Süddeutsche Zeitung - 22.07.2019

(Darren Dugan) #1
EinbisschenspätdranistJonFavreau
beimInterviewtermininLondon.Eine
Live-SchaltunginsamerikanischeFrüh-
stücksfernsehenhatteVorrang,zumwelt-
weitenStartseinesneuenFilms„DerKö-
nigderLöwen“wirdschließlichdasganz
großeGeschützaufgefahren.Fürdename-
rikanischenRegisseurundSchauspieler
nichtsNeues.SeineKarrierebegannerin
denNeunzigerjahrenzwarmitIndepend-
entproduktionenwie„Swingers“oder
„Made“,dochspätestensseitdemermit
„IronMan“denGrundsteinfürdenheuti-
genMarvel-Boomlegte,isterSpezialist
fürGroßprojektevollerSpezialeffekte.Ak-
tuellarbeitetFavreau,dersichimGe-
sprächalsVollprofierweist,dersichauch
vonKritiknichtausderFassungbringen
lässt,ander„StarWars“-Serie„TheMan-
dalorian“.

SZ:Mr.Favreau,IhreVersionvon„The
JungleBook“warvordreiJahrenderAus-
löserfürinzwischeneineganzeReihevon
RemakeserfolgreicherDisney-Zeichen-
trickfilme.WusstenSiedamalssofort,
dassSiesoetwasnocheinmalmachenwol-
len?

JonFavreau:Ja,inderTat,vorallemaus
technischenGründen.Ichhabedamalsun-
glaublichvielNeuesüberdigitaleAnimati-
onundComputereffektegelernt,dochbis
unserFilmindieKinoskam,hattesichdie
Technologiebereitswiederweiterentwi-
ckelt.PlötzlichgabesnochmehrMöglich-
keitenundgeradeimBereichVR(„virtual
reality“,Anm.d.Redaktion)echteNeuigkei-
ten.DeswegenmachteichDisneysehr
schnelldenVorschlag,miralsnächstes
„DerKönigderLöwen“vorzuknöpfen.

Beim„JungleBook“gabesdurchausUn-
terschiedezurVorlage,doch„DerKönig

derLöwen“orientiertsichnunteilweise
BildfürBildamZeichentrickfilm.War-
um?
BeieinigenSequenzenwaresmirsehr
wichtig,möglichstEinstellungfürEinstel-
lungdemOriginalnachzuempfinden.Die
„CircleofLife“-Sequenzetwa,weildieein-
facheintollerEinstiegindenFilmist.Oder
auchdieGnu-Stampede,beiderMufasa
umsLebenkommt.DasBesonderean„Der
KönigderLöwen“istfürmich,dasserei-
nerdererstenFilmeist,mitdenendieMil-
lennial-Generationaufgewachsenist.Die-
serFilmwurdevonseinenFansnichtnur
einmalimKinoundspätervielleichtnoch
einmalimFernsehengeschaut,sondern
wiederundwiederaufVideo.Diekönnen
teilweiseheutenochjedenSatzmitspre-
chen.EntsprechendgehenmitdemTitelei-
nigeErwartungeneinher,undichhättees
alsAnsatzfalschgefunden,michdarüber
hinwegzusetzenundetwasganzNeuesdar-
auszumachen.

AberistreinerFan-Serviceauskünstleri-
scherSichtnichtziemlichlangweilig?
Ichweißschon,wasSiemeinen.Aberman
kanndieSacheebenauchauseinemande-
renBlickwinkelsehen.WasmichalsRegis-
seurandiesemProjektreizte,wardieFra-
ge:WieweitkannichdieseneueTechnolo-
gieausreizen?Kannichwirklicheinensol-
chenFilmumsetzenundihnfotorealis-
tischaussehenlassen,ohneeineinziges
BildrealmitderKameragefilmtzuhaben?
DieseinnovativenTechnologienunddiese
ArtderBildproduktionkostenabernatür-
licheinigesanGeld–unddafürbrauchtes
dannebenDisneyundeinenTitelwie„Der
KönigderLöwen“.MiteinemanderenPro-
jektundaufeigeneFausthätteichmich
niemalsindiesemBereichausprobieren
können.

