Süddeutsche Zeitung - 09.08.2019

(Frankie) #1

Ähnlich wie Toboggan und Teufelsrad ge-
hört der„Security Point“ für Mädchen und
Frauen zu den bewährten Einrichtungen
auf dem Oktoberfest. Seit 2003 wurde die
Anlaufstelle von 2319 Wiesnbesucherin-
nen aufgesucht. Allein im vergangenen
Jahr waren es 234. Auch heuer wird es die
Einrichtung unterhalb der Bavaria wieder
geben – dieses Mal sogar mit erweiterten
Öffnungszeiten: täglich von 18 biseinUhr,
freitags und samstags sowie am 2. und
3.Oktober bereits von 15 Uhr an. „Wir ha-
ben festgestellt, dass man uns auch schon
an den Nachmittagen braucht“, sagte The-
resa Schmeisz, Mitarbeiterin des Münch-
ner Frauennotrufs und Leiterin des Securi-
ty Points, bei der Vorstellung des diesjähri-
gen Angebots. Das bedeute nicht, dass die
Wiesn gefährlicher geworden sei. Eher kön-
ne man an der Nachfrage ablesen, dass die
Einrichtung bekannter geworden sei.
Elf Fachkräfte und 49 geschulte ehren-
amtlich arbeitende Frauen stehen bereit.
Zwölf bis 14 Frauen sind pro Abend im
Dienst. Manchmal können sie schon mit ei-
nem Handykabel oder Wechselkleidung
weiterhelfen, manchmal suchen sie die
Adresse eines Hotels oder setzen die hilfs-
bedürftige Frau ins Taxi. Wer kein Geld bei
sich trägt, bekommt einen Gutschein, ge-
spendet vom Taxiunternehmen Isarfunk.
Wer stark angetrunken kommt, kann sich
ausruhen, die Gedanken sortieren.
Der Ort ist ausdrücklich als Schutzraum
für Frauen deklariert, zu dem selbst beglei-
tende Männer keinen Zutritt bekommen.
Ziel ist immer, die Frauen zu stabilisieren
und so vor möglichen Übergriffen zu schüt-
zen. Denn man weiß: Die Gefährdung
steigt, wenn sich Frauen unsicher verloren


fühlen, weinen. Sollte es bereits zu einem
Übergriff gekommen sein, erfahren Mäd-
chen und Frauen hier intensive Aufmerk-
samkeit und Hilfe. Scham sei in dieser La-
ge nicht angebracht, betont Schmeisz. Ein
kurzer Rock, ein Blick zu viel in die Augen
eines Mannes oder zu tief in den Bierkrug
rechtfertigt niemals eine gewaltsame
Handlung. Und auch Grapschen ist kein Ka-
valiersdelikt.
Der Security Point wird in den kommen-
den Wochen gezielt beworben. In den
U-Bahnen mit einem 15 Sekunden langen
Video auf Deutsch und Englisch. Außer-
dem auf ausländischen Webseiten, die
über München und die Wiesn informieren.
Mehr als die Hälfte der Hilfesuchenden
kommt in der Regel aus dem Ausland. Vie-
le Gäste unterschätzten die Größe des
Volksfestes, erklärt Kristina Gottlöber, Mit-
arbeiterin von Imma. Die Initiative für
Münchner Mädchen ist wie der Frauennot-
ruf, der Verein Amyna und die Stiftung
Hänsel und Gretel Kooperationspartner
des Security Points. Nicht nur Touristin-
nen stehen manchmal vor dem Problem,
dass sie kurz ein Bierzelt verlassen wollen
und wegen Überfüllung nicht mehr zurück
können. Wenn Tasche und Handy im Zelt
geblieben sind, findet so manche Besuche-
rin ihre Begleitung nicht mehr.
In 30 Schulen in und um München gibt
es mit dem „Pausenhofprojekt“ vor der
Wiesn wichtige Verhaltenstipps: mit Freun-
den einen eindeutigen Treffpunkt verabre-
den, immer die wichtigsten Dinge bei sich
tragen, statt Bier auch mal Limo trinken,
sich vorher einen sicheren Heimweg über-
legen und sich vor allem nicht scheuen, Hil-
fe zu suchen. sabine buchwald

