Focus Money - 21.08.2019

(Frankie) #1
FOCUS-MONEY 35/2019 Foto: Outstanding Foods 59

Heute Wurst,


morgen Veggie


18

26

22

30

34

38

Hormel Foods Euro


200-Tage-Linie

2015 16 17 18 2019

Quelle: Thomson Reuters Datastream

Noch steht Hormel Foods vor
allem für eines: Fleisch, etwa
das Frühstücksfleisch Spam.
Das klingt nicht vegetarisch
und ist es auch nicht. Der
amerikanische Lebensmit-
telproduzent verkauft auf
allen Kontinenten seine
Produkte an den Einzel- und Großhandel sowie an
Restaurants und öffentliche Einrichtungen wie Kran-
kenhäuser. Doch der Veggie-Trend geht auch an Hor-
mel nicht spurlos vorüber. Mit Veggie-Carpaccio, ve-
ganem Thai-Curry und Pigless Bacon Chips (s. Foto)
stehen zunehmend vegetarische und vegane Fleisch-
alternativen auf dem Küchenprogramm, ebenso ve-
gane Milchersatzprodukte wie Brie-Käse, Sahne, Eis
und Butter. Mit Mandelbutter überzogene Mandeln
und vegane Pringles stehen derzeit hoch im Kurs.
Das Beste an Hormel ist die solide Bilanz. Die lang-
fristige Verschuldung beträgt weniger als fünf Pro-
zent der Kapitalstruktur – selbst dann, wenn Hormel
neue Marken zukauft, um nicht den Anschluss an die
Verbraucher zu verlieren. Die Umsätze steigen zwar
nur im niedrigen einstelligen Bereich, dafür konti-
nuierlich. Bei einem Umsatz von 8,5 Milliarden Dol-
lar erwirtschaftete Hormel Foods zuletzt einen Jah-
resüberschuss von 0,9 Milliarden Dollar.

e = erwartet; *Geschäftsjahr endet am 31. Oktober

WKN/ISIN: 850875/US4404521001
Börsenwert: 19,8 Milliarden Euro
Gewinn je Aktie 2019/20e*: 1,55/1,58 Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019/20*: 24,0/23,5
Dividendenrendite 2019/20e: 1,99/2,18 Prozent

D


ie Welt im Beyond-Meat-Fieber: Das ist nicht nur ein
abgedrehter Aktienkurs, sondern auch die Schlange
an der Frittenbude und die vergriffene, in Plastik einge-
schweißte Veggie-Bulette aus der Discounter-Tiefkühltru-
he. Szeneclubs von München bis London servieren den
Gemüse-Burger zu veganen Kartoffelsticks. Über Insta-
gram wird das Geschmackserlebnis geteilt und mit den
Eindrücken berühmter Sterneköche verglichen. „Meins
ist das nicht“, bekannte Tim Raue gegenüber der „Bild“-
Zeitung, „man erkennt sofort den Fake.“ Sein Restaurant
in Berlin hat zwei Sterne, seine Meinung unter Freunden
kulinarischer Genüsse Gewicht. Sei’s drum.
Frage des Geschmacks. Den Hype um den Veggie-Burger
versteht ohnehin nur, wer hinter die Zahlen guckt. Letzt-
lich ist dieser keine Frage des Geschmacks, sondern eine
schiere Notwendigkei t. „Wir stehen vor nichts weniger als
dem Ende der Fleischproduktion, wie wir sie kennen“, pro-
phezeit Carsten Gerhardt, „bereits 2040 werden nur noch
40 Prozent der konsumierten Fleischprodukte von Tieren
stammen.“ Der Landwirtschaftsexperte und Partner der
Unternehmensberatung A.T. Kearney hat sich in einer ak-
tuellen Studie mit Alternativen zu klassischen Fleischpro-
dukten befasst. Darin geht er zwar von einem global bis
2040 auf 1,8 Billionen Dollar weiter wachsenden Fleisch-
markt aus. Allerdings verdrängen veganes und kultiviertes
Fleisch zunehmend herkömmliches.
Gerhardt steht mit seiner Meinung nicht allein da. Nach
der Rechnung von Barclays Research könnte der Umsatz

Anleger schauen bei der Hormel-Foods-Aktie nicht
nur auf die Kurs-, sondern auch auf die Dividenden-
entwicklung. Die Dividendenrendite liegt zwar nur
um rund zwei Prozent, die Ausschüttung ist aber in
den vergangenen 50 Jahren konstant gestiegen.

Aktie für konservative Anleger


USA^1196

Großbritannien^396

Deutschland^200

Italien^167

Niederlande^98

Frankreich^126

Schweden^74

Belgien^47

Schweiz^13

Norwegen^9

Umsatz mit Fleischersatzprodukten nach Ländern
2018 in Millionen US-Dollar, geschätzt


Barclays Research


Bis 2029 könnte der Umsatz mit


Fleischersatzprodukten ein Volumen von


140 Milliarden Dollar pro Jahr erreichen.


mit Fleischersatzprodukten binnen der nächsten zehn
Jahre ein Volumen von 140 Milliarden Dollar erreichen.
Wohlgemerkt pro Jahr. „Während im Labor gezüchtetes
Fleisch noch einige Jahre davon entfernt sein dürfte, an
den Supermarkttheken zu liegen, gewinnt pflanzenba-
siertes gegenüber herkömmlichem an Raum“, beschrei-
ben die Barclays-Analysten den Trend als „eine größere
Anlagechance als E-Autos vor zehn Jahren“.
Ökologische Notwendigkeit. Der Umbruch in der Fleisch-
industrie ist nicht nur ökonomisch, sondern vor allem öko-
logisch sinnvoll. Rindfleisch gilt weltweit als der Klimakil-
ler Nummer eins. Neun Prozent aller Treibhausgase – das
sind 4,7 Gigatonnen pro Jahr – gehen allein auf die Hal-
tung von Rindern zurück. Alle Kühe zusammen genom-
men stoßen rein rechnerisch in etwa so viel aus wie 1,5
Milliarden Autos. Dass es derzeit nur 1,3 Milliarden Autos
gibt, geschenkt! Doch für einen ähnlich hohen Treibhaus-
effekt müssten diese zudem alle gleichzeitig fahren.
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