Süddeutsche Zeitung - 20.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
von alexander hagelüken

München– MartinBrudermüller sorgt
mit der Forderung nach einer neuen Agen-
da 2010 für Aufsehen. Angesichts des kon-
junkturellen Abschwungs plädiert der
BASF-Chef für ein großes Reformpaket,
bei dem es um Steuern, Regulierung und ei-
nen flexiblen Arbeitsmarkt gehen solle.
Ökonomen sehen ebenfalls Reformbedarf,
wollen aber andere Schwerpunkte setzen
als die ursprüngliche Agenda der Bundes-
regierung Gerhard Schröder (SPD).
Konzernchef Brudermüller warnte ange-
sichts der Schwäche der deutschen Wirt-
schaft, die im zweiten Quartal schrumpfte
und die laut Bundesbank voraussichtlich
auch im Sommer schwunglos bleibt, vor
Aktionismus. „Meiner Meinung nach soll-
te man grundsätzlicher debattieren“, sagte
er demHandelsblatt.Er lobte die Agenda
2010 als „eine der besten Initiativen der
Nachkriegszeit“, die einen erheblichen An-
teil daran habe, „dass es Deutschland heu-
te wirtschaftlich so gut geht“. Ex-Kanzler
Schröder stellte 2003 ein umstrittenes Re-
formpaket vor, zu der eine Neuorganisati-
on der Jobvermittlung, Hartz IV und ein ge-
bremster Rentenanstieg gehörten. Er senk-
te zudem Firmensteuern und den Spitzen-
satz der Einkommensteuer.
Der Bonner Ökonomin Isabel Schnabel
gefällt Brudermüllers Idee einer neuen
Agenda: „Durch eine verlässliche langfristi-
ge Strategie kann die Politik für Haushalte
und Unternehmen die Unsicherheit sen-
ken, was auch aus konjunktureller Sicht
hilfreich ist“. Sie würde in der heutigen Si-
tuation andere Schwerpunkte setzen als da-

mals Schröder, dem es stark um den Sozial-
staat ging. Die Wirtschaftsweise Schnabel
nennt als Herausforderungen „geringes
Produktivitätswachstum, unzureichende
Infrastruktur, Klimaschutz und drohen-
den Fachkräftemangel“ – dafür will sie ei-
ne neue Agenda.
Brudermüller denkt durchaus auch an
die Inhalte der alten Agenda Schröders: So
macht er sich für eine weitere Flexibilisie-
rung des Arbeitsmarkts stark, gerade mit
Blick auf die Digitalisierung. „Da brauchen
wir in Deutschland andere Geschäftsmo-
delle.“ Es gebe viele, die an Projekten arbei-
teten und dann weiterzögen. Das sei „heu-
te in unserem rigiden Arbeitsmarktum-
feld“ nicht möglich. Schnabel hält dage-
gen. Zwar dürften die Reformen der Agen-
da 2010 nicht zurückgedreht werden. Sie
sieht aber keine dringende Notwendigkeit,
den durch die Agenda stark gelockerten Ar-
beitsmarkt weiter zu flexibilisieren. Eine
vehemente Absage erteilt dem auch Sebas-
tian Dullien, Direktor des gewerkschafts-
nahen Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung.
Dullien hält Deutschland auch für wett-
bewerbsfähig, was die Besteuerung der Fir-
men angeht – also nein zu einer Senkung
der Firmensteuern wie unter Schröder.
Der Ökonom kann sich jedoch vorstellen,
die Abschreibungsbedingungen für Fir-
men zu verbessern. Um als Signal gegen
die Konjunkturschwäche zu wirken, brau-
che es starke Abschreibungsmöglichkei-
ten, die zeitlich begrenzt werden müssten.
Rutscht Deutschland tatsächlich in eine Re-
zession, hält auch Schnabel konjunktur-
stützende Maßnahmen für sinnvoll: neben

besserer Abschreibung von Investitionen
etwa eine vorzeitige Abschaffung des Soli.
Dullien stimmt mit Brudermüller über-
ein, dass der aktuelle Abschwung nicht mit
der Rezession nach der Finanzkrise ver-
gleichbar ist. Gegensteuern will er eben-
falls: „Der Konsum läuft noch gut. Es geht
jetzt darum, die Erwartungen der Unter-
nehmen zu stabilisieren.“ Dazu stellt er
sich neben den Abschreibungsmöglichkei-
ten ein staatliches Investitionspaket von
450 Milliarden Euro über zehn Jahre vor.

