Bellevue - September Oktober 2019

(singke) #1
54 BELLEVUE 5/2019

TUNING FÜR DIE IMMOBILIE


Wie ein bisschen Farbe, moderne Möbel und etwas Deko den Wert einer
Immobilie erhöhen und den Verkaufsprozess beschleunigen können

S


chon seit den 70ern nutzen Im-
mobilienmakler in den USA, dem
Mutterland aller Traumfabriken, das
Know-how von Designern und Innen-
architekten, um aus einem gewöhnlichen
Haus eine ganze Wohnwelt zu machen, die
genau dem Geschmack der potentiellen
Käuferschicht entspricht. Die Philosophie
dahinter ist klar – wer von etwas begeistert
ist, kauft schneller und oft auch zu einem
höheren Preis. „Home  Staging“ ist auch
hierzulande der offizielle Begriff für diese
professionelle „Hausinszenierung“, was die
deutsche Übersetzung dafür wäre.
Der Trend aus Amerika setzte sich in den
90er-Jahren auch in Großbritannien und
Schweden durch, in Deutschland eröffnete
2006 in Hamburg die erste Home-Staging-
Agentur. Heute sind etwa 200  Home Stager
im 2010 gegründeten Branchenverband
DGHR, der Deutschen Gesellschaft für Home
Staging und Redesign  e.V., organisiert. Die
Grundausbildung über den DGHR dauert

drei Tage, um sich mit dem Titel „Home
Stager  (IHK)“ schmücken zu dürfen, sind
fünf Tage erforderlich. Rund jeder zehnte
Home Stager ist zugleich auch Immobilien-
makler, die meisten Anbieter befinden sich
in Großstädten und Ballungszentren.
Andrea Dangers aus Baldham bei
München betreut mit ihrer Firma Home-
staging München den wohl heißesten Im-
mobilienmarkt der Republik. Knappes
Angebot und hohe Nachfrage machten die
Landeshauptstadt zum teuersten Immo-
bilienstandort in Deutschland. Braucht man
in Zeiten wie diesen, wo gefühlt alles mit
einer Tür verkauft werden kann, überhaupt
Home Staging? Heute mehr als noch vor ein
paar Jahren, berichtet Dangers: „Die Preis-
vorstellungen der Verkäufer gehen immer
weiter in die Höhe, weshalb sich die Ver-
marktungszeiten mittlerweile verlängern.“
Die Münchnerin zählt mit elf Jahren
Branchenerfahrung zu den Pionieren, zu-
erst war es ein zweites Standbein, seit 2013

ist sie hauptberufliche Home Stagerin.
Ihre Auftraggeber sind in der Regel Im-
mobilienmakler, die mit ihrer Hilfe den
Vermarktungsprozess ohne preisliche Zu-
geständnisse verkürzen wollen.
Die Investition für den Eigentümer
hängt vom Zustand der Immobilie ab. Je
hochpreisiger ein Haus angeboten wird,
desto höher ist auch der Anspruch der
Käufer an die Ausstattungsqualität. Nach
der Erfahrung von Andrea Dangers müssen
Verkäufer bei Hauspreisen zwischen einer
und zwei Millionen Euro zwischen 8.000
und 15.000  Euro für das Home Staging
kalkulieren. Denn im Unterschied zu
klassischen Innenarchitekten, die eine

LIFESTYLE STATT LEERSTAND
Nur wenige können sich einen leeren
Raum eingerichtet vorstellen. Home
Staging kann hier helfen und unterstüt-
zen, ist aber kein Allheilmittel
Free download pdf