Die Welt - 08.08.2019

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DIE WELT DONNERSTAG,8.AUGUST2019 POLITIK 7


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in mutmaßlicher Drahtzieher des
„Ibiza-Videos“ hat in der Vergan-
genheit nach eigenen Angaben
eng mit staatlichen Behörden zusam-
mengearbeitet. Der österreichische Si-
cherheitsfachmann Julian H. erklärte in
einer eidesstattlichen Versicherung, die
WELT vorliegt, dass er ein paar Jahre
vor der Entstehung des Videos für eine
Behörde eine Operation durchgeführt
habe. Als er dabei mit dem Gesetz in
Konflikt gekommen sei, habe ihn die Be-
hörde nicht schützen können. Genauere
Angaben zu dem Auftraggeber machte
er nicht.
Eine Anfrage an das österreichische
Bundesministerium für Inneres wurde
vom Sprecher des dortigen Bundeskri-
minalamtes beantwortet: Man werde
nichts dazu sagen, ob H. an Operatio-
nen beteiligt gewesen sei. Die Staatsan-
waltschaft erklärte, man werde die lau-
fenden Ermittlungen zum Video nicht
kommentieren.
Damit stellt sich erneut die Frage, ob
Nachrichtendienste oder andere Behör-

den in die sogenannte Ibiza-Affärever-
wickelt sein könnten, die ein politisches
Erdbeben auslöste und schließlich zum
Ende der österreichischen Regierung
führte. Noch immer ist nicht genau ge-
klärt, welche Personen mit welchen Mo-
tivendie Falle aufstellten, in die schließ-
lich unter anderem der damalige FPÖ-
Chef Heinz-Christian Strache tappte.
Gestützt wird die Angabe von Julian
H. unter anderem durch eine Aussage
seines ehemaligen Geschäftspartners
Sascha Wandl. Dieser hatte im Mai im
Gespräch mit WELT erklärt, dass H. in
der Vergangenheit mit Behörden zu-
sammengearbeitet habe. Für eine Ver-
bindung zu staatlichen Stellen spricht
zudem eine Angabe auf der Internetsei-
te der Sicherheitsfirma von H.: Dort ist
die Rede von Kooperationen mit „inter-
nationalen staatlichen Strafverfol-
gungsbehörden“.
Unter anderem Bundestagspräsident
Wolfgang Schäuble (CDU) hatte laut ei-
nem „stern“-Bericht nach Auftauchen
des Videos erklärt, die Aktion rieche

nach „irgendwas wie einem Geheim-
dienst“. Der ehemalige Präsident des
Bundesnachrichtendienstes (BND), Au-
gust Hanning, hatte gegenüber n-tv er-
klärt, Strache sei „entweder von einem
Nachrichtendienst oder mit nachrich-
tendienstlichen Mitteln in einer sehr
aufwendigen Operation eine Falle ge-
stellt worden“. Belege dafür legten die
beiden aber nicht vor.
Gerhard Schindler, der bis 2016 den
BND leitete, äußerte hingegen Beden-
ken. Bei hinreichender Beschränktheit

einer Zielperson bedürfe es keiner auf-
wendigen nachrichtendienstlichen Ope-
ration, sagte Schindler im Mai zur
„Bild“-Zeitung.
Im Jahr 2017 hatte sich der damalige
FPÖ-Chef auf der Mittelmeerinsel mit
einer vermeintlichen Oligarchennichte
getroffen und unter anderem über mög-
licherweise illegale Parteispenden ge-
sprochen. Ein Video davon gelangte zur
„Süddeutschen Zeitung“ und zum
„Spiegel“. Nach der Veröffentlichung
im Mai 2019 musste Strache als Vize-
kanzler und Parteivorsitzender zurück-
treten. In der Folge zerbrach die rechts-
konservative Regierung von Bundes-
kanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
Der Sicherheitsfachmann Julian H.
und sein Anwalt antworteten auf eine
Anfrage nicht. Es gibt zudem Zweifel an
seiner Glaubwürdigkeit. Nach Informa-
tionen von WELT hat H. in seiner eides-
stattlichen Versicherung mehrere fal-
sche Angaben gemacht. Seine Ausfüh-
rungen widersprechen amtlichen Doku-
menten. Die Abgabe einer falschen ei-

