Frankfurter Allgemeine Zeitung - 08.08.2019

(Joyce) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen DONNERSTAG, 8. AUGUST 2019·NR. 182·SEITE 19


Herr Grandinetti, gibt es Dinge, die nur
Deutsche kaufen?


Die Deutschen lieben ihre Bratpfanne.
Die ist neben Elektronikprodukten und
Spielsachen seit Jahren einer der Bestsel-
ler am „Prime Day“ in Deutschland. Als
wir angefangen haben, kamen die Kun-
den noch zu uns, weil etwas woanders
schwer zu finden war – zum Beispiel eine
besondere Nudelsorte, die man im Ita-
lien-Urlaub entdeckt hat. Stationäre Lä-
den sind toll, aber die können unmöglich
Tausende Nudelsorten bereithalten. On-
line ist das möglich. Aber wenn ich mir
heute unsere meistverkauften Produkte
anschaue, dann sind das Dinge, die Men-
schen jeden Tag benutzen.


Deutschland ist nach den Vereinigten
Staaten der zweitwichtigste Absatz-
markt für Amazon. Gibt es dafür einen
bestimmten Grund?
Deutsche Kunden nehmen unser Ange-
bot sehr gut an, was uns sehr freut. Die
Prime-Mitglieder in Deutschland gehö-
ren weltweit zu den aktivsten Nutzern.
Ich bin seit mehr als 20 Jahren bei Ama-
zon, und in vielerlei Hinsicht haben sich
Bedürfnisse von Kunden nicht geändert:
Wir sehen, dass Kunden gute Preise, eine
große Auswahl und eine schnelle Liefe-
rung schätzen – und wir arbeiten hart
daran, alle drei Dinge zu jeder Zeit zu ge-
währleisten. Das mögen Kunden überall



  • auch in Deutschland.


Sie verkaufen ja nicht nur online, son-
dern haben auch Läden namens Ama-
zon Go. Und dann liefern Sie auch per
Drohne. Gibt es Pläne, das auch in
Deutschland einzuführen?


Dazu haben wir bisher keine Ankündi-
gung gemacht. Was ich sagen kann: Deut-
sche stehen sicher nicht lieber in Schlan-
gen an der Kasse als Amerikaner. Schau-
en Sie sich den kassenlosen Supermarkt
Amazon Go in Seattle, New York, San
Francisco oder Chicago an – reingehen,
auswählen, rauslaufen. Das war’s! Bei
der Lieferung per Drohne sind viele regu-
latorische Fragen zu klären. Das verlangt
gute Zusammenarbeit mit Regierungen.


Politiker und Marktwächter sind be-
sorgt, Amazon sei zu mächtig gewor-
den. Kürzlich sagte Amerikas Finanzmi-
nister, Amazon habe den Einzelhandel
zerstört. Stimmen Sie ihm zu?
Nein. Die Fakten sind ziemlich ein-
fach. Der Einzelhandel ist ein sehr gro-
ßes Geschäft. Amazon macht, global ge-


sehen, weniger als ein Prozent am Han-
del aus, und in den Vereinigten Staaten
stehen wir für weniger als 4 Prozent des
Umsatzes. Wir sind nicht einmal der
größte Verkäufer in Amerika. Walmart
ist etwa doppelt so groß wie wir. Das
Gleiche gilt für Deutschland und Groß-
britannien und anderswo. Das alles wi-
derspricht dieser Aussage. Außerdem er-
wirtschaften selbständige Verkaufspart-
ner 58 Prozent des gesamten Bruttoum-
satzes auf Amazon. Wir helfen ihnen da-
bei, ihr Geschäft auszubauen.

Warum untersucht die EU-Kommission
denn dann, wie Amazon auf Marketpla-
ce mit diesen Händlern umgeht?
Ich kann Ihnen versichern, dass wir
vollumfänglich mit der Kommission ko-
operieren und auf die Nachfragen ant-
worten. Ich sage auch: Wir sind sehr

stolz darauf, wie wir unseren Verkaufs-
partnern helfen, mit ihrem Geschäft vor-
anzukommen. Es gibt genug Belege, die
zeigen, welchen positiven Einfluss wir
auf diese Partner haben: Viele erreichen
über uns plötzlich Millionen Kunden
weltweit, wachsen, stellen Mitarbeiter
ein – allein in Deutschland sind so
120 000 Arbeitsplätze entstanden.

