Die Welt - 16.08.2019

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16.08.19 Freitag, 16. August 2019DWBE-HP



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DIE WELT FREITAG,16.AUGUST2019* FORUM 3


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E


in Winzer soll Präsident des
Deutschen Fußball-Bundes wer-
den. Fritz Keller wird beim DFB
wohl Reinhard Grindel beerben. Dass
die Wahl auf den 62-jährigen Sterne-
Gastronomen fiel, ist durchaus eine
Überraschung: Keller kommt nicht aus
den Führungszirkelndes Verbands, er
verkörpert also eine gewisse Unbe-
fangenheit. Er steht seit Jahren dem
SC Freiburg vor und hat den Underdog
mit Geschick und Beharrlichkeit zu
einer soliden Adresse im Fußball-Ober-
haus gemacht. Er gilt als gut vernetzt
und durchaus machtbewusst.
Auf den Spross einer Weinbauerndy-
nastie wartet im neuen Amt ein
schwieriger Spagat: Er muss als au-
thentisches Aushängeschild der Basis
fungieren, zugleich soll er mit Erfolg
die Strippen im Spitzenfußball ziehen.
Der DFB ist international nicht mehr
so einflussreich wie früher, und auch
bei den Amateuren hat der Verband
durch den intransparenten Umgang
mit diversen Skandalen viel Vertrauen

verspielt. Dies gilt es für Keller wieder-
herzustellen. Er kann das schaffen.
Dennoch hat der DFB eine große
Chance verpasst. Wesentlich mutiger
wäre es gewesen, eine Frau zu beför-
dern. Kandidatinnen hätte es gegeben.
Zum Beispiel Uta Groth. Die Vorsitzen-
de des Breitensportvereins DJK TuSA
06 Düsseldorf hatte sich um den Pos-
ten beworben, wurde aber abgelehnt.
Man habe ihr das Gefühl gegeben, dass
sie sich um eine Stelle als Sekretärin
bemüht habe, sagte Groth. Sie hatte
angekündigt, als DFB-Präsidentin alles
im Verband hinterfragen zu wollen.
Das kam dort offenbar nicht so gut an.
Auch Katja Kraus wäre eine interes-
sante Wahl gewesen, sie besitzt als
langjähriges Vorstandsmitglied beim
HSV Führungserfahrung. Oder Sylvia
Schenk. Als Quereinsteigerin hätte die
Anti-Korruptions-Expertin vor allem
eines ausgestrahlt: Glaubwürdigkeit.
Von den sieben Millionen DFB-Mit-
gliedern sind gut eine Million Frauen
und Mädchen. Mit einer DFB-Prä-
sidentin hätten die Bosse ein starkes
Signal in die Zukunft setzen und der
gesellschaftlichen Entwicklung Rech-
nung tragen können. Dass sie es wieder
nicht getan haben, zeigt die ganze
Verzagtheit des Verbands.
[email protected]

WWWarum nicht eine Präsidentin?arum nicht eine Präsidentin?