desstattlichen Versicherung ist strafbar.
Recherchen von WELT AM SONN-
TAG hatten ergeben, dass er die ent-
scheidende Person war, die das Vertrau-
en zu Strache und dem ebenfalls auf Ibi-
za anwesenden FPÖ-Politiker Johannes
Gudenus aufgebaut hatte. Die Identität
der vermeintlichen Oligarchennichte
ist noch immer unbekannt.
Ein weiterer mutmaßlicher Drahtzie-
her, der Wiener Anwalt M., hatte kurz
nach Bekanntwerden des Videos über
seinen Anwalt erklärt: „Es handelte sich
um ein zivilgesellschaftlich motiviertes
Projekt, bei dem investigativ-journalis-
tische Wege beschritten wurden.“ Dabei
habe sich eine „Eigendynamik“ entwi-
ckelt. Von strafbarem Verhalten könne
keine Rede sein. Diese Argumentation
ist jedoch zweifelhaft. Anwalt M. wird
vorgeworfen, schon vor der Erstellung
des „Ibiza-Videos“ kompromittierendes
Material über Strache – Fotos und Chat-
verläufe – angeboten zu haben.
M. BEWARDER, C. BRAUSE, A. HOCK, I. NABER
UND A. NAUMANN

WWWaren Behörden am „Ibiza-Video“ beteiligt?aren Behörden am „Ibiza-Video“ beteiligt?


Mutmaßlicher Drahtzieher der Aktion behauptet, früher für staatliche Stellen eine Operation durchgeführt zu haben


OPERATION, DIE ICH


FÜR EINE BEHÖRDE


DURCHGEFÜHRT HABE


JULIAN H.,Sicherheitsexperte

,,


K


im Jong-uns Palastgarde
hatte in den vergangenen
zwölf Tagen reichlich zu
tun. Sie musste für ihren
Chef 800 Kilometer Stra-
ßen sperren. So lang war die Gesamtdis-
tanz, die Kim seit dem 25. Juli für vier
Kurzstreckenraketen-Tests zurückleg-
te, der vorerst letzte in der Nacht zum
Dienstag. Zwei Mal hastete er von
Pjöngjang in die 150 Kilometer entfern-
te Hafenstadt Wonsan an der Ostküste,
um dort die Probeschüsse von KN-23-
Raketen und eines neuen schweren Ra-
ketenwerfers zu beobachten.

VON TORSTEN KRAUEL

Zwischendurch besuchte er in der
Hauptstadt ein Konzert, mit dem die
Führung den Jahrestag des Waffenstill-
stands im Korea-Krieg 1953 beging.
Dann fuhr der Oberste Befehlshaber zu
einem 100 Kilometer entfernten Flug-
platz an der Westküste, um noch einmal
zwei KN-23-Geschosse zu bewundern.
Bei diesem Test war erstmals in Nord-
koreas Raketengeschichte das halbe Po-
litbüro anwesend.
Der Test erfolgte bloß einen Tag,
nachdem Kims Außenministerium Do-
nald Trump und Südkoreas Präsidenten
Moon Jae-in gedroht hatte, in der
Atomfrage einen „neuen Kurs“ einzu-
schlagen, falls Washington und Seoul
nicht endlich ihre „feindliche Politik“
änderten und vor allem die gemeinsa-
men Manöver auf südkoreanischem Bo-
den endlich ganz stoppten. Die Manö-
ver seien ein Bruch der Verabredungen
auf den bisherigen Gipfeln Kims mit
den USA und Südkorea. Es werde ein
Überraschungsangriff auf Nordkorea si-
muliert – daher bleibe dem Land gar
nichts anderes übrig, als Waffen zur ei-
genen Verteidigung zu entwickeln und
zu testen.
Trump tut so, als seien die Tests
nichts Besonderes. „Sehr normal“ seien
die Probeschüsse, sagte er am Montag
und wiederholte, was er schon mehr-
mals seit Beginn der Testserie gesagt
hat: Zwischen Kim und ihm gebe es nur
eine „Verabredung, keine Interkonti-
nentalraketen zu testen“. Es störte ihn
nicht, dass Kims Außenministerium in
der vergangenen Woche zornig festge-
stellt hatte, Nordkorea habe nirgendwo
einen Vertrag unterschrieben, der die
Reichweite seiner Raketen begrenze.
Es ist aber nichts normal bei Kims
Waffentests. Erstens hat Nordkorea mit
dem neuen schweren Raketenwerfer be-
wiesen, dass es die wichtigsten Militär-
anlagen in Südkorea auch dann zerstö-
ren kann, wenn es keine ballistischen
Raketen einsetzt. Zweitens hat Kim mit
den KN-23-Tests der Welt gezeigt, dass
es tiefflugfähige, und dazu noch im Flug
lenkbare Raketen besitzt – eine Tech-
nik, die bisher nur Russland beherrscht.
Der neue Raketenwerfer mit 40 Zen-
timeter Kaliber hat eine Reichweite von
250 Kilometern. An der Grenze zu Süd-
korea stationiert, fliegen Geschosse
weit genug, um das neue amerikanische
Hauptquartier in Pyeongtaek ins Faden-
kreuz nehmen zu können. Es liegt 70
Kilometer südlich von Seoul und wurde
dorthin verlegt, um aus der Reichweite
von Kims bisheriger schwerer Artillerie
zu kommen. Durch die neuen Raketen-
werfer gerät auch das amerikanische
Raketenabwehrsystem Thaad in Kims
Visier. Es ist in Geongju aufgebaut, 110
Kilometer südlich von Seoul. Mit dem
Raketenwerfer hat Nordkorea nun eine
Möglichkeit, das Thaad-System zu zer-
stören, ohne dafür ballistische Raketen
einsetzen zu müssen.