Auch die amerikanischen Wettbewerbs-
hüter untersuchen jetzt die Marktmacht
der großen Digitalunternehmen.
Wir sagen seit langem: Gerade bei gro-
ßen Unternehmen sollte es normal sein,
dass man sie unter die Lupe nimmt. So
wie wir unser Geschäft betreiben, brau-
chen uns aber diese Untersuchungen
nicht zu beunruhigen, egal wer nach-
fragt, ob Regierungen oder jemand ande-
res. Wenn Behörden auf uns zukommen

und Fragen stellen, erläutern wir gerne,
wie unser Geschäft funktioniert. Ich bin
überzeugt: Mit unseren Antworten wer-
den sie zufrieden sein. Wir freuen uns
auf diese Gespräche.

Amazon ist also nicht zu groß?
Die Breite sollte nicht mit der Größe
verwechselt werden. Wir betreiben ein
sehr breites Geschäft: Wir verkaufen
nicht nur Produkte, wir bieten auch
Cloud-Dienste an, wir sind im Filmge-
schäft, es gibt Alexa. Wir sind auch in
geographischer Hinsicht breit aufge-
stellt: in Amerika, Europa, Japan, Indien
und in vielen anderen Ländern. Es ist die-
se Breite, die uns groß erscheinen lässt.
In jedem unserer Geschäftsbereiche ste-
hen wir aber in einem intensiven Wettbe-
werb mit etablierten Mitbewerbern.

Sie arbeiten seit 21 Jahren für Amazon.
Wie hat sich das Unternehmen in dieser
Zeit gewandelt?
Viele der Kernelemente sind gleich ge-
blieben, wie wir neue Projekte angehen
zum Beispiel: Wir stellen uns vor, wie
wir unseren Kunden ein fertiges Produkt
erklären werden, wenn wir es rausbrin-
gen. Wir gehen also am Anfang des Inno-
vationsprozesses erst mal an sein Ende.
Von da arbeiten wir rückwärts. Warum?
So stellen wir sicher, dass wir den Kun-
dennutzen nicht aus dem Auge verlie-
ren. Das ist die DNA des Unterneh-
mens. Wir wollen immer unseren Kun-
den dienen.

Wie hat sich der Gründer Jeff Bezos in
dieser Zeit verändert?
Jeffs Neugier war von Anfang an groß
und ist geblieben. Kürzlich erst haben
wir „Neugierig bleiben und stetig Neues
lernen“ in unsere Führungsprinzipien
aufgenommen. Und Jeff ist oft der wich-
tigste Anwalt unserer Kunden. Er unter-
stützt uns, risikofreudig zu sein und neue
Dinge zu versuchen und zu entwickeln.
Er sorgt dafür, dass Amazon ein guter
Ort ist, um Fehler zu machen. Das ist sei-
ne Rolle. Das Unternehmen ist in der
Zeit größer und erwachsen geworden,
das Team um ihn herum auch. Dadurch
hat er mehr Zeit, sich genau um das zu
kümmern: ein guter Leader sein.

Sie sind in New York als Sohn italieni-
scher Einwanderer aufgewachsen und
vielleicht der europäischste in der Ama-
zon-Führung. Müssen Sie den anderen
manchmal erklären, wie Europa tickt?
Ja, manchmal. Aber das gilt nicht nur
für Europa. Für mich ist es eine der größ-
ten Herausforderungen, immer wieder
neu zu verstehen, was unsere Kunden
wollen, vor allem, da viele ja eine andere
Sprache sprechen als ich. Auch inner-
halb Europas gibt es Unterschiede. Man-
che erlauben Sonntagslieferungen, ande-
re nicht. Und klar beeinflusst es dich,
wenn du überwiegend amerikanische Me-
dien konsumierst. Vergangenes Jahr frag-
te jemand: Warum schwächelt der Um-
satz diese Woche? Und du antwortest: Es
ist Fußballweltmeisterschaft.
Das Gespräch führteGustav Theile.