„Zwei Drittel der deutschen Firmen geben
an, dass sie durch Mängel der Infrastruk-
tur behindert werden“. Dullien geht es et-
wa um den Ausbau digitaler Netze, bessere
Kinderbetreuung, eine Sanierung der Ver-
kehrswege, einen Halbstundentakt der
Bahn zwischen großen Städten und gene-
rell massiv mehr Geld für den Klima-
schutz. Der BASF-Chef habe recht, dass es
beim Klimaschutz statt lauter Einzelmaß-
nahmen einen Masterplan brauche.
Clemens Fuest unterstützt Brudermül-
lers Forderung, die Politik solle sich mehr
Gedanken über das Wirtschaftswachstum
und die Zukunft Deutschlands als Indus-
triestandort machen. „Der Begriff einer
neuen Agenda 2010 ist aber missverständ-
lich“, sagt der Präsident des Münchner Ifo-
Instituts. Zwar gebe es immer noch Re-
formbedarf im Sozialsystem, aber die
Hauptprobleme seien andere: „Der demo-

grafische Wandel bringt Fachkräfteman-
gel, sinkende Innovationsfähigkeit und
Risikobereitschaft und wachsende Belas-
tung der sozialen Sicherung. Die Digitali-
sierung und andere neue Techniken wie
die Elektromobilität bringen einen tief grei-
fenden Strukturwandel für wichtige Bran-
chen, der Strukturwandel führt zu einer Di-
vergenz der Einkommen von hoch und we-
niger hoch qualifizierten Beschäftigten.
Wir müssen Umwelt- und Klimaschutz mit
bezahlbarer und sicherer Energieversor-
gung verbinden. Für diese Herausforde-
rungen brauchen wir neue Konzepte.“
Was Brudermüllers Forderungen bezüg-
lich Steuersystem und Regulierung be-
trifft, hat Fuest eine differenzierte Positi-
on. Der Abbau des Solidaritätszuschlags
sei mehr ein Thema von Glaubwürdigkeit
der Politik als einer Strategie für künftiges
Wachstum. „Da wäre eine Reform der Un-
ternehmensbesteuerung für mehr Investi-
tionen und mehr Forschung und Entwick-
lung in Deutschland wichtiger. Statt weni-
ger Regulierung sollte eine bessere Regulie-
rung im Mittelpunkt stehen.“
Mit seiner Eloge auf die Agenda 2010
hat Brudermüller auch die Debatte neu aus-
gelöst, ob die Schröder’schen Reformen
für Deutschland positiv waren. Dullien fin-
det zwar einzelne Elemente wie die neuarti-
ge Jobvermittlung richtig, kritisiert aber
die Abkoppelung unterer Lohngruppen
und die Verunsicherung der Bürger etwa
durch Hartz IV. Er hält die Agenda für über-
schätzt: „Der deutsche Aufschwung wäre
auch ohne die Agenda gekommen“. Zahlrei-
che seiner Ökonomenkollegen sehen das
anders. Genau wie der BASF-Chef.

