Reader\'s Digest Germany - 08.2019

(Elliott) #1
08.2019 reader's digest 69

In Dänemark kam Sune Boye Riis mit
dem Netz auf dem Autodach an Wäl-
dern, Rasenflächen, Hecken, einer
Weihnachtsbaumschule und einem
riesigen Militärgelände vorbei, auf
dem hohes Gras wuchs.
Der Hobbyforscher hatte die An-
weisung erhalten, nicht zu schnell
zu fahren, sodass der Verkehr sich
hinter ihm staute und Ungeduldige
zu hupen begannen. Nach fünf Kilo-
metern wendete er und fuhr zurück.
Am Ende seines Streckenabschnitts
hielt Riis an, montierte das Netz ab
und entfernte den kleinen Beutel. Er
blickte in das Netz, in dem er einige
schwarze Flecken erkennen konnte.
Dann sah er auch einen einzelnen
zarten Schmetterling mit weißen Flü-
geln. Riis dachte an eine Wette, die er
mit Freunden eingegangen war, die
ebenfalls an der Untersuchung teil-
nahmen: Wer würde das größte Insekt
fangen? Die Bedeutung von Größe
hatten sie nicht definiert. Er dachte
darüber nach, woran man diese mes-
sen könnte. Was machte den Wert
eines Lebewesens aus?
„Ist es das Gewicht?“, fragte er sich
und betrachtete den Schmetterling.
In dem großen Beutel schaute dieser
klein, traurig und einsam aus. „Oder
ist es Anmut?“

die Krefelder Daten bekannt wurden,
gab es Anhörungen zum Schutz der
Insekten-Vielfalt im Deutschen Bun-
destag und im Europäischen Parla-
ment. Die Mitgliedsstaaten der EU
stimmten dafür, ein Verbot von neo-
nicotinoiden Pestiziden zu verlän-
gern und finanzieren weitere Studien
darüber, wie der Artenreichtum sich
verändert und was man tun kann, um
die Tiere zu schützen.
Die EU hat auch Maßnahmen um-
gesetzt, um Bestäubern zu helfen. So
werden beispielsweise Bauern dafür
bezahlt, Insekten-Biotope zu schaffen,
indem sie Felder brachliegen lassen
und Sträucher am Ackerrand nicht
entfernen. Aber die Zahl der Insekten
sinkt trotzdem weiter.
Neue Berichte fordern nationale
Regierungen zur Zusammenarbeit
auf. So sollen zum Beispiel Insekten-
Biotope beim Bau von Straßen, Strom-
leitungen und anderen Infrastruktur-
maßnahmen integriert werden. Die
notwendigen Veränderungen könn-
ten, genauso wie die Ursachen, gra-
vierend sein.
„Diese Debatte müssen wir drin-
gend führen“, sagt Goulson. „Wenn
wir die Insekten verlieren, wird das
Leben auf der Erde ...“ Den Satz been-
dete er lieber nicht.


Was eine Raupe das Lebensende nennt,
nennen Weise einen Schmetterling.
aus china
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