Die Weltwoche - 08.08.2019

(Ben Green) #1

Weltwoche Nr. 32.19 23
Illustrationen: Jonathan Németh für die Weltwoche


Printmedien deutlich schlechter geworden ist.
Wenn rückläufige Inserate-Erträge Konse-
quenzen nach sich ziehen, dann leidet oft die
Qualität darunter, anstatt die Quantität zu
hinterfragen und anzupassen. Offensichtlich
sind Verleger und Chefredaktionen vor Feh-
lentscheiden nicht gefeit.
Als Grund für den Weggang von Journalis-
ten, um andere Aufgaben bei Grossunterneh-
men und staatlichen Institutionen zu über-
nehmen, werden im Artikel auch die tiefen
Löhne erwähnt. Dies überrascht aber schon,
wenn 90 000 Franken als Einstiegslohn, was 13
mal 7000 Franken entspricht, für einen jun-
gen Journalisten wenig sein sollen. Auch wenn
sich die Entwicklungsmöglichkeit für einen
«altgedienten Ressortleiter» bei einer Regio-
nalzeitung in Grenzen hält, wenn die auf-
geführten Gehälter zutreffen, sind 140 000
Franken oder 13 mal rund 11 000 nicht zu ver-
achtende Löhne, die nicht alle Akademiker auf
sicher haben.
Der Rückgang der Printmedien dürfte aber
auch darauf zurückzuführen sein, dass in vie-
len Zeitungen weniger klar als früher unter-
schieden wird zwischen sachlicher Berichter-
stattung und persönlichem Kommentar.
Meiner Wahrnehmung nach gibt es immer sel-
tener wertungsfreie Informationen.
Karl Güntzel, St. Gallen


Makabres Menü
Nr. 29 – «Speisekarte»;
Editorial von Roger Köppel


Wenn die Schweiz nicht an den EU-Tisch ho-
cken will, kommt sie auf die EU-Speisekarte.
Als makabres Menü am grossen Brüsseler
Fressen? Ist es Grössenwahn, oder sind es nur
sehr überhebliche und gegenüber seinem
Gastland völlig respektlose Worte des Dänen
Michael Matthiessen? In Russland, in den USA
oder in China und, ja, auch in Frankreich wür-
de ein derart takt- und instinktloser Botschaf-
ter noch gleichentags zur Persona non grata
erklärt. Also mit Schimpf und Schande aus
dem Gastland gejagt.
Alfons Wüest, Luzern


Leserbriefe
Wir freuen uns über Ihre Zuschriften. Je kürzer Ihr Brief,
desto grösser die Chance, dass er veröffentlicht wird. Dar-
über hinaus muss er sich klar auf einen in der Weltwoche
erschienenen Artikel beziehen. Die Redaktion behält sich
vor, Kürzungen vorzunehmen. Leserbriefe ohne Angabe
von Name und Wohnort werden nicht publiziert.
Postadresse: Redaktion Weltwoche,
Förrli buckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich.
E-Mail: leserbriefeAweltwoche.ch.


Immer mehr Leute und Personengrup-
pen fühlen sich diskriminiert, obschon
die Gesellschaft immer wohlhabender
und egalitärer wird. Haben Sie eine
Erklärung dafür? Ramona F., Wil

Dass sich gewisse Leute gegenüber ande-
ren dauernd benachteiligt fühlen, ist keine
neue Tatsache. Viele Menschen haben oft
das Gefühl, dass die Situation, in der an-
dere leben, besser sei als die eigene. Und
tatsächlich, man findet immer Menschen,
von denen man glaubt, sie hätten es besser,
als man es für sich selbst empfindet. Men-
schen, die reicher sind, die weniger arbei-
ten müssen, gesündere Kinder und mehr
Glück haben und so weiter.
Vor allem Menschen, die mit sich selbst
innerlich unzufrieden sind, empfinden so.
Sie suchen nach Gründen und finden sie in
einer naturgegebenen Benachteiligung,
nur nicht bei sich selbst. Dass jeder seines
Glückes Schmied ist, ist ihnen fremd. Und
sie beginnen, diejenigen, die diese Benach-
teiligung nicht haben, zu verachten. Sol-
che Menschen sind zu bedauern. Sie sind

nicht fähig, in ihrem Leben, in ihrer Ge-
burt, in ihrem Werdegang, in ihrem Beruf,
in ihrer Familie, in ihrer Umgebung das
Positive zu sehen und sich daran zu freuen.
Sie haben nicht die Kraft, für sich selbst zu
sagen: «Ja, ich lebe, und ich lebe so schlecht
nicht, und bei allem, was mir zuwider ist,
gibt es eben sehr viel Schönes und Erfreuli-
ches.» Statt sich an dem zu freuen, hebt
man das Negative hervor und fühlt sich
diskriminiert.
Es ist nicht etwa so, dass das vor allem für
die armen Leute gilt. Ich kenne sehr viele
Leute, die wohlhabend sind und in elitärer
Umgebung den Tag verbringen, sich aber
dauernd diskriminiert fühlen, nur weil sie
Leute kennen oder von Leuten hören, die
angeblich noch wohlhabender und noch
elitärer sind. Solche angeblich noch bevor-
zugteren Menschen findet man jederzeit,
vor allem wenn man glaubt, dass der Wohl-
habendste und Elitärste der Glücklichste
sei. Das entspricht in keiner Art und Weise
der Lebenswirklichkeit.
Die angeblich so «diskriminierten» Per-
sonen schmoren geradezu in ihrer Unzu-
friedenheit und machen dies dauernd zum
Thema. Ihnen empfehle ich: Lesen Sie das
Grimm-Märchen «Hans im Glück». Viel-
leicht hilft das.

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