Neue Zürcher Zeitung - 10.08.2019

(Ann) #1

22 PANORAMA Samstag, 10. August 2019


ZAHLENRÄTSEL NR. 183

SPIELREGELN«KR INGEL»:Die Ziffern 1
bis 7 sind so einzutragen, dass sie i n jeder
Reihe einmalvorkommen.Zwischenzwei
Feldern gilt: Ausgefüllt er Kreis: Eine Zahl
ist das Doppelte der anderen. Leerer Kreis:
Eine Zahl is t um 1 grösser als die andere.
Kein Kreis: Keine der beiden Eigenschaften
trifft zu.

Auflösung:
Zahlenrätsel Nr. 182

Betteln nur noch mit «Gewer beschein»


Die schwedische Kleinstadt Eskilstuna geht neue Wege und erteilt Bewilligungen für «passives Geldsammeln»


RUDOLF HERMANN

Sie sind zu einem festenTeil der Orts-
bilder in Schweden geworden: Bettler,
die vor Supermärkten und an stark fre-
quentiertenInnenstadtplätzen sitzen
oder in U-Bahnen undVorortszügen
anzutreffen sind.Oft handelt es sich um
Angehörige derRoma-Minderheiten
aus EU-Ländern des Südostbalkans;
die Personenfreizügigkeit macht ihnen
die Einreiseeinfach.Wie mit ihnen um-
zugehen ist, ist in Schweden denn auch
seit Jahren ein heiss diskutiertesThema.

Die Stimmungkippt

Die einen Schweden sehen in den Bett-
lern «benachteiligte EU-Migranten» –
so die offizielle Sprachregelung –,die in
ihren He imatländern ausgegrenzt seien
und dortkeine Möglichkeitsähen, ihre
Familien zu ernähren. Die anderen sa-
gen, es gehe offensichtlich um gut orga-
nisierte Gruppen,die Schweden wegen
seinesReichtums und der generellen
Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ge-
zieltaufsuchten.Wenn man das orga-
nisierte Betteln unterstütze, leiste man
möglicherweise sogar dem Menschen-
handelVorschub. Die offizielle Linie
der Regierung lautet,statt Einzelnen
direkt Geld zu geben, sei es besser,
spezialisierte Hilfsorganisationen zu
unterstützen.
In jedemFall ist in der Bevölkerung
die Stimmung den Bettlern gegen-
über am Kippen. Bettelverbote finden

in Umfragen neuerdings Mehrheiten,
dies im Gegensatz zu früher. Einzelne
Gemeinden sind mit lokalenVerboten
vorgeprescht, was gerichtlicheAusein-
andersetzungen nach sich zog. Ende des
vergangenenJahres hielt das Höchste
Verwaltungsgericht dann aber fest,
dass eine solche Praxis–imGegensatz
zu einem flächendeckendenVerbot –
durchaus zulässig sei.
Die mittelschwedische Kleinstadt Es-
kilstuna geht hingegen einen etwas ande-
renWeg: Seit dem1. August wird für Bet-
teln an gewissen Orten in der Stadt eine
amtliche Bewilligung verlangt. Diese soll
250 schwedische Kronenkosten –umge-
rechnet etwa 27Franken –, und im An-
trag muss sich die betreffendePerson dazu

verpflichten, mit derPolizei inKontakt zu
bleiben.Im Unterschied zu Bettelverbo-
ten,die in gewissen Gemeinden bereits in
Kraft sind, bezieht sich die Bewilligungs-
pflicht für «passives Geldsammeln» –
wie dieTätigkeit imAmtsjargon genannt
wird – nicht bloss auf öffentlichen, son-
dern auch auf privaten Grund in der defi-
nierten Zone. Offen bleibt jedoch vorläu-
fig, wie «passives Geldsammeln» definiert
wird ,also ob zum Beispiel Strassenkünst-
ler oder Sammlungen zu wohltätigen
Zwecken auch darunterfallen.

Vieles ist noch unklar

Die Polizei , der esobliegt,die neuenBe-
stimmungen durchzusetzen, muss sich
nun daranmachen, die Einzelheiten des
«Bettelscheins» auszuarbeiten und fest-
zulegen, ob beispielsweise eine Bewilli-
gung für alle Gebietemit Restriktionen
oder nur für einzelne Standorte gilt und
ob sie zeitlich begrenzt ist. Sozialarbei-
ter befürchteten inÄusserungen gegen-
üb er dem schwedischenRundfunk, der
über die Sache berichtete, dass die
neueRegelung dieschätzungsweise 30
bis 50 Bettler in der Stadt unter Stress
setze und dass sie zu einer Art Inquisi-
tion durchPassanten führe.
Ausserdem sei fraglich, wie die Bett-
ler von den neuenRegeln überhaupt er-
fahren und daraufhineinenAntrag stel-
len sollten, weil es sich bei ihnen nicht
selten um Analphabeten handle. Tat-
sächlich hat die Stadtverwaltung zwar
Informationsbroschüren an Detail-

händler, Sicherheitsorganisationen und
Sozialdienste verteilt, nicht aber den
Bettlernselber zukommenlassen. Kri-
tiker meinendeshalb, angesichts solcher
Hürdenkomme die neueRegelung fak-
tisch einem Bettelverbot gleich.

