FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen MITTWOCH, 28. AUGUST 2019·NR. 199·SEITE 25
D
as Jahr 1769 war ein Jahr der Entde-
cker und Erfinder: James Cook ent-
deckte mit der Endeavour Neuseeland,
Wolfgang Amadeus Mozart zog mit sei-
nen Kompositionen Italien in seinen
Bann, und Friedrich der Große erfand
mit dem Pfandbrief eines der heute wich-
tigsten Schuldinstrumente. 250 Jahre ist
das morgen auf den Tag genau her. An-
lass genug für eine Würdigung.
Hat solch ein finanzielles Traditions-
produkt in der Generation von Bitcoin,
Blockchain und Crowdfunding noch ei-
nen Platz? Aber ja! Die Zuverlässigkeit
und die langfristige Orientierung des
Pfandbriefs sind gerade in Zeiten funda-
mentaler Umbrüche von unschätzbarem
Wert. Im Übrigen findet man auch Mo-
zarts Kompositionen bis heute promi-
nent bei Spotify, und der Inselstaat Neu-
seeland prosperiert mittlerweile unter
Königin Elisabeth II.
Die Erfolgsfaktoren des Pfandbriefs of-
fenbaren sich schon bei einem kurzen
Blick auf seine Entstehungsgeschichte:
In Folge des Siebenjährigen Krieges wa-
ren viele Adlige und Großgrundbesitzer
hochverschuldet; eine regelrechte Kredit-
klemme war entstanden. Mit seiner ‚Cabi-
nets Ordre‘ vom 29. August 1769 schuf
Friedrich der Große einen verlässlichen
gesetzlichen Rahmen dafür, dass vermö-
gende Personen oder Städte ihren Besitz
als Kreditsicherheit verpfänden konn-
ten, um Kredit zu erhalten. Im Austausch
erhielten Gläubiger eine doppelte Sicher-
heit: So haftete nicht nur der Schuldner
ihnen gegenüber persönlich, sondern
auch die Gesamtheit einer großen Zahl
von unterschiedlichen Grundstücken
und Immobilien. Das erhoffte Ergebnis
trat ein: Die Kreditklemme wurde über-
wunden, die Wirtschaft dank langfristi-
ger Investitionen wieder angekurbelt.
So begann der Siegeszug des Pfand-
briefs. Er breitete sich aus in Deutsch-
land, in Europa und darüber hinaus. Ge-
setzliche Grundlagen wurden geschaf-
fen, Aufsichtssysteme installiert, Spezial-
institute gegründet. Das Instrumentari-
um wurde stetig verfeinert und der Kreis
der Sicherheiten ausgeweitet. Pfandbrie-
fe sind seitdem zu einem der wichtigsten
Refinanzierungsinstrumente der Banken
aufgestiegen. Ende 2017 betrug das glo-
bale Volumen an Covered Bonds (dem in-
ternationalen Überbegriff, zu dem auch
Pfandbriefe zählen) 2,5 Billionen Euro.
Der deutsche Anteil hieran betrug allein
15 Prozent.
Marktteilnehmer, Gesetzgeber und Re-
gulatoren haben den Pfandbrief im Ver-
lauf der Jahrhunderte immer wieder mo-
dernisiert. Aber sie haben der Versu-
chung widerstanden, seine Grundprinzi-
pien zu verwässern, etwa durch Auswei-
tung des Anwendungsbereichs auf weni-
ger stabile Sicherheiten oder durch Auf-
weichungen der Deckungsmasse. Bei der
Harmonisierung des rechtlichen Rah-
mens für Covered Bonds in der EU wur-
den die Regelungen und Erfahrungen
des deutschen Pfandbriefs zum Vorbild
genommen.
So hat der Pfandbrief stets sein mar-
kantes Gesicht behalten: Gläubiger erhal-
ten eine erstklassige Sicherheit. Kredit-
nehmern hingegen, ob privat oder ge-
werblich, ermöglicht das Darlehen eine
verlässliche Finanzierung ihrer langfristi-
gen Investitionen zu einem vergleichswei-
se günstigen Preis. Besonders stabil er-
wies sich der Pfandbrief in Deutschland:
Soweit bekannt, ist hierzulande noch nie
ein Pfandbrief ausgefallen, trotz diverser
Finanz- und Währungskrisen in den ver-
gangenen zweieinhalb Jahrhunderten.
