Der Standard - 24.08.2019

(lily) #1

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Damit dasWirtshaus bleibtCHRONIK Seite 14 MagdalenaLobnig rudert lieberkurzSPORT Seite 16


derStandard.at/International


SA./SO.,24./25.AUGUST2 019 9


Die einstigeKaiserstadt Biarritz hat nicht auf dieHerrscher
derWelt gewartet: In dem baskischen Seebad und Surfzentrum
amAtlantik rümpft man über den G7-Gipfel dieNase.

REPORTAGE:Stefan Brändle aus Biarritz

Stadtder


Widerspenstigen


E


sist seine Art des passiven Widerstan-
des:NurmiteinerBadehosebekleidet,
das blaueSurfbrett unter dem Arm,
schreitet der junge Mann durch dieleeren
Gassen der abgeriegelten Stadt. Die dröh-
nende Polizeistaffel auf Motorrädern, die
seinetwegenamFußgängerüberganghalten
muss, würdigt er keinesBlickes.
Noch weniger die übrige Truppe, die
aus Biarritz eine Festung macht. Drohnen
und Hubschrauber, Boden-Luft-Raketen
und eine Fregatte vor demgesperrten Stadt-
strand: Zu sehen ist das alles auf der Face-
book-Seite „SOS G7 Biarritz“ eines partei-
losen Oppositionspolitikers. Rund 15.
AbonnentenhatdieSeiteschon–beiknapp
25.000 Einwohnern.
Der blondeSurfer mit den Haarsträhnen
hinter den Ohrenverschwindet in Richtung
Südstrand, vorbei an dunklen Männern mit
dunklenSonnenbrillen, die vor dunklen
Lieferwagen auf Englisch in ihre an den
Manschetten angebrachten Mikrofone mur-
meln. Nicht dass die„Biarrots“–wie sich
dieStadt bewohner nennen–etwas gegen
Englisch hätten: Im 19. Jahrhundert hatten
Briten aus dem früheren Fischer- und Kor-
sarennest ein mondänes Seebad gemacht.
Kaiserin Eugénie, die Gattin Napoleons III.,
ließ den Hotelpalast bauen, in dem an die-
sem Wochenende die sieben Weltgranden
zusammentreffen. Der britische König Ed-
ward VII verlebte dort seine Sommerzeit; zu
den Gästengehörten später auch Charlie
Chaplin, Frank Sinatra oder Gary Cooper.
Biarritz ist eine kosmopolitische Stadt,
sie hat etwas Britisches, auch etwas Parise-
risches, gar Spanisches. Sie ist mondän,
nonchalant und stolz auf ihre Postkarten-
kulisse, aber zugleich baskisch schlicht
und ungezwungen. Das Flair einer Bäder-
stadt mit Kasino und Luxushotels prägt sie
ebenso wie die Brandung der wellenrei-
chen Küste. Und für Surfer wie auch Rent-
ner gilt: In Biarritz ist man braungebrannt.


Strandflair versus Security


Es verstehtsich, ein solches Lebensge-
fühl passt schlecht zu einem militärisch ab-
geschotteten Gipfeltreffen, dessen tieferer
Sinn vielen entgeht. Am städtischen Schal-
ter, wo Passierscheine für die „rote“ und
„blaue“ Sicherheitszone ausgegeben wer-
den, klagt ein stämmiger Kerl in der Warte-
schlange lauthals, nicht einmal Rugby kön-
nemannochspielen:DieArmeehubschrau-
ber haben den Stadionrasen des Vereins
Biarritz Olympique konfisziert. Eine Dame
fügt an: „Und wissen Sie, wie viele Waffen
währenddes Gipfels präsent sind?20.000!
Das hab ich in der Zeitung gelesen.“
Im Surfshop Takamaka klagt der Verkäu-
fer ebenfalls: „Der G7-Gipfel vertreibt die
Touristen.August ist der wichtigste Monat
für unser Geschäft. Jetzt büßen wir ein Drit-
tel Umsatz ein.“ Doch wird die Stadt nicht
langfristig vom Renommee einer G7-Stadt
profitieren? Die Managerin der Immobilien-


agenturCôte d’Argent meint: „Wir haben
keine Gratiswerbung nötig, unsere Hotels
sind auch so ausgebucht.“ Und die Quadrat-
meterpreise seien in Biarritz hoch genug.
„Von mir aus“, fügt sie an, „könnten Trump,
MacronundalleanderenzuHausebleiben.“
Stichwort Trump. In der Regionalzeitung
Sudouestwerden die G7-Teilnehmer als
Spieler des baskischen Nationalsportes
Pelota skizziert, in der Hand den traditio-
nellen Spitzkorb, dessen Führung viel Ge-
schick erfordert. Donald Trump hingegen
rückt in der Karikatur mit einem dicken
Baseballschläger an.
Emmanuel Macron kommt nicht viel
besser weg. Biarritz, die Stadt mit dem ge-
mäßigten Meeresklima, wählt auch poli-
tisch temperiert. Im Präsidentschaftswahl-
kampf 2017 votierte sie zu fast 80 Prozent
für den heutigen Staatschef; der Extremis-
tin Marine Le Pen erteilte sie mit gerade ein-
mal 20 Prozent eine Abfuhr.

