fürchterlicher Blutzoll. Die Kriege
zehrten den Staatsschatz in Mün
chen auf, Löhne stagnierten, die
Arbeitslosigkeit nahm zu, die
Zahl der Armen schnellte in die
Höhe. Klöster gaben aus Barm
herzigkeit "Bettelsupp" aus, hier
und dort verweigerten erzürnte
Bürger die Steuerzahlungen; die
Behörden schickten daraufhin
Soldaten, die das Geld eintrieben.
Beamte warnten den Kur
fü rsten vor einem Aufbegehren
der Untertanen. Doch Max Ema
nuel scherte das wenig.
Als Spaniens König Kar! II.
kinderlos starb und daher 1701
zwischen Frankreich und Öster
reich ein Krieg um die Thronfolge
ausbrach, hielt der Kurfürst sein
ausgelaugtes Land nicht etwa aus
dem Konflikt heraus, sondern
mischte sich erneut ein.
Diesmal aber schlug er sich
auf die Seite Frankreichs: Denn
die Franzosen stellten ihm große
Gebietsgewinne in Aussicht (dar
unter die Rheinpfalz).
So lag Bayern schon wieder
im Krieg- und zwar mit dem ei
genen Kaiser. Max Emanuelließ
das Heer mehr als verdoppeln, auf
15 000 Mann. Bauernsöhne und
Knechte wurden in den Armee
dienst gepresst. Erneut stieg die
Abgabenlast: Allein 1702 verdrei
fachten sich die Steuern.
Doch Bayerns Herrscher
hatte sich verkalkuliert. Zwar er
zielte er anfangs ein paar Erfolge,
doch im August 1704 triumphier
ten die Truppen des Kaisers und
seiner Alliierten in einer gewalti
gen Schlacht. Der Kurfürst musste
fliehen und suchte in den von
Frankreich besetzten Spanischen
Niederlanden Schutz.
Der Armee Leopolds stellte
sich in Bayern nun niemand mehr
entgegen. Österreichs Soldaten
Erst
läuft
alles
nach
PLAN
verwüsteten ganze Regionen, er
schlugen Menschen, brannten
Dörfer nieder. Sie stahlen Vieh,
plünderten, vergewaltigten.
Am 7. November 1704 unter
zeichneten Vertreter des geflüch
teten Kurfürsten endlich einen
Kapitulationsvertrag. Anschlie
ßend besetzten die Habsburger
nach und nach ganz Bayern - und
schließlich auch München. Als
Kaiser Leopold im Mai 1705 in
Wien starb, trat sein Sohn als
Joseph I. die Nachfolge an.
DESSEN TRUPPEN beuten Bayern
seither rücksichtslos aus. Denn
das Haus Habsburg braucht Geld
und Soldaten, um den Krieg
gegen Frankreich fo rtzusetzen,
der an anderen Schauplätzen wei
tertobt - so in Italien, Spanien,
den Niederlanden.
Die Forderungen des Kai
sers übersteigen noch die hohen
Abgaben, mit denen der Kurfürst
seine Landsleute drangsaliert
hatte. Überdies beginnen die Be
satzer mit massiven Zwangsrekru
tierungen. Doch bald widersetzen
sich die Einheimischen. Wo die
57 I GEO EPOCHE Deutschland um 1700
We rberkommandos hinkommen,
fi nden sie meist keine jungen
Männer im wehrfähigen Alter
mehr vor. Die fliehen ins Gebirge
oder in Nachbarregionen.
In den Wäldern Bayerns rot
ten sich frühere Soldaten der kur
bayerischen Armee mit entflohe
nen Bauernburschen zusammen.
Zuweilen befreien Menschenmen
gen gefangene Rekruten. Verein
zelt werden Soldaten erschlagen.
Als die Kaiserlichen dazu
übergehen, Männer vom Feld weg
zu verschleppen, nachts Höfe
überfallen, junge Kerle in ihren
Betten verhaften und sonntags
Kirchen umstellen, kochen Zorn
und Verzweiflung über. Vielerorts
scharen sich Bauern zusammen.
Für den 6. November haben
die kaiserlichen Behörden Rekru
ten zur Musterung nach Pfarr
kirchen einberufen, gut 100 Kilo
meter östlich von München. Doch
anstarr sich zu fügen, marschieren
600 junge Männer, bewaffnet mit
Büchsen, Hellebarden und Spie
ßen, in den Ort ein und versuchen
Gelder der Besarzer zu rauben.
Am 9. November kommt es
im nahe gelegenen Eggenfelden
zu einem blutigen Zusammen
stoß mit kaiserlichen Reitern: Die
Aufständischen befreien einige
Rekruten, töten 13 Husaren.
Am 12. November verbündet
sich das Rebellenheer mit weite
ren Bauerngruppen; im Osten
Bayerns zählt es nun 11 000 Mann.
We nige Tage später fe iert es
seinen ersten großen Erfolg: Meh
rere Hundert Männer besetzen die
Stadt Burghausen. Damit befindet
sich die erste kaiserliche Garnison
in der Hand der Bauern - und,
noch wichtiger, ein Arsenal von
Flinten und anderen Waffen.
Bald darauf erobern die Auf
ständischen auch die nahe gelege-