Handelsblatt - 27.08.2019

(lily) #1

Mobilfunk


Chinas


Dominanz


H


uawei, Oppo und jetzt Xiao -
mi: Gleich drei führende
chinesische Technologieun-

ternehmen wollen von Düsseldorf


aus ihre Expansion in Deutschland


forcieren. Dabei hilft ihnen die Ein-


führung des nächsten Mobilfunk-


standards 5G. Denn gerade sie sind


es, die Smartphones für den Echt-


zeitmobilfunk im Sortiment haben.


Huawei hat bereits seit vielen Jah-


ren seine Europazentrale in Düssel-


dorf. Der Smartphone-Anbieter Op-


po kündigte vergangenes Jahr ein


Büro in der Landeshauptstadt in


Nordrhein-Westfalen an. Und ver-


gangene Woche gab Xiaomi im Han-


delsblatt die Eröffnung eines Büros


in Düsseldorf bekannt.


Die Entwicklungen zeigen, wie


wichtig der deutsche Markt mittler-


weile für die chinesischen Techno-


logiefirmen geworden ist. Ein Blick


in ihr Produktportfolio offenbart


auch, womit sie deutsche Endkun-


den erreichen wollen: 5G.


Der schnelle Mobilfunkstandard


soll in Deutschland ausgerollt wer-


den. Vodafone hat sein Netz als ers-


ter Betreiber für Endkunden freige-


schaltet. Doch die Technologie an


den Antennen ist nutzlos, wenn


nicht auch viele Endverbraucher 5G


nutzen können. Dafür brauchen sie


entsprechende Smartphones. Apple


hat sich bis heute nicht dazu geäu-


ßert, wann das erste iPhone mit 5G


verfügbar sein wird.


In der Zwischenzeit versuchen


die chinesischen Anbieter, den


Markt zu besetzen. Oppo war die


erste Firma, die überhaupt ein


5G-Smartphone nach Europa brach-


te. Schon im Juni wurde das Oppo


Reno 5G in der Schweiz verkauft.


Im August schaltete Vodafone dann


erstmals 5G für Endverbraucher in


Deutschland frei und verkaufte die


nötigen Smartphones von Huawei


gleich mit. Xiaomi will als Nachzüg-


ler den Markt über den Preis aufrol-


len. Für rund 600 Euro sollen die


5G-Geräte verkauft werden.


Die Entwicklung zeigt: Während


die Politik noch immer darum


ringt, welche Rolle Chinas Firmen


im 5G-Netzausbau spielen dürfen,


schaffen Hersteller Fakten. Bei den


Endgeräten könnten chinesische


Firmen den Ton vorgeben.


5G ist die Zukunft. Und die nötigen
Smartphones dafür könnten vor
allem aus China kommen, sieht
Stephan Scheuer.

„Heute wird ein destabilisierender


Faktor, ein Instabilitätsfaktor,


für das Bankensystem aufgehoben.“


Kyriakos Mitsotakis, Ministerpräsident Griechenlands,
hebt die im Krisenjahr 2015 eingeführten Kapitalkontrollen auf.

Worte des Tages


Der Autor ist Redakteur im


Ressort Unternehmen & Märkte.


Sie erreichen ihn unter:


[email protected]


F


amiliengeführte Unternehmen genießen
in Deutschland einen hervorragenden
Ruf. Das liegt zum einen an der hierzu-
lande ausgeprägten Skepsis gegenüber
anonymen Aktiengesellschaften, die an
der Börse dem Spiel einer zunehmend angloameri-
kanisch geprägten Investorenkultur ausgesetzt sind.
Zum anderen sind gerade in Deutschland die famili-
engeführten Mittelständler und Großunternehmen
vielfach wirtschaftlich sehr erfolgreich.
Studien weisen das immer wieder nach – auch ei-
ne neue Untersuchung der TU München zeigt ein-
deutig in diese Richtung: Danach haben börsenno-
tierte Unternehmen mit starkem Familieneinfluss in
den vergangenen zehn Jahren eine deutlich höhere
Kapitalrendite erreicht als die Aktiengesellschaften
mit breit gestreutem Besitz. Auch der Zuwachs an
Arbeitsplätzen ist demnach bei familiendominierten
Unternehmen größer.
Aus diesen Ergebnissen lassen sich einige Schluss-
folgerungen ziehen und Forderungen ableiten – zum
Beispiel die, dass die Politik gerade den familienge-
führten mittelständischen Unternehmen einen bes-
seren Rahmen für ihre weitere Entwicklung geben
sollte. Und sie führen zu einer interessanten Frage:
Sind Firmen mit maßgeblichem Familieneinfluss et-
wa die besseren Unternehmen? Dies muss allerdings
mit einem klaren Nein beantwortet werden. Anwe-
senheit und Einfluss einer Familie machen noch lan-
ge nicht den Unterschied zwischen Erfolg und Miss-
erfolg eines Unternehmens aus.
Zu der Überlegenheitsthese können die Studien
über den wirtschaftlichen Erfolg dieses Firmentypus
verleiten. Auch die neu entfachte Diskussion über
den Sinn und Zweck von Unternehmen zahlt letzt-
lich auf das Konto von Familienunternehmen ein.
Wenn sich schon amerikanische Topmanager vom
Mantra des Shareholder-Value abwenden und eine
Ausrichtung auf Kunden, Mitarbeiter und Gesell-
schaft fordern, könnte ihnen der typisch deutsche
Unternehmer als Vorbild dienen. Schließlich beher-
zigt er diese Ausrichtung schon immer.
Keine Frage: Familienfirmen – egal ob börsenno-
tiert oder voll in Privatbesitz – haben prinzipiell gro-
ße Vorteile gegenüber anonym wirtschaftenden Ge-
sellschaften. Familie suggeriert Vertrauen, Zusam-
menhalt, eine Kraftbasis für die Entwicklung. Diese
der Familie zugeschriebenen Stärken werden viel-
fach auf familiär geführte Firmen übertragen. Und
tatsächlich gibt es diesen Zusammenhalt vielerorts,
die Firma ist mehr als nur ein Arbeitgeber. Kenn-
zeichnend sind auch die kurzen Entscheidungswege.
Familienbetriebe können sehr schnell agieren.

