Süddeutsche Zeitung - 09.08.2019

(Frankie) #1
Amsterdams neueste Touristenattraktion
ist einBallonverkäufer. Man trifft Deniz-
han Murat Üresin, den alle Deniz nennen,
im Rotlichtviertel und auf größeren Plät-
zen der Stadt: vor dem Bahnhof, auf dem
Leidseplein oder dem Rembrandtplein. Da
stehen er und seine Jungs mit Lastenfahr-
rädern, von morgens bis abends, sieben Ta-
ge die Woche, und bieten Luft feil. Der Bal-
lon fünf Euro, drei für zehn. Es ist, natür-
lich, keine Luft, sondern Lachgas. Wer es in-
haliert, kriegt einen kurzen Flash, wird dus-
selig und euphorisch. Das hält ein paar Se-
kunden an, manchmal etwas länger.
Eine Droge also, und eine, die immer
beliebter ist, weil leicht zu bekommen.
Distickstoffmonoxid (N2O), das Zahnärzte
schon seit dem 19. Jahrhundert zur Betäu-
bung verwenden, entdeckte die Partysze-
ne in den 1990er-Jahren. Dann ebbte der
Trend ab, aber in jüngster Zeit suchen jun-
ge Menschen europaweit wieder häufiger
den kleinen Kick. Meist schnüffeln sie das
Gas aus den Ampullen, die zum Steifschla-
gen von Sahne dienen. Nach Festivals glän-
zen sie silbrig am Boden.
Der Stoff an sich ist auch in Deutschland
legal, allerdings nicht zum Zwecke des Be-
rauschens. Trotzdem sollen hierzulande
laut einer drei Jahre alten Studie der Uni
Frankfurt zwölf Prozent der Jugendlichen
Lachgas probiert haben, Tendenz stei-
gend. Süchtig macht es nicht; die Gesund-
heitsgefahr bei gelegentlichem Gebrauch
ist gering, Überdosierung kann zu Gefühl-
losigkeit, Nervenschäden und Lähmungen
führen. In den Niederlanden wurde N2O
2016 nach einem Urteil des Europäischen
Gerichtshofs von der Arzneimittelliste ge-
strichen. Das eröffnete ein Feld für clevere
Typen wie Deniz.
Die Polizeibeamten müssen die Gasfla-
schen, die sie in ihrer Hilflosigkeit manch-
mal konfiszieren, gleich wieder herausrü-
cken, weil ihnen die gesetzliche Handhabe
gegen den mobilen Händler fehlt. Auch die
Stadt würde gerne einschreiten. Aber wie?
Sein Anwalt sei „superteuer, aber auch su-
pergut“, sagte Deniz der ZeitungHet Pa-
rool. Ein Verbot erscheint angesichts der
Rechtslage aussichtslos. Am ehesten ließe
sich der Lachgas-Händler wohl stoppen,
wenn man ihm die Erregung öffentlichen
Ärgernisses nachweisen könnte. Aber das
ist nicht leicht.
Die Aufregung über den frechen Deniz
hatte sich noch nicht gelegt, als die Nach-
richt über einen noch radikaleren Lachgas-
Vermarkter bekannt wurde. Im limburgi-
schen Venray, nahe an der deutschen Gren-
ze, öffnete am vergangenen Wochenende
gleich ein ganzes Geschäft, in dem man die
Droge in aller Ruhe zu sich nehmen kann,
„in gemütlicher Atmosphäre auf Kinosit-
zen“, von Musik umspielt, mit einem Soft-
drink als Zugabe. „Ich bin Unternehmer“,
sagt Inhaber Mathieu Hölzken, „wenn ich
eine Gelegenheit sehe, greife ich zu.“ Er be-
hauptet, allein das Gute im Schilde zu füh-
ren: In seinem Geschäft sei es sicher,
anders als rund um die beiden Coffee-
shops der Stadt mache hier niemand
Stress. Sogar Dosen des Vitamins B12 ste-
hen bereit, weil dessen Pegel bei starkem
Gasgebrauch gesundheitsbedrohend sin-
ken kann.
Das Problem hat die Politik erreicht. Die
Bürgermeister großer niederländischer
Städte plädieren inzwischen dafür, Lach-
gas wieder in die Arzneimittelliste aufzu-
nehmen. Verbote bei Festivals und anderen
Veranstaltungen sind erlassen worden oder
werden erwogen. Und Justizminister Ferdi-
nand Grapperhaus lässt die Möglichkeit ei-
nes generellen Verbots untersuchen. Bis
das kommt, haben Deniz und Co. ein Vermö-
gen gemacht. thomas kirchner

