Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1
KULTUR DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019 SEITE 20

D


ie Bilder des brennen-
den Regenwaldes im
Amazonasgebiet
schockieren uns nicht
nur, sondern sie empören uns
auch. Sie schockieren uns, weil
sie wie in einem Zeitraffer die
Zerstörung der Lebensgrundla-
gen der Menschheit vor Augen
führen, die sich ansonsten eher
schleichend und fast unmerklich
vollzieht, wie das Schmelzen der
Gletscher etwa. Sie empören uns,
weil die Feuer unbezweifelbar
menschengemacht sind, zum
Zweck von Nutzlandgewinnung
für Ackerbau und Viehzucht in
gewaltigem Ausmaß.

VON RICHARD KÄMMERLINGS

Die Natur schlechthin, für die
der Regenwald wie kaum eine
andere Weltregion auch symbo-
lisch steht, weicht einer Unkul-
turlandschaft zur Steak-, Tofu-
und Nutellaproduktion, um den
unersättlichen und stetig stei-
genden Bedarf in aller Welt zu
decken. Nicht allein das gefräßi-
ge Feuer, wir alle verzehren den
Regenwald.
Das ist nicht das einzige mora-
lische Dilemma der westlich-eu-
ropäischen Kritik an den Brand-
stiftern und ihren Hintermän-
nern. In der Perspektive eines die
Naturgeschichte einbeziehenden
Blickes kann man fragen, wie es
denn heute mit den einst so üppi-
gen Wäldern in Mittel- und Süd-
europa bestellt ist? Die unbe-
zweifelbar apokalyptische Kata-
strophe in Südamerika verweist
auch auf die blinden Flecken un-
serer eigenen Landschafts- und
Agrargeschichte.
Das Verhältnis des Menschen
zum Wald war stets ambivalent,
der Fortschritt der menschlichen
Kultur in einer sehr elementaren
Weise von einer „Dialektik der
Aufklärung“ im Adorno/Hork-
heimerschen Sinn geprägt: Die
Nutzbarmachung und „Beherr-
schung“ der Natur entbindet eine
Gewalt, die katastrophische Züge
annehmen kann. Wie die Ratio-
nalität (etwa der Ökonomie) in
Unvernunft, gar Inhumanität
umschlagen kann, wird durch die
Feuer in Amazonien besonders
grell beleuchtet, die destruktive
Logik aber, die hier am teufli-
schen Werk ist, steht an der Wur-
zel der Menschheitsgeschichte,
und zwar buchstäblich.
Rodung, durchaus auch mit
Feuer, war ein notwendiges Mit-
tel für die ersten Ackerbauern,
zumindest in Mitteleuropa, und

Bedingung der Sesshaftwerdung:
Man brauchte nicht nur Äcker,
sondern auch Holz zum Hausbau


  • im trockeneren Nahen Osten,
    wo zuvor die ersten Kulturpflan-
    zen entwickelt worden waren,
    war man mit Lehmhütten ausge-
    kommen. Die Jäger und Sammler
    hatten die Wälder zwar auch
    schon auf ihre Weise genutzt,
    aber sie lebten oft an Gewässern,
    entnahmen dem Wald nur
    Brennholz und pflanzten allen-
    falls Haselbüsche zwischen die
    Bäume.
    Doch mit der Nutztierzucht
    begann ein Teufelskreis der
    Waldzerstörung; die im Wald
    weidenden Rinder, Schafe oder
    Ziegen fraßen nicht nur Gras,
    sondern auch die jungen Triebe
    von Bäumen, wodurch die Wälder
    immer mehr „ausgelichtet“ wur-
    den. Die pittoresken Heideland-
    schaften etwa sind eine Folge
    solch intensiver Beweidung. Der
    Pflanzenökologe Hansjörg Küster
    hat diese komplexen Zusammen-
    hänge in mehreren hochinteres-
    santen Büchern erläutert, etwa in
    seinem Standardwerk „Geschich-
    te der Landschaft in Mitteleuro-
    pa“. Dabei wird auch deutlich,
    dass vieles der vermeintlich ur-
    wüchsigen Natur bereits Folge
    von menschlichen Eingriffen ist.
    Die ausgedehnten Buchenwäl-
    der Mitteleuropas beispielsweise
    sind bereits ein Ergebnis soge-
    nannter Sekundärsukzession auf
    ehemals gerodeten und dann wie-
    der sich selbst überlassenen Flä-
    chen: Unter den mächtigen ho-
    hen Buchen kommen andere
    Baumarten dann nicht mehr ans
    Licht. Doch je dauerhafter die
    Siedlungen, desto mehr ver-
    schwanden die sie umgebenden
    Wälder: Bevorzugt wurden nun
    Baumarten, die schnell wuchsen
    und auch jung als Brennholz ge-
    fällt werden konnten. Die Fichten
    im Schwarzwald waren einmal
    Tannen. Auch der Mittelmeer-
    raum war einst dicht bewaldet,
    und zwar nicht nur von Oliven-
    bäumen. Die vielen Namen von
    Orten mit „-rode“, „-reuth“ oder
    „-rath“ erinnern noch heute an
    die Wälder, die einmal an ihrer
    Stelle standen.
    Brandrodung in großem Stil
    freilich wie jetzt in Brasilien war
    eine Ausnahme; zu wichtig und
    wertvoll war das Holz als Ener-
    giequelle und Baumaterial für
    Siedlungen oder Schiffe. Aber
    auch in Deutschland gibt es inte-
    ressante Formen der Brandro-
    dungswirtschaft: Küster be-
    schreibt die „Hauberge“ im Sie-