KOMMENTAR


CHRISTOPH CÖLN

D


ie Truppen des syrischen Dikta-
tors Assad und seiner Schutz-
mächte Russland und Iran stehen
vor der Eroberung der Provinz
Idlib, der letzten Hochburg der
Rebellen. Bis auf die Kurden-
gebiete im Nordosten wird dann
praktisch ganz Syrien wieder unter der Kontrolle des
Regimes in Damaskus stehen.
Den Westen scheint diese Entwicklung aber kaum
noch zu interessieren. Ungerührt sieht die hiesige
Politik und Öffentlichkeit zu, wie Assads Kriegskoaliti-
on Idlib in Schutt und Asche bombardiert, die In-
fffrastruktur der Provinz systematisch zerstört undrastruktur der Provinz systematisch zerstört und
dabei bereits an die 500 Zivilisten getötet sowie über
4 00.000 Bewohner in die Flucht getrieben hat. Doch
der Triumph der Kriegsachse Damaskus-Moskau-
Teheran wird verheerende weltpolitische Auswirkun-
gen haben, deren Dimension man sich im Westen
offenbar nicht bewusst ist – oder nicht sein will. Dabei
hat der Westen Syrien sehenden Auges preisgegeben
und der Willkür Russlands und des Iran ausgeliefert.
US-Präsident Donald Trump erklärte vergangenen
Dezember zynisch, das Land habe ohnehin nichts zu
bieten als „Sand und Tod“. Allerdings führte Trump
im Prinzip nur dieselbe Politik in letzter Konsequenz
zu Ende, die bereits sein Vorgänger Barack Obama
verfolgt hatte. Der hatte erklärt, Syrien habe für die
Interessen der USA keine Priorität. Die halbherzigen
VVVersuche, „rote Linien“ gegen Giftgaseinsätze desersuche, „rote Linien“ gegen Giftgaseinsätze des
Regimes zu ziehen, hatten unter Obama wie unter
Trump allenfalls Symbolwert. Und die Botschaft, die
dem Regime damit gesendet wurde, lief letztlich da-
rauf hinaus, dass ihm alles erlaubt sei, solange es nur
auf den Einsatz von Chemiewaffen verzichte.
Nicht nur haben die USA in Syrien somit eine pa-
radigmatische Niederlage erlitten – um von den hand-
lungsunfähigen und -unwilligen Europäern gar nicht
zu reden. Die Ratlosigkeit und Untätigkeit der USA in
Syrien könnte den historischen Punkt markieren, an
dem sie ihre Rolle als maßgebliche Ordnungsmacht in
der Region endgültig einbüßten. Der große Gewinner
ist Putins Russland, ohne das in der Region jetzt kaum
noch etwas geht. Seinem gemeinsam mit dem Iran
verfolgten strategischen Ziel, den Westen aus dem
Nahen Osten hinauszudrängen, ist es damit ein gutes
Stück näher gekommen.
Syrien ist aber auch zum exemplarischen Testfeld
dafür geworden, wie weit man bei der Missachtung
des humanitären Völkerrechts ungestraft gehen kann.
Dieses ist damit zu Makulatur und die viel beschwore-
ne „liberale Weltordnung“ zur Farce geworden. Zu den
von Assads Regime und seinen Verbündeten verübten
VVVerbrechen gegen die Menschlichkeit gehört eineerbrechen gegen die Menschlichkeit gehört eine
Politik der gezielten Vertreibung „unzuverlässiger“
Bevölkerungsgruppen. Mithilfe iranischer Truppen
und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah zielt das
alawitisch-schiitische Regime darauf, vormals aufstän-
dische Gebiete dauerhaft von den ihm suspekten,
vorwiegend sunnitischen Bewohnern zu „säubern“
und ihm ergebene Anhänger anzusiedeln.
WWWestliche Erwartungen, Assad könnte nach seinemestliche Erwartungen, Assad könnte nach seinem
Sieg den Ausgleich mit der internationalen Gemein-
schaft suchen und seine Macht mit Oppositionskräf-
ten teilen, gehören angesichts dieser Realität ins Reich
naiven oder selbstbetrügerischen Wunschdenkens.
Illusionär ist selbst die Hoffnung, Syrien werde mit
der Festigung der Macht Assads zumindest in den
Zustand vor dem Kriegsausbruch 2011 zurückkehren,

