Die Zeit - 01.08.2019

(Kiana) #1
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  1. August 2019 DIE ZEIT No 32


N


och vor fünf Jahren gehörte
es zu den unumstößlichen
gewissheiten in der Öffent-
lichkeit, dass der Krieg in
syrien und im Irak nicht
nur schwere Verwüstungen
im kulturellen Erbe jener
Länder hinterlassen hatte, sondern auch einen
besonders widerwärtigen Wirtschaftszweig blü-
hen ließ: den illegalen Handel mit geraubten
Antiquitäten. unzweifelhaft erschien, dass sich
mithilfe dieses Handels terrorgruppen finanzier-
ten, welche die sammler aus dem Westen mit
Kunst aus trüben Quellen versorgten. Die Bun-
desrepublik, hieß es oft, gehöre zu den Haupt-
umschlagplätzen für diese Art von geschäften,
Kunsthandel und Auktionshäuser seien dabei
willfährige oder ahnungslose Komplizen. Des-
halb wurde hierzulande sogar das Kulturgut-
schutzgesetz verschärft. Doch nun zeigt eine
studie: Die geschichte vom illegalen Kunst-
handel in Deutschland stimmt wohl nicht.
Die Verdächtigungen kamen etwa von sabine
von schorlemer, Vertreterin der Deutschen
unesco-Kommission und Inhaberin des Lehrstuhls
für Internationale Beziehungen an der tu Dres-
den. sie sagte damals: »Berichten zufolge ist
Deutschland zu einem wichtigen umschlaggebiet
für den illegalen Handel mit geraubter Kunst ge-
worden. Wir brauchen eine breite gesellschaftliche
Ächtung dieses Handels.« um dieses kriminolo-
gische Dunkelfeld auszuleuchten, nahm im April

2015 in der stiftung Preußischer Kulturbesitz das
Forschungsprojekt Illicid seine Arbeit auf. sein Ziel
war es, Indizien für Handelspraktiken zu sammeln,
die auf Verstöße gegen Aus-, Einfuhrregeln und
Zollbestimmungen sowie auf geldwäsche hinwie-
sen. Das Bundesbildungsministerium förderte das
Projekt mit 1,2 Millionen Euro. Nun liegt der Ab-
schlussbericht vor. Ergebnis: Die Wissenschaftler
können keinen nennenswerten illicit trade, also
keinen Markt für nahöstliche Raubantiken, in
Deutschland nachweisen. Dass die Bundesrepublik
ein »wichtiges umschlaggebiet« für diese Art Waren
ist, wie viele Kulturpolitiker damals behaupteten,
darf als widerlegt gelten.
Laut Bericht wurden 386.500 antike Objekte
aus dem östlichen Mittelmeerraum gesichtet, die
im untersuchungszeitraum zwischen Juli 2015 und
Juni 2017 im Handel auftauchten. Davon wurden
6133 als potenziell verdächtig identifiziert, 3741
wurden in Deutschland veräußert. 2387 Objekte
stammten möglicherweise aus syrien oder dem
Irak. Die 6133 verdächtigen stücke erzielten ins-
gesamt einen Verkaufserlös von 1.693.674 Euro.
Die meisten wurden unter 1000 Euro angeboten,
zehn Prozent von ihnen sogar für Preise unter 100
Euro. Bei mehr als der Hälfte dieser Lose handelte
es sich um Konvolute, also Massenware. Vier Fälle
listet der Bericht auf, in denen ein irakisches, ein
syrisches sowie zwei ägyptische Artefakte in
Deutschland ersteigert und mit gewinn in den
usA beziehungsweise in großbritannien weiter-
veräußert wurden. Dergleichen ist per se nicht il-