Trotzdem: Brauchen wir in einem digi-
talen Zeitalter von globalen Märkten
und hochkomplexen Finanzinstrumen-
ten den archaischen Pfandbrief noch?
Meine Antwort ist: ein klares Ja. Auch
mit 250 Jahren gehört der Pfandbrief
längst nicht zum alten Eisen, auch nicht
angesichts neuer Entwicklungen auf den
Märkten wie Kryptotoken, Hochge-
schwindigkeitshandel und andere neue
Finanztechnologien. Vielmehr bieten die
Herausforderungen der Gegenwart und
der Zukunft – vor allem die Digitalisie-
rung, der Brexit und die Zukunft des EU-
Finanzmarktes sowie die ökologische
Transformation – neue Chancen für den
Pfandbrief: So sehr digitale Finanzinno-
vation auch den Pfandbrief zur Anpas-
sung zwingt, so sehr kann sie seine Ver-
breitung stützen. Beispielsweise würde
eine Digitalisierung des Pfandbriefs in ei-
nen elektronisch übertragbaren Token
seine Handelbarkeit auf eine völlig neue
Stufe heben. Ein Meilenstein könnte
auch die Einführung einer elektroni-
schen Schuldverschreibung werden, die
der Gesetzgeber gerade auf den Weg
bringt.
Bei einem Ausscheiden des Vereinig-
ten Königreichs aus der EU – so bedauer-
lich es auch wäre – könnte der Pfandbrief
Gutes bewirken. Denn nach dem Brexit
müssen die Kapitalmärkte auf dem Konti-
nent noch enger zusammenwachsen, um
die europäische Volkswirtschaft ohne
die City of London selbständig finanzie-
ren zu können. Die EU brauchte zudem
eine stärkere Diversifizierung der Risi-
ken über Landesgrenzen hinweg. Und:
Überschüssige Spareinlagen aus Deutsch-
land müssten woandershin abfließen
können.
Der EU-Rahmen für Covered Bonds
stellt somit nicht nur einen wichtigen
Baustein zur Vollendung der Kapital-
marktunion dar, sondern ist auch ein aus-
gezeichnetes Sprungbrett für grenzüber-
schreitende Investitionen in Pfandbriefe.
Schließlich fordern der Klimawandel
und die ökologische Transformation der
Volkswirtschaften den gesamten Finanz-
markt heraus, nachhaltige Transforma-
tion zu finanzieren. Dies eröffnet dem
Pfandbrief ein ganz neues Potential. Al-
lein der deutsche, erst recht aber der welt-
weite Investitionsbedarf zur Begrenzung
des Klimawandels ist riesig. Der Pfand-
brief kann helfen, die erforderlichen Mit-
tel zu mobilisieren. Erste „grüne Pfand-
briefe“ wurden in Deutschland schon
emittiert. Zwar ist das Volumen noch ge-
ring; umso größer sind aber die Wachs-
tumschancen.
Angesichts dieser Herausforderungen
ist es die Aufgabe der Banken- und Fi-
nanzaufsicht, die passenden Rahmenbe-
dingungen zu erhalten und weiterzuent-
wickeln. Wir müssen in der internationa-
len Regulierung darauf achten, dass die
Besonderheiten des Pfandbriefes ausrei-
chend berücksichtigt werden. Wir müs-
sen die Einhaltung der hohen Standards
des Pfandbriefes kompromisslos einfor-
dern. Und wir müssen zugleich die Inno-
vationen ermöglichen, die für die Zu-
kunftsfähigkeit erforderlich sind.
Fakt ist: Der Pfandbrief hat schon meh-
rere Generationen überdauert. Ob er des-
halb ewig leben wird, ist noch nicht aus-
gemacht – 250 Jahre Historie eröffnen
dem Jubilar jedenfalls mindestens so viel-
versprechende Perspektiven, wie sie für
die Windsors in Neuseeland und Mozart
jenseits der Alpen bestehen.