Die größte Stärke von Familienunternehmen aber
ist: Risiko, Haftung und Kontrolle liegen in einer
Hand. Das schützt im Idealfall vor zweifelhaften
wirtschaftlichen Abenteuern. Schließlich hat eine
Unternehmerfamilie das oberste Ziel, die Firma in
guter Verfassung an die nächste Generation zu über-
geben. Der mit einem Fünfjahresvertrag ausgestatte-
te Vorstandsvorsitzende eines Börsenkonzerns hat
diese Perspektive nicht.
All das ist aber nur ein Idealbild, das es längst
nicht in allen Familienunternehmen gibt. Vorbildlich
agieren Firmen wie Henkel und Merck, deren Eigner
einen Weg gefunden haben, sich selbst zu organisie-
ren, um möglichen familieninternen Zwist vom Un-
ternehmen fernzuhalten. Sie geben sich zudem nicht
dem Trugschluss hin, dass immer einer aus der Sip-
pe die Firma führen muss. Sie engagieren familien-
fremde Manager und bringen ihre Interessen über
die Kontrollgremien ein.
Denn klar ist auch: Familie kann ebenso gut eine
zerstörerische Wirkung entfalten – das gilt im eigent-
lichen Leben wie in der Führung eines Unterneh-
mens. Womöglich schon im Sandkastenalter entfach-
ter Neid und Missgunst unter Geschwistern ist Gift
für die Firma, ebenso eine dominante Vaterfigur, de-
ren patriarchalisches Herrschen keinen erfolgrei-
chen Übergang auf die nächste Generation zulässt.
Die Nachfolge misslingt noch immer reihenweise.
Zuletzt zeigte sich dies beim Modehändler Gerry We-
ber, der in die Insolvenz schlitterte.
Nein, überlegen sind Familienunternehmen im
Vergleich zu anonymen Börsenkonzernen per se si-
cher nicht. Schließlich finden sich auf beiden Seiten
sehr erfolgreiche Gesellschaften ebenso wie viele
Fälle von Misswirtschaft. Bei den börsennotierten
Gesellschaften kommt Letzteres nur viel öfter ans
Tageslicht.
Die Frage, wer das bessere Unternehmen ist, ent-
scheidet sich nicht am Typ, sondern an der Qualität
der Unternehmensführung. Skandale und Krisen
sind eine Folge von Missmanagement und schwa-
cher Kontrolle. Das gilt für alle Unternehmen. Eine
professionelle und starke Governance, vom Kontroll-
gremium übers Management bis hin zu den internen
Strukturen, macht hier wie da den Unterscheid. Fa-
milien können eine gute Macht in diesem Zusam-
menspiel sein. Aber dazu müssen sie ihre Stärke
richtig auszuspielen wissen. Sonst wird sie schnell
zur Ohnmacht.

Leitartikel


(Ohn)Macht


der Familie


Familienfirmen
sind nicht per se
die besseren
Unternehmen.
Gute Governance
macht den
Unterschied,
meint
Bert Fröndhoff.

Die größte


Stärke von


Familienunter-


nehmen ist:


Risiko, Haftung


und Kontrolle


liegen in einer


Hand.


Der Autor ist Teamleiter Industrie.
Sie erreichen ihn unter:
[email protected]

Meinung

& Analyse

DIENSTAG, 27. AUGUST 2019, NR. 164


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