Ein Reizwort gegen die Rezession


Der konjunkturelle Abschwung macht Deutschlands Firmenchefs nervös. BASF-Chef Brudermüller fordert bereits


eine neue Agenda 2010. Ökonomen loben den Vorstoß, sehen heute aber neue Herausforderungen


München– Wie machen sie das bloß, die
Grafiker etwa von Autoherstellern: Autos,
die es noch gar nicht gibt, am Computer so
realistisch aussehen zu lassen, als führen
sie bereits auf einer Traumstraße in den
Sonnenuntergang? Die Technik, die ihnen
dabei hilft, nennt sich Raytracing. Für
jeden Punkt eines Bildes wird ein imaginä-
rer Lichtstrahl (ray) durch den dreidimensi-
onalen Raum geschickt und verfolgt (tra-
cing). Wie verhält sich der Strahl aus Sicht
eines Beobachters, ist eine Reflexion
diffus wie auf mattiertem Metall, ist sie
klar wie auf glänzendem Chrom? Wird der
Strahl abgelenkt? Bisher wurde Raytra-
cing eher für Standbilder eingesetzt oder –
wenn es sich um bewegte Bilder handelte –
mussten die aufwendigen Berechnungen
mithilfe von Rechnerfarmen erledigt wer-
den. Das ändert sich nun: Neue Grafikkar-
ten für Computer sind mittlerweile so leis-
tungsstark, dass sie Raytracing-Effekte in
Computerspielen live berechnen können.

Gut zu sehen ist das schon bald an
einem der populärsten Spiele überhaupt:
„Minecraft“. Das ist zwar mit seiner Klötz-
chengrafik nicht fotorealistisch, doch
gerade deshalb kommen die visuellen
Neuerungen hier besonders deutlich zum
Tragen. Goldfarbene Blöcke sind nicht

mehr einfach nur irgendwie gelb, sondern
glänzen nun, wie man es von dem Edelme-
tall erwartet. Und in unterirdischen Gän-
gen wirft das Licht von Lavaströmen einen
rötlichen Schein. Besonders eindrucksvoll
ist die Technik bei Wasser, in dem sich die
Umgebung spiegelt.

Die Spiele sehen dadurch um einiges
realistischer aus, der Aufwand dafür ist al-
lerdings hoch. Digitale Bilder bestehen aus
vielen Millionen Bildpunkten. Ein einziges
Videobild in Ultra-HD-Auflösung, wie sie
neuere Fernseher haben, enthält etwa acht
Millionen einzelne Bildpunkte. Das macht

klar, dass es hier jede Menge zu berechnen
gibt. Die neuen Grafikkarten kommen
dazu mit speziellen Einheiten, die diese
Aufgaben besonders schnell und effektiv
berechnen können.
Noch werden sich die Freunde von „Mi-
necraft“ auf unbestimmte Zeit gedulden
müssen, denn der Hersteller des Spiels,
das schwedische Unternehmen Mojang,
und der Grafikspezialist Nvidia, nannten
als Veröffentlichungsdatum für die ent-
sprechende Erweiterung des Spiels nur
das Jahr 2020. Offen ist auch, welche
Anforderungen dadurch an die Hardware
gestellt werden. Auch die schnellsten
Nvidia-Grafikkarten kommen nämlich bei
einigen Erweiterungen, die es schon gibt,
durchaus an ihre Grenzen. Bis 2020 ist
aber auch noch Zeit, an den Algorithmen
zur Berechnung zu feilen, um so die Berech-
nungen effektiver zu gestalten. Sicher ist
bis jetzt nur, dass die Raytracing-Technik
zumindest anfänglich nur auf Windows-
PCs und mit Nvidia-Grafikkarten mit soge-
nanntem RTX-Modul funktionieren wird.
Doch wenn die Entwicklung so weiter-
geht wie bisher, wird Raytracing wohl über
kurz oder lang zum Standard bei Compu-
terspielen gehören, die dadurch einen
weiteren Schritt hin zu immer realitäts-
näherer Darstellung machen. Daran haben
übrigens auch Wissenschaftler aus
Deutschland einen wichtigen Anteil. For-
scher aus Saarbrücken entwickelten Algo-
rithmen, die die Berechnungen stark ver-
einfacht haben. helmut martin-jung