als Syriens Despotie dem Westen ungeachtet ihrer ihm
fffeindlichen Ideologie als ein Stabilitätsfaktor in dereindlichen Ideologie als ein Stabilitätsfaktor in der
Region galt. Denn Assad will mehr als nur die ganze
Macht zurückerobern. Sein Regime betrachtet den
VVVernichtungskrieg gegen die eigene Bevölkerung viel-ernichtungskrieg gegen die eigene Bevölkerung viel-
mehr als eine Art groß angelegte Reinigung der Gesell-
schaft und Königsweg zu ihrer völligen Gleichschal-
tung. Einer Aussage Assads zufolge habe Syrien in
diesem Krieg zwar „seine besten Söhne verloren“, und
die Infrastruktur des Landes sei komplett zerstört,
doch dafür hätten „wir eine gesündere und harmo-
nischere Gesellschaft erreicht, im wahren und tiefsten
Sinne von Harmonie“.
AAAuf Sand gebaut ist daher die Spekulation, Assaduf Sand gebaut ist daher die Spekulation, Assad
werde nach dem Ende des Krieges die rund 5,7 Millio-
nen Flüchtlinge, die das Land verlassen haben, ohne
WWWeiteres wiederaufnehmen und die Millionen Binnen-eiteres wiederaufnehmen und die Millionen Binnen-
ffflüchtlinge an ihre Heimatorte zurückkehren lassen.lüchtlinge an ihre Heimatorte zurückkehren lassen.
Immer wieder werden Fälle von Rückkehrern bekannt,
die bei ihrer Ankunft verhaftet werden und verschwin-
den. Laut einer Aussage des Chefs des syrischen Luft-
waffengeheimdienstes sollen drei Millionen von ihnen
auf Fahndungslisten des Regimes stehen. Flüchtlinge
müssen, um ihre Häuser und Wohnungen zurück-
zuerhalten, zudem ihre Besitzansprüche nachweisen,
was in zahllosen Fällen unmöglich ist. Das Regime
kann diese Objekte dann für sich und seine Günstlinge
konfiszieren.
VVVerschärft wird die Lage dadurch, dass die Türkei,erschärft wird die Lage dadurch, dass die Türkei,
aaaber auch Jordanien und der Libanon massiv bestrebtber auch Jordanien und der Libanon massiv bestrebt
sind, die Millionen syrischen Flüchtlinge schnellst-
möglich loszuwerden, die in ihren Ländern Zuflucht
gefunden haben. Zahlreiche von ihnen hat Erdogan
bereits nach Idlib deportieren lassen, wo sie erneut in
der Falle sitzen. Angeblich soll er gar bereit sein, As-
sads Regime anzuerkennen, wenn dieses im Gegenzug
Enklaven einrichtet, in die er die Unerwünschten
ausweisen kann. Geht Assad darauf erwartungsgemäß
nicht ein, wird den Flüchtlingen am Ende nichts übrig
bleiben, als zu versuchen, nach Europa zu entkommen


  • ein Szenario für eine weitere massive Destabilisie-
    rung der EU.
    Gleichwohl hält sich bei uns hartnäckig die Über-
    zeugung, der Krieg in Syrien gehe uns im Grunde
    nichts an und das Sicherste sei, sich so weit wie mög-
    lich davon fernzuhalten. Doch hat man erst einmal
    damit begonnen, vor der exzessiven Gewalt totalitärer
    und autoritärer Kräfte zurückzuweichen, wird dieses
    Nachgeben chronisch. In Afghanistan steht die Trump-
    Regierung jetzt kurz vor dem Abschluss eines Abkom-
    mens mit den Taliban, das den Radikalislamisten eine
    Beteiligung an der Regierung sichern soll. Die damit
    scheinbar erreichte Stabilisierung des Landes soll den
    USA die Rechtfertigung dafür liefern, ihre Truppen
    aaabzuziehen. Und gehen die USA, werden auch diebzuziehen. Und gehen die USA, werden auch die
    europäischen Kontingente folgen. Zurück bleibt eine
    schwache und zerrüttete staatliche Ordnung, die für
    die Taliban zu einer leichten Beute werden dürfte.
    Das geplante Abkommen erinnert fatal an Richard
    Nixons und Henry Kissingers Friedensvertrag mit Nord-
    vvvietnam im Jahre 1973, der in Wahrheit den kommunis-ietnam im Jahre 1973, der in Wahrheit den kommunis-
    tischen Truppen den Weg für die Eroberung des ganzen
    Landes frei machte. Die Folge war der Exodus von etwa
    1 ,5 Millionen „Boatpeople“, die in maroden Fischerboo-
    ten und Kähnen der totalitären Herrschaft übers Meer
    zu entkommen versuchten. Heute werden in Afgha-
    nistan die Ansätze zu einer sich entwickelnden moder-
    nen Zivilgesellschaft sich selbst überlassen. Diese sind
    fffür die Taliban westliches Teufelswerk, das zu vernich-ür die Taliban westliches Teufelswerk, das zu vernich-
    ten sie nicht zögern werden, sobald sie an die Schalt-
    hebel der Macht gekommen sind. Eine neue massenhaf-
    te Fluchtbewegung ist damit bereits vorhersehbar.
    [email protected]