DieemotionaleWirkungderZeichentrick-
filmevonDisneyverdanktsichimmer
aucheinerNiedlichkeitderFiguren.Bei
IhnennunsehendieLöwenundCo.exakt
auswieechteTiere.HattenSiekeineSor-
ge,dasseseherirritierendwirkt,wenn
dieplötzlichsprechen?
Darumhabeichmirehrlichgesagtnichtso
vieleSorgengemacht.ErinnernSiesich
nochandenFilm„EinSchweinchenna-
mensBabe“?Daswaraucheinechtes
Schwein,dassprechenkonnte,aberkeine
menschlicheMimikverpasstbekam.Trotz-

demidentifiziertesichdasPublikummit
ihm.GenausowiemanauchbeidenNatur-
DokumentationenvonDavidAttenbo-
roughmitfiebert.DasNarrativ,dieMusik,
dieKameraarbeit,derSchnitt–alldiese
Dingesorgendafür,dassmanalsZuschau-
ermitfühltundsichidentifiziert.Dafür
brauchteskeineübergroßenKnopfaugen.

WoSiegeradedieAttenborough-Dokuser-
wähnen:SorealistischwieIhreTier-und
Landschaftsbilderin„DerKönigderLö-
wen“sind,könntemanmeinen,dassNa-
turfilmerbaldüberflüssigsind.DerCom-
puterkriegtallesnochbesserhinund
kommtnochnäherran.
TatsächlicharbeiteichschonaneinemPro-
jekt,dasquasialsNaturdokumentationun-
terschiedlicheEpochenunsererWeltzeigt.
EinpaarmehrFortschritteinderTechnolo-
giebrauchtesdafürnoch.Aberschonjetzt
lässtsich–wennmangenugZeitundRes-
sourcenhat–vielesamComputerdarstel-
len,washerkömmlicheNaturdokusnicht
leistenkönnen.Früheroderspäterwerden
wiraneinenPunktkommen,wosichdie
RealitätnichtmehrvonvisuellenDigitalef-
fektenunterscheidenlässt.Bislangschei-
terteshäufignochspätestensdann,wenn

esumdieDarstellungvonMenschengeht.
Aberichdenke,dasssichinzehnJahren
auchdaserledigthabenwird.

Siesagendas,alsseieseineguteNach-
richt!
FürmichalsFilmemacher,derdieZu-
schauermöglichstglaubwürdiginandere
WeltenundSituationenversetzenwill,ist
esdasauch.MehrdennjekönnenwirsoEr-
fahrungenmachen,dieimwahrenLeben
nichtmöglichwären.Abernatürlichverste-
heichauch,wennjemandvondiesentech-
nologischenFortschrittenverunsichertist.

VorallemabseitsderKunst,indenNach-
richtenoderderPolitik,kanndasnatürlich
fataleFolgenhaben.Mansiehtjaheute
schonaufYoutubeundFacebook,was
DeepFakesanrichtenkönnen.

SiehabendieletztenJahrefastausschließ-

lichmitMega-Produktionenverbracht,
nebendenDisney-RemakessindSie
BestandteildesMarvel-Universumsund
arbeitenaktuellander„StarWars“-Serie
„TheMandalorian“.VermissenSiegar
nichtdasungezwungenereArbeitenan
kleineren,eigenenProduktionenwieet-
waIhremFilm„KisstheCook“?
Doch,deswegenhabeichzuletztja,inspi-
riertvon„KisstheCook“,beispielsweise
dieKoch-Sendung„ChefShow“gemacht,
diejetztaufNetflixzusehenist.Daswar
aufeigeneFaustundinmeinerFreizeit–
unddaskompletteGegenteilzurArbeitan
„DerKönigderLöwen“.Ichhabeeinfach
Freundeeingeladen,wirhabengekocht,
undichhabedasgefilmt.Daswarspontan
undimprovisiert,undichhabeerstamEn-
degesehen,wassichdarausüberhauptma-
chenlässt.IchhatteenormvielSpaßdar-
an,abernatürlichweißichauch,dassso
einVorgehenbeiSuperhelden-Filmen
oderdiesenDisney-Produktionennicht
möglichwäre.Trotzdemwillichdienicht
missen,denndieFreiheit,michvisuellund
technischauszuprobieren,habeich–wie
schongesagt–nurdort.

