Beobachter - 30.08.2019

(Jeff_L) #1
FOTOS: SERGHEI PLATONOV/123RF, GETTYIMAGES/ISTOCKPHOTO

Franken insgesamt
führen die 14 Frau en
und 24 Männer
des Bundesgerichts
jährlich an die
politische Partei ab,
der sie angehören.
Pro Kopf zahlen sie
zwischen 3000
(FDP und BDP) und
20 000 Franken
(Grüne). Die Justiz-
Initiative, die mit
128 000 Unterschrif-
ten zustande kam,
will das ändern.
«Es geht um die Un-
abhängigkeit und
Glaubwürdigkeit
der Gerichte», sagt
der Kopf des Initia-
tivkomitees, Adrian
Gasser. Ähnlich
hohe Beträge über-
weisen Richter am
Bundesverwaltungs-
und am Bundes-
straf gericht; auch
in Kantonen füllen
Richter die Partei-
kasse. RENÉ AMMANN
QUELLEN: JUSTIZ-INITIATIVE.CH, «NZZ», REPUBLIK.CH

IN ZAHLEN


I


n der Migros gibts derzeit kisten-
weise «marktfrische» Schweizer
Äpfel der Sorten Gala oder Braeburn.
Bei Coop kann man die «frischen»
Schweizer Sorten Golden oder Green-
star kaufen. Die Äpfel wurden allerdings
nicht diesen August gepflückt, son-
dern im Spätsommer oder
Herbst vor einem Jahr.
Die «frischen» Galas,
Braeburns und Goldens
lagerten bis zu zwölf
Monate in gekühlten,
sauerstoffarmen Lager-
häusern und wurden mit
dem chemischen Wirk-
stoff 1-Methylcyclopropen
begast, damit sie nicht rei-
fen. Das energieintensive Ver-
fahren ermöglicht es, die Äpfel 13 Mo-
nate lang «knackig, saftig, geschmack-
voll und frisch» zu halten, heisst es bei
der Migros.

Fantasievolle Interpretation. Käuferin-
nen und Käufer erfahren davon aller-
dings nichts. Die Läden deklarieren nur
das Abpackdatum des Lagerhauses. Sie
zeigen weder das Erntedatum an noch
die Begasung mit dem Reifehemmer.
Denn das ist nicht obligatorisch.

Die Detailhändler sehen das nicht
als Irreführung der Kundinnen und
Kunden. Man bewerbe die alten Äpfel
als «marktfrisch», weil sich die Qualität
nicht von jener erntefrischer Äpfel un-
terscheide, heisst es bei der Migros.
«Die Deklaration ‹frisch› steht bei
Äpfeln für ein Produkt, das
unverar beitet, nicht ge-
kocht und nicht tief-
gekühlt ist sowie ohne
Konservierungsstoffe
auskommt», heisst es
bei Coop.

«Knackig und gesund».
Der Schweizer Obstver-
band unterstützt diese Pra-
xis: «Der Vitamingehalt nimmt
mit zunehmender Lagerdauer etwas ab,
die Früchte bleiben aber knackig und
gesund.» Schweizer Lageräpfel seien
trotz Begasung frei von Konservie-
rungsmitteln.
Wer trotzdem lieber wirklich frische
Äpfel kauft, muss gemäss Migros und
Coop beim Verkaufspersonal um Aus-
kunft bitten. Das Wort «neue Ernte» ver-
wenden die Detailhändler nur in einzel-
nen Filialen – und bisher bloss ver-
suchsweise. YVES DEMUTH

Mara Meier* lebt in einem Wohn-
heim und arbeitet in einer Werk-
statt. Weil ihr Lohn für die Heim-
kosten nicht reicht, wird sie mit
ergänzender Sozialhilfe unter-
stützt – allerdings nur mit dem
Notwendigsten. «Leider wird in
unserem Kanton das Sozialhilfe-
gesetz rigide umgesetzt. Die
Klienten bekommen das täglich
zu spüren», so die Beiständin.
Aus diesem Grund bezahlt die
Stiftung SOS Beobachter Mara
Meiers Ferienreise, die das Heim

für Bewohnerinnen und Bewoh-
ner durchführt. Sie ist überglück-
lich. Sie schreibt uns eine An-
sichtskarte: «Liebe Stiftung SOS
Beobachter, vielen herzlichen
Dank, dass Sie mir die Ferien
ermöglicht haben. Wir sind mit
dem Dampfschiff gefahren und
auf einen Berg gewandert, haben
im See gebadet und Picknick
gemacht. Viel zu schnell gehen
die Ferien zu Ende. Nochmals
vielen Dank und liebe Grüsse an
alle Spender.» WALTER NOSER

OBST. Die Apfelernte hat begonnen. Doch viele Läden
verkaufen jetzt ein Jahr alte Früchte als «frisch». Anzusehen
ist ihnen das nicht – aber sie enthalten weniger Vitamine.

Frisch vom


letzten Jahr


Dank Spenden ein wenig Ferien


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343 000


8 Beobachter 18/2019 *Name geändert
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