Frauen- und Mädchenfußball wird immer
beliebterund steht dennoch weiter im
Schatten der männlichen Kicker. Die SPD
im Rathaus möchte Sportlerinnen und Ver-
eine nun besonders fördern und hat ver-
schiedene Ideen vorgestellt, um dieses Ziel
zu erreichen. Zum einen soll die Stadtver-
waltung prüfen, wie Vereine, die Mann-
schaften für Frauen und Mädchen anbie-
ten, mehr unterstützt werden können. Sie


sollen bei der Vergabe von Trainings- und
Spielzeiten priorisiert werden und eventu-
ell auch höhere Zuschüsse erhalten. Ge-
meinsam mit dem Bayerischen Fußball-
Verband (BFV) soll es in München künftig
einen Tag des Frauen- und Mädchenfuß-
balls geben, auf dem sich vorbildliche Ver-
eine präsentieren können.
Zudem soll die Stadt nach Willen der
SPD ein Konzept erarbeiten, wie mehr
Frauen- und Mädchenteams bei der Stadt-
meisterschaft antreten können. Dabei
könnten auch innovative Spielkonzepte
wie „team swap“ – das heißt, dass nach der
Halbzeit eines Spiels der Jungenmann-
schaften die jeweiligen Mädchenteams der
Vereine übernehmen – Anwendung fin-
den, wie die Sozialdemokraten vorschla-
gen. Weiter sei vorstellbar, mehr Werbung
zu machen. Außerdem schlägt die SPD vor,
sich nicht nur um die Champions-League-
Finals der Männer 2021 oder 2022 zu be-
werben, sondern auch das Endspiel der
Frauen nach München zu holen.
„Die Münchner Fußballvereine leisten
großartige Arbeit, sowohl im sportlichen
als auch im gesellschaftlichen Kontext.
Beim Frauen- und Mädchenfußball kön-
nen wir aber noch aufholen“, sagt Kathrin
Abele, stellvertretende Sprecherin ihrer
Fraktion für Sportpolitik. Und der Kreis-
vorsitzende des BFVs, Bernhard Slawinski,
erklärt, dass sein Verband die Initiative
unterstütze. mest

Der FC Bayern erwägt laut einem Be-
richtdesKicker, seine Jahreshauptver-
sammlung Ende November mit dem
möglichen Abschied von Uli Hoeneß in
die große Olympiahalle zu verlegen.
Der Verein rechnet bei der Versamm-
lung mit einem Mitgliederansturm.
Jüngst war berichtet worden, dass
Hoeneß dann nicht mehr als Vereins-
boss kandidieren werde. Er selbst hat-
te eine Entscheidung für Ende August
angekündigt. Bislang wurden die
Jahreshauptversammlungen im Audi
Dome abgehalten, wo 5000 Menschen
Platz finden. Die Olympiahalle bietet
rund 12 000 Plätze. dpa

von gudrun passarge

D


as Helmholtz-Zentrum München
ist in wirtschaftliche Schwierigkei-
ten geraten. Mitarbeiter berichten,
bei einer Informationsveranstaltung sei
von Stellenabbau und Umstrukturierun-
gen die Rede gewesen. So soll die Zahl der
Mitarbeiter von 2600 auf circa 2300 redu-
ziert werden. Nun hat sich auch der Be-
triebsrat in einem Newsletter an die Mitar-
beiter gewandt und zur „finanziellen
Schieflage des Zentrums“ Stellung genom-
men, illustriert mit einer Zeichnung, die ei-
nen Geier auf dem Arm eines Mannes zeigt
mit der Unterschrift „Keiner will’s gewe-
sen sein“. Der Betriebsrat kritisiert in sei-
nem Brief ein „Wachstum ohne Gegenfi-
nanzierung“. Betriebsbedingte Kündigun-
gen seien nach Auskunft der Geschäftslei-
tung nicht geplant, schreibt der Betriebs-
rat, „angesichts der Vielzahl an befristeten
Stellen nur ein kleiner Trost“.


Das Münchner Helmholtz-Zentrum mit
Sitz in Neuherberg nennt sich Deutsches
Forschungszentrum für Gesundheit und
Umwelt, seine Schwerpunkte sind For-
schungen in den Bereichen Diabetes, Aller-
gien und chronische Lungenerkrankun-
gen. Unter dem neuen Namen firmiert es
seit 2008, vorher war das Zentrum als
Gesellschaft für Strahlenforschung be-
kannt. Das Forschungszentrum ist eine
GmbH, Gesellschafter sind zu 90 Prozent
der Bund, vertreten durch das Bundesfor-
schungsministerium und zu zehn Prozent
das Land Bayern mit dem Finanzministeri-
um. Das Münchner Zentrum ist der Helm-
holtz-Gemeinschaft Deutscher For-
schungszentren angeschlossen. Dort sind
19 naturwissenschaftlich-technische und