Müssenwiralsowirklichfürchten,dass
dieZeitbaldvorbeiist,inderesFilmewie
eben„KisstheCook“oderauchIhrDebüt
„Made“ausdemJahr2001indieKinos
schaffen?
Ichfürchteschon,zumindestvorüberge-
hend.DieKonkurrenzumdieAufmerk-
samkeitderZuschaueristeinfachzugroß
geworden,dakönnenkleinereFilmenicht
mithalten.DiemeistenderFilme,mitde-
nenichaufgewachsenbinunddiefrüher
stetsmitOscarsausgezeichnetwurden,
werdenheutegarnichtmehrfürsKinoge-
dreht,sondernvonStreamingdienstenpro-
duziert.DamiteinFilmsichheutzutage
aufdergroßenLeinwandbehauptenkann,
mussersowohlaufderganzenWeltfunkti-
onieren,alsomöglichstmassenkompati-
belsein,alsauchechtenEvent-Statusha-
ben.Mangehtschließlichnichtmehroh-
neWeiteresfürjedenFilmausdemHaus,
dasmussschoneineGeschichtesein,die
manalsgemeinschaftlicheErfahrunger-
lebenwill.Alleswaskleinundintimist,
hatimKinogeradenichtsmehrverloren.
Ichglaubenichtzwingend,dassdasim-
mersobleibt.AberfürdenMomentist
dasdieRegel.
:

BeiGrabungenimnordisraelischenAl-
ArajhabenArchäologenmöglicherweise
denGeburtsortdesApostelsPetrusgefun-
den.DieFundeeinerbyzantinischenKir-
chebestärktendieThese,dassessichbei
Al-ArajumdieantikenStädteBethsaida
undJuliasunddamitumdieHeimatstadt
derdreiApostelPetrus,PhilippusundAn-
dreashandle,teiltedasandenGrabungen
beteiligte„CenterfortheStudyofAncient
JudaismandChristianOrigins“mit.Alles
passezuderKirche,dieBischofWillibald
vonEichstättimJahr725beschrieb,alser
aufeineüberderWohnstättevonPetrus
undAndreaserrichteteKirchestieß. 

