Süddeutsche Zeitung - 29.08.2019

(Grace) #1
:

PünktlichzurUrlaubssaisonhatderDeut-
scheAlpenverein(DAV)kürzlichseineBerg-
unfallstatistikfürdasJahr2018herausge-
geben.MiteinerrelativgutenNachricht.
ZwargabesimvergangenenJahr31Todes-
fälle,daswarenaberimVerhältniszuden
knapp1,3MillionenDAV-Mitgliederndie
wenigstenVerunglücktenseitBeginnder
Aufzeichnungen1952.AuchdieZahlderin
einenNotfallgeratenenDAV-Mitglieder
gingimVergleichzu2017leichtzurück,
von1245auf1178.WassichhinterdenZah-
lenverbirgt,erklärtStefanWinter,Zweiter
VorsitzenderdesBayerischenKuratori-
umsfüralpineSicherheitundRessortlei-
terfürBreitenbergsport,Sportentwick-
lungundSicherheitsforschungbeimDAV.

SZ:DerDAVsprichtvoneinem„historisch
niedrigenBergsportrisiko“.Klingterst
einmalgut.
StefanWinter:Dasklingtgutundfreutuns
natürlich.WenngleichmannichtinJubel-
schreieausbrechenmuss.Dieabsoluten
ZahlensindweiterhinineinerGrößenord-
nung,dieeszureduzierengilt.
AußerdembeziehtsichdieStatistiknur
aufDAV-Mitglieder.HatsiedennochAus-
sagekraft?
DieUnfallstatistikdesDAVistdeshalbso
gut,weilessieseitvielenJahrzehntengibt
undsieaußerdemindasVerhältniszuden
Mitgliederzahlengesetztwird.Dadurch
lassensichTrendserkennen.Mankannsie
zwarnichtunbedingteinszueinsaufdie
Allgemeinheitübertragen,daeinAlpenver-
einsmitgliedgenerelleinehöhereAffinität
zudenBergenhat.WasdieZahldertödlich
Verunglücktenangeht,zeigtsichaber
auchindenNachbarländernSchweizund
ÖsterreicheinähnlicherRückgang.
AndererseitshatsichdieZahlderEinsät-
zederBergwachtBayernzwischen2006
und2018nahezuverdoppelt,aufzuletzt
mehrals3000.
Dasistrichtig.Wobeimannichtvergessen
darf,dassdieBergwachtbeivielenAktivitä-
tengerufenwird,dienichtimengerenSin-
nemitBergsportzutunhaben,etwaSnow-
boardenoderLaufen.OderauchzuEinsät-
zen,dienichtsmitFreizeitaktivitätenzu
tunhaben.Leiderweißmanauchnochim-
mernicht,wievieleMenschenimGebirge
überhauptunterwegssind.Daswärefür
dieBergwachtnatürlichauchinteressant,
schonalleinealspolitischeArgumentati-
onshilfe,wennesumihreAusstattung
geht,oderumdieTourismusströmeange-
wissenHotspotszukanalisieren.
InderneuenDAV-Unfallstatistikheißtes
auch,dieZahlderBlockierungen–alsoSi-
tuationen,indenenBerggängerdurch
Selbstüberschätzungfesthängen,obwohl
sieunverletztsind–seiüberraschender-
weisezurückgegangen.Wiekommtdas?
Dasistschwierigzubeantworten.EinSze-
nariokönntesein,dass2018einsehrwar-
merSommerwarunddieLeuteschlicht-
weglieberandenSeeoderindenBiergar-
tengegangensindalsindieBerge.Einzwei-
terAnsatzlautet,dassdieAufklärungge-
fruchtethat.EinedritteErklärungwäre:
EsistderblankeZufall.
AnwelcheErklärungglaubenSiealsEx-
perte?
IchvermuteeineMischungausdendrei
Gründen.WobeiichbeimThemaAufklä-
rungselbstschonmanchmaldieSorgeha-
be,dassdiesezwischenalldenvielen
anderenNachrichtenausdemOutdoorbe-
reichuntergeht.
SprichtfürdieZufallstheorie,dassandere
InstitutionenwieetwadasKuratorium
fürAlpineSicherheitinÖsterreicheineZu-
nahmeanBlockierungenregistrieren?
Ja.Ganzallgemeinwürdeichsagen,dass
sichreinstatistischdasRisiko,ineineBlo-
ckierungzugeraten,eherweitererhöht.
WerdendieMenscheninihremgrenzenlo-
senVertrauenindasSmartphonealsRet-
tungsassistentimmerunvorsichtiger?