Es war nur eine kurze Nachricht, die die
Royal Canadian Mounted Police der Pro-
vinz Manitoba am Mittwoch, 14.04 Uhr
Ortszeit, auf Twitter veröffentlichte, aber
es war eine Nachricht, auf die ein ganzes
Land gewartet hatte: „Die Suche ist vor-
bei.“ Am Morgen um 10 Uhr hätten Polizei-
beamte die Leichen zweier Männer ent-
deckt, am Ufer des Nelson River: Bryer
Schmegelsky, 18, und Kam McLeod, 19, die
mit einer spektakulären Flucht Schlagzei-
len gemacht hatten, nicht nur in Kanada.
Eine Autopsie soll nun ihre Identität be-
stätigen und die Todesursache klären. Es
ist das Ende einer immensen Fahndung,
bei der sogar Panzer und Militärflugzeuge
zum Einsatz kamen. Schmegelsky und
McLeod sollen in der Provinz British Co-
lumbia einen 64-jährigen Kanadier getö-
tet und ein junges Touristenpärchen er-
schossen haben, das Motiv ist völlig un-
klar. Auf ihrer Flucht quer durch das Land
legten die beiden 3000 Kilometer zurück.
Der Fundort der Leichen liegt etwa acht
Kilometer entfernt von der Stelle nahe des
Städtchens Gillam, an der vor zweieinhalb
Wochen das Fluchtauto der Teenager ge-
funden worden war. Dort beginnt die Wild-
nis, Experten bezweifelten, dass die zwei
in der freien Natur lange überleben kön-
nen. Die Ungewissheit und Furcht vor den
mutmaßlichen Mördern aber hielt die Men-
schen in Manitoba wochenlang in Atem.
Ein verbeultes Aluminiumboot, das die
Polizei am 2. August am Ufer des Nelson Ri-
ver fand, bot schließlich die entscheidende
Spur: In der Nähe fanden Beamte erst wich-
tige Beweisstücke, dann die Leichen. So
hat sich am Ende metaphorisch bestätigt,
was Gillams Bürgermeister Dwayne For-
man wörtlich meinte, als die Suche in sei-
ner abgelegenen Region begann: „Gillam
ist das Ende des Weges.“ moritz geier

Der Bahnhof Klais, höchstgelegener Bahnhof Deutsch-
lands, 933 Meter über dem Meer, Blumenkästen an den
Fenstern, aber: Fahrkarten gibt es nur am Automaten.
Der steht im prallen Sonnenlicht, auf dem Display ist
fast nichts zu erkennen. Die junge Frau ist schier verzwei-
felt, gleich kommt der Zug, es klappt nicht. Sie klopft am
Fahrdienstleiterhäuschen, die Tür öffnet sich einen
Spalt: „Ich kann hier nicht raus, der Zug kommt gleich.“
„Der Automat“, fleht die junge Frau, „die Sonne...“ „Weiß
schon“, sagt die Gestalt im Türspalt ungerührt, „ich hab
den ja nicht aufgestellt.“ Neuer Versuch. Endlich – nur
noch bezahlen. Der Automat verweigert die Annahme
des Fünf-Euro-Scheins. Flutsch rein, flutsch raus. Der
Zug fährt ein. Ein Mitreisender offeriert einen anderen
Schein. Jawoll! Das Ticket kommt. Sprint über zwei Glei-
se. Geschafft. hans holzhaider

