Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.09.2019

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SEITE 18·MITTWOCH, 4. SEPTEMBER 2019·NR. 205 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


itz.WIEN, 3. September. Noch nie ha-
ben so viele Deutsche die Türkei be-
sucht wie im Juli. Ungeachtet der auto-
kratischen Tendenzen in Ankara und
der angespannten Situation in den Nach-
barländern Syrien, Irak und Iran strö-
men die Gäste aus der Bundesrepublik
wieder zu Hunderttausenden an den
Bosporus, die Mittelmeer- oder Schwarz-
meerküste. Neuen Zahlen des Touris-
musministeriums in Ankara zufolge be-
reisten im Juli 868 000 Deutsche die Tür-
kei, 14 Prozent mehr als im Juli 2018. Zu-
vor war der bisher stärkste Monat der
August 2015 mit 842 000 Ankünften.
Der Boom überrascht, da es zuletzt
vermehrt Berichte über Einreiseverwei-
gerungen und Festnahmen deutscher Ur-
lauber gab. Die meisten von ihnen hat-
ten türkische Wurzeln, wurden verdäch-
tigt, Organisationen wie die PKK oder
die Gülen-Bewegung zu unterstützen
oder antitürkische Propaganda zu ver-
breiten, etwa im Internet. Das Auswärti-
ge Amt warnt in seinen Sicherheitshin-
weisen vor „willkürlichen“ Inhaftierun-
gen“: „Es ist weiterhin von einem erhöh-
ten Festnahmerisiko auszugehen.“
Offenbar schlagen immer mehr Urlau-
ber diese Bedenken in den Wind. „Die
Buchungen lassen nicht darauf schlie-
ßen, dass unsere Kunden Probleme mit
der Türkei haben“, sagt eine Sprecherin
von TUI, dem größten Reiseveranstalter
Europas. Im Gegenteil: Für den Kon-
zern ist das Land „der Shootingstar die-
ses Sommers“. Die Buchungsrate sei
zweistellig, sagt die Sprecherin: „Die
Türkei ist auf dem besten Weg zu alten
Rekorden.“
Tatsächlich könnte 2019 das stärkste
Jahr für den deutschen Tourismus in der
Türkei werden. Bisher hält 2015 diesen
Rekord mit fast 5,6 Millionen Ankünf-
ten. Im vergangenen Jahr entschieden
sich 4,5 Millionen Deutsche für die Tür-
kei. Die ersten sieben Monate 2019 ver-
zeichnen jetzt schon den zweitstärksten
Wert der Geschichte. Zwischen Januar
und Juli reisten knapp 2,7 Millionen Per-
sonen aus Deutschland ein, 15 Prozent

mehr als im Vorjahr. Im Spitzenjahr
2015 waren es 2,9 Millionen gewesen. In
den Jahren, 2016 und 2017 hatte es ei-
nen starken Abschwung gegeben: wegen
der Terroranschläge, des Putschver-
suchs und des darauf folgenden Ausnah-
mezustands, wegen der Inhaftierung
deutscher Staatsbürger und generell we-
gen der Verschlechterung des bilatera-
len Verhältnisses. Seit 2018 erholt sich
der Fremdenverkehr aber wieder. Das
hat auch mit starken Preissenkungen in
der Türkei zu tun und mit dem Verfall
der Landeswährung. 2018 sank der Au-
ßenwert der Lira um fast 30 Prozent.
Insgesamt feiert der Tourismus in der
Türkei jetzt schon einen Rekord. Die
Zahl von fast 25 Millionen ausländi-
schen Gästen zwischen Januar und Juli
(plus 14 Prozent) ist der höchste jemals
gemessene Wert. Zu verdanken ist das
besonders den russischen Gästen, die
nach einer Phase der politischen Eiszeit
zwischen beiden Regierungen so zahl-
reich kommen wie nie zuvor. Im Juli reis-
ten mehr als eine Million Russen in die
Türkei ein (plus 16 Prozent), womit zum
ersten Mal in einem Monat aus einem
einzigen Land mehr als eine Million Ur-
lauber kamen. Auch in der Sieben-Mo-
nats-Betrachtung führt Russland mit 3,
Millionen Ankünften die Liste vor
Deutschland an. 15 Prozent aller Aus-
landstouristen kamen aus Russland, 11
Prozent aus Deutschland.
Nach den Flauten der Vorjahre haben
sich die Auslastung der Hotels und das
Preisniveau in der Türkei wieder etwas
gefangen. Der Hotelverband TÜROB
meldet für Juli eine Auslastung der Fünf-
sternehotels von 76 Prozent, 2 Punkte
mehr als vor einem Jahr. Der Durch-
schnittszimmerpreis in dieser Kategorie
habe sich um 14 Prozent auf 112 Dollar
je Nacht erhöht. Der Fremdenverkehr
ist enorm wichtig für die türkische Wirt-
schaft. Die Welttourismusorganisation
WTTC beziffert seinen Beitrag auf 96
Milliarden Dollar im Jahr – oder 12 Pro-
zent des Bruttoinlandsprodukts. Wichti-
ger sei nur die Bauindustrie.