Militärpolitisch betrachtet bedeutet
das eine wichtige Eskalationskontrolle,
denn Kim kann einen etwaigen Angriff
führen, ohne potenziell nuklearfähige
Waffen zu verwenden. Kurzstreckenra-
keten wie die KN-23 würden einen An-
griff auf eine höhere Eskalationsstufe
heben und eine ganz andere amerikani-
sche Reaktion nach sich ziehen, als
wenn ein Angriff nur mit einem konven-
tionellen Raketenwerfer durchgeführt
würde. In der Mitteilung zum erfolgrei-
chen Test dieser Waffe ließ Kim zwei-
mal unterstreichen, es handele sich um
ein „Artilleriesystem“ für „Bodenopera-

tionen“ im Rahmen der „Modernisie-
rung der Artillerie“. Er weiß genau, wa-
rum er dies so betont.
Vor allem aber kann Kim mit den Ra-
ketenwerfern auch den Flugplatz von
Geongju erreichen. Auf ihm stationiert
Südkorea seine neueste Errungen-
schaft, den amerikanischen Tarnkap-
pen-Jagdbomber F-35.
Dieses Flugzeug macht Kim besonde-
ren Kummer. Schon jetzt ist es für seine
Luftabwehr ein harter Brocken. Aber
die F-35 steht erst am Anfang ihrer Mög-
lichkeiten. Die USA entwickeln für die
Maschine eine weitreichende Luft-Bo-

den-Rakete, die womöglich auch in Süd-
koreas Hände gelangen könnte. Diese
Rakete wird unter anderem darauf opti-
miert, feindliche Langstreckenraketen
während der Startphase aus der Luft
zerstören zu können - also auch nordko-
reanische Raketen.
Aber auch, wenn eine F-35 gerade kei-
ne solche Waffe mit sich führt, soll der
Pilot handeln können. Die USA streben
an, die F-35 zu einem von vielen Ele-
menten einer vollständig vernetzten
Kriegführung zu machen. Ein Pilot, der
aus seiner Flughöhe einen Raketenstart
bemerkt, soll selbständig die Abwehrra-