DEFGH Nr. 191, Dienstag, 20. August 2019 HF3 15


Spiele mit Licht und Schatten: Eine Szene aus dem Videospiel „Minecraft“ mit
aktivierterRaytracing-Technologie. FOTO: NVIDIA

von hendrik munsberg

F


reude und Angst, das sind die bei-
den Extreme – zwei Gefühlslagen,
in denen Menschen in Deutschland

dem Rentenalter entgegensehen. Die ei-


nen fiebern Jahre im Voraus dem Tag ent-


gegen, an dem sie endlich nicht mehr die


ungeliebte Arbeit verrichten müssen, weil


sie ihrer seit Langem überdrüssig sind


oder sich ihr gesundheitlich nicht mehr ge-


wachsen fühlen. Endlich Zeit, auszuspan-


nen, den eigenen Interessen nachzuge-


hen: reisen, lesen, Sport treiben! Aber es


gibt auch die anderen. Sie fühlen sich mit


über 60 noch leistungsfähig und ahnen,


wie wichtig geregelte Arbeit für Selbst-


wertgefühl und Zufriedenheit sein kann –


und wie sehr man abgehängt zu werden


droht, sobald die Herausforderungen des


modernen Erwerbslebens fehlen. Das


weckt bei diesen Menschen die Sorge, wer


in Rente geht, altert schneller.


Immer mehr Deutsche schlagen folgen-

den Weg ein: Sie gehen in Rente und arbei-


ten weiter, vielfach in Minijobs oder zu re-


duzierter Arbeitszeit. Neue Zahlen des


Bundesarbeitsministeriums belegen: Von


der Jahrtausendwende bis 2016 ist die


Zahl der erwerbstätigen Rentner von


530 000 auf 1,45 Millionen gestiegen. Das


bedeutet immerhin beinahe eine Verdrei-


fachung. Jeder Zwölfte verdient sich heu-


te im Ruhestand etwas dazu.


Gut so? Ja und nein, lautet die zunächst

unbefriedigende Antwort.


Denn die Motive sind verschieden: Die

einen tun es freiwillig, die anderen, weil


sie eine zu geringe Rente haben. Etwa die


Hälfte der Altersrenten liegt heute unter


900 Monat im Monat, teilte die Bundesre-


gierung kürzlich mit, das monatliche


Haushaltseinkommen fällt allerdings


nicht selten höher aus, zum Beispiel durch


Mieterträge. Wie dem letzten Rentenbe-


richt der Regierung zu entnehmen ist, hat-


ten Ehepaare, von denen einer bereits in


Rente ist, im Westen im Schnitt ein Netto-


einkommen von 2572 Euro, in Ostdeutsch-


land waren es weniger, nämlich 2257 Eu-


ro. Bei Alleinstehenden fällt die Rente je-


weils um 900 und 1100 Euro geringer aus.


