Der Stern - 08.08.2019

(Ann) #1
Urlaub zu Ende?
Die ganze Erholung
schon wieder im
Eimer? Und keine
Lust auf Alltag?
Dann bitte diese
CD hören: Wie Giovanni Costello die
„True Italian Stories“ in der Sprache
seiner Heimat singt, ist ganz große
Lebensbeglückung. Diese rauchig-
warme Stimme! Dieses Italienisch!
Diese erstklassigen Arrangements,
mit denen die SWR Big Band jazzend
und swingend den Sänger begleitet!
Auch wenn sich ein paar altbekannte
Gassenhauer unter die Songauswahl
gemischt haben – so charmant, wie
Costello sie live auf der Bühne inter-
pretiert, ist das erfrischend schön,

ziemlich perfetto! (^22222)
JAZZ
Neulich beim Vinyl-
Abend, einem Tref-
fen jung gebliebener
Musikfreunde, die
sich zu Currywurst
und Flaschenbier
ihre Lieblingsplatten vorspielen. Das
Thema diesmal: Soul. Viel herrlicher,
obskurer Kram kam da auf den Plat-
tenteller. Und weil es an diesem
Abend auch darum geht, Ungehörtes
und Unerhörtes hervorzuzaubern,
werden wir beim nächsten Soul-
Abend diesen Sampler einstecken:
„Bad Education, Vol. 1“. Darauf ver-
sammelt das Label Timmion Records
aus Helsinki (!) einige der Schätze, die
es in den letzten 15 Jahren geborgen
hat, viele aus den USA, doch auch aus
Finnland. Warme Orgeltöne, sanfte
Bässe – ein Soultraum. (^22222)
SOUL
Was er mit seiner
alten Formation,
The Moderates,
gemacht hatte –
das konnte sich schon
hören lassen, fand
Josh Taylor. Aber ginge es nicht noch
besser? Nach einem halben Jahr in
einem Camp für Songschreiber hatte
er nicht nur viel Material, sondern
auch eine neue Band. Bei Half Alive
begleiten seinen Gesang nun ein Multi-
Instrumentalist und ein Schlagzeuger,
auf dem Debütalbum „Now, not yet“
spielen die drei feinen Elektro-Pop,
der mehr nach Großbritannien als nach
ihrer Heimat Kalifornien klingt. Die
Musik arrangieren sie so sorgfältig wie
ihr Auftreten: Selbst bei hohen Tempe-
raturen schließen sie den obersten
Knopf ihrer Hemden. (^22222)
POP
dort arbeiteten die Eltern auch gemeinsam
an den Alben der Mutter. „Wenn du als
Kind von so vielen Künstlern umgeben
bist“, sagt Mabel, „dann kannst du dir gar
nicht vorstellen, dass man sein Geld auch
noch auf andere Art verdienen kann.“
Als Kind hörte sie den Soul der Neun­
ziger, und sie entdeckte die stark rhyth­
mische Musik ihres Großvaters, der aus
Sierra Leone stammte. Nach der Schule
ging Mabel nach Stockholm, dem Geburts­
ort ihrer Mutter, und studierte Produktion
und Musiktheorie. Sie sah, wie diszipliniert
Skandinavier am Pop arbeiten. Zurück in
London suchte sie nach einem eigenen Stil.
„Zuerst dachte ich, ich wäre zu schwarz für
weiße Musik und zu weiß für schwarze“, sagt
Mabel. Auf ihrem Debüt hat sie sich für
den Sound der Zeit entscheiden: sparsa­
men, elektronischen R & B. Alf Burchardt
D
ie Mutter: Neneh Cherry, eine
berühmte Sängerin. Der Vater:
Cameron McVey, ein Hit­Produ­
zent. Es wäre naheliegend gewe­
sen, hätte Mabel McVey, heute 23,
versucht, über persönliche Bezie­
hungen ins Geschäft zu kommen. „Aber
zunächst war es mir eher peinlich, die
Tochter meiner bekannten Eltern zu sein“,
sagt sie. Den Song „Know Me Better“ teste­
te sie auf der Streaming­Plattform Sound­
cloud. Dort entdeckte ihn eine DJane von
BBC Radio 1, machte ihn zu ihrem Lied der
Woche und lud die Sängerin ins Studio.
Danach war Mabel McVey kein Geheimnis
mehr; bald schon unterzeichnete sie einen
Vertrag bei einer großen Plattenfirma.
Es war wohl unausweichlich, dass
Mabel, der Vorname reicht ihr als Marken­
zeichen, die Musik zum Beruf machte.
Schon mit fünf Jahren setzte sie sich ans
Piano und sang. Sie war im Studio, als ihr
Vater das Hit­Album der britischen Girl­
group Sugababes produzierte. Im Haus in
London gingen die Musiker ein und aus,
Zu schwarz?
Zu weiß? Früher
war Mabel McVey
sich unsicher,
wie ihre Musik
klingen sollte
Wie ihre Mutter Neneh Cherry hat sich auch Mabel für
eine Karriere als Popsängerin entschieden
Gestatten, die Tochter
Ein bisschen mehr Mut hätte
„High Expectations“ noch besser
gestanden (^22222)
KULTUR
104 8.8.2019
MUSIK

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