kete eines „Aegis“-Luftabwehrkreuzers
starten können, der zum Beispiel west-
lich Japans patrouilliert und dessen Ra-
dar das Geschoss noch nicht erfasst hat.
Ein derartiges vernetztes System würde
Kims Raketenrüstung schwer zusetzen.
Gemeinsame Manöver der USA mit
Südkorea könnten diese Mittel und Fä-
higkeiten erproben. Kim will das unbe-
dingt verhindern.
Wenn Kim aber glaubt, auf Eskalati-
onskontrolle verzichten zu müssen,
dann hat er mit der KN-23 nun eine
Waffe, die ihrerseits Amerika Angst
macht, auch wenn Trump sie überspielt.
Die Rakete kann mit einer Flughöhe von
nur 35 Kilometern 450 Kilometer weit
fliegen und bei einer Flughöhe von 50
Kilometer sogar mehr als 600 Kilome-
ter. Normal wären Flughöhen von 100
Kilometern und mehr. Die niedrigen
Flugbahnen bedeuten: Kims Raketen
fliegen unter dem Erfassungsradius der
amerikanischen Thaad-Raketenabwehr
hindurch. Sie sind für das Thaad-Radar
unsichtbar, genauso wie der neue Rake-
tenwerfer.
Und nicht nur das. Die Flugbahn des
Tests vom Montag verlief nicht in gera-
der Linie, sondern mit mehreren
Schwenks. Kim ließ die Raketen sogar
direkt über Pjöngjang hinwegfliegen,
einfach um Trump zu zeigen, wie groß
das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der
Waffe ist. Über dem Ziel drehte die Ra-
kete dann plötzlich ab und stürzte sich
steil hinab auf ihren geplanten Auf-
schlagspunkt. Für eine Raketenabwehr
ist eine solche unvorhersehbare Flug-
bahn ein beträchtliches Hindernis.
Die KN-23 sieht der russischen „Is-
kander“-Rakete sehr ähnlich, die eben-
falls lenkbar ist. Hat Wladimir Putin
Kim die Technologie gegeben, um Ame-
rika zu ärgern? Hat er zumindest zuge-
lassen, dass jemand die Technik an Kim
weitergab? Haben Nordkoreas Hacker,
die man nie unterschätzen sollte, die
Unterlagen aus Russlands Fabrik abge-
saugt? Oder waren Kims Ingenieure im-
stande, eine solche Technik selber zu
entwickeln?
Das wäre ein weiterer Anreiz für
Trump, mit Kim zu verhandeln. Dieser
hat die Tür zu Verhandlungen einen
Spalt offengelassen. Das Außenministe-
rium konstatierte in seiner Mitteilung
vom Montag, Gespräche würden für die
Dauer des amerikanisch-südkoreani-
schen Manövers ausgesetzt, aber da-
nach werde man vielleicht sehen. Kim
seinerseits brachte zum Raketentest
vom Montag zwar die beiden Politbüro-
mitglieder mit, die für Wirtschaft und
Konsumgüterindustrie zuständig sind.
Die Botschaft war: Wir konzentrieren
uns gleichzeitig auf die Wirtschaft und
auf die Rüstung. Zwei andere Politbüro-
mitglieder aber blieben zuhause. Es wa-
ren Trumps Verhandlungspartner, Au-
ßenminister Ri Yong-ho und ZK-Sekre-
tär Kim Yong-chol.
Mal schauen, ob Kim sich nun zu
Trumps Plänen äußert, nach dem Ende
des INF-Vertrages Mittelstreckenrake-
ten in Ostasien zu stationieren – „zum
Schutz der Verbündeten Südkorea und
Japan“, wie Sicherheitsberater John
Bolton am Dienstag sagte. Mal schauen,
ob Kim zu Boltons ausdrücklicher Fest-
stellung schweigt, dieser Schutz sei we-
gen Chinas Raketenrüstung nötig (und
nicht etwa wegen Kim). Mal schauen, ob
Kim nun weitere, vielleicht größere Ra-
keten testen lässt, oder ob er sogar ein
weiteres Wunderwerk nordkoreani-
scher Rüstungsingenieure vorstellt.
Zum Beispiel einen neuen Abfangjäger
gegen die F-35, der Russlands Stealth-
Flugzeugen überaus ähnlich sieht.

KKKim Jong-un und seine Gefolgschaft beobachten einen Raketenstart an einem unbekannten Ort in Nordkorea im Jong-un und seine Gefolgschaft beobachten einen Raketenstart an einem unbekannten Ort in Nordkorea


REUTERS

/KCNA

AFP

/KCNA VIA KNS

Kims neue Raketen


fffliegen um die Eckeliegen um die Ecke


Nordkorea kann jetzt auch ohne ballistische Geschosse die wichtigsten


Militäranlagen in Südkorea erreichen – samt amerikanischer Ziele


E


s ist ein wohlkalkulierter Hilfe-
schrei an die Vereinten Natio-
nen. „Wir verlangen dringend,
dass der Sicherheitsrat die UN-Charta
geltend macht, das Völkerrecht vertei-
digt und den Frieden sicherstellt“,
schrieb Venezuelas Regierung in einem
Brandbrief an das mächtige UN-Gremi-
um. Die neuen von der US-Regierung
verhängten Sanktionen seien „Terroris-
mus“, heißt es aus dem südamerikani-
schen Land, und die USA ein „Schur-
kenstaat“. Venezuela kritisiert die Sank-
tionen als „kriminelle wirtschaftliche
und finanzielle Blockade“, die der vene-
zolanischen Gesellschaft bereits schwe-
re Wunden zugefügt habe.