medizinisch-biologische Forschungszen-
tren in Deutschland zusammengeschlos-
sen. Das Münchner Zentrum listet 48 Insti-
tute auf, einige auch mit Sitz in anderen
Städten wie Leipzig, Tübingen oder Augs-
burg. Das Jahresvolumen wird auf 308 Mil-
lionen Euro für 2018 beziffert.
Bei der Informationsveranstaltung, so
berichten Mitarbeiter, sei ein Defizit von
mindestens zehn Prozent des Budgets ge-
nannt worden. Es sei von einem Einstel-
lungsstopp gesprochen worden, die An-
zahl der Mitarbeiter solle reduziert wer-
den. Außerdem werde das Zentrum um-
strukturiert mit einer Stärkung der Ge-
sundheitsthemen. Auch die Geschäftsfüh-
rung, so die Mitarbeiter, habe betont, sie
sei von dem Defizit überrascht worden. Als
einer der Gründe wurde angegeben, man
sei zu schnell expandiert. Der Betriebsrat
greift diesen Punkt in seinem Newsletter
auf. Noch bei den Betriebsratswahlen im
April 2018 seien 2200 Beschäftigte wahlbe-
rechtigt gewesen, jetzt sei von 2600 Mitar-
beitern die Rede, ein Wachstum von etwa
400 Stellen in gut einem Jahr. Dieser massi-
ve Stellenzuwachs und „die anscheinend
fehlende Gegenfinanzierung scheint die
Geschäftsführung zu überraschen: Inner-
halb eines Zeitraums von wenigen Wochen
sind wir, um nicht in die Insolvenz zu rut-
schen, von hohen (wie hoch?) zusätzlichen
Geldern des Zuwendungsgebers abhängig
geworden“.
Die Geschäftsleitung nimmt auf Anfra-
ge zu Details keine Stellung, spricht jedoch
von einem strategischen Umbauprozess,
der gewährleisten soll, das Zentrum lang-
fristig „noch besser in der internationalen
Spitzenforschung zu positionieren“. Die
Zahl der Mitarbeiter sei durch die Neuori-
entierung insgesamt gestiegen, „auch weil
sich der gleichzeitig geplante Abbau lang-
samer entwickelt hat, als dies abzusehen
war“. Hinzu kämen noch Schwankungen
im Drittmittelbereich, Investitionen in zu-
kunftsorientierte Projekte und Steuernach-

zahlungen. Diese Mehrkosten müssten
durch Einsparungen jetzt und in den kom-
menden Jahren kompensiert werden,
heißt es. Die Geschäftsleitung spricht von
einem „klugen Maßnahmenkatalog“, um
die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit
zu erhalten und zukunftsweisende Projek-
te zum Erfolg zu führen bei ausgegliche-
nem Haushalt.
Konkret genannt werden verzögerte
Neurekrutierungen, restriktiver Umgang
mit Verlängerungen von Arbeitsverträgen
in einigen Bereichen, und es werde notwen-
dig sein, „dass einige Institutsleitungen im
Zuge von geplanten Ruhestandseintritten
nicht nachbesetzt werden“. Außerdem wer-
de „die übliche Fluktuation“ zum Abbau ge-
nutzt. Im übrigen läuft gerade eine Sonder-
prüfung, die der Aufsichtsrat beschlossen
hat. Ende September werden die Ergebnis-

se erwartet, schreibt das Bundesfor-
schungsministerium. Auf dieser Grundla-
ge würden die Geschäftsführung und der
Aufsichtsrat dann alle notwendigen Maß-
nahmen beschließen.
Viele Mitarbeiter sind verunsichert,
manche auch wütend. Sie wissen nicht, ob
ihre Verträge noch verlängert werden.
„Was nun bevorsteht ist ein Personalabbau
von mehreren Hundert Mitarbeitern in
den nächsten vier Jahren“, schreibt der Be-
triebsrat. Den Mitarbeitern, „die nicht das
Glück haben in auserwählten Instituten an-
gestellt zu sein“, rät er, sich spätestens drei
Monate vor dem Auslaufen eines Vertrags
arbeitslos zu melden. Der Betriebsrat
selbst werde „alternative Sanierungskon-
zepte“ prüfen. Sobald konkrete Maßnah-
men bekannt seien, werde eine Betriebs-
versammlung einberufen.

2018 eröffnet: der Neubau des zentralen Bioprobenlagers mit 18 Stickstofftanks am
Helmholtz-Zentrum München. FOTO: FLORIAN PELJAK

Schutz und Hilfe


Der SecurityPoint auf der Wiesn hat künftig länger geöffnet


Hoeneß-Abschied


in derOlympiahalle?


Mehr Mädchenfußball


SPD will Bewerbung um Champions-League-Finale der Frauen


Verunsicherung und Wut


Das Helmholtz-Zentrum München hat wirtschaftliche Probleme, weshalb nun mehrere Hundert Stellen
abgebaut werden sollen – der Betriebsrat kritisiert das und sieht Fehler bei der Geschäftsführung

Seit April 2018 wurden rund


400 Stellen aufgebaut. Nun geht


es in die andere Richtung


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