MORGEN


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tine.FRANKFURT, 7. August. Der größ-
te Braukonzern der Welt hat Ärger in In-
dien. Die Stadtverwaltung von Delhi hat
laut einem Agenturbericht AB Inbevfür
drei Jahre verboten, sein Bier an lokale
Händler und Restaurants in der indi-
schen Metropole zu verkaufen. Die Stadt
wirft dem Bierproduzenten vor, lokale
Steuern hinterzogen zu haben. Das Un-
ternehmen bestreitet die Vorwürfe, ist
mit einem ersten Einspruch gegen das
Verbot jetzt aber gescheitert, berichtete
die Nachrichtenagentur Reuters am Mitt-
woch mit Berufung auf einen stellvertre-
tenden Kommissar der Stadtverwaltung.
Die Behörden argumentieren, die Brau-
gruppe SAB Miller, die vor drei Jahren für
100 Milliarden Dollar von AB Inbev aufge-
kauft wurde, habe auf einigen Bierfla-
schen doppelte Barcodes verwendet, um
so die Behörden über die tatsächlichen
Verkaufszahlen zu täuschen und Abgaben
zu umgehen. Mehrere Flaschen sollen mit
den gleichen Barcodes bedruckt worden

sein. Aufgefallen sei das im Sommer 2016
während Kontrollen in einem Szenevier-
tel von Delhi. Der Bierkonzern argumen-
tiert, es gehe lediglich um „12 Einzelfla-
schen, die in einer einzigen Verkaufsstel-
le gefunden wurden“, wie ein Sprecher
von AB Inbev India in einer Stellungnah-
me schreibt. Schon früher hat das Unter-
nehmen gesagt, es könnte sich auch um ei-
nen technischen Fehler handeln. AB In-
bev verkauft laut Zahlen des Marktfor-
schungsinstituts IWSR Drinks in Indien
jährlich Bier für rund sieben Milliarden
Dollar und kommt auf einen Marktanteil
von rund 17 Prozent.
Der Bierkonzern reiht sich mit dem
Streit in eine lange Liste großer Unterneh-
men ein, die mit indischen Behörden
über Steuerdelikte streiten. Gerade erst
protestierten führende indische Unterneh-
men gegen eine zu radikale Behörde, die
den Gründer der Kaffeehaus-Kette Cof-
fee-Day in den Selbstmord getrieben ha-
ben soll (F.A.Z. vom 1. August).

bü. DÜSSELDORF, 7. August. Der
EnergieversorgerEonsieht sich bei der
geplanten Innogy-Übernahme kurz vor
dem Ziel. „Wir sind sehr zuversichtlich,
dass wir wie geplant die Freigabe aus
Brüssel erhalten werden und die Transak-
tion im September dieses Jahres abschlie-
ßen können“, schreibt der Vorstandsvor-
sitzende Johannes Teyssen in einem Ak-
tionärsbrief zur Halbjahresbilanz. Die an-
gekündigten Synergien – 600 bis 800 Mil-
lionen Euro im Jahr – werde man „ohne
Wenn und Aber“ erreichen. Der Essener
Konzern will sich Netze und Vertrieb ein-
verleiben, während die Innogy-Mutterge-
sellschaft RWE im Zuge eines Tauschge-
schäftes die erneuerbaren Energien be-
kommen würde. Vor wenigen Wochen
eingereichte Vorschläge, einen Teil seiner
Geschäfte in Ungarn und in Tschechien
sowie kleinere Aktivitäten in Deutsch-
land abzugeben, sollen Einwände der
EU-Wettbewerbshüter ausräumen.
Rückenwind durch die Fusion könnte
Teyssen angesichts der durchwachsenen
Zwischenbilanz brauchen. „Wettbewerb
und Rahmenbedingungen bleiben heraus-
fordernd“, schrieb er. Der Aktienkurs gab


in einem ansonsten stabilen Markt um 1,
Prozent nach, womit Eon am Mittwoch-
nachmittag der drittschlechteste Wert im
Dax war. Der Konzern bestätigte zwar sei-
ne Jahresprognose, doch der Gewinn
schrumpft. Das bereinigte Betriebsergeb-
nis (Ebit) rutschte im Halbjahr um 12 Pro-
zent ab, der um Sondereffekte korrigierte
Konzernüberschuss sank um 16 Prozent.
„Das Halbjahresergebnis entspricht unse-
rer Planung“, sagte Finanzvorstand Marc
Spieker, als er das Zahlenwerk erläuterte.