joja.DÜSSELDORF, 3. September. Der
Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer
hat für sein umsatzstarkes Medikament
Xarelto eine Empfehlung der Europäi-
schen Gesellschaft für Kardiologie be-
kommen. Der Gerinnungshemmer könne
für Patienten mit einer bestimmten Herz-
erkrankung und auch für Patienten mit
Diabetes eingesetzt werden, heißt es in ei-
ner aktualisierten Leitlinie.
Für Bayer ist das Medikament sehr
wichtig, es trug zuletzt neben dem Augen-
medikament Eylea im Pharmageschäft
deutlich zum Umsatz bei. Das insgesamt
schwache Wachstum von zuletzt 0,9 Pro-
zent auf 11,49 Milliarden Euro war vor al-
lem von den umsatzstarken Medikamen-
ten getragen. Mit Xarelto hatte Bayer in-
des in der Vergangenheit auch Ärger: So
sah sich der Konzern etwa 2017 zahlrei-
chen Patientenklagen wegen des Blutver-
dünnungsmittels ausgesetzt. Auch An-
fang dieses Jahres lautete der Vorwurf
von insgesamt 25 000 amerikanischen
Klägern, dass Xarelto schwere Gesund-
heitsschäden auslösen könnte. Zwar ent-
schieden Gerichte stets zugunsten von
Bayer, doch legte Bayer die Klagen gegen

Zahlung von mehreren hundert Millio-
nen Dollar bei.
Ein Vergleich wird auch in den Prozes-
sen um die angeblich krebserregende Wir-
kung des im Unkrautvernichter Roundup
enthaltenen Stoffes Glyphosat erwartet.
Anders als im Fall von Xarelto hatte Bay-
er in bisher verhandelten Glyphosat-Kla-
gen nur Niederlagen einstecken müssen.
Zwar reduzierten Richter den verhängten
Schadenersatz mehrfach deutlich, hielten
das Urteil aber aufrecht. Insgesamt gibt
es 18 400 Kläger.
In Kalifornien, wo die meisten Glypho-
sat-Fälle verhandelt werden, holt sich Bay-
er unterdessen Unterstützung für seine
Pharmasparte: Mit der Managerin Marian-
ne De Backer wirbt das Unternehmen
eine Spezialistin für Zukäufe und Koopera-
tionen vom Konkurrenten Johnson &
Johnson ab. In der neuen Position als Lei-
terin Business Development & Licensing
berichtet die Belgierin an Pharmachef Ste-
fan Oelrich. Bayer will künftig stärker auf
Partnerschaften setzen, auch um erwarte-
te Umsatzverluste auszugleichen, die
durch auslaufende Patente für Kassen-
schlager wie Xarelto entstehen könnten.

