Wohnen & Garten - September 2019

(Greg DeLong) #1

Liechtenstein


UnterWeGS in Kulinarisches Ein Gault-Millau-
Koch mit einem Adlernest, ein
Gourmettempel, der sich bescheiden
Landgasthof nennt, ein nostalgi-
sches Gasthaus mit malerischem
Weinberg – das kleine Fürstentum
hat viele Facetten, die Gourmets
und Genießer aus aller Welt
schätzen. Das Angebot reicht
von herzhaft-bodenständigen
bis zu feinen, exklusiven Gaumen-
freuden. Das wohl urigste der
lokalen Gerichte ist „Ribel“, ein Maisbrei, zu dem man Kompott
oder meistens Apfelmus isst. Dieser wird häufig auch zu den tradi-
tionellen Käsknöpfle gereicht. Ein Glas Wein, das liegt im Herzen
des hervorragenden Anbaugebiets nahe, rundet den Genuss ab.
Ganz gleich, ob deftige Speise oder Feinschmeckermenü, in dem
vielfältigen Weinangebot findet sich immer der passende Tropfen
zur jeweiligen Geschmackskomponente. Den krönenden Abschluss
bildet dann ein Obstbrand aus Äpfeln, Birnen oder Zwetschgen,
beispielsweise von der Brennerei Telser, der ältesten Destillerie im
Fürstentum (oben: Marcel Telser, http://www.telser.online).

Metropole mit Kleinstadt-Charme
Die Einheimischen sprechen bei Vaduz vom
Hauptort und vermeiden meist die Bezeichnung
Stadt. Mit gerade mal 5 600 Einwohnern handelt
es sich in der Tat eher um ein Städtchen, doch
das erweist sich als klein und fein. In dem als
Fußgängerzone gestalteten Zentrum liegen auf
engem Raum das moderne Kunstmuseum, unweit
davon zeigt das Nationalmuseum archäologische
Artefakte. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das
Regierungsgebäude (oben) im Neorenaissancestil
(weitere Infos: http://www.liechtenstein.li).

Ein echtes Highlight ist die ein-
zigartige Adler-Erlebniswanderung im
Bergort Malbun. Sie können mit einem
Steinadler eine Wanderung unter-
nehmen und den majestätischen Vogel
in seinem natürlichen Lebensraum auf
rund 2 000 Metern Höhe inmitten der
Alpen erleben (Reservierung unter http://www.galina.li).
Oben: Das Bäuerliche Wohnmuseum ist im soge-
nannten Biedermann-Haus von 1518 in der Gemeinde
Schellenberg untergebracht. Es ist ein Zeugnis spät-
mittelalterlicher Siedlungs-, Lebens-, Wirtschafts-
und Bauweise. Die Blockhäuser hatten auf einem
gemauerten Kellergeschoss den Wohnraum
in zwei Etagen mit ursprünglich einer bis
zum First offenen Küche mit Stube und
Nebenstube, darüber zwei Kammern
(www.landesmuseum.li/Wohnmuseum).

Saisonales Brauchtum
Bräuche läuten vielfach eine Jahreszeit ein,
lassen sie ausklingen oder begründen gar eine eigene.
Wenn der Spätsommer dem Herbst weicht, finden die
Alpabfahrten statt (siehe Seite 120). Parallel dazu werden
die Viehmärkte in Triesenberg, Vaduz und Eschen veranstaltet.
Ebenfalls zu dieser Jahreszeit holen die Weinbauern die Trauben-
ernte ein, und man lässt bei Speis und Trank das Winzerjahr noch-
mals Revue passieren. Höhepunkt dieser sogenannten Wimmlete
ist das Bestimmen der Oechslegrade. Wenn der Blauburgunder
um die 100 Oechsle erreicht hat, wird zur Feier
des Tages die eine oder andere zusätzliche
Flasche aufgemacht. Je nach
geselligem Beisammen-
sein kann dies auch
schon bei 90
Oechsle der
Fall sein.

300 JAHRE
FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN
Am 23. Januar 1719
vereinigte der damalige Regent
Fürst Anton von Liechtenstein die Herrschaft
Schellenberg und die Grafschaft Vaduz zum
Reichsfürstentum Liechtenstein. 2019 zele-
briert das Land nun seinen 300. Geburtstag.
„Wir machen uns mit den Erfahrungen von
gestern gemeinsam auf den Weg in die Zu-
kunft“ ist der Leitgedanke, der sich durch das
Jubiläumsjahr zieht. Viele Veranstaltungen, ein
dafür komponierter Song, Ausstellungen und
Projekte feiern die Geschichte des Alpenstaates.
Infos unter
http://www.300.li

Beliebter
Chalet-Stil
Ebenso wie in
den Nachbar-
ländern Österreich
und Schweiz ent-
wickelte sich auch
in Liechtenstein der
Chalet-Stil aus den
traditionellen
Möbeln der Berg-
hütten und Sen-
nereien. Heute
hat das beliebte
Einrichtungskonzept eine zeitgemäße Veränderung erfahren
und passt auch bestens in moderne Wohnungen oder in ein
Stadthaus (Kissen: Amirior, Schaukelstuhl: Maisons du Monde)

Den „Bremi-
mart Eschen“
gibt es seit 1928.
Der Viehmarkt hat
sich zu einer großen
Veranstaltung entwi-
ckelt, bei der die schöns-
ten Rinder prämiert wer-
den. Dieser hübsche Stier
aus Holz dient allerdings nur
der Dekoration (Mahatsara)

Durchs Schlüssel-
loch geschaut: Der
„Zwergenstaat“ in Kürze
25 Kilometer lang, 12 Kilo-
meter breit, 160 Quadrat-
kilometer groß, mitten in
Europa, doch nicht in der EU –
so schmiegt sich Liechtenstein
zwischen die Schweiz und
Österreich ins Alpenmassiv
(Schlüsselanhänger:
Wohlgeraten.de)

Fotos: Amirior, Gers Equipement, Landesmuseum Liechtenstein (2), Liechtenstein Marketing (5), Mahatsara, Maisons du Monde, Tina Schramm, Wohlgeraten.de

124 September 2019 September 2019 125

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