Wohl dem, der die Freiheit hat, auch

nach dem Renteneintritt – ganz ohne ma-


teriellen Zwang – weiterzuarbeiten. Wer


gesund und leistungsfähig ist, kann erheb-


lich profitieren, wenn er länger arbeitet.
Zufriedenheit erwächst nicht aus Leer-
lauf, sondern oft aus gesundem Wechsel
von Anspannung und Entspannung. Zu-
dem erfordert die seit Jahren steigende
Lebenserwartung eine neue Balance aus
Lebensarbeitszeit und Ruhestand. Zum
Glück ist die Politik dieser Einsicht jeden-
falls zu einem erheblichen Teil längst ge-
folgt. Zum einen, indem sie die staatliche
Beihilfe zur Frühverrentung abschaffte.
Zum anderen, indem sie vor allem durch
die Flexirenten-Regelung dafür sorgte,
die Möglichkeit zum gleitenden Übergang
in den Ruhestand attraktiver zu gestalten.
Für die deutsche Wirtschaft ist es auf je-
den Fall von Vorteil, wenn ihr erfahrene
Kräfte auch über das gesetzliche Rentenal-
ter hinaus zur Verfügung stehen, und sei
es nur zu reduzierter Stundenzahl. Selten
waren Fachkräfte so knapp und begehrt
wie heute. Und sogar jetzt, angesichts
einer sich spürbar eintrübenden Konjunk-
tur, unternehmen die Firmen viel, um ihre
qualifizierten Kräfte zu halten.
Es gibt aber auch zahlreiche Menschen,
die nur deshalb auch im Alter weiterarbei-
ten, weil ihre Rente allein nicht reicht und
weil sie auf das zusätzliche Geld dringend
angewiesen sind. Kein Wunder, wenn die
Betroffenen das nicht als Glück empfin-
den. Solchen Menschen will die große Koa-
lition in Berlin durch die Grundrente ei-
gentlich zu mehr Geld verhelfen. Anschau-
liches Fallbeispiel dafür ist die Friseurin,
die 35 Jahre lang zu bescheidenem Stun-
denlohn gearbeitet hat und deren Rente
von 513 auf 961 Euro aufgestockt werden
soll. Immerhin haben sich die Koalitionä-
re bei der sonntäglichen Spitzenrunde dar-
auf verständigt, dass eine Arbeitsgruppe
unter Leitung von CDU-Kanzleramtschef
Helge Braun und SPD-Arbeitsminister
Hubertus Heil einen Kompromiss finden
soll – bisher pocht die Union mit guten
Gründen auf eine Bedürftigkeitsprüfung,
was die SPD strikt ablehnt. Im Sinne aller
sollte sich aber rasch eine praktikable Lö-
sung finden lassen.
Fakt ist aber auch: Heute gibt es einen
erheblichen Anteil von Menschen, bei de-
nen Altersarmut zum Alltagsrisiko ge-
hört. Experten warnen eindringlich, dass
ihr Anteil in Zukunft noch zunehmen
wird. Betroffen sind Langzeitarbeitslose,
aber auch Frauen, die lange Zeit nicht er-
werbstätig oder teilzeitbeschäftigt waren,
darüber hinaus Menschen ohne Bildungs-
abschluss. Für viele dieser Menschen, die
auf die staatliche Grundsicherung zurück-
geworfen sind, hat die Politik bisher noch
keine Lösung zu bieten.

Es wird Elon Musk gut tun, inmitten der


vielen ernüchternden Meldungen aus Tei-


len seines Reiches auch mal wieder Erfreu-
liches zu hören: Starman hat, sofern ihm in


den Tiefen des interplanetaren Raums


nichts zugestoßen ist, die Sonne umrun-


det. Starman –das ist die mannsgroße Fi-


gur auf dem Fahrersitz eines kirschroten


Roadsters. Das Fahrzeug des Unterneh-


mens Tesla, bei dem Musk Chef ist, wurde


beim ersten Start einer Falcon-Heavy-Ra-


kete der Firma Space-X, bei der Musk eben-


falls Chef ist, im Februar vergangenen Jah-


res ins All befördert. Wenn den Angaben


auf der Webseitewhereisroadster.comzu


trauen ist, hat Starman derzeit eine Entfer-


nung von 150 Millionen Kilometer zur Son-


ne und rast mit knapp 121000 Stundenkilo-


meter umher.


So reibungslos es offenbar im All läuft,

so ruppig geht es für Musk gerade im irdi-


schen Geschäft zu, jedenfalls was Tesla an-


geht. Natürlich: Noch nie hat ein Autoher-


steller in so kurzer Zeit ein so wahnwitzi-


ges Projekt umgesetzt – von Null auf Mas-


senproduktion in zwei bis drei Jahren.


Doch die Vielzahl der Probleme ist mittler-


weile kaum noch überschaubar: Tesla ent-


lässt Mitarbeiter, hat erhebliche Schwierig-


keiten in der Produktion und bei der Auslie-


ferung der Fahrzeuge. Außerdem mussten


Preise gesenkt werden, und nach mehre-


ren Unfällen wollen nun auch die Behör-


den ziemlich genau wissen, wie es denn


nun um die von Musk vielfach beschwore-


nen Autopilot-Fähigkeiten des Fahrzeugs


bestellt ist.


