RWE
Energiehandel sorgt für Optimismus
Der Konzern erwartet im
Geschäftsjahr einen Gewinn
bis 1,9 Milliarden Euro. Auch
in anderen Bereichen läuft es
besser für RWE.
Kathrin Witsch Düsseldorf
W
ährend sich die Gewinn-
warnungen bei anderen
Unternehmen häufen,
hebt Energieriese RWE seine Jahres-
prognose an. Grund dafür sind florie-
rende Geschäfte im Energiehandel.
Weil das um Sondereffekte berei-
nigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern
und Abschreibungen (Ebitda) im Be-
reich Energiehandel überraschend
hoch war, werde der bereinigte Ge-
winn dort wohl deutlich über 300
Millionen Euro landen, teilte RWE
am Dienstag mit. Und auch für den
Gesamtkonzern hebt der Vorstand
die Prognose: Statt 1,4 bis 1,7 Milliar-
den Euro erwartet der Konzern nun
ein Ebitda von 1,6 bis 1,9 Milliarden
Euro.
Aus den Kerngeschäftsfeldern
Braunkohle und Kernenergie, euro-
päische Stromerzeugung und Ener-
giehandel – ohne operative Beiträge
der Ökostrom-Tochter Innogy – er-
wartet das Management 2019 nun ein
bereinigtes Ebitda von 1,4 bis 1,7 Mil-
liarden Euro und ein bereinigtes Net-
toergebnis von 0,5 bis 0,8 Milliarden
Euro. Das wären jeweils 200 Millio-
nen Euro mehr als bisher prognosti-
ziert.
„Die Ergebnisentwicklung im ers-
ten Halbjahr war durch eine außeror-
dentlich starke Performance im Ener-
giehandel geprägt, sodass wir unsere
Konzernprognose für 2019 anheben
können“, sagte RWE-Finanzvorstand
Markus Krebber. Die Aktien des Kon-
zerns stiegen nach der Ankündigung
am Dienstag um anderthalb Prozent
auf 24,88 Euro.
„Mit diesem Schwung aus dem
operativen Geschäft freuen wir uns
auf die kurz bevorstehende Umset-
zung der Transaktion mit Eon, die
RWE zu einem der größten Unter-
nehmen im Bereich der erneuerba-
ren Energien macht“, sagte Finanz-
chef Krebber. Der Konzern hat die
Genehmigung für seinen Teil der
Transaktion schon seit Monaten
vorliegen. Die EU-Kommission hatte
die geplante Übernahme der erneu-
erbaren Energien nach einer ersten
Prüfung freigegeben, und auch das
Bundeskartellamt billigte die Trans-
aktion.
Anfang Oktober könnte der Mega-
deal dann komplett durch sein. Bis
zum 20. September will die EU-Kom-
mission entscheiden, ob sie die Über-
nahme von Konkurrent Innogy durch
Eon freigibt.
Eon-Chef Johannes Teyssen hatte
mit RWE-Chef Rolf Martin Schmitz
ein Tauschgeschäft vereinbart, dem
in letzter Konsequenz die RWE-Toch-
ter Innogy zum Opfer fällt. RWE
übernimmt dabei etwa die Aktivitä-
ten von Innogy bei den erneuerbaren
Energien und auch die Anlagen, die
Eon derzeit noch betreibt. Eon wird
dagegen die Bereiche Vertrieb und
Netze übernehmen und so zu einem
der größten Versorger Europas auf-
steigen.
Windkonzern
Gewinneinbruch bei
Siemens Gamesa
Der Windkonzern profitiert
zwar von mehr Aufträgen und
steigert den Umsatz im dritten
Quartal. Das Ergebnis aber
sinkt.
Kathrin Witsch, Sandra Louven
Düsseldorf, Madrid
O
bwohl der deutsch-spanische
Windturbinenhersteller ei-
nen Großauftrag nach dem
anderen einfährt, hat sich der Ge-
winn bei Siemens Gamesa im dritten
Quartal mehr als halbiert. Das Netto-
ergebnis brach von 44 Millionen Eu-
ro auf 21 Millionen Euro ein – aller-
dings hatte der Konzern im Vorjahr
auch von einem positiven Steuer -
effekt profitiert.
Wie die gesamte Windbranche
kämpft auch Siemens Gamesa mit
dem harten Preiswettbewerb, der
seit zwei Jahren tobt. Weil die Vergü-
tungen für Ökostrom weltweit ge-
kappt werden, stehen die Hersteller
von Turbinen und Rotorblättern un-
ter Druck. Fördergelder werden nicht
mehr gesetzlich garantiert. Die Kon-
zerne müssen sich im Wettbewerb
untereinander um die Höhe der Ver-
gütungen streiten.
Die niedrigen Preise, mit denen
Siemens Gamesa in den vergangenen
zwei Jahren um Aufträge gekämpft
hat, seien nun der Grund für den Ge-
winneinbruch, sagt Angel Pérez, Ana-
lyst der spanischen Investmentbank
Renta 4. „Das war auf dem Tiefpunkt
der Preise“, erklärt er.
Die neuen Verträge habe der Kon-
zern im abgelaufenen dritten Quartal
zu höheren Preisen abgeschlossen:
Der durchschnittliche Verkaufspreis
lag bei 80 Cent pro Megawatt, im
Vorjahresquartal waren es 70 Cent.
Unter dem Strich sieht Pérez den
Windkonzern allerdings gut aufge-
stellt. Und die Zahlen geben ihm
recht. Das operative Ergebnis (Ebit)
kletterte von 50 auf 56 Millionen Eu-
ro, der Umsatz legte auf 2,63 Milliar-
den Euro zu, und der Auftragsein-
gang schnellte auf 4,7 Milliarden Euro
hoch.
Den größten Teil seiner Geschäfte
macht Siemens Gamesa in Norwe-
gen, Spanien und den USA. In Ameri-
ka gelang der Windkrafttochter von
Siemens erst vor wenigen Wo-
chen, den bislang größten Auftrag für
Windparks auf hoher See zu gewin-
nen. Überhaupt ist das Orderbuch
gut gefüllt. Insgesamt holte Siemens
Gamesa 41 Prozent mehr Aufträge he-
rein als im dritten Quartal des Vor-
jahres.
Dank der prall gefüllten Auftrags-
bücher hat der Konzern seine Prog-
nose zwar bekräftigt. Allerdings geht
Siemens Gamesa davon aus, dass der
Umsatz im laufenden Geschäftsjahr
zwischen zehn und 10,5 Milliarden
Euro liegen wird; bisher hatte man
bis zu elf Milliarden in Aussicht ge-
stellt. Analyst Pérez hält dieses Ziel je-
doch für etwas zu ambitioniert. „Es
dürfte nicht einfach werden“, sagt er.
RWE-Braunkohle-
kraftwerk: Das
Kerngeschäft
entwickelt sich
besser als erwartet.
Paul Langrock
Windräder von Siemens Gamesa:
Weltweit werden Vergütungen für
Ökostrom gekappt.
Paul Langrock/Zenit/laif
Unternehmen & Märkte
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MITTWOCH, 31. JULI 2019, NR. 145
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