Welt der Frau - September 2019

(Brent) #1

GEBÄRMUTTER –


F


ür die einen ist sie das Zen-
trum der Weiblichkeit
überhaupt, für andere ein
Symbol für Fruchtbarkeit und
neues Leben – aber wie auch im-
mer: In jedem Fall ist die Gebär-
mutter nicht einfach nur ein
Organ wie jedes andere. Sie ist
vieles mehr, denn zusammen
mit den Eierstöcken steuert sie
den Zyklus und damit wichtige
Stationen des Frauseins. Erkran-
kungen der Gebärmutter oder
gar eine Entfernung, also eine

Total-Operation, haben daher in
den allermeisten Fällen auch ei-
ne ausgesprochen starke see-
lische Komponente.

EINE ENTFERNUNG GUT
ÜBERDENKEN
„Werden Gebärmutter und Eier-
stöcke entfernt, versiegt als Fol-
ge davon die Produktion der
weiblichen Geschlechtshormone.
Das versetzt Frauen im gebärfä-
higen Alter vorzeitig in die Wech-
seljahre und führt nicht nur zu
den dafür typischen körperlichen
Beschwerden“, erklärt Frau-
enärztin Dr. Margarita Kiewski.
„Viele Frauen empfinden den
Verlust der Gebärmutter auch als
Verlust ihrer Weiblichkeit.“ Zum
Glück lässt sich eine Total-OP
aber in vielen Fällen vermeiden.

VIELE ALTERNATIVEN
ZUR OPERATION
Die häufigsten Gebärmutterlei-
den sind starke, schmerzhafte
Blutungen, gutartige Wuche-
rungen wie Myome oder Zysten.
Selten entwickeln sich bösartige
Tumore am Gebärmutterhals, in
der Schleimhaut, den Eileitern
oder Eierstöcken. „Bei starken
Blutungen können Hormonga-
ben helfen – etwa eine Hormon-
spirale oder ein Dauereinsatz der
Pille, der für eine längere Mens-
truationspause sorgt. Letzteres
bewährt sich vor allem bei Endo-
metriose, wenn gebärmutter-

schleimhautähnliches Gewebe
außerhalb des Uterus wuchert
und Blutungen und Schmerzen
verursacht“, erklärt die Expertin.
„Zudem kann man die Schleim-
haut auch mit der Goldnetz-
Methode NovaSure veröden.“ Bei
diesem Eingriff führt man über
die Vagina ein feines Netz in den
Uterus ein. Es wird dort entfaltet
und über eine Elektrode kurz
erhitzt. Der Eingriff ist
zwar nur minimalinva-
siv und die eigentliche
Verödung dauert nur
etwa 90 Sekunden,
kann aber auch unter
Vollnarkose durchge-
führt weden. Diese
Therapie eignet sich al-
lerdings nur für
Frauen mit abge-
schlossenem Kinder-
wunsch. Von
dem Eingriff
erholt man
sich in der Re-
gel in kür-
zester Zeit.
Neun von
zehn Frauen
sind danach
beschwerdefrei.

PFLANZLICHE
MITTEL
Gutartige Wu-
cherungen ver-
ursachen meist
keine Beschwer-

den und werden oft nur per Zu-
fall, zum Beispiel im Rahmen
einer Routineuntersuchung,
entdeckt. Zysten verkleinern
sich oft von alleine oder ver-
schwinden sogar ganz wieder.
Daher am besten erst einmal
abwarten und alle drei bis sechs
Monate gynäkologisch kontrol-
lieren lassen. „Pflanzliche Mittel
wie Mönchspfeffer können den
Prozess unterstützen. Erst wenn

Dr. med. Margarita
Kiewski ist
Gynäkologin in
Berlin. Da
Gebärmutter-
Erkrankungen
mehr als nur
ein rein
medizinisches
Problem sind, rät sie


  • wann immer möglich –
    zu sanften Lösungen


Einer Krebserkrankung ganz gezielt
und effektiv vorzubeugen, ist leider
selten möglich. Bei Gebärmutter-
halskrebs, dem Zervixkarzinom,
funktioniert das jedoch – und zwar
mittels der HPV-Impfung. Für die Er-
krankung sind Humane Papilloma-
viren (HPV), die sexuell übertragen
werden, verantwortlich. Die Imp-
fung schützt vor insgesamt neun
der Risiko-Viren, sollte aber vor
dem ersten Geschlechtsverkehr er-
folgen. Kassen zahlen die Immuni-
sierung für Mädchen und Jungen

zwischen neun und 17 Jahren –
bis 14 Jahre sind zwei Impfdosen
erforderlich, danach drei. Die Impf-
stoffe gelten allgemein als gut ver-
träglich. Ihre Sicherheit wird durch
nationale und internationale Ge-
sundheitsbehörden laufend kont-
rolliert. Wie bei anderen Impfungen
auch, kann die HPV-Impfung Ne-
benwirkungen wie beispielsweise
Hautreaktionen an der Einstichstel-
le oder Kopfschmerzen haben. Die-
se sind in der Regel jedoch nur
leicht oder mäßig ausgeprägt.

HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs


Ultraschalluntersuchung
zur Erkennung von Zysten

50 WELT der FRAU 09/2019


GESUNDHEIT


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