Teddys Kreativ - September-Oktober 2019

(Greg DeLong) #1

Tiergeschichte, deren Hauptdarsteller der
Frosch Jeremy Fisher war.


Es bedurfte aber der Anregung ihrer
Gouvernante im Jahr 1900, die Beatrix
auf die Idee brachte, aus den vielen Bil­
derbriefen, die ihre Kinder im Laufe der
Jahre erhalten hatten, ein Kinderbuch zu
schaffen. Beatrix erhielt die in der Fami­
lie der Gouvernante gesammelten Briefe
ausgeliehen und entwickelte auf dieser
Grundlage ihr erstes Kinderbuch mit
Text und eigenen Zeichnungen, in dem
Peter Rabbit die Hauptrolle spielte.


Ein verkanntes Talent


Sechs verschiedene Verlage, an die Be­
atrix mit dem Manuskript herantrat,


lehnten eine Veröffentlichung jedoch
ab. Bis sie entschied, auf eigene Rech­
nung 250 Exemplare des Buches dru­
cken zu lassen, die am 16. Dezember
1901 erschienen und von ihr größtenteils
verschenkt wurden. Schnell wurde der
Verlag „Frederick Warne & Co.“ auf das
kleine Büchlein aufmerksam, das er zu­
erst abgelehnt hatte, und wollte das Erst­
lingswerk der Miss Potter nun aber doch
veröffentlichen. Denn die Verlagsleitung
wollte in das wachsende Geschäft mit
Kinderbüchern einsteigen und nahm mit
der Autorin Verhandlungen auf, die sich
wohl zäh gestalteten, da der Band preis­
günstig auf den Markt kommen sollte.
Man einigte sich mit Beatrix Potter auf
ein Honorar von 20 Pfund für die ersten
5.000 Exemplare.

Doch die Urheberrechte verblieben bei
ihr, um diese gegebenenfalls für eine
weitere Auflage an einen anderen Ver-
lag geben zu können. Da sie zu diesem
Zeitpunkt als unverheiratete Frau immer
noch nur eingeschränkt geschäftsfähig
war, musste ihr Vater in die Geschäfts-
verhandlung eingebunden werden. 1902
erschien dann das Buch als Verlagsver-
öffentlichung, deren erste Auflage be-
reits komplett verkauft war, bevor die
Bücher in den Handel kamen. Bereits
ein Jahr später waren 56.470 Exempla-
re der Geschichte des Kaninchens Peter
verkauft worden. Das Buch erschien in
einem ungewöhnlich kleinen Format von
10 x 14 Zentimetern. 23 weitere Bände
schrieb und zeichnete Beatrix Potter in
den kommenden Jahren bis 1930 in die-
sem handlichen Erscheinungsbild, damit
auch kleine Kinderhände die für sie be-
stimmten Bücher halten konnten.

Patent


Selbstverständlich kamen auch schon
früh Überlegungen auf, die kleinen
Wesen aus Beatrix Potters Büchern für
Kinderzimmer zum Leben zu erwecken.
Bereits kurz nach Erscheinen des ers-
ten Bandes beantragte die Autorin ein
Patent, um Peter als Puppe beziehungs-
weise Kuscheltier für Kinder herzustel-
len. Grund hierfür sind vermutlich erste
Produktpiraterien, die in den USA ver-
kauft wurden. Doch die Zusammenar-
beit mit britischen Spielzeugherstellern
stellte sich als zu kompliziert heraus. Die
Ansprüche der Autorin und Künstlerin

2004 stellte die Firma Steiff zum 100-jährigen Jubiläum zwei verschiedene
Replikate des Hasen her, der aber unter dem Namen „Peter“ vertrieben wird.

Foto: vectis Auctions Ltd.

Spielfiguren nach den Geschichten von Beatrix Potter aus den 1950er-Jahren


Foto: vectis Auctions Ltd.

Den originalen Zeichnungen
nachgebildet stellte Steiff 2002
diesen limitierten „Peter Rabbit“
mit Karotte her.

Foto: Margarethe Steiff GmbH, Giengen/Brenz
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