Der Spiegel - 24. August 2019

(WallPaper) #1
Mobilfunk

Netzqualität im Osten


besser als im Westen


 Die Netzqualität für Mobilfunknutzer
schwankt stark je nach Bundesland. Eine
aktuelle Untersuchung der Beratungs -
gesellschaft P3 Group kommt dabei zu
einem überraschenden Ergebnis: Die
Schlusslichter beim Handyempfang lie-
gen im Westen Deutschlands – das Saar-
land und Rheinland-Pfalz. Auch das Netz
in Baden-Württemberg ist unterdurch-
schnittlich. Die drei Ostländer, in denen
in den nächsten Wochen gewählt wird,
liegen über oder nur knapp unter dem
Bundesdurchschnitt. In Sachsen, Thürin-
gen und Brandenburg sind Funklöcher

und miese Übertragungsqualität ein gro-
ßes Thema im Wahlkampf. Bei einem
Vergleich der drei Netzbetreiber liegt
Telefónica (O 2 ) weit abgeschlagen hinter
Vodafone und der Deutschen Telekom,
die im Bundesdurchschnitt den ersten
Platz bei der Netzqualität belegt. Das
deutsche Mobilfunknetz ist insgesamt
allerdings immer noch schlechter als in
den umliegenden Ländern wie etwa
Polen und Tschechien, die auf eine höhe-
re Punktzahl bei der Qualität kommen.
P3 erhebt den Zustand des Mobilfunksys-
tems mithilfe vieler Tausender Nutzer
von Apps, die im Hintergrund Daten
erheben. Sie zeichnen etwa die Signal-
stärke und die Datenübertragungsrate
auf und senden diese anonymisiert an
die Beratungsfirma P3 Group. GT, ROM

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Sparen

»Alle suchen nach


sicheren Geldanlagen«


Der frühere Vize -
präsident der Euro-
päischen Zentral-
bank (EZB) Vítor
Constâncio, 75,
über die Gründe
für die anhaltend
niedrigen Zinsen

SPIEGEL:Herr Constâncio, in Deutsch-
land gibt es Befürchtungen, dass Minus-
zinsen bald auch Kleinsparer treffen
könnten. Die meisten Leute geben der
Europäischen Zentralbank die Schuld
daran. Ver gangene Woche hat der Prä-
sident des Sparkassenverbandes sogar
einen offenen Brief an EZB-Chef Mario
Draghi geschrieben und ihn beschul-
digt, die Zinsen abgeschafft zu haben.
Hat er recht?
Constâncio:Ich denke nicht. Erstens
erwarte ich nicht, dass es negative Zin-
sen auf die Einlagen von Sparern
geben wird. Und zweitens stecken hin-
ter der ganzen Entwicklung hin zu
niedrigen Zinsen nicht allein die Zen-
tralbanken oder die EZB. Die Zinsen
sind überall niedrig. Es gibt sogar Län-
der wie die Schweiz und Schweden, in
denen die geldpolitischen Zinssätze
niedriger sind als die der EZB. Das
alles ist das Ergebnis eines Phänomens,
das Ökonomen säkulare Stagnation
nennen: In den entwickelten Volks -
wirtschaften herrscht ein Mangel an
gesamtwirtschaftlicher Nachfrage –
oder anders ausgedrückt: ein Über-
schuss an Ersparnissen gegenüber
geplanten Investitionen.
SPIEGEL:Das bedeutet also, dass die
Deutschen zu viel sparen und nicht
genug ausgeben?
Constâncio:Ja. Es sind vor allem
demografische Gründe: Die Menschen
werden älter und sparen mehr. Zudem
gibt es seit der Finanzkrise eine größere
Risikoaversion bei Anlegern und In -
vestoren. Deshalb suchen sie alle nach
sicheren Geldanlagen.
SPIEGEL:Werden die Sparer überhaupt
jemals wieder Zinssätze von etwa 3,4
oder 5 Prozent sehen, wie es vor zehn
Jahren üblich war?
Constâncio:Das wollen wir hoffen.
Aber um das zu erreichen, müssen
Unternehmen und Regierungen mehr
investieren, damit die gesamtwirtschaft-
liche Nachfrage steigt. Die Zentralban-
ken versuchen, genau dabei zu helfen:
Sie wollen die Ausgaben stimulieren,
damit die Inflation sich entsprechend
normalisiert. Das ist ihr Mandat. STK

Condor

Fluggewerkschaft


droht mit Streik


 Die Ferienfluglinie Condor steuert auf
einen brisanten Tarifkonflikt zu. Eska-
liert er, könnten am Ende die Beschäftig-
ten das Nachsehen haben. Weil der klam-
men Mutter Thomas Cook (Neckermann,
Öger Tours) im Winter das Geld auszu -
gehen droht, will der chinesische Misch-
konzern Fosun zusammen mit Banken
die Mehrheit übernehmen. Er besitzt
bereits 18 Prozent an dem Reiseveran-
stalter. Die neuen Eigentümer verlangen
im Gegenzug eine höhere Produktivität
und mehr Gewinn, auch bei der Flug-
tochter Condor. Ein erster Schritt wurde
bereits im vergangenen Jahr vollzogen.
Die Geschäftsführung gründete zwei Ab -
leger, die teilweise schlechtere Arbeits -
bedingungen für das Bordpersonal bieten
als im Stammhaus. Die Kabinengewerk-
schaft UFO will diese Praxis beenden
und verlangt in der laufenden Tarifrunde

gleiche Konditionen für alle Beschäftig-
ten. Notfalls will sie für ihre Forderung
sogar streiken. Sollte es dazu kommen,
könnten die Chinesen dies auch als Vor-
wand nutzen, um aus den Verhandlungen
auszusteigen. Fosun-Spartenchef Qian
Jinnong deutete Anfang dieser Woche
bereits an, dass der Deal durchaus noch
platzen könnte. Eine mögliche Insolvenz
von Thomas Cook, über die in den ver-
gangenen Monaten mehrfach spekuliert
worden war, würde wahrscheinlicher –
J.MAGANA / AP / PICTURE ALLIANCE und die Jobs blieben auf der Strecke. DID

NORBERT SCHMIDT / IMAGO IMAGES
Condor-Jet

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Mobilfunk
Leistungsvergleich*^ nach Bundesländern
Quelle: P3 Group; * beispielsweise Netzabdeckung und Datendurchsatz

Telekom Vodafone Telefónica Durchschnitt

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