250 Kilometer

SCHWEDENSCHWEDEN

StockholmStockholm

Eskilstuna

NZZ Visuals/efl.

Stierkampf kehrt nach Mallorca zurück


Sicherheitsexperten im Rathau s vonPalma geben die Arena tr otz Protes ten von Tiersc hützern frei


UTE MÜLLER, MADRID

Trotz allen Bemühungen vonTierschüt-
zern, die Wiedereinführung des Stier-
kampfs auf denBalearen zu verhindern,
hat amFreitagabend erstmals seit zwei
Jahren eine Corrida in der Hauptstadt
Palma de Mallorca stattgefunden.Schon
Wochen zuvor hatten die Veranstal-
ter dieWerbetrommel für den «Mons-
terstierkampf» zu rühren begonnen, bei
dem gleich acht statt der üblichen sechs
Stiere in die Stierkampfarena vonPalma
geführt wurden. Entsprechend hoch
waren die Eintrittspreise;Tickets waren
ab 65 Euro im Verkauf. Mit dem bluti-
gen Spektakel, das ausnahmsweise ext-
rem spät, nämlich um 21 Uhr 30, begann,
wurde das 90-jährige Bestehen des Coli-
seo Balear, der ältesten intakten Arena
Spaniens, gefeiert.

Tötungsverbot aufgehoben


Dabei hatte die linksgerichteteRegie-
rung derBalearen im Sommer 2017 ein
Gesetz verabschiedet,das den Stierkampf
auf derFerieninsel de facto verbot.Wich-
tigster Punkt war, dass Tiere bei öffent-
lichen Spektakeln von denTorero s weder
verletzt noch getötet und maximal zehn
Minutenin die Arena geschickt werden
dürfen.Die damaligekonservativeRegie-
rungvon MarianoRajoy legte daraufhin
eineVerfassungsbeschwerde ein, weil
sie die Essenz von Spaniens nationaler
«fiesta» verwässert sah. Im Dezember
2018 kippte das spanischeVerfassungs-
gericht dasTötungsverbot auf denBalea-
ren. Der Stierkampf sei seit 2013Kultur-
gut;somit überschreitedieVorsch rift ,dass
die Tiere nach dem Kampf unversehrt in
ihren Stall zurückgebracht werden müss-
ten,die Kompetenzen derRegionalregie-
rung, hiess es. Manuel Molina, der Spre-
cher des balearischen Anwaltsverbands
Abada,der sich für dasTierwohl einsetzt,
war in einem Interviewmit Mallorcadia-
rio.com einer der Ersten, die diese Ent-
scheidung ausMadridvorausgesehen hat-
ten: Damit sei der klassische Stierkampf,
der schreckliches Leiden für dieTiere mit
sich bringe, wieder legitim.
Am Donnerstagstarbauch die letzte
Hoffnung derTierschutzverbände, doch

noch einen Stopp für den Stierkampf
zu erzielen. Die Experten desRathau-
ses vonPalma, die die Sicherheitslage
in der Arena prüfen sollten, kamen zum
Schluss, dass zwar leichte bauliche Män-
gel bestünden, eine Absage des Events
aber nicht zurechtfertigen sei.
Die leidenschaftlich geführte Debatte


  • seit vergangenem Montag hattenTier-
    schützer in der Innenstadt vonPalma
    lautstark die Abschaffung von Stier-
    kämpfen gefordert und bis zur letzten
    Minute demonstriert – kann nicht dar-
    über hinwegtäuschen, dass die Beliebt-
    heit der Corridas in den vergangenen
    Jahren landesweitstark gesunken ist.
    Zwischen 2007 und 2017 schrumpfte die
    Zahl der Kämpfe«Torero gegen Stier»
    um fast60 Prozent.Laut den jüngsten


offiziellen Zahlen fanden in Spanien
2017 nur noch 367 Stierkämpfe statt.

Desinteressebei der Jungend


Das hat damit zu tun,dass sich vor allem
junge Spanierinnen und Spanier von
der umstrittenenTradition abgewandt
haben.Während der frühereKönig Juan
Carlos in den Arenen desLandesregel-
mässig huldigen liess, macht sich sein
Sohn und NachfolgerFelipe VI dortrar.
Seine Gattin Letizia hat sich seit zehn
Jahren beikeiner Corrida mehr blicken
lassen, sehr zumVerdruss derKonser-
vativen,welche die Stierkampfgegner in
der Regel alsVaterlandsverräter abtun.
Doch dieTierschützer auf Mallorca
wollen sich trotz der Niederlage nicht

geschlagen geben. Eine ihrer Bürger-
initiativen, nämlich «Mallorca Sense
Sang» («Mallorca ohne Blut»), hat be-
reits 168000Unterschriften für ein Ende
des Stierkampfs auf der Insel gesammelt.
«Man sollte dem Beispiel vonBarcelona
folgen und die Stierkampfarena in ein
Einkaufszentrum umwandeln»,sagt Ana
Aranda,die Sprecherin der Organisation.
Die katalanische Hauptstadt hatte sich
bereits 2004 zur ersten stierkampffreien
Stadt in Spanien erklärt undFakten ge-
schaffen mit der Umwandlung der Stier-
kampfarena bei der Plaça d’Espanya.
Und in der zweiten Arena, der «Monu-
mental», finden seit 2011 nur nochKon-
zerte oder Zirkusdarbietungen statt.
DochBarcelona ist und bleibt vorerst
die Ausnahme.

