Die Welt - 27.08.2019

(Michael S) #1

K


atzen sind die besten Freun-
dinnen einer Frau, nicht Dia-
manten. Das macht Taylor
Swiftim Video zu ihrem
Lied „Me“ unmissverständ-
lich klar. Ihr Duettpartner Brendon Urie
versucht Swift darin erst mit Blumen zu
besänftigen, dann mit einem Ring – doch
ihr Herz kann er am Ende nur mit einem
Kätzchen erobern.

VON KATJA BELOUSOVA

„Me“, die erste Auskopplung aus
Swifts neuem Album „Lover“, ist eine
Hymne an den Individualismus und die
positive Selbstliebe. Und anders als ihre
vergangenen Musikvideos ist es nicht
düster, sondern ebenso pastellbunt wie
die Aufmachung ihres siebten Studioal-
bums, das gerade erschienen ist. Taylor
Swift, die Königin des Pop, setzt auf Ver-
änderungen. Und von denen gab es seit
Erscheinen ihres Albums „Reputation“
im Jahr 2017 einige.
Zunächst einmal gibt es einen neuen
Mann in ihrem Leben: Kater Benjamin.

Ihr Instagram-Feed ist voll von Bildern
des Tieres. Swift ist ein prominenter Kat-
zenfan – was sich nicht nur im Erwerb ih-
rer bereits dritten Katze, dem Musikvi-
deo zu „Me“ und ihrem Instagram-Profil
niederschlägt, sondern auch in ihrem
Mitwirken in der Filmadaption des Musi-
cals „Cats“. Darin wird die Sängerin ab
Dezember als animierte Katze Bombalu-
rina zu sehen sein. Und anders, als sie es
von ihren Single- oder Albumankündi-
gggungen kennt, erntete der Trailer zu die-ungen kennt, erntete der Trailer zu die-
sem Film jede Menge Spott.
Die andere große Veränderung in
Swifts Leben hat wiederum nichts mit
einem Kinofilm zu tun, sondern mit der
zzzweiten Single-Auskopplung „You Needweiten Single-Auskopplung „You Need
to Calm Down“. Was auf den ersten
Blick wie ein Zuckerwattetraum anmu-
tet, entpuppt sich als politischstes Lied
der 29-Jährigen.
Darin positioniert sie sich für die
Rechte von homo- und transsexuellen
Minderheiten und gegen Internet-Trolle


  • zu denen sie auch Kanye West und
    Ehefrau Kim Kardashian zählt. 2016
    nannte Kardashian-West sie eine


„Schlange“, ein Motiv, das Swift seither
in vielen Musikvideos aufgegriffen hat –
aaauch in „Calm Down“, wo sie allen Trol-uch in „Calm Down“, wo sie allen Trol-
len zu verstehen gibt: „Ihr solltet euch
mal beruhigen!“ In dem dazugehörigen
Video wirken neben ihr viele bekannte
Gesichter der amerikanischen LGBTI-
Community mit.
Ein homophober Pastor aus Colorado
fffühlt sich durch das bunte Video derartühlt sich durch das bunte Video derart
angegriffen, dass er Swift prompt als
„Sünderin“ bezeichnete, die dringend ei-
nen „Erlöser“ bräuchte, und ihr mit dem
Zorn Gottes drohte. Vor nur wenigen
Jahren galt Taylor Swift als „Everybody‘s
Darling“, als Künstlerin, die Amerika
einte, von Liberalen als Feministin und
der rechtsextremen Alt-Right-Bewegung
als „arische Göttin“ verehrt wurde – oh-
ne sich zu der einen oder der anderen
Seite zu positionieren.
Doch die Zeiten, in denen sich Taylor
Swift mit politischen Äußerungen zu-

och die Zeiten, in denen sich Taylor
wift mit politischen Äußerungen zu-

och die Zeiten, in denen sich Taylor


rückhielt, sind vorbei. Bei den amerika-
nischen Zwischenwahlen 2018 warb sie
in ihrem traditionell republikanischen
Heimatstaat Tennessee für den Demo-