Imageprobleme für Macron
Seither ist Macron aber in der Gunst der
Biarrots gesunken. Und das nicht nur, weil
er Biarritz zum G7-Austragungsort machte,
nachdem er dort vor drei Jahren mit seiner
Frau Brigitte Ferien verbracht hatte. Die
naturnahe Stadt trägt ihm nach, dass er sei-
ne ökologischen Versprechen nicht einge-
halten hat. Im Bus der LinieCspricht eine
Passagierin in ihr Handy, Macron setze sich
wortreich für den Tierschutz ein; bei der
Corrida im benachbarten Bayonne, bei der
mehrere Stiere getötet worden seien, hätten
gleich zwei Macron-Minister applaudiert:
„Das waren Stierkampfanhänger!“
Viel zu diskutieren gibt in Biarritz auch
ein Bericht des Umweltverbandes France
Nature Environnement(FNE). FNE hat
rechtzeitig zum G7 eruiert, woherder brau-
ne Wellenschaum stammt, der die Strände
von Biarritz nach stürmischem Wetter je-
weils verunreinigt. Die Ursache sind Wasch-
pulverrückstände, die in das Meerwasser ge-
langten. Wenn dagegen nichts unternom-
men werde, verliere das Meerwasser im Golf
von Biskaya seinen Sauerstoff und werdezu
einem „toten Wasser“, warnt FNE. Im regen-
bogenbeflaggten Milwaukee Café ist die
FNE-Studie ein Thema. „Schade, dass es
beim G7 nicht regnen wird“, meint ein Be-
sucher auf der Terrasse.„Sonst müssten die
G7-ChefsihrGruppenfotoamGroßenStrand
vor der braunen Brühe schießen.“
Die Stiftung Surfrider begleitet den
G7-Gipfel in Biarritz ihrerseits mit einem
„Ocean Call“. Es ist ein Ruf des Ozeans für
nachhaltigen Tourismus, für den Schutz
der Biosphäre, für den Kampf gegen Plas-
tikmüll im Meer und gegen die Klimaerwär-
mung. Letztere kostet die kilometerlangen
Sandstrände um Biarritz jährlich einen Me-
ter Boden. Das Surferparadies schrumpft.
Und in Biarritz zweifelt man, ob die G7-
Vertreter wirklich etwas dagegen unterneh-
men werden.

In Biarritz kollidiert das Strandflairmit den Sicherheitsvorkehrungen
für den militärisch abgeschotteten G7-Gipfel.

Foto:AFP

/T

homasSamson

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DasThemaPlastikwurde zuletzt
öffentlichintensivdiskutiert.Vor
diesemHintergrund hatmanbei
Römerquelle,seitjehereinerder
VorreiterinBezug aufumwelt-
freundlicheInnovationenund
Nachhaltigkeit,mit nochgrößerem
EhrgeizanderAnhebungdesAn-
teilsrecyceltenMaterialsinder PET-
Flaschegearbeitet. KatharinaRößl,
Senior Brand ManagerinRömer-
quelle:„MitderProduktionaller
Römerquelle-PET-Flaschenauszu
100 ProzentwiederverwertetemMa-
terialisteinebeispielhaftnachhal-
tigeLösunggelungen.Möglichist
diesabernur, wenndieFlaschen
wieder in denPET-Kreislaufzurück-
kommen.“
UmdiePET-Flaschenauszu 100
ProzentwiederverwertetemMaterial


zuproduzieren,ist dieVerfügbarkeit
derRohstoffe entscheidend.Grund-
lagedafürsindeineguteSammel-
Infrastrukturundvorallemdie
TrennleidenschaftderÖsterreiche-
rinnenundÖsterreicher.

PET-Flaschenin diegelbeTonne
„FüreinefunktionierendeKreis-
laufwirtschaftbrauchenwir gutver-
wertbare VerpackungenundVerpa-
ckungenmit hohemAnteilvonRe-
cyclingkunststoff. DieBrückezwi-
schenbeidenbildetdiegetrennte
Sammlung,dennwirwollenmög-
lichst alle Verpackungenwiederzu-
rückundindenKreislaufbringen“,
soChristophScharff, VorstandAlt-
stoffRecyclingAustriaAG.„InÖs-
terreichkommendrei vonvierPET-
FlaschenüberdasSammelsystem

wiederzurückindenProduktions-
kreislauf–einstarkerWert. Man
kannsagen,dasswirÖsterreicher
wahreRecycling-Heldensind.“

PETals wichtiger Rohstoff
ZurWiederverwertungderPET-
FlaschenhatCoca-ColaHBCÖster-
reichals Leitprojektder heimischen
Wirtschaftgemeinsammit vieran-
derenGetränkeproduzenten 2007
dieRecyclinganlage PET 2 PETin
MüllendorfinBetrieb genommen.
DortwerdenPET-Flaschenzuwert-
vollem Rohstoff aufbereitet. Ge-
schäftsführer ChristianStrasser:
„Viele Menschen wissenbereits,
dass einegebrauchtePET-Flasche
persekeinAbfall, sonderninerster
LiniewertvollerSekundärrohstoff
ist, denesweiterzunutzengilt.“

DafürsetztsichRömerquelle am-
bitionierteZiele:„Wirwollenden
Anteil vonrichtigentsorgtenPET-
Flaschen vonderzeit 76 Prozent
weiter erhöhen. Gemeinsammit
unserenPartnern arbeiten wir
daran, dasfür Österreich beste
Sammelsystem zu schaffen, um
unserZiel,bis 2030100 Prozentaller
Getränkeverpackungenzusam-

meln,füreineWelt ohneAbfall zu
erreichen.DochauchdieBevölke-
rungistgefragt,wennesdarum
geht,gebrauchte undleere Ge-
tränkeflaschenin diedafürvorgese-
henenSammelbehälterzugeben.
DennnurdannkannausFlasche
wiederFlaschewerden“,soCoca-
Cola HBCUnternehmenssprecherin
UrsulaRiegler.

Foto:C

hristian

Hu

sar

Österreicher sind Recyclinghelden


Seit AprilwerdenalleRömerquelle-PET-Flaschenauszu 100 ProzentrecyceltemPEThergestellt

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