Vor allem das britische Vertriebsgeschäft
macht dem Konzern zu schaffen. Dort
gingen Eon im ersten Halbjahr 400 000
Kunden verloren, und die behördliche
Preisdeckelung verringerte die Margen.
Der Betriebsgewinn auf dem hart um-
kämpften britischen Markt ging laut Fi-
nanzchef Spieker um 65 Prozent zurück,
wobei sich die Lage dank neuer Produkte
aber mittlerweile stabilisiere. Für das Ge-
samtjahr seien „klar schwarze Zahlen“ zu
erwarten. Durch dieInnogy-Übernahme
holt sich Eon freilich ein weiteres Sorgen-
kind ins Haus: deren defizitäre britische
Vertriebsgesellschaft N-Power, die laut
Spieker derzeit jeden Monat 20 Millionen
Pfund Verlust schreibt. Während Spieker
das eigene Geschäft als „schwierig, aber
nicht perspektivlos“ einstuft und sich zuver-
sichtlich zeigt, damit dauerhaft bestehen
zu können, bleibt die Zukunft von N-Power
ungewiss. Alle Optionen würden geprüft.
Sehr viel besser sieht es in Deutsch-
land aus, wo Eon im ersten Semester
rund 100 000 zusätzliche Kunden gewin-
nen konnte. Trotzdem rutschte das Be-
triebsergebnis auch auf dem Heimat-
markt unter den Vorjahreswert, weil ge-

stiegene Netzentgelte noch nicht an die
Kunden weitergegeben werden konnten.
Das werde sich aber im Jahresverlauf weit-
gehend ausgleichen, sagte Spieker.
Im Geschäftsfeld Energienetze, das als
wichtigstes Segment für mehr als zwei
Drittel des gesamten Betriebsergebnisses
steht, ging es um 3 Prozent nach unten.
In Deutschland litt Eon dabei unter dem
Rückgang der vom Regulierer festgesetz-
ten Rendite für das in den Netzen gebun-
dene Eigenkapital. Der Bundesgerichts-
hof hatte die Absenkung im Juli in der
letzten Instanz bestätigt, was die Strom-
und Gasnetzbetreiber in den kommen-
den Jahren insgesamt rund 2 Milliarden
Euro kosten wird. Besonders gut lief es
für Eon in der Ökostromsparte. Der Um-
satz legte um 9 Prozent zu, der Betriebsge-
winn stieg um 17 Prozent auf 275 Millio-
nen Euro. Drei große neue Windparks an
Land und auf offener See hat Eon im Lau-
fe dieses Jahres schon in Betrieb genom-
men. An diesem Teil der Bilanz dürfte be-
sonders RWE Freude haben: Im Zuge der
Innogy-Transaktion soll im Herbst auch
das Eon-Ökostromgeschäft bei RWE lan-
den.

Eine Arena für die Kreativen
Adidas eröffnet seine neue Zentrale, die
einem Stadion gleicht – sie spiegelt
Geist und Werte des Sportausrüsters.

Eon
Millionen
Euro


  1. HJ.
    2018

    1. HJ.
      2019




Umsatz 15 35616 089 +5%


Ebit^119421717 –12%
Cash
flow^21420496 –65%
Konzern-
gewinn 2908 544 –81%
1) Bereinigt. 2) Aus laufender Geschäftstätigkeit.
Quelle: Unternehmensangaben