kraten Phil Bredesen. Über die republi-
kanische Kandidatin Marsha Blackburn
schrieb sie auf Instagram: „Sie glaubt,
dass Geschäfte das Recht haben sollten,
homosexuelle Paare abzuweisen. Sie
glaubt auch, dass sie nicht das Recht ha-
ben sollten, zu heiraten. Das sind nicht
MEINE Tennessee-Werte.“
Der Beitrag sorgte für viel Aufsehen.
WWWährend Demokraten und Liberale sieährend Demokraten und Liberale sie
fffeierten, sagte der republikanische US-eierten, sagte der republikanische US-
Präsident Donald Trump, er würde sie
jetzt 25 Prozent weniger mögen. Wenig
mögen wird er auch Swifts Online-Peti-
tionfür einen Gleichberechtigungspara-
grafen, der die Rechte der LGBTI-Com-
munity schützen soll. Für die wirbt Swift
aaauch am Ende des „Calm Down“-Clips.uch am Ende des „Calm Down“-Clips.
Die Marschrichtung für „Lover“ ist al-
so klar: Mit einer bunten Pop-Platte
zieht Taylor Swift in den Kampf gegen
den grauen Alltag unter Präsident
Trump und seinen Trollen. Aber halten
die Lieder des so romantisch klingenden
AAAlbums, was sie politisch versprechen?lbums, was sie politisch versprechen?
Neben „Calm Down“ gibt es noch
zzzwei weitere unter den insgesamt 18wei weitere unter den insgesamt 18

Songs, die ein politisch-gesellschaftli-
ches Statement setzen. Zunächst einmal
„„„The Man“. Taylor Swift ist bekannt alsThe Man“. Taylor Swift ist bekannt als
VVVerfechterin der Gleichberechtigung,erfechterin der Gleichberechtigung,
„„„The Man“ ist die Hymne dazu. DortThe Man“ ist die Hymne dazu. Dort
heißt es im Refrain „I’m so sick of run-
ning as fast as I can, wondering if I’d get
there quicker if I was a man.“ Es geht da-
rum, dass Frauen sich so sehr anstren-
gen können, wie sie wollen – als Männer
wwwürden sie trotzdem schneller ans Zielürden sie trotzdem schneller ans Ziel
kommen. Swift singt über den Frust des
Ungleich-behandelt-Werdens und ist
sich sicher: Als Mann hätten Frauen es
im Job leichter.
Das zweite Lied, das auffällt, ist „Miss
Americana & The Heartbreak Prince“: Es
ist Swifts Bestandsaufnahme der USA
unter Trump. „Amerikas Ruhm verblasst
vor meinen Augen“, singt die 29-Jährige
darin. „Ich fühle mich hoffnungslos“,
heißt es an einer Stelle, „Ich fühle mich
hilflos“ an einer anderen. Swift benutzt
darin die Allegorie der typisch amerika-
nischen Highschool mit ihren Sport-
teams, den Abschlussbällen und Schul-
bands, um damit auf das große Ganze zu
zielen: die USA. „Jungs werden Jungs
bleiben, aber wo sind die weisen Män-
ner?“, fragt sich Swift – ohne Trump nur
einmal zu erwähnen, ist klar, auf wen sie
sich hier bezieht.
Lieder wie das oder „The Man“ fallen
in „Lover“ vor allen deshalb auf, weil
sich das Album ansonsten stark an sei-
nem Titel orientiert. Abgesehen davon
ist es eine Platte voller Liebeslieder. Es
geht um die große Liebe, Liebeskummer
und die Angst vor Bindungen. In „Lon-
don Boy“ geht es um Swifts Vorliebe für
britische Männer – sowohl ihr aktueller
Freund Joe Alwyn als auch ihre Ex-Be-
ziehungen Tom Hiddleston und Calvin
Harris waren Briten. „Cornelia Street“
richtet sich ganz persönlich an Alwyn
und den Beginn der gemeinsamen Bezie-
hung in New York.
Es ist eine typische Taylor-Swift-Pop-
Ballade, mit langsamen Beats und Swifts
Stimme im Vordergrund. Im Gegensatz
dazu ist das Titellied „Lover“ eine klassi-
sche Gitarrenballade, die – anders als
Songs wie „Calm Down“ – Spuren ihrer
Country-Wurzeln erkennen lässt. Neben
Liebe geht es auf dem mittlerweile sieb-
ten Studioalbum von Taylor Swift – wie
so oft zuvor – auch um Freundschaft.
Um wahre und falsche Freunde, um die-
jenigen, die dich hintergehen („The Ar-
cher“), und solche, die dir ihre eigenen
Handschuhe geben, wenn du deine in
der Kälte verloren hast („It’s Nice To
Have A Friend“).
Musikalisch unterscheidet sich
„Lover“ insofern vom Vorgänger „Repu-
tation“, als Swift weggeht von den Ein-
ffflüssen des Hip-Hop und sich stärker amlüssen des Hip-Hop und sich stärker am
aaaktuellen Pop orientiert. Statt Rap-Ver-ktuellen Pop orientiert. Statt Rap-Ver-
suchen gibt es wieder klassisch gesunge-
ne Strophen. Geblieben sind die synthe-
tischen Pop-Beats, die in „Lover“ aber
gemächlicher und weniger aggressiv da-
herkommen als im Vorgängeralbum.
Bisher bestand die hohe Kunst der
Taylor Swift darin, sich von Album zu Al-
bum zwar musikalisch zu verändern und
weiterzuentwickeln, aber die Neuerun-
gen in so homöopathischen Dosen zu
verteilen, dass sie damit keine Fans ver-
schreckte. Bei „Lover“ ist das anders:
Musikalisch bleibt Taylor Swift zwar die
AAAlte, aber die politischen Botschaften,lte, aber die politischen Botschaften,
die sie in „Calm Down“, „The Man“ und
vor allem in „Miss Americana & The He-
artbreak Prince“ verpackt, kommen ei-
ner kleinen Revolution gleich. Denn da-
mit riskiert Taylor Swift, die Liebe eini-
ger ihrer Südstaatenfans zu verlieren.
Und die wird auch mit Katzenbildern auf
Instagram kaum zurückzugewinnen
sein.

