Psychologie Heute - 09.2019

(coco) #1

Gehirn, über Mechanismen, die eigentlich gut für
uns sind und die unser Überleben sichern. Die zum
Beispiel dafür sorgen, dass Essen, Trinken und Sex
sich gut anfühlen.
Stimmt es, dass man immun gegen Spielsucht
sein kann?
Es gibt ganz sicher unterschiedliche Grade von An-
fälligkeit. Aber wirklich immun ist niemand. In man-
chen Köpfen existiert ja diese Vorstellung, dass die
Menschheit aus zwei Gruppen bestehe: aus den An-
fälligen und denjenigen, denen nichts passieren kann.
Aber das stimmt nicht. Alles, was wir haben, sind
graduelle Unterschiede. Mir ist an dieser Stelle aber
noch etwas anderes wichtig.
Nämlich?
Dass wir uns in dieser Debatte nicht ausschließlich
auf den Menschen konzentrieren. Gut: Einige Leute


sind gefährdeter als andere. Aber mit demselben Recht
könnte man sagen: Einige Tätigkeiten, einige Spiele


  • oder einige Automaten – haben ein besonders ho-
    hes Potenzial dafür, dass Leute daran hängenbleiben.
    Das Suchtpotenzial unterscheidet sich enorm. Man
    muss sich deshalb immer beide Seiten ansehen. Es
    handelt sich um eine Art von Beziehung. Um sie zu
    heilen, braucht man keine Einzelbehandlung, son-
    dern eine Art Paartherapie.
    Und das geschieht zu wenig?
    Ich finde schon. In den USA konzentriert sich die
    Forschung fast nur auf die Person des Süchtigen –
    und viel zu wenig auf die Automaten. Das hat seine
    Gründe. Viele Studien werden in Amerika vom
    National Center for Responsible Gambling gespon-
    sert. Das Geld dafür stammt ausgerechnet von der
    Glücksspielindustrie. Finanziert werden deshalb vor-

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