Die große


Säuberung


Sehenden Auges hat


der Westen Syrien


preisgegeben. Doch die


Folgen des Triumphs


von Assad und seinen


Schutzmächten werden


uns noch schwer zu


schaffen machen


Assad hat kein Interesse an


der Rückkehr der 5,7 Millionen


syrischen Flüchtlinge


LEITARTIKEL


ǑǑ


RICHARD HERZINGER

Ihre Post an:
DIE WELT, Brieffach 2410, 10888 Berlin,
Fax: (030) 2591-71606, E-Mail: [email protected]
Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser
wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen
uns über jede Zuschrift, müssen uns aber das
Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der
sehr großen Zahl von Leserbriefen, die bei
uns eingehen, sind wir leider nicht in der Lage,
jede einzelne Zuschrift zu beantworten.

damit später zu Syrien. Dass dieser
willkürliche Gebietstausch sogenann-
tes Völkerrecht sein soll, konnte mir
noch nie jemand erklären. Trump hat
also nur historische Fakten anerkannt.
ROLF WEISS, SCHILTACH

Rodungen


Zu: Foto Greta Thunberg auf
der Titelseite vom 14. August

Greta Thunberg hat eine beachtens-
werte Aktion ins Leben gerufen. Sie
und die „Fridays for Future“-Demons-
trationen in den Städten sind nun welt-
weit bekannt. Gut so! Anstatt mit ei-
nem Luxussegelschiff in die USA zu
schippern, wäre es aber sinnvoller
gewesen, Demonstrationen in Brasilien
und Indonesien zu organisieren, zwei

überwinden. Vor allem für die jüngeren
Generationen, denen dieser Teil unse-
rer Geschichte eher fremd ist. Wichtig
gerade auch in unserer heutigen politi-
schen Wirklichkeit, in der eine ehema-
lige große Volkspartei darüber dis-
kutiert, mit der Partei der Linken zu
koalieren, die sich nach wie vor wei-
gert, die verbrecherische Politik ihrer
Vorgängerorganisation (SED) richtig
aufzuarbeiten.
GERHARD BANHOLZER, PER E-MAIL

Ich bin es leid


Zu: „Wer zahlt für die Vermüllung
der Städte?“ vom 13. August

Wie viele Studien noch? Wie viele Mei-
nungen von Psychologen und Sozial-
forschern? Wie wäre es mit einem ganz

klaren Nein zur Vermüllung öffent-
licher Räume? Ich bin es leid, dass der
Einzelne vor Rücksichtslosigkeit auf
diesem Gebiet strotzt und andererseits
auf Nachhaltigkeit pocht. Warum neh-
men die Leute ihren Müll nach dem
Grillen im Park nicht mit nach Hause?
Sie haben die Verpackungen ja an-
geschleppt! Warum werfen Leute Kip-
pen und Kaugummis auf die Straße?
Warum haben wir nicht schon längst
etwas dagegen getan? In Singapur geht
das doch auch. Warum müssen wir
immer Entschuldigungen für „unsach-
gemäßes“ Verhalten des Einzelnen und
der Gesellschaft finden und dann die
Missstände dadurch auch noch recht-
fertigen? Ich bin es leid. Wer seine
Stadt verdreckt und dabei erwischt
wird, sollte einen Tag ehrenamtlich bei
der Stadtreinigung verbringen müssen.
SABINE SEMPRICH, WEDEL

LESERBRIEFE


Länder, deren Regierungen Klimawan-
del und Umweltschutz völlig gleichgül-
tig sind. Verantwortungslose Rodung
der Regenwälder hat bekanntermaßen
Rieseneinfluss auf den Klimawandel.
JOACHIM SCHELLENBERGER, RÜSSELSHEIM

Mauertote


Zu: Ausgabe vom 13. August


Meine Hochachtung dafür, dass Sie
zum Jahrestag des Mauerbaus nach wie
vor die Statistik verschiedener Organi-
sationen über die Verbrechen des DDR-
Regimes an der damaligen innerdeut-
schen Grenze abdrucken. Für mich ist
dies Erinnerung an diesen unseligen
Teil der deutschen Geschichte und
Mahnung zugleich, alles zu tun, um
Spaltungen in unserer Gesellschaft zu