Liebe als iebe als WWWAFFEAFFE


Taylor Swifts neues


Album „Lover“ ist


voller Balladen.


Aber in drei Songs


legt sie sich mit der


amerikanischen


Rechten an


FFFür LGBTI-Rechte und britische Boys: die Sängerin Taylor Swiftür LGBTI-Rechte und britische Boys: die Sängerin Taylor Swift


UUNIVERSAL MUSICNIVERSAL MUSIC

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27.08.19 Dienstag, 27. August 2019DWBE-HP



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22 FEUILLETON DIE WELT DIENSTAG,27.AUGUST2019


man werde sich „nicht zu vertraulichen
Personalfragen öffentlich äußern“.
Möglicherweise hat man eine elegante-
re Lösung als eine harte Kündigung ge-
funden – so wäre es denkbar, dass der
Journalist zwar weiter bei dem Nach-
richtenmagazin angestellt ist, aber
nicht mehr in der Redaktion arbeitet.
Zuvor waren der für Relotius zuständi-
ge Dokumentar wie auch der Chef der
„Spiegel“-Dokumentation in den Vorru-
hestand gegangen, jeweils „auf eigenen
Wunsch“.
Der im Mai veröffentlichte Ab-
schlussbericht einer Kommission hatte
Geyer in ein denkbar schlechtes Licht
gesetzt. Rund 60 Geschichten veröf-
fentlichte der Starreporter Relotius
über mehrere Jahre hinweg, und die
meisten davon waren teilweise manipu-
liert oder schlichtweg erfunden. Einer
der Gründe, warum Relotius’ Fälschun-
gen ins Blatt kamen, war nach dem Be-
fund der Kommission das Verhalten sei-
ner Vorgesetzten. Sie förderten den

D


er ehemalige Ressortleiter des
Geschichtenfälschers Claas Re-
lotius soll nicht mehr in der
„Spiegel“-Redaktion arbeiten. Nach
WELT-Informationen haben Vertreter
des Nachrichtenmagazins am Montag
mit Matthias Geyer, der das Gesell-
schaftsressort viele Jahre leitete, ver-
handelt. Einen Tag vor einem Termin
am Hamburger Arbeitsgericht, der am
späten Montagnachmittag abgesagt
wurde.