legal und kann Händlerglück genannt werden. Nur
einmal wurde ein fünfstelliger Betrag erzielt. Das
Fazit dazu: »Aus wissenschaftlicher sicht ist ein
geldwäschepotenzial nicht auszuschließen, jedoch
auch nicht zwangsläufig anzunehmen.«
Mit anderen Worten: Weder quantitativ noch
qualitativ ist der Handel mit vorderasiatischen An-
tiken in Deutschland rechtlich oder kulturpolitisch
relevant. Es existiert kein Angebot an hochwertigen
Objekten, und die Nachfrage bleibt generell gering.
selbstverständlich ist im Prinzip nicht auszuschlie-
ßen, dass bedeutende Kunst aus syrien geschmug-
gelt wird. Dann allerdings erfolgt das nicht syste-
matisch, sondern im Rahmen krimineller Aktivi-
täten: Es sind Fälle für Interpol und den Zoll. Der
Kunsthandel ist offensichtlich nicht beteiligt.
Wahrscheinlicher ist, dass auf deutschen Auktionen
jene stücke kursieren, die seit Jahrzehnten in Eu-
ropa gesammelt wurden. Die Wissenschaftler von
Illicit sind im Übrigen der Ansicht, dass von den
gesichteten vorderasiatischen Antiken überhaupt
nur ein knappes Viertel echt sein dürfte.
Kulturpolitiker nutzten Illicit – bevor Ergeb-
nisse vorlagen – auch als Begründung, um Regu-
larien zu verschärfen. so wurde etwa die Einfuhr
von Kunst aus Nicht-Eu-Ländern strenger regu-
liert. sammler und Händler stehen nun pauschal
unter Verdacht. und dem sammelgebiet antiker
Kunst, woher auch immer stammend, wird vom
Markt keine große Zukunft mehr zugetraut. so hat
sich der unbegründete Verdacht ausgewirkt. Die
Wahrheit kommt zu spät.

Späte Wahrheit


Deutschland galt lange als Hauptumschlagplatz für illegal gehandelte Kunstwerke aus syrien
oder dem Irak – doch eine studie widerspricht dieser sicht VON THOMAS E. SCHMIDT

Warum verzichten


Museen auf Spenden?


PREISFRAGE

Anfang Juli flatterte ein rotes Band wie eine
sperre am Eingang zum Pariser Louvre. Vor
der gläsernen Pyramide protestierte eine grup-
pe von Aktivisten gegen die Familie sackler,
nach der mehrere Räume im Museum benannt
sind. »Take down the Sackler name«, stand auf
dem Banner. Kurz darauf wurden die schilder
tatsächlich überklebt, offiziell, weil der Louvre
Namensrechte seiner sponsoren auf 20 Jahre
beschränke. tatsächlich war diese Frist aber
schon seit Jahren abgelaufen.
spenden der sacklers und anderer Mäzene
haben in der Vergangenheit immer mal wieder
Fragen nach der ethischen Verantwortung von
Museen aufgeworfen. Die Familie sackler etwa
steht in der Kritik, weil sie ihr geld unter an-
derem mit dem schmerzmittel Oxycontin ver-
dient, das rasch abhängig macht. Bislang hatte
die Kritik aber keine großen Folgen. Doch
diesmal kommt die Kunstszene in Bewegung.
Die Fotografin Nan goldin, die selbst
drogenabhängig war, hat die Initiative »sack-
ler Pain« gegründet und damit auch die Pro-
teste vor dem Louvre angeführt. In New York
forderte die Künstlerin zuvor schon das re-
nommierte Metropolitan Museum zum Ver-
zicht auf sackler-geld auf, der Londoner Na-
tional Portrait gallery drohte sie mit der Ab-
sage ihrer Ausstellung, sollte die Institution
wie geplant spenden von den sacklers neh-
men. Inzwischen haben beide Museen ange-
kündigt, auf die Zuwendung zu verzichten,
genau wie das New Yorker guggenheim
Museum und die tate in London.
Die Auseinandersetzung mit der Her-
kunft des geldes ist kein Einzelfall. gerade
hat Warren Kanders seinen Rücktritt als Vor-
standsmitglied des New Yorker Whitney
Museum of American Art erklärt, für das er
auch ein wichtiger geldgeber ist. Der Mann
stellt in einer seiner Firmen tränengas her,
das an der mexikanischen grenze eingesetzt
wird. Der Künstler Michael Rakowitz hatte
deshalb seine teilnahme an einer Ausstellung
abgesagt. Andere zogen ihre Werke nach der
Eröffnung ab – auch weil eine Video-Arbeit
der Künstlergruppe Forensic Architectures
den Einsatz des gases in der Ausstellung für
alle sichtbar macht. CHRISTIANE MEIXNER