von dirk von gehlen

D


as lateinische „prominentia“ steht
für das Herausragende, und es ist ei-
gentlich herausragend komisch,
dass es die Grundlage für einen Begriff bil-
det, den der TV-Sender Sat 1 sich in dieser
Woche wieder mal für sein Format „Promi
Big Brother“ ausgeliehen hat. Der Titel sug-
geriert, bei den sogenannten Kandidaten
namens Lilo von Kiesenwetter, Janine
Pink oder Jürgen Trovato handele es sich
im Sinne des Wortes „Prominenz“ um Na-
men von besonderer Bekanntheit. Trotz-
dem würden sehr viele Zuschauer bei die-
sen angeblich Prominenten wohl sagen:
Hä? Kenn ich nicht!
Die Prominenz im Namen der Sendung
steht in Wahrheit lediglich für die Möglich-
keit von Prominenz: Die Menschen, die ins
Studiohaus einziehen, sind nicht sonder-
lich bekannt. Im Gegenteil eint sie die Hoff-
nung, nach der Sendung vielleicht so etwas
wie TV-Prominenz zu bekommen – sodass
man nachher sagen kann: Sie sind bekannt
aus „Promi Big Brother“.
Die Idee von Stars und Bekanntheit ver-
ändert sich gerade grundlegend. Die Vor-
stellung dessen, was als Mainstream zu gel-
ten hat, verschiebt sich: Prominenz demo-
kratisiert sich durch das Internet. Es gibt
nicht mehr die große Masse und die eindeu-
tig Herausragenden – das Zeitalter der
Gottschalks ist vorbei, es gibt nur wenige
Namen, die überall bekannt sind. Das
führt immer wieder zu Wer-ist-das-denn-
Momenten. Für den letzten großen Mo-
ment dieser Art sorgte Rezo. Er war in der
deutschen Youtube-Welt längst berühmt,
bevor ihn der Rest Deutschlands googelte,

um zu erfahren, wer dieser Mensch ist, der
die CDU da plötzlich derart in Bedrängnis
bringt.
Auch der Musikindustrie scheint die ei-
ne große Bühne zu fehlen, auf die alle
schauen und deren Protagonisten überall
erkannt werden. Der Kulturkritiker Gerrit
Bartels beschrieb die Spitze der deutschen
Musikcharts imTagesspiegelunlängst als
„ein Paralleluniversum eigener Art“. Denn
die dort gelisteten Musiker – zumeist
Deutschrapper – erreichen zwar hohe Ab-
rufzahlen im Netz, aber kaum gesellschaft-
liche Bekanntheit.

2018 war im dritten Jahr in Folge ein
Mann an der Spitze der meistgestreamten
Künstler, der außerhalb der Deutschrap-
Szene eher kein Star ist: RAF Camora heißt
mit bürgerlichem Namen Raphael Ragucci
und ist in den vergangenen zwei Wochen
mit zwei unterschiedlichen Songs jeweils
auf Platz zwei der deutschen Singlecharts
eingestiegen („Neptun“ mit KC Rebell und
„Nummer“ gemeinsam mit Ufo361). Bart-
els imTagesspiegel: „Selbst in Kreisen, die
der Popmusik nicht ganz fern stehen,
stößt man oft auf Kopfschütteln: Nie ge-
hört, heißt es dann.“
1,6 Millionen Accounts folgen RAF Ca-
mora auf Instagram. Das ist eine beachtli-
che Zahl, deren wirkliche Bedeutung aller-
dings nur Instagram abschätzen kann.
Denn die Reichweiten, die auch Plattfor-
men wie Youtube oder Twitter angeben,