„Alleswaskleinund
intimist,hatimKinogerade
nichtsmehrverloren.“




V


oreinpaarTageninBerlin,beisei-
nemKonzertamUferderSpree,sorg-
tederBrasilianerGilbertoGil,77,für
einenandächtigenMomentderStille.Auf
derBühnevordemHausderKulturender
WeltwidmeteereinemGigantendersüd-
amerikanischenMusik,demkürzlichver-
storbenenJoãoGilberto,seineBallade„Se
EuQuiserFalarcomDeus“,„Wennichmit
Gottredenwollte“.WennGilandiesem
MontaginMünchenauftritt,dürfteeseine
vergleichbareAndachtgeben:JoãoGilber-
towarGilbertoGilerklärtermaßenRefe-
renz,LehrerundGesprächspartner.„Er
hatmichzudemKünstlergemacht,derich
bin“,sagteGilbeieinerBegegnunginsei-
nerKabine.DawarJoãoGilbertolängstzu
einemSinnbilddafürgeworden,mitwel-
cherVerachtungBrasiliensrechtsextre-
merPräsidentJairBolsonarodieWeltder
KulturseinesLandesstraft.
„EinebekanntePerson“seidieserJoão
Gilbertogewesen,hatteBolsonaronach
dessenTodgesagt,undrichtete,immer-
hin,denFamilienangehörigendesKompo-
nisten,SängersundGitarristeneinmaul-
faulesBeileidaus.Dochweitergehende
Trauerbekundungen,dieAnordnungvon
Staatstrauergar?Fehlanzeige.„DieseRe-
gierunghatkeinInteresseamKulturleben
Brasiliens,anderKultivierungderKultur“,
sagteGil.DiedemonstrativeIgnoranz,die
derseitJahresbeginnamtierendeBolsona-
rowaltenließ,habeihndeshalbauchnicht
überrascht.
EingedenkderPolarisierung,diesich
schonseitJahrendurchdiebrasilianische
Gesellschaftzieht,überrascht,wiegesetzt
GilseineWortewählt,wennerüberdieLa-
geinseinerHeimatspricht.Alswollteer,
derzuZeitenderMilitärdiktaturinsExil
ging,nichtsbefeuern.„DievorrangigeDi-
mensionmeinerExistenzistdiedesKünst-
lers“,sagter.Gleichwohlverortetersich
deutlich,wenndieSpracheaufBolsonaro
kommt.Dessen„WerdegangalsPolitiker
undBürgeristweitentferntvondem,was
ichfüradäquathaltefürdieheutigenMen-
schen“,sagter.Bolsonarosteheallden
TräumenausderZeitentgegen,dieaus
Brasilieneinneugieriges,offenes,umsozi-
ale,politische,wirtschaftliche,rechtliche
Errungenschaftenkämpfendes,tolerantes
Landmachten.IhrenAusflussfandensie
inderErbauungderHauptstadtBrasília,
indenErfolgenderbrasilianischenFuß-
ballnationalmannschaftundauchinder
„MúsciaPopularBrasiliera“,dieGilreprä-
sentiert.SeineVerwunderungdarüber,
dasssich(pop-)kulturelleRolemodelswie
etwadieFußballnationalspielerbegeistert
anderSeiteBolsonaroszeigen,spricht
ebenfallsBände.„Esistüberraschend,
wennmansichvorAugenführt,dasssie

auspopulärenSchichtenstammen,oftSöh-
nearmer,einfacherLeutesind“,sagter,
„vielleichtfehltesihneneinfachanKennt-
nisderBedeutungdesDiskursesdes
HerrnPräsidenten.Vielleichtsindsiezu
sehrmitihrereigenenWeltbeschäftigt.“
Gil,derunterdemderzeitunterskandalö-
senUmständenprozessiertenundmittler-
weileinhaftiertenPräsidentenLulaKultur-
ministerwar,gehörtezudenzahllosen
Künstlern,diedasManifest„Demokratie
ja!“unterzeichneten,dasdaraufabzielte,
dieWahlBolsonaroszuverhindern.
InjenerZeiterschienauchseinaktuel-
lesAlbum„OkOkOk“,dasRückgratseiner
Aufführung,indemermitderihmeigenen
EleganzmoderneMusikströmungen
streift.EsistauchinseinenTexteneinsehr
persönlichesAlbumgeworden,dasauch
als„WiederbegegnungmitdemWillenzu
leben“betrachtetwerdenkönne.Diverse
Erkrankungen,dieihninsKrankenhaus
zwangen,hattenseinSchaffenunterbro-
chen;umsofaszinierender,mitwelcher
KrafterPoesieausWortenwieBlase,Herz

undNierenherauspresst,eineHymneauf
seinenKardiologenDr.Kalilsingt.Auch
diePolitikscheintauf,indemEröffnungs-
song„OkOkOk“.Gilwirktdaermattetund
pessimistisch,lehntdieRolledesvater-
landsrettendenHeldenab,lässtsichdoch
nichtdenMundverbieten.„DieResignati-
onliegtdarinbegründet,dassderKünstler
überdieserPolarisierungstehenkönnen
sollte,überdiesenKämpfenzwischenden
PolendesmenschlichenLebens,diewirge-
genwärtigerleben.“
Mankönntemeinen,dassesanihm
nagt.DochmanmusssichGilalseinenopti-
mistischenMenschenvorstellen.DieZu-
versicht,dieersichbewahrthat,schöpfeer
aus„demnatürlichenZyklusdesWandels,
dereinewundervolleGewohnheitderNa-
turist“,sagter.„DieNaturistimDialogmit
demMenschen,auchmitjenen,diederMa-
schineeinenimmergrößerenRaumge-
ben,dieWeltgewissermaßenmathemati-
siertunddieObsessionentwickelthaben,
alleszuvermessenundzukalkulieren,in
einemTraumnachabsoluterBeherr-
schung.Esgibtsienicht.Wennsichmichal-
sofragen,wasmichzumOptimisten
macht,danndies:dassesdasOptimale
nichtgibt,sowieesdasabsolutSchlechte
nichtgibt.“