bü. DÜSSELDORF, 7. August. Thyssen-
Krupp schrumpft seinen Vorstand. Dona-
tus Kaufmann, seit Februar 2014 für Tech-
nologie, Nachhaltigkeit und Recht verant-
wortlich, wird den angeschlagenen Stahl-
und Industriekonzern nach Ablauf des Ge-
schäftsjahres Ende September vorzeitig
verlassen. Der Vertrag des 56 Jahre alten
Juristen wäre eigentlich erst im Jahr 2022
ausgelaufen. Der Aufsichtsrat begründete
die Entscheidung mit der „strategischen
und strukturellen Neuausrichtung“. Kürz-
lich hatte der Vorstand schon gemahnt,
dass auf allen Ebenen gespart werden müs-
se. Das Führungsgremium besteht nun
noch aus dem Vorstandschef Guido Kerk-
hoff, dem kürzlich von Bayer gewechsel-
ten Finanzvorstand Johannes Dietsch und
Personalchef Oliver Burkhard. An diesem
Donnerstag stellt der Konzern seine Zwi-
schenbilanz für die ersten neun Monate
vor. Analysten erwarten, dass sich die
Lage noch weiter verschlechtert hat. Dass
die Gewinnprognose abermals gekappt
wird, ist nicht zu erwarten. In diesem Falle
hätte der Konzern die Börse wohl schon
nach der Aufsichtsratssitzung am Mitt-
wochabend vorwarnen müssen.

Die heikle Bauabnahme
Die Abnahme von Architekten- und
Bauleistungen hat erhebliche rechtliche
Folgen für den Bauherrn.

Delhi verbannt Budweiser


AB Inbev darf drei Jahre kein Bier in der Stadt verkaufen


Im Gespräch: Russell Grandinetti, Leiter des internationalen Konsumentengeschäfts von Amazon


lid.NEWYORK,7. August. Trotz des
großen Erfolgs von Kinofilmen wie
„Avengers: Endgame“ hat der Unterhal-
tungskonzern Walt Disney mit seinen
Quartalsergebnissen für eine Enttäu-
schung gesorgt. Der Aktienkurs fiel am
Mittwoch zeitweise um 4 Prozent, nach-
dem das Unternehmen für die vergange-
nen drei Monate einen niedrigeren Um-
satz als erwartet sowie einen Gewinnrück-
gang gemeldet hatte. Das abgelaufene
Quartal war der erste volle Berichtszeit-
raum nach dem mehr als 70 Milliarden
Dollar teuren Zukauf großer Teile des
Wettbewerbers 21st Century Fox. Mit die-
sem Neuerwerb hat auch ein Teil der
Schwierigkeiten zu tun. Vorstandsvorsit-
zender Bob Iger gab zu, die Filmsparte
von Fox habe sich deutlich schlechter ge-
schlagen als erhofft. Disney sah sich ge-
zwungen, auf einen der Fox-Titel, den Su-
perheldenfilm „X-Men: Dark Phoenix“,
wegen schlechter Einspielergebnisse eine
Abschreibung vorzunehmen. Auch im Ge-
schäft mit Freizeitparks gab es Schwä-
chen, ein neues Areal im kalifornischen
Disneyland, das sich um die Weltraumsa-
ga „Star Wars“ dreht, lockte nicht so viele
Besucher an wie erwartet. Disney steht
vor ereignisreichen Monaten und will im
Herbst den Videodienst „Disney+“ star-
ten, der mit Netflix konkurrieren soll.

ols.STUTTGART. 7. August. Der Ge-
winn der VW-Dachgesellschaft Porsche
SEhat dank der guten Zahlen von Europas
größtem AutobauerVolkswagenim ersten
Halbjahr kräftig zugelegt. Nach Steuern be-
trug das Ergebnis der Holding 2,38 Milliar-
den Euro, wie das in Stuttgart ansässige Un-
ternehmen mitteilte. Im Vorjahreszeit-
raum waren es 1,9 Milliarden Euro. Der Ge-
winn der Holding ergibt sich vor allem aus
der Bewertung der Volkswagen-Anteile.
Sie hatte diese im Frühjahr 2019 auf gut 53
Prozent aufgestockt. Trotz der mauen Auto-
konjunktur legte Volkswagen zu. Der Be-
triebsgewinn kletterte im zweiten Quartal
um fast 30 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro.
Der Anstieg fiel so hoch aus, weil Volkswa-
gen vor einem Jahr im Zusammenhang mit
dem Diesel-Skandal 1,6 Milliarden Euro
zur Seite gelegt hatte, was damals die Bi-
lanz belastete. Die Aktie der Porsche SE ge-
wann an der Börse zunächst leicht, zeigte
sich aber später kaum verändert auf 57
Euro. Insgesamt geht die Porsche Holding
für das laufende Jahr weiterhin von einem
Ergebnis nach Steuern in Höhe von 3,4 Mil-
liarden bis 4,4 Milliarden Euro aus. Im Jahr
2018 waren es rund 3,5 Milliarden Euro.