um Bekanntheit zu begründen, sind keine
objektiven Werte, sie werden von den Platt-
formen selbst erhoben und auch nur von ih-
nen überprüft. Trotzdem sind sie heutzuta-
ge oft das einzige Hilfsmittel, um zu erklä-
ren, dass jemand prominent ist. Früher hät-
te man jemanden wie Rezo einen Publizis-
ten genannt, heute begründet man die Au-
torität, aus der heraus er spricht, zunächst
mit den Abrufzahlen seiner Videos.
Die britische Werbeaufsicht hat auf Ba-
sis solcher Zahlen jetzt sogar eine Art
Schwellenwert für Berühmtheit ermittelt.
Sie sollte ergründen, ob eine Bloggerin
Werbung für Medikamente machen darf;
Prominenten ist das nämlich untersagt.
Sie durfte nicht, denn mit 30000 Follo-
wern gilt man als berühmt. Sie wurde mit
ihren 37 000 Fans also gleichgesetzt mit
Victoria Beckham und ihren 26 Millionen.
Nimmt man diese britische Grenze zum
Maßstab, dann gab es Ende Juli auf Ein-
ladung von Instagram ein echtes Promi-
nententreffen in Kalifornien – mit lauter
Menschen, die zumindest im deutschen
Mainstream kaum bekannt sind. Die Foto-
plattform und Facebook-Tochter hatte
500 ihrer reichweitenstärksten Nutzerin-
nen und Nutzer zum sogenannten Insta-
beach geladen. Eine exklusive Veranstal-
tung, die zur Vernetzung der Netzwerk-
Stars dienen sollte. Erstmals war auch die
Presse zugelassen, und das MagazinThe At-
lanticzitiert einen jungen Influencer, der
sich auf der Prominenten-Party am Strand
ein wenig so fühlte wie manche beim An-
schauen von „Promi Big Brother“: Er kann-
te die anderen Insta-Promis gar nicht. „Es
gibt eine unausgesprochene Trennung.
Wir sind zwar alle auf Instagram, aber wir

leben in unterschiedlichen Welten und
Blasen.“
Chris Anderson würde diese Einschät-
zung sehr gefallen. Sie bestätigt, was der
Autor in seinem Buch „The Long Tail – Der
lange Schwanz“ vorausgesagt hat: „Wäh-
rend sich in der Unterhaltungsindustrie
des 20. Jahrhunderts alles um Hits drehte,
geht es in der des 21. Jahrhunderts um Ni-
schen.“ Wobei der Begriff Nische etwas irre-
führend sein kann: Darin können sich näm-
lich durchaus jeweils mehrere Millionen
Follower sammeln. Nischen müssen also
nicht klein sein, sie sind aber vor allem
eins nicht mehr: der Tanker, der mit Hits
des 20. Jahrhunderts den breiten Main-
stream-Fluss befährt.

Vielleicht kann man die veränderte Per-
spektive auf Prominenz tatsächlich am bes-
ten mit diesem Bild aus der Flussschifffart
beschreiben: Der Strom, der ja schon rein
sprachlich das Vorbild für die im Begriff
Mainstream gefasste Idee von gesellschaft-
licher Bekanntheit ist, hat sich aufgespal-
ten. Dort, wo früher ein breiter, reißender
Mainstream-Strom ins Meer mündete,
spaltet sich heute ein feingliedriges Fluss-
delta mit unzähligen Mündungsarmen
auf. Das Wasser, das dieser ehemals mäch-
tige Fluss nun führt, wird dadurch völlig
neu verteilt – wie die Aufmerksamkeit in
der segmentierten Öffentlichkeit. Wer hier
bekannt werden will, kann nicht mehr auf
den Tanker hoffen.

Aus dem Mainstream-Strom
ist einfeingliedriges
Flussdelta geworden

Kanada: Ende einer


Großfahndung


Nicolas Cage, 55, US-Schauspieler, wäre
gerne ein Filmstar gewesen „bevor jeder
ein Handy mit Video-Kamera“ hatte,
sagte er derNew York Times. „Du gehst
mit einem Freund in eine Karaoke-Bar
in der Nachbarschaft, wo steht ,keine
Filmaufnahmen‘, und plötzlich gibt es
zwei Videos von dir beim Karaoke-Sin-
gen.“ Cage war beim Herausbrüllen des
Prince-Hits „Purple Rain“ gefilmt wor-
den. Es sei mehr eine Urschrei-Therapie
als Gesang gewesen, gestand er nun.


Meghan Markle, 38, Herzogin von Sus-
sex, verkauft ihr Anwesen in Los Ange-
les. Hier wohnte sie einst mit ihrem
Ex-Mann Trevor Engelson. Interessen-
ten sollen 1,8 Millionen US-Dollar für
das 210-Quadratmeter-Haus zahlen.