In diesem Sinne: Herzlichen Glück-
wunsch, Pfandbrief, ad multos annos!
Joachim Wuermeling ist seit 2016 Mitglied im Vor-
stand der Deutschen Bundesbank.
STANDPUNKT
Happy Birthday, Pfandbrief!
Von Joachim Wuermeling
maf. FRANKFURT, 27. August. Die
vier großen Notenbanken der Welt – die
amerikanische Federal Reserve, die Euro-
päische Zentralbank (EZB), die Bank
von Japan sowie die Bank von England –
halten Staatsanleihen im Volumen von 9
Billionen Dollar. Nach einer der F.A.Z.
vorliegenden Untersuchung der Rating-
agentur Scope haben sich die Bestände
seit der Finanzkrise 2008 bis Ende 2018
mehr als verachtfacht. „Gleichzeitig wur-
den traditionelle Investoren verdrängt“,
sagte Giacomo Barisone, Chefanalyst
von Scope für die Bewertung von Staa-
ten. Allen voran hat sich seinen Worten
zufolge der Anteil der Staatsschulden,
der von inländischen Banken und Nicht-
banken gehalten wird, spürbar reduziert.
Das gilt für Japan, Großbritannien, die
Vereinigten Staaten und viele Länder des
Euroraums. Barisone verweist auf Län-
der, in denen die Notenbanken auf die
als quantitative Lockerung bezeichneten
Anleihekäufe verzichtet haben. Das war
in Norwegen oder in Dänemark der Fall.
Dort sei der Anteil inländischer Investo-
ren an der Staatsverschuldung gestiegen,
sagt Barisone.
Von den Bundesanleihen hielten Ende
2018 nach Angaben der Finanzagentur,
die für den Bund die Schulden verwaltet,
knapp die Hälfte Notenbanken oder an-
dere staatliche Institutionen. Allein 28
Prozent entfielen auf die Bundesbank,
die im Rahmen der EZB-Programme
deutsche Staatsanleihen erworben hat.
Laut Scope hat sich der Anteil der Bun-
desbank seit 2008 um fast 19 Prozent-
punkte erhöht, während inländische Ban-
ken um 2,6 Prozentpunkte weniger hiel-
ten. Noch deutlicher fällt der Rückgang
für sonstige inländische Anleger, dar-
unter vor allem Fonds und Versicherer,
mit fast 6 Prozentpunkten aus.
Ohne Berücksichtigung der Bundes-
bank-Bestände haben inländische Anle-
ger ihren Anteil um 8,5 Prozentpunkte re-
duziert, während ausländische Anleger
entsprechend um 8,5 Prozentpunkte auf-
gestockt haben. Doch auch hier waren die
Käufe von ausländischen Zentralbanken
und anderen staatlichen Institutionen
wie zum Beispiel Staatsfonds entschei-
dend. Sie haben ihren Anteil um 16,5 Pro-
zentpunkte erhöht. Ein wichtiger Käufer
von Bundesanleihen war in den vergange-
nen Jahren die Schweizerische National-
bank (SNB), die damit eine zu starke Auf-
wertung des Schweizer Frankens gegen-
über dem Euro zu unterbinden versuchte.
Der Anteil ausländischer Investoren und
Banken ging zwischen 2008 und Ende
2018 um 8 Prozentpunkte zurück.
Für Scope-Analyst Barisone stehen die
Notenbanken in ihrer dominanten Rolle
als Gläubiger von Staatsschulden in Zu-
kunft vor drei Herausforderungen. Ers-
tens seien die Zentralbanken den Risiken
der öffentlichen Finanzen stärker ausge-
setzt, was die Wahrnehmung ihrer Unab-
hängigkeit und die zukünftige Wirksam-
keit der Geldpolitik beeinträchtigen kön-
ne. Zweitens reduziere die Verdrängung
traditioneller Investoren die Liquidität an
den Sekundärmärkten, wodurch der Han-
del von Staatsanleihen erschwert wird.
