafür bezahlen kann, wird auch
in der Lage sein, 1700 Euro lockerzuma-
chen, wenn dadurch das Klima geschont
und das Personal nicht ausgebeutet wird.
Wolfgang Oestreicher, Karlsruhe


Mit dem Scrubbing wird kein einziges
Gramm Schadstoff aus der Verbrennung
fossiler Brennstoffe beseitigt. Bei diesem
Verfahren wird das Problem der Abluft-
reinigung nur von der Luft ins Wasser
verlagert. Die Schadstoffe müssen dann
aus oder mit dem Wasser entsorgt werden.
Dazu kommen zusätzliche Kosten, unter
anderem hohe Energiekosten. Scrubbing
auf Kreuzfahrtschiffen ist ökologischer
und ökonomischer Unsinn. Die zurzeit ein-
zige umweltfreundliche Lösung besteht in
der Verwendung sauberer Energien.
Dipl.-Ing. Stefan Gehrmann, Backnang (Bad.-Württ.)


Nun also der nächste »Klimasünder«, der
an die Wand gestellt wird. Aber wozu?
Die allermeisten Menschen auf dieser Welt
sind nach wie vor darum bemüht, zu indi-
viduellem Wohlstand zu gelangen, min-
destens aber, ihre persönlichen Lebensum-
stände stetig zu verbessern. Mit welchem
Recht und wem wollte man dies versagen?
Tatsache ist jedoch, dass der Weg dorthin
die natürlichen Ressourcen unseres Plane-
ten belastet. Nationale Alleingänge, selbst
auferlegte Verbote und Dogmen sowie ge-
sellschaftliche Ächtung bestimmter Ver -
haltensweisen taugen nicht zur Weltenret-
tung. Was hilft? Nur die große Bühne:
USA, China, Indien, Europa, die Afrika-
nische Union, alle an einen Tisch. Wird
dies geschehen? Wohl kaum. Ergo: Es gibt
keine Hoffnung, nur ein Spiel auf Zeit. Der
globale Kampf um Wasser und Nahrung
wird kommen, die Frage ist nur, wann. Die
menschliche Rasse trägt durch den Egois-
mus jedes Einzelnen den Keim der Selbst-
zerstörung in sich. Und unser Verstand be-
sorgt dann den Rest.
Ralf Altmann, Siegen


Glückwunsch zu diesem Aufmacher, der
hoffentlich viele Kreuzfahrtbegeisterte
zum Kauf des SPIEGELanimiert hat! Nur
leider kommt in dem Artikel das Thema
Luftverschmutzung viel zu kurz, anders,
als es das großartige Titelbild vermuten
lässt. Dennoch, Sie haben es auf den Punkt
gebracht: Kreuzfahrt ist Wahnsinn! Jetzt
sollte der SPIEGELaber auch so konse-
quent sein, diesen Wahnsinn nicht noch


zu befeuern, indem er Kreuzfahrten als
Leserreisen anbietet. Bei allem Verständ-
nis für die Werbeeinnahmen: Schluss da-
mit, sofort!
Markus Zillinger, Herrnburg (Meckl.-Vorp.)

Einerseits eine gute Recherche. Anderer-
seits stimmt es sehr nachdenklich, dass im-
mer wieder auch dem SPIEGELWerbe-
blätter für die Kreuzfahrten beigelegt sind.
Ich habe keine Zweifel, dass formell der
SPIEGEL-Verlag und die SPIEGEL-Redak-
tion unabhängig voneinander sind. In an-
deren Bereichen würde man/frau ein der-
artiges Vorgehen in der Werbung vielleicht
als Gestaltungsmissbrauch bezeichnen. Es
scheint mir, dass es auch dem SPIEGELin
seiner Gesamtheit betrachtet primär um
Gewinnmaximierung geht. Der SPIEGEL
schreibt, dass er diese Kooperationen über-
denken will. Er sollte das nicht zu sehr
hinausschieben.
Heinrich Tenhündfeld, Ahaus (NRW)

Belächelte Oligarchenkinder
Nr. 32/2019 Wie auf dem Eton College die
Elite des Königreichs erzogen wird

Nach meinem Studium und einem insge-
samt fünfjährigen Aufenthalt in London
waren bei mir immer noch viele Fragen
zur englischen Volksseele offen. In diesem
Artikel wurde ich in einigen Punkten er-
hellt. Vielen Dank dafür. Noch ein Artikel
in dieser Qualität über das englische Wahl-
system würde die Situation, in der sich
Großbritannien gerade befindet, vielleicht
noch ein Stück besser erklären.
Richard Ostermeier, München

Ich stimme Ihrem Artikel voll und ganz
zu. Aber: Man muss auch die andere Seite
Englands sehen. Meine Tochter kam mit
15 Jahren nach St. Bede’s in East Sussex,
ein Internat, das ich mit ihr sorgfältig aus-
gesucht hatte. Plötzlich war sie eine be-
geisterte und eifrige Schülerin, die einen
hervorragenden Abschluss machte. Diese
Schule war modern, weltoffen und inter-
national. Natürlich gab es auch Promi- und

Oligarchenkinder, aber die wurden eher
belächelt. An den Elternsprechtagen
herrschte kleidungsmäßig britisches Un-
derstatement. Meine Tochter ist heute eine
empathische und beruflich sehr erfolgrei-

che junge Frau und sagt, dass St. Bede’s
ihre schönste Zeit war. Ich habe es nie be-
reut, den Erlös von Omas Häuschen dafür
ausgegeben zu haben! Im Übrigen habe
ich selbst als Lehrerin von den englischen
Kollegen viel gelernt. Zum Beispiel habe
ich an meiner Förderschule eine »Monday
morning assembly« eingeführt und viel
positivere und ermutigendere Zeugnisse
geschrieben.
Margret Kipphan, München

Nicht nur in Großbritannien wird die Macht
durch solche Mechanismen an die Kinder
der Eliten vererbt. Das ist ein weltweites
Problem. Auch in Deutschland hat die wirt-
schaftliche Elite ihre eigenen Schulen.
Jochen Richter, Karlsruhe

JÖRG SCHINDLER
Wall of Fame im Eton-Museum

NORA KLEIN / DER SPIEGEL
Traumapatient Beckers, Familie
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