thwi.RÜSSELSHEIM, 3. September.
Ein halbes Jahr später und mit deutlich
kleinerer Mannschaft als geplant hat der
neue Opel-Partner Segula in Rüssels-
heim den Betrieb aufgenommen. „Die
Partnerschaft mit Opel ist in Kraft“, ver-
kündete Martin Lange, Geschäftsführer
der Segula Technologies GmbH, am
Dienstagmorgen. Gut 750 Männer und
Frauen zählt die Belegschaft. Laut Lan-
ge ist der Betrieb zum Marktstart und
mittelfristig gut ausgelastet. Vorerst
brauche der Dienstleister sogar Hilfe
von Opel.
Das ist ein Ergebnis der Wirren um
die Partnerschaft in den vergangenen
Monaten. Zwar hatte Segula im Spät-
herbst noch mit 2000 Mitarbeitern von
Opel gerechnet, die auf den eigenen Be-
trieb übergehen sollten. Außerdem woll-
te das deutsche Tochterunternehmen ei-
nes 12 000 Mitarbeiter starken Familien-
konzerns aus Frankreich ursprünglich
schon im Frühjahr an den Start gehen.
Doch die Personalauswahl verlief bei
Opel weit weniger glatt als erhofft, denn
Arbeitnehmervertreter wehrten sich ge-
gen den Teilverkauf des Entwicklungs-
zentrums in Rüsselsheim an Segula.
1340 Opel-Beschäftigte verließen lieber
den Autohersteller mit einer Abfindung,
gingen in Altersteilzeit oder Vorruhe-
stand, statt zu Segula zu wechseln. Lan-
ge gibt sich gleichwohl zuversichtlich.
750 Ingenieure, Techniker, Mechani-
ker und Mechatroniker seien derzeit „im
Engineering-Umfeld keine kleine Mann-
schaft“. Personalchef Udo Bekker stellte
dessen ungeachtet Neueinstellungen in
dreistelliger Höhe in Aussicht.
Opel und PSA haben Segula nach den
Worten von Lange mit 63 Projekten aus-
gestattet, 40 davon entfallen auf An-

triebstechnik, wie es heißt. Mit diesen
Aufträgen im Rücken wollen Lange und
Bekker gemeinsam mit der Belegschaft
in den nächsten drei bis vier Jahren den
eigenen sogenannten Engineering-Cam-
pus in direkter Nachbarschaft zu Opel
ausgestalten und weitere Aufträge und
Kunden gewinnen. Wie Lange zum wie-
derholten Male hervorhob, haben unter
anderen Autobauer aus Asien und nam-
hafte Zulieferer ihr Interesse an den
Diensten von Segula angemeldet. Zu
den von dem Unternehmen gekauften
Gebäuden zählen das erst im Oktober
2016 von Opel in Betrieb genommene
Motorentestzentrum und eine Teststre-
cke im Kreis Offenbach.

ela.WIEN, 3. September. Im Zuge des
Bieterkampfs um den angeschlagenen
Lichttechnikkonzern Osram hat der
österreichische Chiphersteller AMS am
Dienstag die Angebotsunterlage für sein
Übernahmeangebot veröffentlicht. Dem-
nach läuft die Annahmefrist für Osram-
Gesellschafter vier Wochen, bis zum 1.
Oktober. Für den Erfolg ist eine Mindest-
annahmequote von 70 Prozent aller Os-
ram-Aktien erforderlich. Die Angebots-
unterlage wurde von der Bundesanstalt
für Finanzdienstleistungsaufsicht geneh-
migt. Das Angebot an die Osram-Aktio-
näre entspricht einem Unternehmens-
wert von 4,3 Milliarden Euro und liegt
um 3,50 Euro über jenem der Finanzin-
vestoren Bain Capital und The Carlyle
Group. Die Finanzinvestoren Bain und
Carlyle bieten 35 Euro je Aktie, was ei-
nem Unternehmenswert von vier Milliar-
den Euro entspricht.
Jenen Aktionären, die bereits das Kon-
kurrenzangebot angenommen haben,
rät AMS, davon zurückzutreten und sich
die Prämie im höheren Angebot von
AMS zu sichern. Dieses Angebot und der