Daswürdeichjetztehermitneinbeantwor-
ten.DerDurchschnittswandereristgut
ausgerüstet,undanInformationenman-
geltesnicht.Ichwürdeeseherleichtferti-
gerundunreflektierternennen.Insge-
samtwirdjaeinwachsenderEinflussauf
denMenschenausgeübt,dassesangesagt
ist,imBergsportaktivzusein.Daspassiert
beispielsweisemitschönenBildernvon-
seitensozialerMedien,Bergmagazinen
oderauchderBergsportindustrie.Ineiner
Form,diesehransprechendrüberkommt
undgeradedasBedürfnisvonPersonenin
derRushhourihresLebensbedient,also
derGruppeder25-bis50-Jährigen.
UndwoliegtdasProblem?
DasLeistungsprinzipdesJobsunddamit
derStressausdemAlltagwerdenoftmals
aufdenBergübertragen.DieNaturdient
nichtmehrdazuabzuschalten,sondernals
BühnefürdeneigenenEhrgeiz.Dadurch
manövrierensichabervieleineineLage,
dersienichtmehrgewachsensind.Daser-
gibtdanndieBlockierung.
ImmerhingabesanKlettersteigenlaut
DAV-UnfallstatistikimJahr2018keinen
einzigentödlichenUnfallundnur33Not-
fälle.DabeientwickeltensichdieSteige
zuBrennpunktenfürBergretter.

DieKlettersteigunfällestabilisierensich
geradeaufmittleremNiveau.Hieristwirk-
licheinigesanAufklärungpassiert,auch
vonseitenderHändlerundHersteller.Da
hatsichauchvielesbeiderAusrüstungge-
tan,diemittlerweilevielsichererist.Die
meistenLeutewisseninzwischeneinfach,
dasssieamKlettersteigeinvernünftiges
SetmitHelm,GurtundFalldämpferbrau-
chen.
GleichmehrereStatistikenbesagen,dass
vondentödlichVerunglücktenamBerg
überdurchschnittlichvieleOpfer–näm-
lichetwa85Prozent–Männersind.Wor-
anliegtdas?WasunterscheidetihrVerhal-
tenvondemderFrauen?
EsgibteinenmedizinischenFaktor:Män-
nersindanfälligerfürHerz-Kreislauf-Pro-
bleme,dienachdemSturzdiezweithäu-
figsteTodesursacheamBergsind.Viel
wichtigeristaberdaspsychologische
Phänomen,dassMänner–unddasbetrifft
auchvieleandereBereichedesLebens–
grundsätzlichrisikobereitersindalsFrau-
en.
Klingtimmerhinaberso,alshätteman
seinSchicksalamBergmeistensselbstin
derHand.
Ja,dasistdefinitivso.

ÄnderteinReiseveranstalterdieRück-
reisezeiten,kanndaszurPreisminde-
rungberechtigen.NachAnsichtdes
AmtsgerichtsMünchenistdaszumin-
destgerechtfertigt,wennsichdieReise-
zeiterheblichverlängert.EineEntschä-
digungfürnutzlosaufgewendeteUr-
laubszeitgibtesabernichtunbedingt,
berichtetdieZeitschriftReiserechtaktu-
ell.IndemverhandeltenFallwarder
Rückflugeigentlichfür14.30Uhrvorge-
sehen.DasFlugzeugsollteum16.05
UhrinStuttgartlanden.VorderRückrei-
sebuchtederReiseveranstalterden
Kundenaberum:SeinFlughobnun
schonum6.30Uhrabundlandeteum
8.40UhrinSaarbrücken.ZurWeiterrei-
seerhieltderKlägereinenZuggut-
schein.DiegesamteReisezeitverlänger-
tesichdamitummehralssechsStun-
den.DerKlägerfordertespäterGeld
vomVeranstalterzurück,mitErfolg:
Alleinschon,weilderAnkunftsflugha-
fengeändertwurde,stuftedasGericht
dieÄnderungalserheblichein.Pro
StundeverlängerterReisezeitkönne
eineMinderungvon7,5Prozentdes
Reisetagespreisesgeltendgemacht
werden.DieVorverlegungderAbreise-
zeitindiefrühenMorgenstundenmit
einerBeeinträchtigungderNachtruhe
desletztenUrlaubstagesberechtigtzu
einerweiterenMinderungum25Pro-
zentdesReisetagespreises.Schadener-
satzkommeallerdingsnichtinBe-
tracht. 