Jetzt wurde das Unternehmen aller-

dings auch noch öffentlich bloßgestellt –


von dem Chef des Autovermieters Nextmo-


ve, Stefan Moeller. Das Unternehmen mit


Sitz in Leipzig nennt sich selbst den führen-


den Vermieter von Elektrofahrzeugen in


Deutschland und man kann sagen, dass es


eigentlich Tesla liebt: „Das Auto verdreht


unseren Kunden den Kopf“, sagt Moeller.


Doch auf Youtube geißelt er nun das Unter-
nehmen: 100 Fahrzeuge des Model 3 hatte
Nextmove bestellt, die nach und nach abge-
nommen werden sollten. Doch vor allem
die ersten Fahrzeuge hatten zahlreiche
Mängel. Zunächst einigte sich Nextmove
mit Tesla, wie die übrigen Fahrzeuge män-
gelfreier übergeben werden könnten, doch
dann stornierte Tesla kurzerhand den Ver-
trag über die Lieferung der restlichen 85
Fahrzeuge. Gefährlicher noch als das Vi-
deo selbst dürfte die Kommentarfunktion
darunter sein: Sie bietet allen Tesla-Käu-
fern eine hervorragende Möglichkeit, ih-
ren Frust über den Service des Unterneh-
mens loszuwerden. Und die nutzen sie
auch.
Weil Musk mit seiner Firma freilich
nicht nur auf Straßen, sondern auch auf Dä-
chern zu Hause ist, gibt es jetzt auch dort
Probleme. Tesla hatte vor einiger Zeit ein
Unternehmen übernommen, das Solar-Pa-
nele und -Dachziegel verkauft. Das Ge-
schäft läuft offenbar derart schleppend,
dass Musk sich nun zu einem „Relaunch“
genötigt sah: Künftig werden Kunden die
Anlagen in einigen US-Regionen mieten
können. Mit den neuen Preisen sei es so,
„als hätten Sie eine Gelddruckmaschine
auf dem Dach“, twitterte Musk. Er selbst
hat mit dem Solargeschäft allerdings kei-
ne: Im zweiten Quartal veräußerte Tesla
nur noch Anlagen im Volumen von 29 Me-
gawatt – einst waren es 200 Megawatt.
Aber Musk wäre nicht Musk, würde ihn
das alles übermäßig anfechten. Im Gegen-
teil: Viel lieber preist er auf Twitter das
neue T-Shirt von Space-X an: „Nuke Mars“
steht auf schwarzem Stoff. Dahinter steckt
seine Idee, dass eine atomare Explosion
auf dem Mars Kohlendioxid freisetzen wür-
de. Das soll die dünne Atmosphäre des Pla-
neten anreichern und so ein Leben dort er-
leichtern. Der Beifall seiner Follower folgte
prompt: „Elon, gibt es Chancen auf einen
Hoodie?“ hans von der hagen

Raytracing wird über kurz


oder langzum Standard


bei Computerspielen gehören


WIRTSCHAFT


Hochöfen von Thyssenkrupp in Duisburg. Der deutschen Wirtschaft droht ein kräftiger Abschwung. FOTO: MARCEL KUSCH/DPA

NAHAUFNAHME


„Als hättenSie eine
Gelddruckmaschine
auf dem Dach“
Elon Musk
FOTO: REUTERS

RUHESTAND


Wenn Rentner arbeiten


Der Weg des Lichts


Neue Computerchips lassen Spiele erheblich realistischer aussehen – der Aufwand ist allerdings hoch


Mensch, Elon


Tesla-Chef Musk kämpft an immer neuen Fronten


Für die Wirtschaft ist es gut,


wennihr erfahrene Kräfte


weiter zur Verfügung stehen


Das Land braucht


bessere Straßen
und Netze
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