VON TOBIAS KÄUFER
AUS BOGOTA

Neben schon bestehenden Sanktio-
nen gegen Einzelpersonen und staatli-
che Stellen hatte US-Präsident Donald
Trump in dieser Woche auch das gesam-
te Vermögen der Maduro-Regierung in
den USA einfrieren lassen. „Was sie ver-
suchen, ist, gegen China, die Türkei
oder Kuba oder jede andere Nation vor-
zugehen, die Venezuela helfen, Geschäf-
te abzuwickeln“, sagte Wirtschaftsex-
perte Russ Dallen von Caracas Capital
Markets in Miami der Tageszeitung „El
nuevo Heraldo.“
Trump hat damit seine vielleicht letz-
te Patrone Richtung Caracas abgeschos-
sen. Es ist der Versuch, der ins Stocken
geratenen Oppositionsbewegung des
venezolanischen Parlamentspräsiden-
ten Juan Guaidó neuen Schwung zu ver-
leihen. Aber es ist auch ein politischer
Tanz auf dem Drahtseil – und die Wirk-
samkeit ist fraglich. Die nun verhängte
„Totalblockade“ erinnert an das jahr-
zehntelange US-Embargo gegen Kuba.
Trumps Vorgänger Barack Obama
räumte gegen Ende seiner zweiten
Amtsperiode ein, dass das Embargo sein
Ziel nicht erreicht habe. Es folgte ein di-
plomatisches Tauwetter, eine Aufwei-
chung der Sanktionen und sogar ein his-
torischer Besuch in Havanna. Für die
kubanische Opposition hat sich aller-
dings nichts geändert. Bislang ist auf
Kuba nur eine einzige Partei zugelassen,
jegliche institutionell organisierte Op-
positionsarbeit, die Gründung eigener
Parteien oder Zugang zu staatlicher Fi-
nanzierung bleibt weiterhin untersagt.
Im Falle Venezuelas leiden schon
jetzt dessen Nachbarländer unter dem
seit Jahren anhaltenden Massenexodus.
Besonders der direkte Nachbar Kolum-
bien, der in den letzten Jahren bereits
1,4 Millionen Venezolaner aufgenom-
men hat, steht vor einer enormen hu-
manitären Herausforderung. Inzwi-
schen stauen sich die venezolanischen
Flüchtlinge sogar an der weit entfern-
ten peruanisch-chilenischen Grenze,
seit Chiles Regierung angesichts von in-
zwischen 400.000 Venezolanern im
Land die Einreisebestimmungen ver-
schärft hat. Chiles Präsident Sebastián
Piñera sagte jüngst: „Die Flüchtlingskri-
se destabilisiert Lateinamerika.“
UN-Menschenrechtskommissarin
Michelle Bachelet hatte der Regierung
in Caracas nach ihrem jüngsten Besuch
in Venezuela erst im Juli ein verheeren-
des Zeugnis ausgestellt. Die ehemalige
chilenische Präsidentin wirft dem Ma-
duro-Regime in ihrem auf Gespräche
mit Opfern basierenden Bericht außer-
gerichtliche Hinrichtungen, Folter, sys-
tematische Unterdrückung der Opposi-
tion und den Einsatz der Sozialpro-
gramme als Mittel der Kontrolle vor.
Der Bericht bestätigte damit, was seriö-
se Nichtregierungsorganisationen wie
Amnesty International oder Human
Rights Watch seit Jahren aus Venezuela
berichteten. Auch mit Blick auf Sanktio-
nen widersprach Bachelet der venezola-
nischen Regierung. Das Land habe sich
bereits vor den Sanktionen in einer Kri-
se befunden, stellte sie klar. Allerdings
hätten die jüngsten Sanktionen in Ver-
bindungen mit Ölexporten die Effekte

hätten die jüngsten Sanktionen in Ver-
bindungen mit Ölexporten die Effekte

hätten die jüngsten Sanktionen in Ver-


der Krise noch einmal verstärkt.
Der Massenexodus aus Venezuela be-
gann, nachdem Maduro regierungskriti-
sche Demonstrationen im Jahr 2014 nie-
derschießen ließ, die Führungskräfte
der Opposition mit Berufsverboten be-
legte oder sie einsperren ließ. Als Madu-
ro nach der klar verlorenen Parlaments-
wahl Ende 2015 später die Nationalver-
sammlung auflöste und durch eigene
Gefolgsleute ersetzte, packten nach
dem beispiellosen Anschlag auf die de-
mokratischen Grundrechte weitere
Hunderttausende um ihre Stimme be-
trogene Venezolaner die Koffer.

Experten


erwarten mehr


Flüchtlinge


Neue US-Sanktionen setzen


Venezuela unter Druck


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