VerfassungsrichterinMadrid kippten Ende 2018das Tötungsverbotfür Stiere,weil es spanischesKulturgut gefährde. DANIELOCHOA DE OLZA/AP

Wegweiser auf


dem Smartphone


führen zum Ziel


Google Maps verbindet Street-View-


Informationen mit GPS-Daten


JOCHEN SIEGLE


Mit derneuenAugmented-Reality(AR)-
Funktion LiveView will es Google Maps
noch einfacher machen,sich durch die
reale Welt zu bewegen. Zur Navigation
mit dem Smartphonekönnen Nutzer
der Google-Maps-App für iOS- oder
Android-Geräte nun das Sucherbild
der Handykamera nutzen, in das grosse
Richtungspfeile und andere Informatio-
nen eingeblendet werden.Auf dem Bild-
schirm des Smartphones, das man auf-
recht mit ausgestrecktemArm hält,zeigt
sich die Umgebung, wie man sie auch
ohne Smartphone sähe. Zusätzlich sind
auf dem Bildschirm aber noch virtuelle
Wegweiser eingeblendet, die einem zei-
gen, wohin man sich wenden muss.
Die Live-View-Funktion, die mit
Googles Pixel-Smartphones bereits
vorab genutzt werdenkonnte, verwen-
det nicht nur GPS-Daten zurPositions-
ermittlung, sondern nutztauch Informa-
tionen aus StreetView, um die Blickrich-
tung des Nutzers zu erkennen.Damit
wird diePosition des Smartphone-Users
genauer als zuvor erkannt.
Bisher war beim Start der Naviga-
tion zuweilen nicht einfach zu erkennen,
in welche Richtung man sich bewegen
mus s. In das Live-Bild der Umgebung
bl endet die App nun auch einen Kar-
tenausschnitt von Google Maps ein, auf
dem Position undWeg wie gehabt ange-
zeigt werden. Genutzt werden kann die
AR-Funktion laut Google mit Android-
und iOS-Geräten, die ARCoreund AR-
Kit unterstützen.
Das Update der Maps-Apps beschert
Nutzern auch weitere Neuerungen, die
das Reisen erleichtern sollen.So werden
etwa Flug- und Hotelbuchungen gespei-
chert und unter «Meine Orte» alsReser-
vierungen abgelegt. DieReiseinforma-
tionen, die Maps automatisch aus dem
Google-Kalender der Nutzer und aus
dem E-Mail-Programm Gmail zieht,
können auch ohne Internetverbindung
abgerufen werden.
In Android-Smartphones wirdkünf-
tig zudem eine Zeitachsen-Funktion
integriert. Bei aktiviertem Standortver-
lauf können Nutzer damit alle Orte, die
sie in einemLand oder in einer Stadt be-
sucht haben,speichern – aufgeschlüsselt
nach Kategorien wieRestaurants, Ge-
schäften,Attraktionen, Hotels undFlug-
häfen. Mit den jüngsten Neuerungen bei
der populären Google-Maps-Applika-
tion avanciert das Navigations-Tool des
amerikanischenWeb-Riesen mehr und
mehr zu einem Ersatz für dieFerien-
planungs-AppTrips,die Google Anfang
des Monats eingestellt hat.Trips diente
als Reisebegleiter und speicherte bei-
spielsweiseReservierungen.


Sardinien


ruft Notsta nd aus


Waldbrände gefährden


Korkeichenbestän de


(dpa)·Nach wochenlangen Bränden
auf Sardinien hat dieRegierung der ita-
lienischen Mittelmeerinsel den Notstand
ausgerufen. Mehrere hundert Hektaren
Land vor allem in denRegionen Ogli-
astra und Nuorese im Osten und Nord-
osten der Insel seien in Flammen aufge-
gangen, meldete die italienische Nach-
richtenagentur Ansa amFreitag. Die
Regierung der autonomenRegion bat
die Zentralregierung inRom um Hilfe.
Schon am Mittwoch hatte der italieni-
scheBauernverbandColdirettiwegender
Schäden an den sardischenKorkeichen
Alarmgeschlagen. Es werde mindestens
zwanzigJahre dauern, dieVerluste wett-
zumachen, gab derVerband zu beden-
ken.AufSa rdinienwachsensechsProzent
derweltweitenKorkeichenbestände.Laut
Coldiretti werden dieBäume 250 bis 300
Jahre alt, nur alle neunJahre könne man
ihrer RindeKork entnehmen.

Free download pdf