Michael Michalsky, 52, Modedesigner,
orientierte sich einst am Styling des
Sängers Boy George und der BandDu-
ran Duran. „Ich musste mit dem Schul-
bus zur Schule, und der fuhr immer um
zehn nach sieben. Aber das habe ich
zeitlich nie geschafft, weil ich so lange
für die Haare gebraucht habe“, erzählte
er Barbara Schöneberger in ihrer Radio-
Talkshow.


Milla Jovovich, 43,
US-Schauspielerin
(„Das fünfte Ele-
ment“, „Resident
Evil“), erwartet ihr
drittes Kind. „Wir
sind mit einem wei-
teren Mädchen ge-
segnet“, schrieb
Jovovich unter ein
Instagram-Foto von
ihr mit Babybauch.
Im Mai hatte sie
erstmals öffentlich über eine Not-Abtrei-
bung vor zwei Jahren gesprochen, nach-
dem im vierten Monat der Schwanger-
schaft vorzeitig die Wehen eingesetzt
hatten.FOTO: DPA


Tori Spelling, 46, US-Schauspielerin
(„Beverly Hills, 90210“), freut sich, dass
die Neunzigerjahre ein Comeback fei-
ern. Wenn ihre Kinder beim Einkaufen
vermeintliche neue Trends aufstöber-
ten, kommentiere sie immer nur: „Das
haben wir vor 30 Jahren schon getra-
gen“, sagte Spelling zuPage Six.


Charles M. Huber, 62, ehemaliger Fern-
sehkommissar, tritt aus der CDU aus.
Das kündigte Huber via Facebook an.
Als Grund nennt er Äußerungen des
Afrika-Beauftragten der Kanzlerin,
Günter Nooke, der eine aus seiner Sicht
rassistisch motivierte Äußerung des
Schalke-04-Aufsichtsratchefs Clemens
Tönnies relativiert habe.


London– Mit einer Machete hat ein
Mann in London mehrfach auf einen
Polizisten eingestochen und ihn schwer
verletzt. Scotland Yard sprach von einer
„plötzlichen und brutalen Attacke“. Der
Zustand des Polizisten sei „kritisch,
aber stabil“. Das Opfer und sein Kollege
hatten versucht, einen Lieferwagen
anzuhalten. Der Fahrer raste zunächst
davon, wurde aber von dem Polizeifahr-
zeug verfolgt. Als der Mann aus dem
Lieferwagen ausstieg, schlug er mit der
Machete zu. Angriffe mit Messern ha-
ben in Großbritannien stark zugenom-
men. Premierminister Boris Johnson
sprach dem verletzten Polizisten sein
Mitgefühl aus und versprach, 20000
zusätzliche Beamte einzustellen. Man
wolle den Polizisten helfen, um Messer-
kriminalität und andere Gewalttaten in
Angriff zu nehmen. dpa


Goma– Nach der Tötung eines Medizi-
ners der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) im Ostkongo sind drei Ärzte
festgenommen worden. Ihnen wird
vorgeworfen, die Drahtzieher der Tö-
tung des kamerunischen Ebola-Exper-
ten Richard Mouzoko im April gewesen
zu sein. Dutzende weitere Menschen
wurden demnach im Zusammenhang
mit diesem Fall sowie weiteren Angrif-
fen auf Ebola-Zentren festgenommen.
Mouzoko unterstützte im Auftrag der
WHO den Kampf gegen Ebola im Ost-
kongo. Den dortigen Behörden zufolge
sind bis dato fast 2800 Menschen er-
krankt und knapp 1900 Menschen ge-
storben. Immer wieder werden Ebola-
Helfer Opfer von Angriffen örtlicher
Milizen.dpa