Zusammenschluss von Osram mit AMS
seien eine bessere Option für alle Betei-
ligten als das Private-Equity-Angebot,
teilte der Vorstandssprecher von AMS,
Alexander Everke, in einer Mitteilung
mit. Demnach will der Chiphersteller die
starke Position von Osram in den Spar-
ten optische Halbleiter und Automotive
nutzen, um einen führenden Anbieter
von Sensoriklösungen und Photonik zu
schaffen.
AMS grenzt sich nach eigener Darstel-
lung von den Finanzinvestoren deutlich
ab: Im Vergleich zu Beteiligungskapital-
gebern werde aufgrund des höheren
Wachstumspotentials, der erheblichen
Mittelzuflüsse und der niedrigeren Kapi-
talkosten eine bessere Perspektive gebo-
ten, die sich in einer schnelleren Verrin-
gerung des Verschuldungsgrades und
mehr verfügbaren Investitionen in das ge-
meinsame Geschäft zeige. Es wird speku-
liert, dass die Finanzinvestoren nachbes-
sern könnten. Das Ziel einer Mindestan-
nahmequote von 70 Prozent anzudienen-
der Aktien ist nach Ansicht von Beobach-
tern kaum zu erreichen.

guth.FRANKFURT, 3. September. Der
Facebook-Konzern hat den Likes den
Kampf angesagt: In sieben Ländern kön-
nen Nutzer in einem Pilotversuch auf Ins-
tagram nicht mehr sehen, wie viele Likes
die Posts anderer Leute erhalten haben.
Nun weitet der Konzern den Test aus.
Wie er der Website Techcrunch bestätig-
te, hat er auch für das Facebook-Netzwerk
einen Prototyp entwickelt, in dem die
Like-Anzahl versteckt wird. Noch wird
das den Nutzern jedoch nicht angezeigt.
Entdeckt wurde der Facebook-Test von
der Social-Media-Analystin Jane Man-
chun Wong, die auf Twitter und ihrem
Blog darüber schrieb. Sie analysierte die
Android-App von Facebook und entdeck-
te im Code erste Anzeichen für ein Verste-
cken der Likes. Mit der gleichen Methode
hatte Wong im April schon den Insta-
gram-Test aufgedeckt und einige Tage vor
der öffentlichen Bekanntgabe darüber be-
richtet. Der Versuch war zunächst in Ka-
nada angelaufen. Mit den ersten Ergebnis-
sen zeigte sich Facebook zufrieden und
weitete das Projekt daraufhin auf Australi-
en, Brasilien, Irland, Italien, Japan und
Neuseeland aus. Für deutsche Nutzer soll-


te sich vorerst eigentlich nichts ändern, al-
lerdings gab es Mitte August Aufregung,
als auch einigen deutschen Instagram-
Nutzern die Likes nicht mehr angezeigt
wurden. Instagram teilte dann mit, dass
es sich um ein Versehen gehandelt habe,
das nach kurzer Zeit behoben worden sei.
Der Facebook-Konzern begründet die
Tests mit dem Schutz der Nutzer: Man
wolle ihnen „helfen, sich auf ihre geteil-
ten Fotos und Videos konzentrieren zu
können – und nicht darauf, wie viele
Likes sie bekommen“, sagte Tara Hop-
kins, Instagrams Cheflobbyistin in Euro-
pa, im Juli. Menschen sollten sich auf Ins-
tagram frei ausdrücken können. „Wir wol-
len nicht, dass sich die Nutzer zu sehr dar-
auf fokussieren, miteinander zu konkur-
rieren“, hatte Instagram-Chef Adam Mos-
seri zuvor im Interview mit der F.A.Z. ge-
sagt. Er wolle nicht, dass Instagram ein
Wettbewerb sei. „Wenn die Menschen we-
niger Zeit auf Instagram verbringen, aber
die Zeit viel mehr schätzen, in der sie sich
dort aufhalten, könnte das ein guter
Tausch für uns sein“, sagte Mosseri.
Parallel zu dem Test untersuche der
Konzern, ob die Nutzer sich durch die Än-

