Handelsblatt - 27.08.2019

(lily) #1

Logistik


UPS sucht Elektro-Alternative


Der Paketriese rüstet seine


Flotte auf umweltfreundliche


Antriebe um. Vom Post-Modell


Streetscooter will der


Konzern aber nichts wissen.


Christoph Schlautmann Düsseldorf


B


ei der Umrüstung seiner Aus-
lieferungsflotte auf umwelt-
freundliche Antriebe gibt UPS
dem deutschen Post-Konzern einen
Korb. „Der elektrische Streetscooter,
den die Post in Aachen und Düren
produziert, ist für unsere Zwecke zu
klein“, erklärte UPS-Deutschlandchef
Frank Sportolari gegenüber dem Han-
delsblatt. Es habe vor einiger Zeit Ge-
spräche zwischen den beiden Unter-
nehmen gegeben, am Ende seien die-
se aber erfolglos beendet worden.
Für den Paket- und Expressriesen
aus Atlanta, der in Deutschland
30 000 Mitarbeiter beschäftigt und die
Bundesrepublik als seinen wichtigsten
Auslandsmarkt führt, bleiben alternati-
ve Antriebe für die braunen Lieferfahr-
zeuge dennoch oben auf der Agenda.
„Ab 2020 werden wir jährlich 25
Prozent der neu beschafften Liefer-
wagen mit alternativen Kraftstoffen
betreiben“, sagte Sportolari. Um die
Emissionen zu reduzieren, habe sich
UPS außerdem zum Ziel gesetzt, bis
2025 rund 40 Prozent seiner An-
triebsenergie aus kohlenstoffarmen
oder alternativen Kraftstoffen zu be-
ziehen.
Als Vorreiter hatte sich der Wettbe-
werber DHL, die Paketsparte der
Deutschen Post, zuletzt mit der kon-
zerneigenen Tochter Streetscooter ei-
nen Namen gemacht. Seit der Über-
nahme des Start-ups, das einst an der
RWTH Aachen gegründet wurde, vor
fünf Jahren hat der Bonner Dax-Kon-
zern bis zum Frühjahr 2019
rund 9 000 Elektrotransporter produ-
ziert. Weitere 6 000 sollen im Laufe
des Jahres hinzukommen, wodurch
dann knapp 15 Prozent der Flotte des
gelben Riesen elektrifiziert wären.
Den Amerikanern aber sind die
Fahrzeuge zu klein. „Wir liefern mit
3,5-Tonnern und 7,5-Tonnern aus“,
berichtet der Deutschlandchef –
schließlich gehen rund 80 Prozent
der Zustellungen an Firmenkunden.
Die Zuladung des Streetscooters dage-
gen beträgt nicht einmal eine Tonne.

Entsprechend lässt UPS an Alterna-
tiven basteln. 2007 starteten erste
Tests mit einem britischen Hersteller,
2010 wurde man beim Mittelständler
Elektrofahrzeuge Schwaben (EFA-S)
fündig, der sich am Firmenstandort
nahe Kirchheim/Teck auf den Umbau
von Fahrzeugen mit Verbrennungs-
motor zu umweltfreundlichen Elek-
troantrieben spezialisiert hat.
88 solcher umgerüsteten 7,5-Ton-
nen-Dieselfahrzeuge hat UPS mittler-
weile deutschlandweit im Einsatz,
viele davon in Düsseldorf und Karls-
ruhe. In ganz Europa sind 200 unter-
wegs. Mit den Umbauten sei man
„sehr zufrieden“, heißt es dazu offi-
ziell aus dem Unternehmen.