Denn die Zentralbanken halten ihre Titel
in der Regel bis zur Fälligkeit. Die EZB er-
setzt sogar alle fällig werdenden Titel,
nachdem sie Ende 2018 ihr Kaufpro-
gramm zunächst eingestellt hat. Schließ-
lich verweist Barisone auf die Gefahr dau-
erhaft niedriger Anleiherenditen. Das
kann hochverschuldete Staaten dazu ver-
leiten, Haushaltskonsolidierungen und
Strukturreformen zu verzögern.
„Insgesamt dürfte es für Zentralban-
ken in einer Welt, in der sie zu wichtigen
Staatsgläubigern gewachsen sind, zukünf-
tig herausfordernder werden, geldpoliti-
sche Ziele zu erreichen“, lautet das Fazit
des Scope-Analysten. Seiner Ansicht
nach sind die externen Auswirkungen
der Geldpolitik auf Regierungen und In-
vestoren schwerer einzuschätzen.
Am 12. September trifft sich der Geld-
politische Rat der EZB. Auf dieser Sit-
zung könnten die neuen Maßnahmen zur
geldpolitischen Lockerung in Reaktion
auf die konjukturelle Abschwächung be-
schlossen werden. Es wäre ein Abschieds-
geschenk des Präsidenten Mario Draghi
an seine Nachfolgerin Christine Lagarde,
die im November das Steuer übernehmen
wird. Am Markt wird zum einen mit einer
Senkung des Einlagensatzes von minus
0,4 auf minus 0,5 Prozent gerechnet. Da-
mit würde sich der „Strafzins“ erhöhen,
den Banken für ihre bei der EZB gepark-
ten Einlagen zahlen müssen. Darüber hin-
aus wird eine neue Runde an Anleihekäu-
fen erwartet. Von ihren Käufen an Staats-
anleihen über insgesamt 2,2 Billionen
Euro hält die EZB noch immer 2,1 Billio-
nen Euro. Insgesamt hält sie 2,6 Billionen
Euro an Wertpapieren, darunter Pfand-
briefe (Covered Bonds) über 261 Milliar-
den und Unternehmensanleihen über
177 Milliarden Euro. Nach Ansicht von
DZ-Bank-Analyst Daniel Lenz stößt die
EZB bei einer Wiederaufnahme ihrer
Staatsanleihekäufe an Grenzen. Eine An-
hebung des Limits von einem Drittel auf
die Hälfte aller umlaufenden Titel eines
Eurostaates könnte gegen das Verbot der
monetären Staatsfinanzierung verstoßen.
Es wäre zudem ohne Anhebung des Emis-
sions-Limits von derzeit überwiegend 33
Prozent nahezu wirkungslos.
Am einfachsten wäre eine Änderung
des Ankaufschlüssels, da italienische und
französische Staatsanleihen noch ausrei-
chend vorhanden wären. Das ist bei Bun-
desanleihen nicht mehr der Fall, da die
Bestände nahe 30 Prozent liegen. Lenz er-
wartet, dass die EZB auf andere Anlage-
klassen ausweichen wird. Doch Unterneh-
mensanleihen und Pfandbriefe dürften
kaum wirkungsvoll genug sein. Der DZ-
Bank-Analyst verweist auf Diskussionen
am Markt, die sich auf Aktien nach Vor-
bild der SNB oder Krediten nach Vorbild
der Bank von England beziehen.
Die Käufe der EZB sind auch der
Grund, warum immer mehr Anleihen
eine negative Rendite aufweisen. Bei
Bundesanleihen sind es alle Laufzeiten,
zuletzt auch 30-jährige Titel. Insgesamt
weisen derzeit Anleihen im Volumen
von 16,6 Billionen Dollar eine negative
Rendite auf. Darunter befinden sich Un-
ternehmensanleihen in Höhe von 1,2 Bil-
lionen Dollar. Diese Titel wurden fast
ausschließlich in Euro begeben.
nks.NEW YORK, 27. August. Bei Fonds-
managern an der Wall Street lange Zeit po-
puläre amerikanische Technologietitel ha-
ben etwas von ihrer Beliebtheit eingebüßt.
