„Trump ist
eine Schande
fffür Amerika“:ür Amerika“:
Lewis Bracy,
6 6, protestiert
im Hafen gegen
den Präsidenten
666 3 Prozent der 3 Prozent der
Bewohner von
Baltimore sind
AAAfroamerikaner.froamerikaner.
Malik Abdul
Salaam, 57,
nennt Trump
einen
rrrassistischenassistischen
Lügner
Mamoudou Sy,
555 5, kam aus5, kam aus
Burkina Faso
in die USA, um
seinen Kindern
eine Zukunft
zu geben. Jetzt
macht er sich
Sorgen wegen
der Drogen
und Gewalt in
der Stadt
DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH, 31. JULI 2019 POLITIK 9
ein: Gewalt (rund 300 Morde im
Jahr), schlechte Ausstattung von
Schulen, Drogen und Armut. Der
Herr will, was in Amerika unge-
wöhnlich ist, seinen Namen
nicht nennen, „man weiß ja nie“.
Er wohnt vor den Toren der
Stadt, arbeitet in Downtown, und
mag Baltimore. Es sei bei allen
Defiziten eine „großartige, wun-
derschöne Stadt“. Zu Recht kä-
men immer mehr Besucher hier-
her. Die Einwohner seien stolz auf
die Stadt und im Gegensatz zu
den Politikern nicht verantwort-
lich für ihre Probleme. Trumps
AAAttacken auf Cummings wie Balti-ttacken auf Cummings wie Balti-
more aber seien rassistisch moti-
viert. Der Abgeordnete ist, wie die
Mehrheit der Bürger hier, farbig.
„Es könnte sein“, sagt der Herr,
bevor er wieder in sein Büro muss,
„dass viele, die ihren Rassismus
bisher versteckt haben, nun durch
Trump ermutigt werden.“
Wer das schmucke Stadtzen-
trum mit seinem hübschen Hafen
und viel Wasser verlässt, sieht
recht rasch das andere Baltimore.
Alte, verfallene Häuser, in denen
schon jahrelang mehr niemand
lebt. Viele Bettler, Drogenabhän-
gige, „high“, auch in der U-Bahn.
In einer Station kommen wir ins
Gespräch mit Malik Abdul Sa-
laam, 57, groß gewachsen, einst,
als US-Soldat in Deutschland, wie
er sagt, Basketballspieler beim
TSV Ansbach. Heute kümmert er
sich um obdachlose Veteranen. Er
ist über Trumps jüngste Äuße-
rungen erbost, nennt ihn „arro-
gant, beleidigend, rassistisch, er
lügt“. Vor allem zeige der Präsi-
dent mit seinen Baltimore-Äuße-
rungen, wie ignorant er sei. „Er
besitzt doch die Macht, Geld lo-
cker zu machen. Trump kann
doch einen städtischen Entwick-
lungsplan ins Leben rufen.“
Schwingt denn beim Angriff
auf Cummings’ Rassismus mit?
„Nein, Trump ist, wie er ist“, sagt
Malik Abdul Salaam, „er greift alle
an, die ihn angreifen.“ Das hat
Cummings in der Tat getan, die
Asylpolitik der Regierung an der
Grenze zu Mexiko kritisiert, die
dortigen Zustände. Erst das ver-
anlasste ja Trump loszupoltern:
Cummings sei ein „brutaler Ty-
rann“, sein Wahldistrikt Balti-
more „weitaus schlimmer und ge-
fffährlicher“ als die Lage an derährlicher“ als die Lage an der
amerikanischen Südgrenze. Es ge-
be viele „Undercoverrassisten“,
sagt Malik Abdul Salaam, die bis-
her nicht sagten, was sie dächten.
Trump aber mache diesen Leuten
Mut, das zeige sich etwa daran,
dass die Konföderiertenflagge
wieder öfter zu sehen sei.