Lastenräder im Einsatz
Dennoch laufen parallel Tests mit ei-
nem Hybridfahrzeug, dessen Bausatz
die litauische Firma Elinta liefert. Für
die Karosserie, deren Design aus At-
lanta schon seit dem Deutschland-
start 1976 penibel vorgegeben wird,
ist die niedersächsische Firma Som-
mer Karosseriebau verantwortlich.
Die ersten Einsätze von 7,5-Ton-
nern in Hannover und 3,5-Tonnern in
Frankfurt verliefen verheißungsvoll.
„Wir werden noch weitere Fahrzeuge
in diesem Jahr umrüsten“, kündigt
Sportolari an. Endgültig entschieden
ist aber noch nichts. In Köln schickte
UPS im Mai 2019 in einem dritten Akt
den Elektro-Nutzfahrzeugentwickler
BPW testweise ins Rennen. Dort be-
finden sich die ersten Ergebnisse
noch in der Auswertung.
Deutlich weiter ist „Big Brown“ da-
gegen schon bei einer ganz anderen
Antriebsart: dem Lastenfahrrad. Vor
zehn Jahren in Hamburg gestartet,
sind die Lastenfahrräder inzwischen
an 30 Standorten deutschlandweit
im Einsatz, darunter auch in Dort-
mund oder Münster.
Dort starten sie üblicherweise von
sogenannten Mikrodepots aus – mo-
bilen Stahlcontainern oder Lastwa-
genanhängern, die zum Arbeitsan-
tritt an vereinbarten Standorten
aufgestellt werden. Auch Parkhaus-
Erdgeschosse oder schlichte Garagen
nutzt UPS mancherorts als Verteil-
zentrum in der Innenstadt. „Inner-
halb des Mittleren Rings in München
wollen wir das komplette Gebiet mit
solchen Lastenfahrrädern abde-
cken“, kündigt Sportolari an. Nur

Großlieferungen etwa an Warenhäu-
ser sollen dann noch mit dem Lkw
ausgefahren werden.
Experten wie der Hamburger Logis-
tikberater Horst Manner-Romberg hal-
ten solche Planungen und Konzepte
keineswegs für Luxus. „Die Paket-
dienste müssen sich darauf einstellen,
dass in vielen Metropolen Innenstadt-
sperrungen verhängt werden“, beob-
achtet er. „Angesichts der Umweltbe-
lastungen und des drohenden Ver-
kehrsinfarkts in den Citys bleibt vielen
Verwaltungen nichts anderes übrig.“
Wie ernst die Lage ist, können Zu-
stellfirmen in Hamburg verfolgen.
Dort ziehen die Grünen mit der Forde-
rung in den Bürgerschaftswahlkampf,
die Haupteinkaufsmeile Mönckeberg-
straße sowie Teile des Jungfernstiegs
komplett für den motorisierten Ver-
kehr zu sperren. „UPS hat mit den
Lastenfahrrädern vorausschauend auf
das richtige Konzept gesetzt“, ist sich
Manner-Romberg sicher.
Das Beispiel macht Schule. UPS-
Stationen in Dublin, Paris und Mai-
land haben das Modell seit Kurzem
übernommen. „Demnächst werden
es auch die USA importieren“, kün-
digt Sportolari an. Nicht sein einziger
Erfolg. Gleichzeitig schaffte das Kon-
zernsegment „International Packa-
ge“, in dem Deutschland die Haupt-
rolle spielt, im zurückliegenden
Quartal eine Rekordmarge von 18,9
Prozent. Zum Vergleich: Die Deut-
sche Post musste sich im selben Zeit-
raum mit fünf Prozent begnügen.

Der elektrische


Streetscooter,


den die Post in


Aachen und


Düren


produziert,


ist für unsere


Zwecke zu


klein.


Frank Sportolari
Deutschlandchef UPS

Die größten Paketdienste
Marktanteile in Deutschland*

*2017/’18

HANDELSBLATT • Sonstige: 1 % • Quelle: MRU

DHL


DPD


Hermes


GLS


UPS


45 %


17 %


16 %


13 %


8 %
UPS-Truck: Der
Konzern will künftig
mehr Elektrofahr-
zeuge einsetzen.

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