Nach Angaben der Bank of America Mer-
rill Lynch haben Investmentfonds in den
vergangenen Monaten ihre Engagements
bei Facebook, Amazon, Netflix und Goo-
gle (Alphabet) zurückgefahren. Die Betei-
ligungen sind auf dem niedrigsten Stand
seit dem Höhepunkt ihrer Popularität im
Jahr 2016. Zusammen mit dem Elektronik-
konzern Apple sind die Titel unter dem
Akronym FAANG bekannt. Das kann Aus-
wirkungen auf den Trend des gesamten
Aktienmarktes haben, weil die fünf Ak-
tien insgesamt fast ein Fünftel des gesam-
ten Börsenwertes des breitgefassten Ak-
tienindex S&P 500 stellen. Zudem hatten
die fünf Aktien über lange Strecken die
seit mehr als zehn Jahren währende
Hausse angetrieben.
Nach Angaben der Investmentbank
Goldman Sachs gehören Facebook, Ama-
zon, Apple und Netflix derzeit zu den im
Vergleich zu ihren jeweiligen Vergleichsin-
dizes am stärksten untergewichteten Posi-
tionen von Investmentfonds. Alphabet,
die Muttergesellschaft des Internetkon-
zerns Google, ist die einzige übergewichte-
te Position. „Die FAANG-Aktien sind im
vergangenen Jahr insgesamt nicht gut ge-
laufen“, sagte Brook Dane, Fondsmanager
des Goldman Sachs Technology Opportu-
nies Fund dem „Wall Street Journal“. Der
auf Tech-Werte spezialisierte Fonds hat
die Beteiligungen am sozialen Netzwerk
Facebook reduziert und das Engagement
bei Apple niedrig gehalten. Der Grund:
Bei jeder der FAANG-Aktien seien „viele
Schwierigkeiten aufgetaucht, was Investo-
ren dazu zwingt, die Gewinnmargen und
die Wachstumsraten neu zu bewerten“.
Zwar präsentierten die amerikanischen
Tech-Giganten in der jüngst zu Ende ge-
gangenen Bilanzsaison für das zweite
Quartal trotz vereinzelter Schwachstellen
insgesamt gute Ergebnisse. Allerdings
wächst der Druck von Politikern und Regu-
lierungsbehörden nicht nur in Europa,
sondern auch in der Heimat. Die amerika-
nische Aufsichtsbehörde FTC hat im Juli
im Zusammenhang mit Datenschutzaffä-
ren eine Rekordstrafe von 5 Milliarden
Dollar gegen Facebook verhängt. Außer-
dem wurde bekannt, dass die Behörde un-
abhängig davon kartellrechtliche Untersu-
chungen gegen das Unternehmen führt.
Das neben der FTC für Kartellfragen zu-
ständige Justizministerium kündigte sei-
nerseits eine kartellrechtliche Prüfung
„marktführender Online-Plattformen“ an
und hat offenbar vor allem Facebook, Goo-
gle und Amazon im Visier.
Auch der amerikanische Kongress lud
Branchenvertreter zu einer Reihe von An-
hörungen vor. Es ging um Wettbewerbsfra-
gen, um Facebooks umstrittene Pläne für
eine Digitalwährung und um Vorwürfe
von Republikanern, die Google und Face-
book unterstellen, politisch konservative
Positionen zu unterdrücken. Auch der
amerikanische Präsident Donald Trump
schießt regelmäßig gegen Technologiekon-
zerne und drohte mit einer möglichen Kla-
ge gegen Google und Facebook.
Die Aktienkurse von Facebook, Apple
und Amazon haben sich in diesem Jahr
trotz der jüngsten Kursschwankungen den-
noch besser entwickelt als der S&P 500,
der um knapp 15 Prozent im Plus liegt.