WashatsichderKünstlerdabeige-
dacht?DieseFragestelltmansichviel-
leichtimMuseum,denneigentlichist
Kunstjadazuda,dasssiedenBetrachter
zumNachdenkenbringt.ImUrlaubskon-
textistdasetwasanderes.DenneinHo-
telzimmer,einZugabteil,eineFußgän-
gerbrückesindjadazuda,dasswirsiege-
dankenlos,quasiintuitivnutzenkön-
nen,umgutzuschlafen,einBuchzule-
senodertrockenenFußeseinenFlusszu
überqueren.Solltemandenken.Allein,
dahabenwirdieRechnungohnejene
Künstlergemacht,diesichArchitekten
nennen,manchmalsogarmitdeminfla-
tionärenPräfix„Star“.
Manchenvonihnenscheintesnicht
darumzugehen,erholungsbedürftigen
MenschenzuDienstenzusein,ihnen
gehteseherumdengroßenWurf,um
dienutzerfreundlichenDetailsmöge
sichdieNachweltkümmern.Sogibteset-
wainWieneinerst2010eröffnetesHo-
tel,entworfenvonJeanNouvel.Erlegte
Wertdarauf,nichtnuranderFassade,
sondernauchimInnerendieFarbegrau
dominierenzulassen,schließlichwares
jaein„ArtHotel“.DerGastbetrateinZim-
mermitgrauemBetonboden,grauen
Wändenundeinergrauen,untenoffe-
nenDuscheunmittelbarnebendem
grauenBett,wasdazuführte,dassman
sichvordemSchlafengehennasseFüße
holte.Nunwurdewohldeshalbbereits
einkompletter„Relaunch“notwendig.
EinneuerArchitektsollteFarbeindas
monotoneGraubringensowiedie„we-
nigkratzverzeihenden“Oberflächen
vonNouvelaustauschen.Oberauchnor-
maleDuscheneinbaute,istnichtbe-
kannt.SolcheBeispielegibtesviele,und
nunkommteineNachrichtausVenedig,
derStadt,dienebendemTouristenpro-
blemaucheineArchitektenproblemhat.
DerSpanierSantiagoCalatravawur-
devoneinemGerichtzueinerZahlung
von78000EuroandieStadtverurteilt,
weilerdenVenezianerneinekühnge-
schwungeneFußgängerbrückehinge-
stellthatte,dieerstensvielteurerwurde
alsgeplant(rundelfstattsiebenMillio-
nenEuro)undzweitensnichtganzsofuß-
gängergeeignetist.DieStufendes„Pon-
tedellaCostituzione“sindausGlas,was
sieextremrutschigmachtineinerStadt,
inderesgernemaletwasfeuchterwird.
BeiSchneefall,washierauchvorkommt,
mussdieBrückegesperrtwerden,denn
SalzverträgtdasGlasgarnicht.167000
EurokostetjährlichalleindieInstandhal-
tungdesBauwerks.Nunmusstemanfür
vielGeldAnti-RutschstreifenausVul-
kangesteinaufbringen.DerArchitekt,
soheißtes,überlege,gegendasUrteilBe-
rufungeinzulegen.
DieBrücke,sorechtfertigtersichauf
seinerWebsite,bietedocheinenwunder-
schönenBlicküberdenCanalGrande.