VON CHRISTIAN MEIER

Zuvor hatte der „Spiegel“ dem Jour-
nalisten Geyer gekündigt. Angeblich
ohne Angabe von Gründen. Gegen diese
Kündigung setzte sich Geyer zur Wehr.
Bevor nun bei einer öffentlichen Ver-
handlung schmutzige Wäsche gewa-
schen werden konnte, kam es zu einer
außergerichtlichen Einigung. Die Kün-
digung ist damit zurückgenommen.
Beim „Spiegel“ heißt es auf Nachfrage,

Journalisten, der für viele seiner Ge-
schichten mit Preisen ausgezeichnet
wurde, nach Kräften – und schützten
Relotius darum auch noch, als es erste
Verdachtsmomente gegen diesen gab.
Konkret wurde der „Spiegel“-Repor-
ter Juan Moreno, der Relotius auf die
Schliche kam, ausgebremst. Im Bericht
der Kommission ist zu lesen: „Die Reak-
tionen auf den Whistleblower Moreno
sowie das Handling des Falles in den er-
sten Tag und Wochen waren langsam
und mangelhaft, geprägt von Vertrauen
gegenüber Relotius und Misstrauen ge-
genüber Moreno.“
Ohnehin galt das Gesellschaftsres-
sort in der Redaktion als autonome Fe-
stung von Edelfedern, die sich mehr
oder weniger nach Belieben Themen an
den Fachredakteuren vorbei schnappen
konnten. Wo auf der einen Seite Neid
keimte, herrschte auf der anderen Seite,
also beim Gesellschaftsressort, Hoch-
mut bis hin zur Arroganz. Der Relotius-
Bericht zitierte beispielsweise aus einer

Mail von Geyer an Relotius, in dem die-
ser seinem Reporter konkrete Regiean-
weisungen gab, wie er seine Geschichte
aufzubauen habe und welche Protagoni-

sten es dazu brauche. Was sich wie eine
Einladung zur Manipulation liest und
aus journalistischer Sicht ein höchst
fragwürdiges Vorgehen ist.
Schon vor Veröffentlichung des Be-
richts wurde Geyer eine bereits verein-
barte Beförderung verwehrt, er hatte ei-
gentlich Blattmacher unter dem neuen
Chefredakteur Steffen Klusmann wer-
den sollen. Stattdessen wurde er zum
Redakteur „für besondere Aufgaben“
ernannt. Gleichfalls wurde Ullrich
Fichtner, der designierte Chefredak-
teur, mit Sonderaufgaben betreut.
Fichtner hatte als Geyers Vorgänger
ebenfalls seinen Anteil am Werdegang
des Claas Relotius und im Zuge der in-
ternen Aufklärung den nötigen Esprit
vermissen lassen.
Dass sowohl Geyer als auch Fichtner
trotz des für sie desaströsen Abschluss-
berichts bleiben durften, weckte bei
einem Teil der Redaktion erheblichen
Missmut. Während es die Chefredakti-
on mit der Herabstufung der beiden

Journalisten offenbar zunächst bewen-
den lassen wollte, waren die Kritiker
der Ansicht, dass das Verhalten von
Geyer und Fichtner ein Verbleiben bei
dem Nachrichtenmagazin nicht zulasse.
Denn sie deckten den Täter zwar nicht,
wussten nichts von dessen Machen-
schaften, verhinderten aber eine schnel-
lere Aufdeckung der Fälschungen, ver-
mutlich auch, weil sie seine preisge-
krönten Geschichten für unwidersteh-
lich hielten.
Im Vorfeld der Verhandlung vor dem
Arbeitsgericht hatte der Rechtsanwalt
Geyers gegenüber der „Süddeutschen
Zeitung“ gesagt, sein Mandant „möchte
ungern ein politisches Opfer sein“. Eine
einvernehmliche Lösung sehe er darum
nicht.
Nun kommt es doch anders. Und die-
jenigen beim „Spiegel“, für die der Fall
Relotius mit der Veröffentlichung des
Abschlussberichts noch lange nicht er-
ledigt war, werden zumindest ein wenig
Genugtuung verspüren.

Endstation „Spiegel“


Der ehemalige Ressortleiter des Fälschers Claas Relotius soll nicht mehr für das Nachrichtenmagazin arbeiten. Kehrt damit Ruhe ein?


Damals noch Strahlemann: Relotius mit
den CNN Awards

PICTURE ALLIANCE / DPA

/URSULA DÜREN

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