Der technologielastige Composite-Index
der elektronischen Börse Nasdaq ist im
gleichen Zeitraum um 18 Prozent gestie-
gen. Alphabet und Netflix hängen dem
Marktbarometer aber hinterher. Zudem
haben die FAANG-Werte mit Ausnahme
von Facebook ihre Kursrückschläge aus
dem vergangenen Jahr nicht wieder wett-
gemacht. Mit Ausnahme von Facebook
hatten die Aktien im vergangenen Jahr Re-
kordstände erzielt, im vierten Quartal
aber reichlich Federn gelassen. Der S&P
500 liegt auf Sicht der vergangenen zwölf
Monate auch leicht im Minus.
Nicht alle Fachleute glauben indes dar-
an, dass der Börsentrend langfristig von
den Tech-Werten abhängt. Während der
großen Hausse der Technologie- und Inter-
netaktien in den späten neunziger Jahren
waren zeitweise vier Aktiengesellschaften
für fast 14 Prozent des S&P-500-Börsen-
werts verantwortlich gewesen: Microsoft,
Intel, Cisco Systems und Dell. Börsen-
händler tauften die vier Titel „Four Horse-
men of Tech“, ein griffiger, aber etwas
fragwürdiger Hinweis auf die vier apoka-
lyptischen Reiter aus der Bibel.
Nach dem Ende der damaligen Hausse,
auf die heftige Kursrückschläge folgten,
bildete sich schließlich eine neue Füh-
rungsgruppe an der Börse heraus. „Es gibt
immer Perioden mit engem Handel“, sagt
Dan Morgan, der für einen Fonds des Ver-
mögensverwalters Synovus in Technolo-
gieaktien investiert. Er hält die Konzentra-
tion des Marktes auf wenige Aktien aller-
dings für gefährlich. „So bringt man sich
in richtige Schwierigkeiten.“ Zu den Ge-
winnern unter den Tech-Werten im ver-
gangenen Jahr zählte daher nicht eine der
FAANG-Aktien, sondern Microsoft, das
derzeit wertvollste Unternehmen der
Welt. Es spielt in den politischen Diskus-
sionen um die Macht der Technologiebran-
che kaum eine Rolle und stellte für das
kommende Geschäftsjahr ein zweistelli-
ges Umsatzwachstum in Aussicht. Der
Konzern profitiert vor allem von seinen
Produkten rund um Cloud Computing.
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B e k a n n t m a c h u n g e n
Wie Notenbanken andere Investoren verdrängen
Fondsmanager wenden sich von
populären Tech-Werten ab
Die Wette auf die beliebten FAANG-Aktien ging nicht auf
Die EZB erwägt neue
Anleihekäufe. Eine Studie der
Ratingagentur Scope zeigt,
dass die Rolle als wichtiger
Gläubiger von Staaten
die Geldpolitik erschwert.
Die designierte EZB-Chefin,
Christine Lagarde
Quellen: Scope; IIF/ Foto AP
F.A.Z.-Grafik Niebel
Negative Renditen treiben den Goldpreis
Goldpreis
Dollar
je Feinunze
Anleihen mit
negativen Renditen
in Billionen Dollar
2014
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
1000
1100
1200
1300
1400
1500
1600
2019
Die Zentralbanken spielen die Hauptrolle bei Anleihekäufen
Die Käufer der Staatsanleihen
Inland Ausland
(^75010001250150017502000)
Deutschland
Zu- und Abnahmen von Käufen
2008 bis 2018 in %
Aus dem Inland
Aus dem Ausland
Zentralbanken
Heimische Banken
Sonstige
Öffentliche Institutionen
Banken
Sonstige
Frankreich Italien
18,9 16,2
13,6
30,2
16,5
7,8 6,6
0,1
1,3 2,1 4,7 2,4 4,4
9,1 6,4
–5,7 –3,4
–1,3
–8,4
–2,2 –3,1
0,9
–2,6–5,9
–5,3–2,7 –1,1–2,0 –6,6–5,7
Vereinigte Staaten Japan
Nasdaq Composite-Index
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß
Börse Nasdaq
27.8.: Tagesverlauf
6000
6500
7000
7500
8000
8500
24.8.2018 23.8.2019
in Punkten