StefanWinterist
Bergführerund
forschtfürden
DeutschenAlpenverein
(DAV)zuFragen
derSicherheit.
FOTO:DAV

Schicksal in der Hand


DieZahlderUnfallopferindenAlpengehtzurück.EinErfolgfürdieAufklärungsarbeit
derBergretter?StefanWintervomDeutschenAlpenvereinistverhaltenoptimistisch

DerwarmeSommerhatoffenbarviele
GästeandiedeutscheKüstegelockt.
DasLandNiedersachsenverzeichnet
mit1,7MillionenÜbernachtungsgästen
einPlusvon8,2Prozent.DieZahlder
gebuchtenÜbernachtungenstiegum
11,3ProzentimVergleichzumJuni2018
aufüberfünfMillionen.Dieangebote-
nenSchlafgelegenheitenwarennach
AngabendesStatistischenLandesam-
teszufast42Prozentausgelastet.Star-
keZuwächsebeidenÜbernachtungen
gabesdemnachindenReisegebieten
anderNordseeküsteundauchinder
LüneburgerHeide. 

REISERECHT


VierMonatenachdenverheerenden
AnschlägenzuOsternmitHunderten
OpfernhatSriLankadenAusnahmezu-
standaufgehoben.DiemeistenVerdäch-
tigenseienfestgenommenodergetötet
worden,teiltediePolizeimit.Beiden
AnschlägenaufdreiKirchenunddrei
LuxushotelshattenSelbstmordattentä-
termehrals250Menschengetötet,
darunter40Ausländer.Hundertewur-
denverletzt.PräsidentMaithripala
SirisenahattedaraufhindenAusnahme-
zustandverhängt.DieTerrormilizIsla-
mischerStaat(IS)hattedieAnschläge
fürsichreklamiert.DieAttentäterge-
hörtennachAngabenderRegierungin
SriLankaeinereinheimischenIslamis-
tengruppean.DieAnschlägeunddie
MaßnahmendanachhattendemTouris-
musdesLandessüdlichvonIndiensehr
geschadet.VieleHotelsundStrände
sindauchheutenochleereralssonst.
DasAuswärtigeAmträtUrlaubernzu
„erhöhterVorsicht“. 

DasGeländerundumdasHermanns-
denkmalimTeutoburgerWaldsollfür
TouristenundBesucherattraktiver
werden.Vorkurzembegannendieers-
tenArbeitenzumBaueinesgroßen
multimedialenBesucherzentrums.Die
sogenannte„ErlebnisweltHermanns-
denkmal“sollGästeauf500Quadrat-
meternüberdieKulturgeschichteder
StatuedesCheruskerfürsteninformie-
ren–undzwarmitmodernendigitalen
Mitteln.Geplantistein360-Grad-Kino
undderEinsatzvonVirtualReality.
DasneueGebäudeaufdemGelände
amFußedesDenkmalswirdeinebeste-
hendeTouristeninformationersetzen.
InsgesamtkostetderNeubau2,3Millio-
nenEuro,einenGroßteilübernimmt
dasLandNordrhein-Westfalen.Läuft
allesnachPlan,könntedieErlebniswelt
imApril2021öffnen,sagteeineSpre-
cherindesLandesverbandesLippe.In
denkommendenJahrensollenweitere
Maßnahmenfolgen,diedasHermanns-
denkmaltouristischaufwerten.Mit
einerhalbenMillionBesucherproJahr
istdasHermannsdenkmaleinesder
beliebtestenAusflugszieleinNordrhein-
Westfalen. 

WELTWEIT


MehrGästeanderKüste


SriLankasRückkehr


NeuimTeutoburgerWald


VorgezogeneRückreise


36REISE Donnerstag,29.August2019,Nr.199 DEFGH


Hinweis der Redaktion:DieRecherchereisenfür
dieseAusgabewurdenzumTeilunterstütztvon
Veranstaltern,Hotels,Fluglinienund/oderTou-
rismus-Agenturen.

ENDE DER REISE


AnderWatzmann-OstwandbeiBerchtesgadensinddieRettungskräftehäufigimEinsatz. FOTO:DPA

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