Wir verkaufen Träume
Nr. 34/2019 Glatt gelogen – ewig junge
Haut? Die falschen Versprechungen der
Kosmetikindustrie – und was wirklich hilft
Nun hat der SPIEGELalso endgültig den
Bodensatz im Cremetiegel des Sommer-
lochs erreicht. Ich hoffe, es wird ihm ge-
lingen, auch wieder herauszufinden.
Almut Irmscher, Nümbrecht (NRW)
Es gibt keinen ewigen Jungbrunnen. Das
Altern, auch das der Haut, gehört zum Le-
ben wie das tägliche Zusichnehmen von
Flüssigkeit und Nahrung. Und dies sollte
sich ein jeder vor Augen halten. Denn die
lachenden Dritten sind immer die Erzeu-
ger, welche ihre Produkte nur gewinnbrin-
gend an die Verbraucher bringen wollen.
Detlef von Seggern, Pforzheim (Bad.-Württ.)
Eine Titelgeschichte über junge Haut ist
das Letzte oder zumindest das Vorletzte,
was ich als SPIEGEL-Leser brauche und
erwarte.
Daniel Schwanekamp, Stadtlohn (NRW)
In Tagen, in denen es überall auf der Welt
brodelt (Kaschmir, USA, Hongkong), of-
feriert mir mein bevorzugtes Nachrichten-
magazin einen Titel über glatte Haut und
bestätigt noch jedes Klischee, weil es eine
halbnackte Frau sein muss, mit der man
wirbt. Ich hatte gehofft, dass nach dem
Relotius-Skandal wieder etwas mehr Ernst
in den SPIEGELkommt. Aber leider sind
solche Titelstorys ein Beleg dafür, dass der
SPIEGELimmer noch versucht, zwischen
»Stern« und »Focus« zu lavieren. Dazu
gehören auch diese völlig überflüssigen
Homestorys. Ich erhoffe und erwarte von
einem politischen Nachrichtenmagazin
Journalismus und keine Essays von Redak-
teuren aus deren Familienalltag, die oft
auch arg literarisiert wirken.
Volker Simshäuser, Saarbrücken
Wenn ich schöne Menschen in meinem
Umfeld betrachte, so kann ich das wirk-
samste Produkt für glatte Haut erkennen –
Natur. In Form der vier Elemente: reines
Wasser, frische Luft, Bodenhaftung und
eine sonnige Ausstrahlung. Quasi porentie-
fe Natürlichkeit. Eine sehr wirksame Alter-
native zu Rinderspalt und Schweineschwar-
ten. Weiterer Vorteil: Es kostet nichts.
Jochen König, Eberbach (Bad.-Württ.)
Nach der Beratung in einem Kosmetik -
geschäft wurde mir gesagt: »Ehrlicher -
weise müssen Sie wissen, dass wir hier nur
Träume verkaufen.«
Hans-Christian von Steinaecker, Kusel (Rhld.-Pf.)
Mein Vater ist mit 88 Jahren gestorben,
hat 30 Jahre lang unter Tage gearbeitet
und somit die Sonne seltener gesehen. Er
hat nie an einer Zigarette gezogen, war
nur einmal im Krankenhaus und hatte kei-
ne Falten im Gesicht. Gesichtspflege hat
er mit der günstigen Nivea-Creme vor -
genommen. Der Kosmetikindustrie wird
das sicherlich nicht gefallen.
Andreas Zillickens, Roetgen (NRW)
Mit 14 Jahren gab mir meine Großmutter,
Jahrgang 1919, eine Creme in die Hand
und meinte: »Halte deine Haut immer
feucht, verwende keine Seife, trinke viel,
mein Kind, keine Zigaretten, kein Alkohol,
bewege dich viel an der frischen Luft und
iss gesund. Versuche, kein Make-up zu be-
nutzen, und schlafe dich immer gesund!«
Diesen Rat befolge ich, wenn ich auch den-
ke, dass eine genetische Veranlagung eben-
falls eine wichtige Rolle spielt. Sie starb
mit 93 fast faltenfrei, und meine Haut sieht
zurzeit auch sehr gut aus.
Anette Claudia Kozok, Dietzhölztal-Rittershausen
(Hessen)
Aus eigener Erfahrung: Es sind in erster
Linie die Gene, dann eine positive Lebens-
einstellung, etwas Übergewicht, lebens -
lange Saunagänge, einigermaßen gesunde
Ernährung sowie nur mit voller »Kriegs-
bemalung« in die Sonne, Make-up ist der
beste Sunblocker, den es gibt. Abends ab-
schminken mit Aldi-Feuchttüchern, in die
große blaue Dose mit der weißen Auf-
schrift greifen, und schon wird auch Ihr
Umfeld Ihre hervorragende Haut bestäti-
gen können. Was man seit etwa 70 Jah-
ren – ich bin knapp 80 – mit Erfolg aus-
probiert hat, kann so falsch nicht sein.
Renate Schulz, Starnberg (Bayern)
Ich möchte Ihnen zur guten Recherche gra-
tulieren. Nur in einem Punkt muss ich
widersprechen: Es trifft leider nur teilweise
zu, dass für Arzneimittel der klinische Nut-
zen in kontrollierten klinischen Studien
nachgewiesen werden muss. Die Lobby
von Herstellern und anderen interessier-
ten Gruppen hat es geschafft, die Anfor-
derungen des Arzneimittelgesetzes für
einen Wirksamkeitsbeleg aufzuweichen.
Dr. med. Christian Steffen, Direktor und Professor am
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM) i. R.
Jeder Dermatologe wird bestätigen: Fet -
tige Haut braucht Wasser, trockene Haut
braucht Fett, Punkt!
Werner Pfaff, Ammerbuch-Entringen (Bad.-Württ.)
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»Das Einzige, was gegen Falten wirklich hilft, ist Photoshop.«
Martin Fleckenstein, Dorsten (Nordrhein-Westfalen)
DER SPIEGEL Nr. 35 / 24. 8. 2019
J. LAMPEN / EPA-EFE / REX / SHUTTERSTOCK
Urlauber bei Sonnenbad
Kein Wunder
Nr. 33/2019 Die AfD ist im Alltagsleben vie-
ler ostdeutscher Kommunen tief verwurzelt
Ein Artikel, über den ich auf den ersten
Blick überrascht war. Weder Hass noch
Hetze, noch Häme, noch wenigstens die
sonst übliche moralische Verdammung der
AfD. Eine solch zahme Berichterstattung,
und das kurz vor den Wahlen in zwei Bun-
desländern? Das konnte nicht sein. Eine
zweite Analyse, eine Schicht tiefer als
zuvor, rückte mein Weltbild dann wieder
zurecht: Nicht die AfD ist die Zielscheibe
dieses Berichts, sondern es sind die »tum-
ben Ostdeutschen«.
Henning Behrens, Hamburg
Eigentlich ist der Artikel gut recherchiert,
neutral formuliert und trifft den Kern des
von den etablierten Parteien gefürchteten
Problems. Aber auf Seite 16 werden dieje-
nigen Bürger, die 1989 gegen das verbre-
cherische Unrechtsregime der SED aufge-
standen und auf die Straße gegangen sind,
als »Umstürzler von 1989« bezeichnet und
somit auf eine so unfassbar widerliche Wei-
se diffamiert, dass der SPIEGELgut daran
täte, sich öffentlich von dieser Terminolo-
gie zu distanzieren. Dieser Ton drückt ge-
nau die arrogante, besserwisserische und
verachtende Haltung einiger Journalisten
und Politiker gegenüber den »doofen Os-
sis« aus, welche diese ehrenwerten Bürger