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JOHANNES ARLT / DER SPIEGEL
Die Augenzeugin
»Panische E-Mails«
Dürfen Kinder bei Einschulung oder Abschlussfeier
spontan fotografiert werden? Nein, befürchten neuer-
dings viele Rektoren – wegen der Datenschutz-
Grundverordnung. Die Fotografin Sonya Osmy aus
Ammersbek nahe Hamburg hat sich angepasst.
»Wenn Eltern möchten, dass ich ihr Kind fotografiere,
müssen sie sich über eine Internetseite anmelden und ihre
Einwilligung erteilen. Am Montag war ich in einer Grund-
schule mit rund 500 Kindern. Am Samstag davor lief die
Frist für die Einwilligung ab, bis Montagmorgen haben mei-
ne Assistentin und ich noch ungefähr 60 panische E-Mails
von Eltern bekommen, die ihr Kind anmelden wollten.
Seitdem die Datenschutz-Grundverordnung in Kraft getre-
ten ist, ist es komplizierter geworden. Davor hatte ich eine
Liste pro Klasse, alle Eltern haben darauf unterschrieben, fer-
tig. Im Oktober rief mich ein Vater an, der als Datenschutz-
beauftragter für ein großes Unternehmen arbeitet. Er sagte,
dass so eine Liste nicht in Ordnung sei. Seitdem arbeite ich
nur noch über die Website.
Die Kinder, die nicht fotografiert werden dürfen, werden
von den Lehrern aussortiert und stehen häufig enttäuscht
daneben. Deren Eltern sind meistens keine Datenschützer,
sondern verstehen einfach kein Deutsch. In der Grundschule
am Montag sind mehrere Schüler zu mir gekommen und
haben gesagt: ›Du hast mich vergessen.‹ Ich muss dann
erklären, warum ich kein Bild von ihnen machen kann.
Immer wieder fragen mich auch Lehrer, warum es die Listen
nicht mehr gibt. Eltern würden ihnen sagen, dass es online
zu kompliziert sei. Das Ironische: Die Eltern müssen ihre
E-Mail-Adresse eingeben, den Namen ihres Kindes, den der
Schule und der Klasse. Das sind mehr Daten als vorher.
In den Kindergärten sind es die gleichen Probleme: Wegen
des Datenschutzes hat ein Kitaleiter die Fotos der Kinder
von der Wand nehmen lassen – ein paar Eltern hatten sich
beschwert.
Vor dem Telefonat mit dem Datenschutzbeauftragten
habe ich die Kinder fotografiert, auch wenn die Eltern
sich nicht gemeldet hatten. Sie haben sich gefreut und in
der Regel trotzdem Bilder bestellt. Jetzt mache ich das
nicht mehr, es ist mir zu unsicher.«
Aufgezeichnet von Franca Quecke
Auf der Suche
Eigentlich hätte die ameri-
kanische Schauspielerin
Julia Louis-Dreyfus, 58, elf-
fache Emmy-Preisträgerin
und auch in diesem Jahr
nominiert für ihre Hauptrol-
le in »Veep«, Zeit, mal
eine Pause einzulegen. Die
letzte Staffel der preisge-
krönten HBO-Serie über
eine fiktive US-Vize -
präsidentin ist abgedreht, die
vergangenen drei Jahre
waren für Louis-Dreyfus
emotional aufrei-
bend: Ihr Vater
starb 2016, sie
erkrankte an
Brustkrebs und
musste sich
einer zweifachen
Mastektomie
unterziehen, ihre
jüngere Halb-
schwester kam in -
folge einer Über-
dosis ums Leben. Anlass
genug für eine Auszeit. Aber
Dreyfus ist einfach nicht
der Typ dafür, nichts zu tun.
Als sie ihrem Mann erzählte,
sie werde zwei Monate frei-
nehmen, habe der nur ge -
lacht, sagte sie »Vanity Fair«.
Schon als junge Schauspiele-
rin sei sie rastlos gewesen,
immer auf dem Sprung zum
nächsten Engagement,
immer sehr beschäftigt, »so
funktioniere ich«. Wenn
es nun doch zu einer Schaf-
fenspause käme, wäre die
nicht freiwillig.
Zwar dürfte es
der beliebten
Schauspielerin
nicht an Angebo-
ten mangeln,
aber gutes Mate-
rial sei rar gesät:
»Es ist ja nicht so,
dass tolle Ideen
an Bäumen
wachsen.« KS
Stoff für Träume
Der amerikanische Mode-
designer Tom Ford, 57,
arbeitet an einem neuen
Drehbuch. Das verriet Ford,
der bereits zwei viel beachte-
te und preisgekrönte Kinofil-
me gemacht hat, jetzt der
»Vogue«. Es handle sich um
einen »umfangreichen, histo-
rischen« Stoff, mehr will
Ford nicht preisgeben, auch
Freunden gegenüber
hält er sich bedeckt.
Er wolle »alle Ener-
gie konzentrieren,
das verdammte Ding
produzieren« und
dann erst Informatio-
nen veröffentlichen.
Seine Pläne scheinen
sehr konkret, obwohl
der Modemacher
glaubt, dass seine
Kollektion während
der PR-Arbeit für sei-
nen vorigen Film
»Nocturnal Animals«
(2016) gelitten hat.
Die Zeit war offen-
bar auch für sein
Umfeld ziemlich
anstrengend. Seinen
Geschäftspartner
Domenico De Sole jedenfalls
sieht er nicht in Begeiste-
rungsstürme über das Pro-
jekt ausbrechen. Der werde
ihn wahrscheinlich erschie-
ßen, wenn er das Interview
mit der »Vogue« lese, sagte
Ford im Scherz. De Sole
erzähle den Mitarbeitern
immer, einen weiteren Tom-
Ford-Film werde es nicht
geben, aber, so Ford: »Das
stimmt nicht.« KS
MATT BARON / REX FEATURES
DDP / INTERTOPICS