AuftrittevonGilbertoGilinDeutschland:22.Juli,
München.7.August,Karlsruhe.11.August,Ham-
burg.

DerProtestgegenumstritteneGeldgeber
amerikanischerMuseengehtweiter.In
denletztenTagenhabenachtaufderNew
YorkerWhitney-Biennalevertretene
KünstlerdasMuseumaufgefordert,ihre
WerkeausderAusstellungzunehmen.Sie
zögendamitdieKonsequenzdaraus,dass
dasMuseumtrotzmonatelangerProteste
nichtaufdieForderungeingegangensei,
denUnternehmerWarrenKanders,derein
wichtigerUnterstützerundVorstanddes
Museumsist,vonseinemPostenzuentfer-
nen,erklärtensie.UnterdenKünstlern
sindNicoleEisenman,NicholasGalanin
undEddieArroyo.KandersistGeschäfts-
führerundMehrheitseignerderFirmaSa-
fariland,dieunteranderemTränengasher-
stellt,dasanderUS-mexikanischenGren-
zegegenFlüchtlingeundbeiDemonstrati-
onenindenUSAeingesetztwird.

DasKünstler-undWissenschaftlerkol-
lektivForensicArchitecturehatteinsei-
nemmitderDokumentar-FilmerinLaura
PoitrasproduziertenBiennale-Beitragdie
RollevonSafariland-WaffenbeiderMilita-
risierungderPolizeithematisiert.Die
GruppezogdenBeitragebenfallszurück
undbatdasWhitney-Museum,dasVideo
inderAusstellungdurchneueDokumente
zuersetzen.LautForensicArchitecturebe-
legendiese,dassWarrenKandersüberdie
HoldingClarusCorporationanderFirma
SierraBulletsbeteiligtsei,derenProjektile
2018vonScharfschützenderisraelischen
ArmeeimGaza-Streifeneingesetztwur-
den.DamalssindDutzendePalästinenser
getötetworden.Kandershattebisherim-
merbetont,seineFirmenproduziertenle-
diglichnicht-letaleWaffen.
SchonseitJahrenkritisierenAktivisten,
dasssichMuseenvorallemindenUSAund
Großbritannientrotzfortschrittlichenund
kritischenProgrammsvonFirmenwie
demErdölkonzernBPunterstützenlassen.
ImZugederindenUSAgrassierendenOpi-
oid-Epidemie,allein2017mehrals
toteAmerikaner,rücktedieFamilieSack-
lerstärkerindenFokusderProteste.Ihr
PharmakonzernPurdueproduziertdas
SchmerzmittelOxycontin,vondemviele
derDrogentotenabhängigwaren.DieSack-
lerssindaberauchwichtigeSponsoren.
DurchdieKontroversehabenunterande-
remdasMetropolitanMuseumunddas
Guggenheimerklärt,siewolltenkeinSack-
ler-Geldmehrnehmen.LetzteWochehat
derLouvre,indenNeunzigerjahrenauch
vondenSacklersgefördert,denNamen
SacklerausdenSälenundvonderWebsite
entfernt.AnderLondonerSerpentine-
GalleryrichtetensichProtestegegendie
Co-DirektorinYanaPeel,dieauchAnteile
derisraelischenTechnologie-FirmaNSO
Groupbesitzt.NSOhatdieÜberwachungs-
softwarePegasusunteranderemanRe-
gimeswieSaudi-Arabienverkauft.ImJuni
tratPeelzurück.  
  