derungen anders verhielten und wie sich
die versteckten Likes auf das Wohlbefin-
den der Nutzer auswirkten, sagte Mosse-
ri. Die Arbeit an dem Facebook-Prototyp
dürfte nun ein Indiz dafür sein, dass der
Konzern die bisherigen Ergebnisse auf
Instagram positiv einschätzt.
Einige Wissenschaftler sehen die Tests
dagegen skeptisch. „Das wird nicht funk-
tionieren“, sagte der Münsteraner Me-
dien- und Marketingprofessor Thorsten
Hennig-Thurau im Juli der F.A.Z. „Wir
Nutzer brauchen Heuristiken, die uns
schnell gute Entscheidungen ermögli-
chen. Einzelne Posts anschauen und dann
ihre wahre Schönheit und Qualität bewer-
ten, das ist uns viel zu aufwendig. Das ist
kein Ersatz für eine simple Heuristik wie
die Anzahl an Likes.“ Den eigentlichen
Grund für die Tests sieht er in dem gestie-
genen gesellschaftlichen und politischen
Druck: „Die haben einfach Angst“, meint
Hennig-Thurau. Erst Ende August wurde
bekannt, dass etliche amerikanische Bun-
desstaaten kartellrechtliche Untersuchun-
gen gegen die Technologiekonzerne vor-
bereiten. Auch das Justizministerium und
die Wettbewerbsbehörde FTC haben kar-

tellrechtliche Überprüfungen angekün-
digt. Dort teilen sie die Zuständigkeiten
auf: Die FTC ist dabei für Facebook zu-
ständig. Erst im Juli hatte sie eine Rekord-
strafe von 5 Milliarden Dollar gegen das
Unternehmen verhängt.
Die Tests machen zudem deutlich, wie
sich die Position von Facebook gegenüber
den Likes gewandelt hat. Ab dem Jahr
2009 trug die Like-Funktion maßgeblich
zum Wachstum des sozialen Netzwerks
bei. Noch im Jahr 2016 ging der Konzern
gegen Add-ons vor, die Zahlen auf Face-
book und Instagram versteckten. Entwi-
ckelt hatte diese der Wissenschaftler und
Künstler Ben Grosser, der im Jahr 2012 ei-
nen „Facebook-Demetricator“ veröffent-
licht hatte, um den Fokus von den Zahlen
auf die Inhalte zu verschieben, wie er der
F.A.Z. sagte. Nach einer Beschwerde von
Facebook habe Google im Juli 2016 den
Demetricator aus dem Web-Store für den
Chrome-Browser genommen. Grosser
wehrte sich mit Hilfe von Anwälten, der
Demetricator ging wenig später wieder
online. Jetzt sieht es so aus, als würde
Facebook seine Plattformen selbst von
den Likes befreien.

tko.FRANKFURT, 3. September.Das
Selbstbewusstsein ist in die Welt der
Lego-Steine zurückgekehrt. 2017 sprach
der Spielwarenkonzern nach einem Ge-
winneinbruch noch davon, dass im Ge-
schäft der Reset-Knopf gedrückt werden
müsse. Nun wird ein Gewinnrückgang in
der ersten Jahreshälfte gar zur Strategie
erklärt, denn es würden mehr Bau-Sets
verkauft, der Umsatz steige, man inves-
tiere, um Lego für die Zukunft stark zu
halten. Der Lego-Chef Niels Christian-
sen solle dafür sorgen, dass Lego auch
künftig effektiv arbeite und in drei, vier
oder fünf Jahren weiter der führende
Spielwarenhersteller sei, sagte er am
Dienstag.


Für künftigen Erfolg setztLegoin mehr-
facher Hinsicht auf das Entdecken neuer
Seiten in der Klötzchenwelt. Im Sortiment
rückt der Konzern im zweiten Halbjahr sei-
ne neue Produktreihe „Hidden Side“ (ver-
steckte Seite) in den Vordergrund. Zu bau-
en sind Häuser und ein Zug für die Phanta-
siestadt Newbury. Und wenn alle Klötz-
chen richtig zusammengesetzt sind, sollen
nach dem Abfilmen die Stadt und jede
Menge Geister auf dem Smartphone-Bild-
schirm zum Leben erwachen. Die Hidden-
Side-Reihe hatte Lego vorab als eine Art
Meilenstein in der Digitalisierung von
Spielzeug angekündigt, die anderen soge-
nannten Augmented-Reality-Anwendun-
gen überlegen sei. Unter Bausteine-An-
hängern hat die Produktreihe zum Markt-
start freundliche Kritiken bekommen, of-
fen ist allerdings noch, ob die Kombinati-
on von Bausteinen und Smartphone-Apps
nachhaltig zum Erfolg wird. Andere Her-
steller hatten früher ähnliche Experimen-
te wieder aufgegeben.
Um mehr Packungen zu verkaufen,
wählt Lego grafisch neue Seiten bezie-
hungsweise Landstriche. Während die Ex-