Vom Flughafen Charleroi bis nach Hause sind es 60 Kilo-
meter, es ist spät, es regnet, der Shuttlebus fährt erst in
30 Minuten. Alle murren. An der Haltestelle wartet ein
junger Mann und bietet den Murrenden an, sie für 20 Eu-
ro nach Brüssel mitzunehmen. Manche ignorieren ihn,
andere sagen „Nein danke“ und drehen sich weg. Wir sa-
gen Ja. Der Fahrer fährt ein wenig mörderisch, ist aber
nett. Er wohne in Antwerpen, habe Freunde zum Flugha-
fen gebracht und dann fast eine Stunde gewartet, bis
jemand mit zurückfahren wollte. In Bulgarien, wo er her-
komme, sei Carpooling völlig normal. „Man nimmt stän-
dig jemanden mit oder wird mitgenommen. Aber hier
sitzt in jedem Auto nur ein Mensch. Und wenn man Leu-
te fragt, ob sie mitfahren wollen, scheinen sie Angst zu
haben.“ Das wäre mal eine Maßnahme für weniger Ver-
kehr: mehr Vertrauen. nadja schlüter

Jeden Morgen führen drei Frauen im Park ihre Hunde
aus. Nicht an der Leine. Zwei Hunde thronen im Kinderwa-
gen, der dritte lugt aus einem Babytragetuch. Japan zählt
neun Millionen Hunde und 9,5 Millionen Katzen. Mehr
Haustiere als Kinder. Und viele von ihnen sind verwöhn-
ter als die Kinder, die sie ersetzen. Im Modeviertel Omon-
tesando gibt es Boutiquen für Tierklamotten, viele Hunde
gehen alle paar Wochen zum Friseur. Pudgys, die sich in
der Hitze mit dem Atmen schwertun, können sich in Tier-
pensionen mit Sauerstoffversorgung erholen. Manchmal
aber erlischt die Liebe, dann wird der Ex-Liebling ent-
sorgt wie altes Spielzeug. Hunderttausende Haustiere set-
zen die Japaner jedes Jahr aus. Nun hat das Parlament ein
Gesetz verabschiedet, wonach jedem Hund und jeder Kat-
ze ein Identitätschip implantiert werden muss. Um un-
treue Besitzer wiederzufinden. christoph neidhart

Klais


Aschaffenburg– Erhat seine Ex-Freun-
din tyrannisiert - jetzt ist ein Stalker
vom Landgericht Aschaffenburg zu fünf
Jahren und vier Monaten Gefängnis
verurteilt worden. Der 44 Jahre alte
Mann machte unter anderem Nacktbil-
der der Ex-Freundin öffentlich. Er
schickte ihr einen echten Totenschädel
und baute eine Rohrbombe. Außerdem
hantierte er an ihrem Auto. Die Staatsan-
waltschaft ging davon aus, dass der
Mann die Trennung von seiner Partne-
rin, die im Prozess als Nebenklägerin
auftrat, nicht akzeptieren wollte. Be-
wusst habe er geplant, sie zu schädigen.
Das Gericht ging mit seinem Urteil noch
über die Forderung der Staatsanwalt-
schaft von fünf Jahren Haft hinaus. Die
Verteidigung hatte gefordert, es bei
knapp zwei Jahren zu belassen.dpa


Wer sind denn die?


Im Fernsehen startet wieder die Show „Promi Big Brother“, mit Teilnehmern, die kaum einer kennt.
Nicht nur daran zeigt sich, wie sich der Begriff von Berühmtheit im Internetzeitalter verschoben hat

MITTEN IN ...


Selbst auf Prominenten-Partys
kennensich die Prominenten
nicht mehr

Teilnehmer von „Promi
Big Brother“: Hellseherin
Lilo von Kiesenwetter
(links), TV-Detektiv Jür-
gen Trovato und Soap-
Darstellerin Janine Pink.
FOTOS: MARC REHBECK / DPA

10 HF3 (^) PANORAMA Freitag,9. August 2019, Nr. 183 DEFGH
Kauf mir
einen Lutschballon
In den Niederlanden boomt das
Geschäft mit Lachgas
ILLUSTRATIONEN: MARC HEROLD
LEUTE
Polizist mit Machete verletzt
Ärzteunter Mordverdacht
Charleroi Tokio
Haftstrafe nach Psychoterror
KURZ GEMELDET

Free download pdf