Bellevue - September Oktober 2019

(singke) #1
BELLEVUE 5/2019 55

Home Staging RATGEBER

AUTORIN Ulrike Eschenbecher
KONTAKT [email protected]

Wohl fühlzone zum dauerhaften Leben
schaffen möchten, ist es die Aufgabe des
Home Stagers, mit möglichst wenig Mitteln
den maximalen Effekt zu erzielen: „Das
Ziel ist der erfolgreiche Verkauf, nicht
der schönstmögliche Raum“, betont Iris
Houghton, erste Vorsitzende der DGHR.
Angewandte Verkaufspsychologie, die
funktioniert. Laut DGHR verkaufen sich
knapp zwei Drittel der „gestagten“ Im­
mobilien innerhalb von vier Wochen. In
ihrer aktuellen Marktstudie, die auf einer
Auswertung von gut 1.000 Immobilientrans­
aktionen basiert, ermittelte die DGHR, dass
in über 70  % der Fälle der Angebotspreis
genau erreicht oder sogar übertroffen wurde.
Auf der Verbandswebsite http://www. dghr­
info.de geben die Profis Tipps für die ver­
kaufs fördernde Inszenierung einer Immo­
bilie. Ohne neuen Farbanstrich gehe es
eigentlich nie, bestätigt auch Profi Andrea
Dangers. Doch nur die Entrümpelung von
abgewohntem Mobiliar reicht oft nicht, die

Mehrzahl der Käufer kann sich eine leere
Wohnung nur schwer eingerichtet vor­
stellen. Nun lohnt es sich für einen Eigen­
tümer natürlich nicht, ein Haus komplett
neu einzurichten. Dafür haben Home Stager
wie Dangers einen Lagerbestand, aus dem
sie die Immobilie einrichten. Dazu gehören
Lampen, Tische, Stühle, Dekoartikel, aber
auch komplette Küchenattrappen.
Den größten Effekt in ihrer bisherigen
Karriere erlebte die Münchner Home
Stagerin mit einer Immobilie am Ammer­
see. Ein Haus wurde für 950.000 Euro an­
geboten, aber für das alte Häuschen, das
durch einen alten Teppich insgesamt sehr
abgewohnt aussah, fand sich kein Käufer.
Maklerin Christine Burmeister stellte
schließlich den Kontakt zu Andrea Dangers
her. Sie überzeugten die Eigentümer, alles
zu entrümpeln, in einen neuen Boden zu
investieren und zu streichen. Anschließend
kümmerte sich Dangers um eine anspre­
chende Einrichtung, und die Maklerin en­

ga gierte einen professionellen Fotogra fen.
Der neue Angebotspreis war nun 1,15 Mil­
lionen – 200.000 Euro mehr als vor der klei­
nen Renovierung und dem Home Staging.
Der Effekt war unglaublich: „Zehn Minuten
nach der ersten Besichtigung war das Haus
bereits reserviert“, berichtet Dangers stolz.
Der Verkauf ging dann für 1,15  Millionen
Euro über die Bühne.
Sollte man also als Käufer vorsichtig
werden, wenn man auf eine gestagte Im­
mobilie trifft? Wird hier nur Schein statt
Sein verkauft? Nein, betonen sowohl Iris
Houghton für den Verband als auch Andrea
Dangers. Home Staging vertusche keine
Bau mängel, sondern visualisiere das Poten­
tial einer Immobilie. Wer allerdings nach
Schnäppchen sucht, der sollte besser die
eigene Vorstellungskraft bemühen.

MODERN STATT MARODE
Mit frischer Farbe und fili granen
Möbeln verwandelte Andrea
Dangers dunkle Ecken in
Lieblingsplätze

HERZ ÜBER KOPF
Home Staging spricht die Emotionen
der Käufer an. Sind sie begeistert,
wird weniger verhandelt und
schneller gekauft

FOTOS: http://www.christine-dempf.de (3), http://www.homestaging-muenchen.de (3), privat (1)

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