bth. FRANKFURT, 7. August. Durch
zwei Datenpannen im Kurznachrichten-
dienst Twitter haben Werbekunden des
Unternehmens mehr als ein Jahr unrecht-
mäßig Informationen über Nutzer erhal-
ten. Wenn Nutzer auf eine Anzeige klick-
ten, gabTwitterunter anderem ihr Land
und den Zeitpunkt, zu dem sie klickten,
an den Werbekunden weiter, auch wenn
die Nutzer dieser Datenweitergabe nicht
zugestimmt hatten. Das teilte der Dienst
am Mittwoch mit. Im zweiten Fall habe
Twitter Schlussfolgerungen aus Daten
über die Geräte einzelner Nutzer gezo-
gen, auch wenn diese das nicht geneh-
migt hätten. Beide Fehlfunktionen wur-
den am Montag behoben. Wie viele Nut-


zer von den Pannen betroffen gewesen
seien, ist Twitter zufolge noch unklar.
Die unerlaubte Datenweitergabe an
Werbekunden sei seit Mai 2018 durchge-
führt worden. Twitter entschuldigte sich
für den Fehler: „Sie vertrauen darauf,
dass wir Ihre Entscheidungen respektie-
ren, und wir haben hier versagt“, teilte
der Dienst mit. „Es tut uns leid, dass das
passiert ist.“ In der Standardeinstellung
erhebt Twitter von allen Nutzern unter
anderem ihr Gerät, das Betriebssystem
darauf und was sie sich im Dienst an-
schauen. Auf Basis dieser Informationen
personalisiert es die gezeigten Inhalte. In
den Einstellungen kann diese Daten-
sammlung deaktiviert werden.

„Amazon hat den Handel nicht zerstört“

joja.DÜSSELDORF,7. August. An der
Dax-Spitze hat es Bayer recht einsam ge-
habt am Mittwoch. Mit mehr als fünf Pro-
zent im Plus lag der Pharma- und Agrar-
chemiekonzern deutlich vor allen ande-
ren Werten aus dem führenden Aktien-
index. Die Aktionäre hat zum einen er-
freut, dass der als nächstes anstehende
Glyphosat-Prozess in Amerika wohl ver-
schoben wird. Gründe dafür gibt es zwar
noch nicht, aber Zeit zum Durchatmen.
Der größere Effekt auf den Kurs kam al-
lerdings durch den Verkauf des Chemie-
parkbetreibers Currenta zustande, an dem
Bayer 60 Prozent hält. Die anderen 40 Pro-
zent gehören Lanxess, der Kurs des Spezi-
alchemiekonzerns lag mehr als drei Pro-
zent im Plus, womit er den Mittelwertein-
dex M-Dax anführte. Übernommen wird
Currenta, das unter anderem die Infra-
struktur und die Energieversorgung in den
Chemieparks in Leverkusen, Dormagen
und Krefeld-Uerdingen betreibt, von ei-
nem Fonds von Macquarie Infrastructure
and Real Assets (Mira). Die Tochtergesell-
schaft des australischen Finanzinvestors
Macquarie bewertet Currenta dabei vor
Abzug von Schulden und Pensionsver-
pflichtungen mit 3,5 Milliarden Euro. Für
Bayer hat das einen positiven Effekt auf
das Eigenkapital von 1,17 Milliarden
Euro, zusätzlich verkauft Bayer ein „um-