gerland oder die „Reutberge“ im
Schwarzwald, wo das Abbrennen
vor allem von Berghängen in ei-
nem festen Rhythmus mit Getrei-
deanbau oder Viehweide stand.
Solch quasi „nachhaltigen“
Formen des Abfackelns zum
Trotz waren die Wälder schon
im späten Mittelalter bedroht,
denn die boomenden Städte hat-
ten einen gewaltigen Holzbe-
darf: Holz benötigte man für den
Bau von Wehren und Mühlen,
für Schiffe und Fässer, als Brenn-
stoff für das Brauen von Bier
ebenso wie für das Schmelzen
von Erzen (hier vor allem als
Holzkohle, die die Köhler her-
stellten), die Herstellung von
Glas und das Sieden von Salz.
Schon vor 500 Jahren wurde
so das Holz knapp; man ver-
suchte, die Nutzung der Wälder
zu regulieren. Von 1560 stammt
die „Forst- und Holtzordnung
Churfürstens Augusti zu Sach-
sen“, laut Hansjörg Küster ein
fffrühes Beispiel für das „Auf-rühes Beispiel für das „Auf-
kommen eines Nachhaltigkeits-
gedankens“. Der Holzhandel

war längst selbst ein hochwich-
tiger Wirtschaftszweig, heute
würde man sagen, eine Schlüs-
selindustrie.
Eine weitere Rettung der Wäl-
der kam aus purem Eigennutz der
Adeligen, die für ihr liebstes Hob-
by, die Jagd, intakte Reviere
brauchten: Aus dem Mittelalter
stammen solche Forste oder
Reichswälder, die vor allem für
die herrschaftliche Jagd genutzt
wurden. „Holzfrevel“ war ein
schweres Verbrechen. Der Ham-
bacher Forst, um dessen traurige
Restbestände in einem symboli-
schen Kampf gerungen wird, war
einst so ein riesiges Waldgebiet.
Doch der Holzbedarf der Städ-
te war spätestens im 18. Jahrhun-
dert nicht mehr zu decken, auch
nicht durch noch so viel Flößerei,
mit der Holzmengen aus den Mit-
telgebirgen in die Zentren trans-
portiert wurden: Buchen und Ei-
chen waren zum Schwimmen un-
geeignet, man benutzte leichtere
Nadelhölzer als Unterlage. Doch
noch vor der Industrialisierung
war die große Energiekrise da:

GETTY IMAGES

/VICTOR MORIYAMA

Die Rodung

der Welt

Brennende Wälder waren nicht immer eine


Katastrophe. Mit ihnen begann Europas Kultur


METOO

Weinstein-Prozess
verschoben

Der Beginn des Prozesses
gegen Ex-Hollywoodmogul
Harvey Weinstein wegen
mutmaßlicher sexueller Ge-
walttaten ist auf den 6. Janu-
ar verschoben worden. Grün-
de sind eine neue Ankla-
geschrift und die Bereitschaft
der Schauspielerin Annabella
Sciorra, auszusagen. Wein-
stein plädierte bei einem
Gerichtstermin am Montag
erneut auf nicht schuldig,
seine sexuellen Beziehungen
seien immer einvernehmlich
gewesen seien.

FILMPROJEKT

Depardieu als
Leonid Breschnew?

Gérard Depardieu könnte
möglicherweise den Sowjet-
herrscher Leonid Breschnew
spielen. Der 70-Jährige habe
Interesse an einer Zusam-
menarbeit gezeigt, sagte der
Filmproduzent Andrej Leca.
Der gebürtige Franzose hatte
2013 einen russischen Pass
erhalten.

KOMPAKT


A


m Sonntag wurde bei
Anne Will über Olaf
Scholz diskutiert, und
sogar Olaf Scholz durfte mit-
reden. Wer aber fehlte, das war
Robert Habeck. Auch bei
Maischberger, Plasberg oder
Lanz war Habeck nicht anwe-
send. Sicher, Plasberg ist in der
Sommerpause, aber deshalb
hätte man doch den grünen
Spitzenmann erst recht einla-
den können. Habeck war da-
bei, der neue Westerwelle zu
werden. Wie der FDP-Politiker
hatte der Grüne einen eigenen
Spind bei Anne Will. Die Zu-
schauer erwarten ihn und sind
enttäuscht, wenn statt seiner
Anton Hofreiter kommt, der
immer schlechte Laune hat,
weil er weiß, dass die Fernseh-
fritzen lieber Habeck eingela-
den hätten und er ist nur der
Ersatz-Habeck, bei dessen An-
blick die Quoten in den Keller
rauschen. Inzwischen verliert
der echte Habeck durch die er-
zwungene Talkshowpause den
Kontakt zur Bevölkerung. Man
muss ihn jetzt wieder zügig an
die Fernseharbeit heranfüh-
ren. Er könnte bei „Grill den
Henssler“ mitmachen, oder er
wird mit Annalena Baerbock
ins „Sommerhaus der Stars“
eingeliefertzum „Kampf der
Promi-Paare“.

Zippert


zappt


RELEASED

Der gebürtige Franzose hatte

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Der gebürtige Franzose hatte
2013 einen russischen Pass
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2013 einen russischen Pass
erhalten. erhalten. RELEASED

BY

Filmproduzent Andrej Leca.
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menarbeit gezeigt, sagte der
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Filmproduzent Andrej Leca.Filmproduzent Andrej Leca."What's

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spielen. Der 70-Jährige habe
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Filmproduzent Andrej Leca.

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menarbeit gezeigt, sagte der

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