Focus Money - 21.08.2019

(Frankie) #1

60 FOCUS-MONEY 35/2019


MONEYMARKETS


Foto: Greggs

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25

Greggs Euro


200-Tage-Linie

2015 16 17 18 2019

e = erwartet

Quelle: Thomson Reuters Datastream

Schlange an der Würstchenbude


In England dampft die Sausage Roll, das Würstchen im Blätter-
teigmantel, oft schon auf dem Frühstückstisch. Anfang des Jah-
res servierte die britische Bäckereikette Greggs das Traditionsge-
bäck erstmals mit Quorn-Füllung und verhalf – „Oh My Godness“


  • den Briten so zum Veggie-Hype. Die Welle der Empörung un-
    ter den Traditionalisten des Empire bescherte den Bäckereien
    ansehnliche Warteschlangen und der Aktie einen ungeahnten
    Höhenflug. Mittlerweile ist die Anfangseuphorie verflogen. Der
    Aktienkurs kehrte zu einem niedrigeren Niveau zurück. Gut für
    Neueinsteiger, denn die Geschichte um die vegane Wurst ist kei-
    nesfalls gegessen. Die Halbjahreszahlen sind viel versprechend.
    Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14,7
    Prozent auf 588 Millionen Euro, der bereinigte Gewinn vor Steu-
    ern um 57 Prozent auf 43,8 Millionen Euro. Die vegane Wurst im
    Teigmantel hatte an diesem Ergebnis ihren Anteil.


WKN/ISIN: A0RMZD/GB00B63QSB39
Börsenwert: 2,3 Milliarden Euro
Gewinn je Aktie 2019/20e: 84,93/90,11 Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019/20: 24,6/23,2
Dividendenrendite 2019/20e: 2,33/2,30 Prozent

MONEYMARKETS


Sausage Roll: Im Lieb-
lings-Snack der Engländer
steckt inzwischen oftmals
ein veganes Würstchen

Fakt ist: Wissenschaftler haben errechnet, dass der
Agrarsektor seine Treibhausgase bis zum Jahr 2050 um
90 Prozent reduzieren müsste, um seinen Teil dazu bei-
zutragen, dass das Ziel des Pariser Klimaabkommens von
einer maximalen Klimaerwärmung um zwei Grad Celsius
eingehalten werden könnte. „Am Ende werden sich die
Themen Geschmack, Kosten und Ressourcenverbrauch
gegenüber jenen der Ethik, Naturverbundenheit und
Lebenseinstellung durchsetzen“, folgert Hendrik Leber,
Chef der Acatis Investment, jüngst in einem Interview ge-

genüber dem Branchendienst „Multi Asset“, „die indus-
triell hergestellte fleischlose Nahrung wird dominieren.“
Attraktive Anlagealternativen. Die Karten werden neu
gemischt. Am Markt könnte das einem Hauen und Ste-
chen gleichkommen. Mit dem „Next Level Burger“ hat
Lidl ein Produkt ins Sortiment aufgenommen, das für
Beyond Meat zu einer ernsthaften Bedrohung wird. Doch
nicht nur dieser. Nestlé startete mit dem „Incredible Bur-
ger“ in Europa sowie dem „Awesome Burger“ in den USA
ein veganes Patty, das auch bei McDonald’s’ „Big Vegan
TS“ zwischen den Brötchenhälften liegt. Die Fast-Food-
Kette Burger King hat sich mit dem Beyond-Konkurrenten
Impossible Foods zusammengetan.
Die Liste der Nachfolger ist lang, und der Burggraben
um Beyond Meat wird immer schmäler. Tyson Foods ver-
kaufte seine 6,5-prozentige Beteiligung an Beyond Meat
noch vor dessen Börsengang mit der Begründung, man
sei selbst in der Lage, vegetarische Alternativen anzubie-
ten. Amerikas größter Fleischverarbeiter bietet unter der
Marke „Raised and Rooted“ pflanzenbasierte Hamburger
und Nuggets an. Für Anleger sind Fleischverarbeiter wie
Tyson, Hormel Foods und die britische Greggs attraktive
Alternativen zu Beyond Meat, ebenso die Nahrungsergän-
zungsmittelhersteller Kerry Group und DSM. Gegenüber
Beyond Meat sind diese nicht nur breiter aufgestellt, son-
dern zudem auch sehr viel günstiger.

HEIKE BANGERT

Künstliche Herstellung wächst
Bis zum Jahr 2040 dürfte der Anteil an herkömm-
lichem Fleisch global um 33 Prozent einbrechen. Die
Anteile an veganem und künstlich hergestelltem
Fleisch lägen dann bei 25 sowie 35 Prozent.

Quellen: United Nations, World Bank, A.T. Kearney analysis

Prognose für den Fleischverbrauch weltweit bis 2040
Volumen in Milliarden US-Dollar

2025

1200

2030

1400

2035

1600

2040

herkömmliches
Fleisch

neue, vegane Fleisch-
ersatzprodukte

künstlich herge-
stelltes Fleisch

90 %

10 %

72 %

18 %

10 %

55 %

23 %

22 %

40 %

25 %

35 %

1800
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