fangreiches Paket von Liegenschaften und
Infrastruktur“ für 180 Millionen Euro.
Für Lanxess kommen rund 780 Millio-
nen Euro vor Steuern heraus. „Wir erhal-
ten durch den Verkauf unserer Beteili-
gung zusätzlichen finanziellen Spiel-
raum, um unseren Wachstumskurs in der
Spezialchemie voranzutreiben“, ließ sich
Matthias Zachert, der Vorstandsvorsitzen-
de von Lanxess, in einer Mitteilung am
Dienstagabend zitieren. Der Spezialche-
miekonzern hat mit Mira mindestens
zehn Jahre dauernde Dienstleistungs-
und Versorgungsverträge für seine Stand-
orte in Leverkusen, Dormagen und Kre-
feld abgeschlossen. Dort betreibe das Un-
ternehmen einen wesentlichen Teil sei-
ner Produktionsanlagen.
Auch Bayer habe sich auf langfristige
Verträge mit dem neuen Eigentümer geei-
nigt, teilte das Unternehmen mit. „Wir
werden auch weiterhin eng mit der Cur-
renta zusammenarbeiten“, sagte Bayer-
Vorstand Hartmut Klusik. Bayer hatte
schon im vergangenen Jahr angekündigt,
sich von seinen Anteilen an Currenta tren-
nen zu wollen. Hintergrund sei die verän-
derte Position von Bayer als Kunde im
Chemiepark nach der Ausgründung von
Covestro, zudem wollten sich die Leverku-
sener auf ihre „Kernaktivitäten“ fokussie-
ren. Lanxess bleibt noch etwas länger an
Currenta beteiligt.

FRANKFURT, 7. August (dpa-AFX).
Die staatliche FörderbankKfWhat ihren
Gewinn im ersten Halbjahr gesteigert,
weil sie weniger für faule Kredite vorsor-
gen musste. Mit 904 Millionen Euro lag
das Konzernergebnis deutlich über den
822 Millionen Euro im Vorjahreszeit-
raum. „Die erfreuliche Ertragsentwick-
lung der KfW im ersten Quartal hat sich
im zweiten Quartal fortgesetzt und unse-
re Erwartungen deutlich übertroffen“,
sagte Vorstandschef Günther Bräunig
am Mittwoch. Maßgeblich für den Ge-
winnzuwachs sei unter anderem der un-
ter den Erwartungen liegende Vorsorge-
bedarf für ausfallgefährdete Kredite. Zu-
dem hätten positive Effekte bei der Be-

wertung von Derivaten die Ertragslage
verbessert. Da der Gewinn durch mehre-
re Sondereffekte beeinflusst worden sei,
sei jedoch eine Hochrechnung auf das
Jahresergebnis nicht möglich, sagte Bräu-
nig. Im vergangenen Jahr hatte die KfW,
die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20
Prozent den Ländern gehört, 1,64 Milliar-
den Euro verdient. Zwischen Januar und
Juni zahlte die Bank Fördergelder in
Höhe von 33,6 Milliarden Euro aus. Da-
mit fiel das Fördervolumen im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum um 2,5 Milliar-
den Euro geringer aus. Insbesondere im
Inland sank das Fördergeschäft deutlich
von 27,1 Milliarden Euro auf 20,8 Milliar-
den Euro.

Gewinn von Porsche SE


steigt dank Volkswagen


Twitter räumt Datenpannen ein


Nutzerdaten gelangten unerlaubt an Werbekunden


Britischer Gegenwind für Eon


Vor der geplanten Innogy-Übernahme schrumpft der Gewinn / Doch die Jahresprognose wird nicht verändert


Thyssen-Krupp


verkleinert Vorstand


Neugierig von Beruf:Amazons Kundenversteher Russell Grandinetti Foto Jan Roeder


Bayer und Lanxess erfreuen


Aktionäre mit Currenta-Verkauf


Australischer Investmentfonds erwirbt Chemieparkbetreiber


KfW erwirtschaftet mehr Gewinn


Staatliche Förderbank zahlt weniger Geld aus


Disney verfehlt


die Erwartungen


Russell Grandinetti


hat noch die Zeiten als


Buchhändler erlebt.


Ein Gespräch über


Bratpfannen, Super-


märkte ohne Kassen


und Marktmacht.


Hütten aus Pappe auf Helgoland
Auf der Nordseeinsel stehen seit kurzem
winzige Papphäuschen. Sie sollen lange
halten und Wind und Wetter trotzen.
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