Nan Goldin kämpft gegen
ethisch fragwürdige Spenden

Antike Skulpturen, ähnlich wie diese aus Damaskus, werden seit dem Krieg in Syrien und dem Irak oftmals illegal gehandelt

hat das Denver Museum of Nature and
science an Kenia zurückgegeben. sie sollen
in den 80er-Jahren entwendet worden sein.
Quelle: dpa

Grabtafeln


ZAHL DER WOCHE

30


1. Kein Geldstück
Man entdeckt sie in spionage-Museen am
Potsdamer Platz oder in Peking (wo aller-
dings nur eingelassen wird, wer chinesisch
aussieht): ausgehöhlte Münzen, die als Con-
tainer für Mikrofilme dienten. Durch eine
solche Münze, die dem FBI in die Hände
fiel, wurde 1957 der sowjetspion Rudolf
Abel enttarnt. Das war ein besonderes Er-
eignis in der geschichte von Münzen, die
nicht als geldstücke dienten.
2. Ein Souvenir
Diese umnutzung steht in einer vierhun-
dertjährigen tradition. Allerdings diente sie
meist freundlicheren Zwecken. Denn die
schraubtaler, schraubmedaillen und steck-
medaillen, um die sich bei Auk tio nen Nu-
mismatiker wie Kuriositätensammler strei-
ten, waren zuallererst, weil sie ein geheim-
nis bargen, eine Art souvenir. Ein urahne
des Überraschungseis.
3. Zwei Taler
Den Anfang machten die schraubtaler. Der
älteste stammt aus sachsen und lässt sich auf
1540 datieren. Wie seine Nachfolger besteht
er aus zwei talern, die ausgefräst wurden
und jeweils einen Rand mit gewinde erhiel-
ten, sodass man sie zusammenschrauben
konnte. Auf die verborgenen Innenseiten
malte oder gravierte man dann ein Bild,
meist ein Porträt oder eine biblische szene.
4. Mit Hohlraum
Da in den nachfolgenden Jahren größere
Münzen in umlauf kamen, die taler nun
bis fünf Millimeter dick waren, gingen die
silberdreher dazu über, ein geldstück
durchzusägen, um es in eine schraub-
medaille zu verwandeln. In den Hohlraum
klebte man kleine Bilder und fügte Minia-
turgemälde auf Pergament oder Papier hin-
zu. Das wurde zu einer Domäne von Augs-
burg, wo es, wie eine Chronik für 1619 aus-
weist, 184 goldschmiede mit 108 gesellen
(jedoch nur 137 Bäcker) gab.
5. Ein Versteck
Anfang des 19. Jahrhunderts kamen die
steckmedaillen auf, bei denen sich die
Münzhälften ohne gewinde ineinanderste-
cken ließen. Johann thomas stettner in
Nürnberg war der tonangebende Meister.
Eine seiner Medaillen mit je sechs Bildern
und textseiten zum sieg über Napoleon
trug bei Lempertz 2480 Euro ein. solche
steckmedaillen wurden noch bis in die Zeit
des Ersten Weltkrieges gefertigt.
6. Für die Erinnerung
Bereits im 17. Jahrhundert wurden oft
geldstücke umgearbeitet, die außer Kurs,
also nicht mehr gebräuchlich waren. Wie-
derholt hat man dafür auch Medaillen extra
aus Kupfer, Zinn oder Eisen geprägt, ge-
schlagen oder gegossen. Die eingeschlosse-
nen Bilder zeigten historische Ereignisse,
wie die Vertreibung der salzburger Protes-
tanten oder das Ende der Hungersnot von
1817, aber es gab auch Modebilder und
persönliche Erinnerungen. Manche schraub-
medaille ist schon für 200 oder 300 Euro zu
haben, rare stücke kosten weit mehr als
20.000 Euro. PETER DITTMAR


GRUNDKURS

Schraubmedaille


Hier erklären wir an Begriffen,
wie der Kunstmarkt funktioniert.
Diese Woche:

KUNSTMARKT


24 WIRTSCHAFT


Fotos (Ausschnitte): Omar Sanadiki/Reuters; Yana Paskova/Guardian/Intertopics (r.)

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