Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1

22 KULTUR DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019


D


as duale System hat
sich in so ziemlich
allen Lebensberei-
chen (vielleicht ab-
gesehen vom Müllwesen) ja
überlebt. Vorbei die Zeit von
Ost und West und Geha und Pe-
likan und Erstem und Zweitem
Fernsehen. Hier wäre jetzt
Platz für das übliche Lamento.
Die ganze Welt ist eine Unüber-
sichtlichkeit. Die ganze Welt?
Nicht ganz. Es gibt noch eine
Bastion der Unbeugsamen, der
unerschütterlichen Dualität –
das Kinderzimmer. Da latscht
man des Nachts nach dem Lö-
schen des Lichts entweder auf
kleine Quader drauf und tut
sich weh. Oder über angewin-
kelte Ärmchen und tut sich ge-
nauso weh.

VON ELMAR KREKELER

Der seit Jahrzehnten tobende
Krieg zwischen Lego, dem däni-
schen Steine-, und Playmobil,
dem fränkischen Männchenpro-
duzenten, ist ein Weltkrieg der
Ideologien, was nun als Bau-
stofflieferant für kindliche Ge-
schichtenerfindung sinnvoller
ist. Ein Krieg, für den die Kin-
derzimmer natürlich längst zu
klein sind. Die Verwertungsket-
te wird immer länger.

Dass die Noppenkopfprodu-
zenten aus Billund sich von
2014 an die Kinos erobert haben
und ihre Quaderköpfe inzwi-
schen zweimal und mit gewalti-
gem Einspielergebnis durchs ci-
neastische Legoland gejagt ha-
ben, konnten die im fränki-
schen Zirndorf ansässigen Her-
ren der 7,5 Zentimeter hohen
Figürchen (das mit den Männ-
chen von oben nehmen wir
hiermit zurück, bevor uns die
Genderpolizei verhaftet, die
Herren auch) natürlich nicht
auf sich sitzen lassen.
Dass „Playmobil – Der Film“
jetzt erst ins Kino kommt, war
so nicht geplant, muss wohl
aber – neben produktionstech-
nischen Problemen – ein Akt
der Feigheit vor dem Feind aus
dem Norden gewesen sein.
Denn wer jetzt seine Playmo-
bil-Geschichten von damals
und die angenehmen Erinne-
rungen an das metafiktionale,
selbst- und filmironische Meis-
terwerk des ersten Lego Mo-
vies im Kopf mit den angehen-
den Erben seiner Piratenschif-
fe oder Feenländereien zu
Charlie und Marla ins Kino
geht, sollte das in möglichst
übermüdetem Zustand tun.
„Playmobil“ ist einer der teu-
ersten Produktionen der Film-

geschichte. Für Eltern. Aber
dazu später.
Wer Charlie und Marla sind?
Eigentlich sind es wir, ihnen wi-
derfährt das, was Playmobilis-
ten aller Generationen immer
widerfährt, wenn sie vor den
Kisten mit den Helmen, den
Tieren und Bäumchen, den
Waffen und Zauberstäben, den
Wikingern und Zukunftsmen-
schen sitzen. Sie werden in eine
knallbunte, plastiline Parallel-
welt gezogen, aus der sie nur
schwer herausfinden. Könnte ja
eigentlich ganz niedlich wer-
den, wird es aber nicht.
Marla und Charlie, so will es
die Rahmenhandlung, leben in
New York. Sie sind Geschwis-
ter, Team Playmobil, er wächst
gerade rein, sie gerade raus, der
Altersunterschied ist so ekla-
tant, damit sich in „Playmobil“
auch Pubertierende wiederfin-
den. Es wird getanzt in der schi-
cken Wohnung, es wird gesun-
gen. Marla will auf Weltreise.
Da bricht die Welt zusammen,
weil die Eltern bei einem Unfall
ums Leben kamen.
Jahre später hat Marla alle
Hoffnung auf Weltreisen aller
Art fahren lassen, Charlie nervt
nur noch. Sich und Marla. Eines
Abends büchst er aus und ver-
schwindet – ausgerechnet – in

einer Playmobil-Ausstellung.
Und taucht – was ihn nicht
wundert – im Wikingerland als
Held aus Plaste wieder auf. Von
jetzt an spätestens sollte man
sein Portemonnaie ganz fest-
halten. Denn was jetzt folgt,
muss man sich als eine tech-
nisch sehr schick gemachte
Achterbahnfahrt vorstellen
durch den beinahe kompletten
Playmobil-Katalog.
Einem dünnen roten Faden
hinterher – Marla und Charlie
müssen sich bewähren, zusam-
menfinden und gemeinsam
eben mal die Plastikwelt retten


  • und durch eine Geschichte,
    die man als solche nicht be-
    zeichnen mag – böser antiker
    Diktator sammelt Helden aus
    allen Playmo-Welten, um sie in
    seinem knallbunten Kolosse-
    um gegeneinander antreten zu
    lassen.
    „Wer im Kino schläft“, soll
    Jean-Luc Godard einmal gesagt
    haben, „vertraut dem Film.“
    Wer diesem Film vertraut, ist
    selber schuld. Als Erziehungs-
    berechtigter wird einem bei
    dieser vor Sorge um die geistige
    Gesundheit seiner Kleinen, als
    Taschengeldzahler und Weih-
    nachtswunscherfüller vor Sor-
    ge um das Familienbudget
    Angst und Bange.


Warum


„Playmobil –


Der Film“


uns teuer zu


stehen kommt


Am Plastikpranger

Helden im Schwitzkasten: „Playmobil: Der Film“

CONCORDE FILM

RELEASED


ist. Ein Krieg, für den die Kin-

RELEASED


ist. Ein Krieg, für den die Kin-
derzimmer natürlich längst zu
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schichtenerfindung sinnvoller
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ist. Ein Krieg, für den die Kin-ist. Ein Krieg, für den die Kin-BY

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