Miba - September 2019

(Brent) #1

D


as Warten hat sich gelohnt – ein
Standardsatz, den wir uns bei die-
ser Märklin-Formneuheit getrost spa-
ren können. Schon wenige Wochen
nach der Ankündigung steht das fertige
Modell auf den Gleisen und weiß auf
Anhieb zu überzeugen. Gleich beim
Auspacken wird deutlich, dass hier ein
Schwergewicht die Modellbahnbühne
betritt: Satte 739 Gramm bringt die
lange Lok auf die Waage und münzt das
auch in entsprechend große Zugkraft
um. Doch der Reihe nach.
Das Modell gibt die klaren Linien des
Originals perfekt wieder. Die Front
wird bestimmt durch die charakteristi-
sche, waagerecht verlaufende Kante,
die beim Vorbild stilbildend für eine
ganze Lokfamilie werden sollte. Darü-
ber die aus Draht angesetzte Griffstan-
ge und die glasklaren, praktisch spalt-
frei eingesetzten Frontfenster.


Diese Frontfenster zeigen als Gravur
die umlaufenden Dichtgummis sowie
die Scheibenwischer – beides durch ei-
nen schwarzen Aufdruck hervorgeho-
ben. Nicht vergessen wurde auch die
schwarzgraue Fenstermaske, die man
auf Vorbildfotos leicht übersieht.
Unterhalb des Knicks ist das beim
Vorbild verchromte Blech durch ein se-
parat eingesetztes Teil nachgebildet.
Das gewährleistet präzise Farbtrenn-
kanten und einen überzeugenden Sil-
berton. Die Frontlampen selbst liegen
exakt plan in der korrekten Ebene.
Am Pufferträger sind die doppelten
Bremsschläuche für Hauptluft- und
Hauptluftbehälterleitung als ein ge-
meinsames Teil anzustecken. Diese
Form eines Doppelluftschlauches ge-
währleistet, dass immer beide Stränge
parallel hängen. Eine Dampfheizkupp-
lung liegt leider nicht bei.

Die ansonsten schön glatte Seiten-
wand ist unterteilt in den Bereich mit
den Einstiegstüren, die Gruppe von
Lufteintrittsöffnungen für die Kühler-
anlagen und die Öffnungen für die
Ansaugung der Motorluft. Die verstell-
baren Lamellen sind vorbildgerecht
anders dargestellt als die Doppeldüsen-
gitter. Neben den Türen sind die Griff-
stangen aus glänzendem Draht ange-
setzt; sie geben das Erscheinungsbild
recht gut wieder, da diese Stangen
ohne weitere Halter angebracht waren.
Die Symmetrie des Lokkastens wird
lediglich von einer Öffnung neben der
rechten Tür von Führerstand 1 unter-
brochen. Hier saugt beim Vorbild der
Hilfsdiesel seine Verbrennungsluft an;
darüber gibt es im Dachbereich einen
zusätzlichen Abgaskamin.
Ein besonderes Schmankerl dieses
Modells ist ebenfalls im Dachbereich zu
finden. Nach den Klappen für die
Führerhaus entlüftung folgen die gro-
ßen Dachfenster und die Auslassöff-
nungen der Kühlergruppen. Diese sind
äußerst fein aus Kunststoff gefertigt
und gewähren Einblick auf die Lüfter-
räder, welche motorisch angetrieben
sind. Sogar die beim Vorbild unter-
schiedlichen Drehgeschwindigkeiten
dieser „Quirle“ wurden nachgebildet!
Am Rahmen finden sich vorbildge-
recht nur wenige Gravuren wie zum
Beispiel die Klappen für die Batteriefä-
cher oder die Feuerlöschanlage. In klei-
nen Mulden liegen die Deckel der Tank-

Die Diesellok V 320 001 als H0-Modell von Märklin


Kraftprotz mit Quirl


Obwohl Märklin ohnehin zu den fleißigsten Modellbahnherstel-


lern gehört – nicht nur gemessen an der Zahl der zur Spielwa-


renmesse angekündigten Neuheiten –, kam dennoch per Annonce


in MIBA 5/2019 noch eine weitere hochinteressante Baureihe


hinzu: die riesengroße V 320 001. Die Überraschung ist gelungen



  • terminlich wie technisch, meint Martin Knaden.


Gleich nach ihrer Ablieferung
wurde V 320 001 – hier mit ei-
nem Messwagen des BZA Min-
den – umfangreich erprobt.

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