Jüdischer Golan


Zu: „Willkommen im Fort Trump“
vom 12. August

Gil Yaron vergisst in seinem Beitrag
vollkommen, dass der Golan etwa 3000
Jahre zu Israel und nicht zu Syrien
gehörte, wie jeder aufmerksame Be-
sucher selber feststellen kann. Er wird
viele Ausgrabungen und Ruinen der
jüdischen Besiedelung finden – aber
keine syrischen. Die Drusen im Norden
des Golan sind ja keine Syrer, sondern
ein besonderer Volksstamm, der auch
in Galiläa lebt. Der Jüdische Krieg ge-
gen die damalige römische Besatzung
ging bekanntlich vom jüdischen Golan
aus. Erst nach 1920 kam der Golan
durch einen Gebietstausch von Teilen
ihrer Kolonien von der britischen Kolo-
nialmacht zu der französischen – und

S


eit 1961 findet in Berlin jedes Jahr
das Deutsch-Amerikanische
Volksfest statt – ursprünglich im
amerikanischen Sektor der geteilten
Stadt, wo die GIs aus den dortigen Ka-
sernen vor der Pappkulisse von „Dodge
City“ die damals exotischen Hamburger
und Hotdogs mit Coors Beer und Coca-
Cola servierten, Country- und Rock-
bands auftraten und die eingemauerten
Insulaner sich für ein paar Stunden im
Wilden Westen wähnen durften.
Selbst als die Studenten der benach-
barten Freien Universität gegen den
Vietnamkrieg protestierten, blieb das
Volksfest sakrosankt. Man mochte da-
mals die US-Präsidenten Johnson und
Nixon, später Reagan und Bush junior
kaum mehr als heute Trump, aber Pop-
corn und Zuckerwatte, Achterbahn und
Schießbude, Rodeo und Rock’n’Roll
gingen immer. Ohnehin war die Unter-
schicht auf Berlins Rummelplätzen
immer proamerikanisch, anders als die
Beamten und Akademiker. Das gilt auch
für die türkisch- und arabischstämmi-
gen Berliner, die in den letzten Jahren
immer stärker das Bild des Festes präg-
ten. Deshalb überstand das Volksfest
den Abzug der Schutzmacht und blieb
im Reigen der Berliner Rummel – Früh-

lingsfest, Kreuzberger festliche Tage,
Oktoberfest – ein Fixpunkt.
Dieses Jahr aber fällt das Volksfest
aus. Das bisherige Festgelände wird
bebaut. Das ist vermutlich eine gute
Nachricht, freilich nicht für die Schau-
steller. Der Organisator bat den Re-
gierenden Bürgermeister Michael Mül-
ler um Hilfe bei der Suche nach einem
neuen Standort. Der „hat es bisher
nicht einmal für notwendig befunden,
uns zu antworten“, klagt Thilo-Harry
Wollenschläger von der Interessen-
gemeinschaft Berlin-Brandenburgischer
Schausteller.
Das ist typisch für den farblosen
SPD-Funktionär Müller, der die Wurs-
tigkeit zum Regierungsprinzip erhoben
hat. Müllers rot-rot-grüne Koalition ließ
schon aus den Feierlichkeiten zum Jah-
restag der Luftbrücke eine Peinlichkeit
werden, als die angekündigten 30 „Rosi-
nenbomber“ in Berlin nicht landen
durften. Die antiamerikanische Links-
partei dürfte das klammheimlich ge-
freut haben. In der Bezirksverordneten-
versammlung Tempelhof-Schöneberg
stimmte sie denn auch zusammen mit
den Grünen gegen den Dringlichkeits-
antrag, einen neuen Platz für das
Deutsch-Amerikanische Volksfest zu
finden.
Die lustbetonte Erinnerung an den
Einsatz der USA für Berlins Freiheit
wird so auf kaltem Weg entsorgt. Was
würde wohl eine ähnliche Koalition auf
Bundesebene für die Geschichtsver-
gessenheit leisten?

Hotdogs mit Coors Beer


PLATZ DER REPUBLIK


ALAN POSENER

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