Bellevue - September Oktober 2019

(singke) #1

104 BELLEVUE 5/2019


STUTTGARTSPECIAL Marktreport


„Es wird schon versucht, in B-
und C-Lagen Preise für A-Lagen
zu erzielen. Man darf gespannt
sein, ob das so funktioniert.“
MARKUS LECHLER,
Lechler Immobilien

„In Teilbereichen ist preislich
bereits eine Seitwärtsbewegung
erkennbar – allerdings auf sehr
hohem Niveau.“
ROBIN FRANK,
BW-Bank Immobilien Stuttgart

„Nicht nur im Neubau ist der
Markt sehr umkämpft. Aktuell
sind Bestandswohnungen mit
3 bis 5 Zimmern überaus gefragt.“
STEPHAN-ANDREAS PHILIPP,
Engel & Völkers Stuttgart

„Die Lage im Bereich der
Eigentumswohnungen bleibt
weiterhin angespannt – und
zwar in jeder Preiskategorie.“
NIELS GOYKE,
Prime Estate Partners

WOHNEN AM WASSER
Wo heute noch gearbeitet
und gelagert wird, könnte in
Zukunft gewohnt werden

Herausforderung Nr. 2: der Neubau
im Stadtgebiet. Im Bereich bis 8.000 oder
9.000 Euro pro Quadratmeter ist die Nach-
frage gesund bis rasant – je nach Lage und
Anspruch. Jedoch ist das Angebot der Lu-
xuswohnungen jenseits der Grenze von
10.000 Euro pro Quadratmeter größer
geworden und somit auch vergleichbarer.
Die Folge sind längere Vermarktungszei-
ten  – gerade dort, wo die Lage nicht un-
bedingt dieser Preiskategorie entspricht. Es
sei einfach wahnsinnig viel Geld im Markt
unterwegs, heißt es. Doch es werde schon
lange nicht mehr blind gekauft. Die Käufer
sind offensichtlich selektiver und vor allem
weniger geworden. „Diejenigen, die Woh-
nungen im Bereich von einer Million Euro
und mehr suchten, haben sich mittlerweile
eingedeckt“, erklärt ein Experte. Und genau
diese Kunden fehlen jetzt für die aktuell auf
den Markt kommenden Projekte.

Das führt uns zu Herausforderung Nr. 3:
das Thema Wohnungsbau an sich. Von
monate- und teilweise sogar jahrelangen
Genehmigungsphasen, Nachbarschaftsein-
sprüchen und Bürgerbegehren berichteten
Makler und Entwickler bereits in den ver-
gangenen Jahren. Diese eher bauverhin-
dernden Maßnahmen tragen nicht wirklich
dazu bei, dass in Stuttgart auf kurze Sicht
mehr Wohnraum geschaffen wird  – sei er
nun günstiger oder hochpreisiger Natur. Im
Zusammenspiel mit den nahezu 100 Jahre
alten Baustaffeln und Vorgaben der Stadt
wird sich der geneigte Leser fragen, wa-
rum überhaupt noch jemand im Kessel das
Heft des Bauens in die Hand nimmt. Zumal
der Bauträger beim oftmals überteuerten
Grundstückseinkauf die Wertentwicklung
der kommenden Jahre bis zum möglichen
Baubeginn einkalkulieren muss. Wer da
keine Kristallkugel besitzt ...

„Die Nachfrage in Stuttgart
kann einfach nicht gedeckt
werden. Dadurch wird der Speck-
gürtel immer interessanter.“
PROF. DR. LUDGER W. WILKEN,
Königskinder Immobilien

FOTOS: imago/Lichtgut (1), Anbieter (5)
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