pansion in China noch in einer Frühphase
steckt, nimmt sich der Konzern Indien
vor. „Wir sehen eine Chance, mehr indi-
sche Kinder und Familien zu erreichen,
die die Vorteile von spielerischem Lernen
schätzen“, sagte Christiansen. Nicht nur
in China, auch in Indien soll 2020 das ers-
te Büro eröffnen. Wegen des Wachstums
von Wirtschaft und Mittelschicht wird in
dem Gang nach Indien der logische nächs-
te Schritt gesehen, um mehr Kinder auf
der ganzen Welt zu erreichen. „Wir inves-
tieren in neue Läden in Teilen der Welt, in
denen unsere Marke noch nicht so be-
kannt ist“, sagte Christiansen. Allein in
China solle es bis Ende des Jahres 140
Lego-Läden in 35 Städten geben. Etwa je-
der vierte Lego-Steinchen-Shop wäre
dann in der Volksrepublik.
In Nordamerika und erst recht in Mittel-
europa, wo Lego unangefochtener Spiel-
zeug-Marktführer ist, spürt der Konzern,
dass sich die Verkaufszahlen nur mit wach-
senden Anstrengungen erhöhen lassen. In
den angestammten Absatzmärkten
wächst Lego mit einstelligen Raten, in
Fernost sind es zweistellige. Anfang des
Jahres hatte der damalige Deutschland-

Chef Frédéric Lehmann vor überzogenen
Erwartungen an das hiesige Geschäft ge-
warnt. „Drei Prozent Wachstum oder
mehr wären eine Zielerfüllung“, sagte er.
Die Branchenverbände rechnen nur mit ei-
nem Nachfrageplus von 2 Prozent.
Mit den Zahlen zur traditionell schwä-
cheren ersten Jahreshälfte – das Hauptge-
schäft macht die Branche vor Weihnach-
ten – sieht sich Lego auf Kurs. Der Umsatz
stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
um 4 Prozent auf 14,8 Milliarden dänische
Kronen (2,0 Milliarden Euro). Unterm
Strich verdiente Lego mit 2,7 Milliarden
Kronen (360 Millionen Euro) allerdings
12 Prozent weniger. Lego schiebt diesen
Rückgang auf die hohen Investitionen –
zur Erschließung neuer Märkte, zur Eröff-
nung neuer eigener Läden und zur Digitali-
sierung des Klötzchen-Spielzeugs. Zu den
absatzstärksten Produkten im Sortiment
zählten indes eher klassische Bausets.
„Wir sind erfreut mit der Entwicklung un-
serer Evergreen-Favoriten“, sagte Christi-
ansen. Dazu zählt er die komplexeren
Lego-Technic-Packungen und die seit Jahr-
zehnten bestehende Lego-City-Reihe mit
Polizei, Krankenhaus und Bahnhof.

Touristen stürmen die Türkei


„Shootingstar unter den Sommerzielen“ / Preise ziehen an


Mal gute Nachrichten für Bayer


Medikament empfohlen / Managerin von J&J abgeworben


Segula braucht vorerst Opel-Hilfe


Dienstleister zum Marktstart in Rüsselsheim ausgelastet


Osram-Interessent AMS


überbietet Investoren


Der österreichische Chiphersteller bringt sich in Position


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Ö f f e n t l i c h e A u s s c h r e i b u n g e n

Facebook werkelt am Aus für die Like-Anzahl


Nutzer können die Anzahl in Prototyp nicht mehr sehen / Instagram-Tests offenbar erfolgreich


Lego erkundet neue Seiten der Spielzeugwelt


Opel in Rüsselsheim Foto Kretzer

Bloß Kinder mit Bauklötzchen


zu versorgen, das war einmal.


Der dänische Konzern


macht das Spiel mit Noppen


digital und strebt in die


Kinderzimmer in China und


in Indien.


Manuell und digital:Wenn alle Klötzchen richtig zusammengesetzt sind, erwachen auf dem Smartphone jede Menge Geister. Foto Lego

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