„„„Tschüss“, verabschiedet sich derTschüss“, verabschiedet sich der
einstmals fränkische Basketball-
spieler auf Deutsch, „mach’s gut!“
In Baltimores armen Westen, vor
der Kraftfahrzeugbehörde, wartet
Mamoudou Sy, 55, vor fünf Jahren
aus Burkina Faso in die USA ge-
kommen. „Trump geht es doch
nur um eine Sache: Er will wieder-
gewählt werden, wie alle Politi-
ker“, sagt Mamoudou Sy, „mit
dem Thema Einwanderung kriegt
er seine Leute motiviert.“ In der
Sache kann er der Kritik an Balti-
more einiges abgewinnen. Sy, der
als Consultant und Taxifahrer ar-
beitet, fühlt sich hier nicht wohl,
ist nur wegen seiner Kinder hier-
hergekommen. Die beiden Töch-
ter sind 17 und 15 Jahre alt, der
Sohn sieben Jahre alt, „sie bekom-
men hier eine bessere Bildung,
sprechen dann nicht nur Franzö-
sisch, sondern auch gutes Eng-
lisch.“ Und doch macht sich Ma-
moudou Sy Sorgen. „Die vielen
Drogen, die Waffengewalt hier
sind schrecklich, so etwas gibt es
in Burkina Faso nicht.“ Erst am
Dienstag vergangener Woche
wwwurde der kleine Laden eröffnet,urde der kleine Laden eröffnet,
der Lebensmittel und Drogeriear-
tikel, Süßes und Wasserpfeifen
anbietet. Adam Aiyash, 28, steht
hinter dem Tresen. Er ist als Kind
aus dem Jemen hierhergekom-
men, vor bald 20 Jahren. Über
Trumps Worte mag er sich nicht
ereifern. „Er hat recht, was einige
Teile der Stadt angeht.“ Rund um
den U-Bahnhof Penn North sei es
schrecklich, „fahren Sie da mal
hin. Sie wollen nicht aussteigen.
Da sind lauter Schwarze, die nur
rumhängen, nichts machen.“
Adam Aiyash, der früher in New
YYYork Pizza ausgefahren hat, erin-ork Pizza ausgefahren hat, erin-
nert sich an eine Busfahrt, die ihm
ungeheuer war, „es waren nur
Schwarze im Bus, außer mir keine
Araber und Weißen“. Einen kon-
kreten Fall von Gewalt nennt er
nicht, umso mehr das Gefühl des
Unwohlseins.
In der Tat sind um den U-
Bahnhof Penn North ganze Stra-
ßenzüge verfallen, manches erin-
nert an den einstigen Ostblock.
Vor den Imbissen und Alkohollä-
den wird herumgelungert, was
übrigens vor 30 Jahren in den
Zentren von New York oder Lon-
don üblich war. Überdurch-
schnittlich viele Menschen sind
gehbehindert, wenn nicht gar
beinamputiert. Es liegt eine trau-
rige Stimmung in der Luft. Ein
paar Kilometer weiter, am hüb-
schen Inneren Hafen von Balti-
more, legen Ausflugsdampfer
noch am frühen Abend ab. Es gibt
das Nationale Aquarium, Restau-
rants und Nobelhotels. Präsent
ist auch der amerikanische Präsi-
dent. Zumindest auf einem blau-
en T-Shirt („Fuck Trump“) und
einem Transparent („Genug von
Trump“), das Lewis Bracy, 66,
trägt. Der einstige Offizier des
Geheimdienstes NSA arbeitet
sich schon seit Jahren an Trump
ab, sieht sich durch dessen jüngs-
te Attacken bestätigt. „Trump ist
ein Spalter, er ist eine Schande
für Amerika“, sagt Bracy. Er wol-
le seiner Wählerbasis gefallen
und schrecke nicht davor zurück,
Farbige zu diskriminieren.
Baltimore, so scheint es, hat im
Umgang mit diesem Präsidenten,
noch mehr aber bei den ureigenen
Problemen der Stadt Diskussi-
ons- und Handlungsbedarf.
Trumps Anhänger erinnern der-
weil in diesen Tagen ausgerech-
net an einen Besuch des linken
Senators und Präsidentschafts-
kandidatenbewerbers Bernie San-
ders 2016 in Baltimore. Sanders
habe Baltimore damals, na also,
mit einem Dritte-Welt-Land ver-
glichen. Während Sanders sich
darüber heute wohl insgeheim är-
gern wird, zelebriert Donald
Trump seinen verbalen Feldzug
gegen Baltimore und Cummings.
Er legt stets nach, mit Tweets erst
in der Nacht auf Dienstag wieder.
Trump mag ein aufbrausender,
zuweilen erratischer Präsident
sein, geprägt von kräftigen ras-
sistischen Ressentiments. Aber
er besitzt ein Gespür für Stim-
mungen, Befindlichkeiten.
Trumps Attacke auf Baltimore,
kühl berechnet, ist weit treffen-
der als vieles andere, was er täg-
lich sonst so von sich gibt.
DANIEL STURM (5)