GleichzumEinstiegmalwiedereinFakt
fürdieFrüher-war-alles-besser-Fraktion.
Zum50-jährigenJubiläumderMondlan-
dungindiesemJulihateinMeinungsfor-
schungsinstitutKinderbefragtundheraus-
gefunden,dassdasBerufsbildAstronaut
mittlerweileaufdemletztenPlatzeinerLis-
tevonfünfBerufensteht.Ganzoben
throntderYoutuber.DermoderneEntertai-
ner,dersichdurchLikesundvorallemWer-
begelderfinanziert,hatschonlängstmehr
StrahlkraftalsdieWeltenentdeckerimOr-
bit.DochauchfürdieYoutuberbrechenwo-
möglichbalddüstereZeitenan.
SeiteinigerZeitexperimentiertnämlich
InstagraminausgesuchtenLändernda-
mit,denLike-Buttonabzuschaffen.InKa-
nadaundseitvergangenerWocheauchin
LändernwieIrland,Italien,JapanoderBra-
silienistderöffentlicheGefällt-mir-Zäh-
lervonderPlattformverschwunden.Seit-
demkannperVoreinstellungnurnochder-
jenigesehen,wiepopuläreinFotoist,der
esauchselbstgepostethat.DieÄnderung
magtrivialklingen,dochdadurcherhof-
fensichdieProduktmanagervonInsta-
gramden„Druck“zureduzieren,populäre
Bilderzuposten.DasganzeistTeileines
größerangelegtenProgrammsfürmehr
„digitalesWohlfühlen“.
Egal,obsichderTestbewährtoder
nicht,kommterzueinemnötigenZeit-
punkt.Manmussvielleichtnichtsoweitge-
henwiedasMagazinAtlantic,dasnochim
Frühjahrkonstatierte,dass„derLike-But-
tondasInternetruiniert“habe.Aberein
paarProblemekannmanmitdemGefällt-
mir-Dogmaschonhaben.ZumBeispieldie
GleichförmigkeitderInhalte.DennMen-
schentendierenebenleiderdazu,dieglei-
chenDingezumögen.Zumindestwennes
umdieniederenInstinktegeht.Aufdum-
me,extremistischeodervulgärePostskön-
nensichmehrLeuteeinigenalsaufsolche,
diefeinsinnigeästhetischeUnterscheidun-
generfordern.UndweildieSortier-Algo-
rithmendersozialenPlattformendumm-
dreistnachGefällt-mir-Angabensortieren
undmehrLikesautomatischmehrWerbe-
einnahmengenerieren,bleibendiedum-
men,vulgärenundextremistischenPosts
amsichtbarsten.

Affirmation,egalinwelcheRichtung,
hältalsodieKnochenmühledesSocial
WebamLaufen.Nunkönntemanmeinen,
dassdieNutzerselbstinderLagewären,
aufSchrott-Inhaltezuverzichten.Doch
Wissenschaftlerhabenlängstherausge-
funden,dassderEffekt,deneinfremder
LikeuntereinemPosthat,ähnlichaufdie
BelohnungszentraleimKopfwirktwieein
StückSchokolade.JedominanterdieQuan-
tifizierungs-Werkzeugewerden,destotri-
vialerwerdendieInhalte.Trotzdemwur-
denbislangimmerneueMittelgeschaffen,
umdenNutzernnochgenauerzusagen,
wienundaspastelligeBildeinerQuiche
Lorraineoderdasleichtantisemitische
PostingvomVortagperformthat.Jeder
Teenagerweißheutzutage,wassichgut
klickt.UndrichtetseineMeinungundsei-
neHaltungimZweifelsfalldanachaus.
Instagramistimübrigennichtdieeinzi-
gePlattform,dieüberdieZukunftdeskon-
troversenButtonsnachdenkt.Wennersei-
nePlattformnochmalstartenmüsste,sag-
tevorkurzemauchTwitter-GründerJack
DorseyaufeinerTed-Konferenz,würdeer
wohlgarkeinenLike-Buttonhinzufügen.
UndauchbeiYoutube,dasunterFachleu-
tenlängstalslatentesRadikalisierungspor-
talinSachenKlimaleugnungundRechts-
extremismusbekanntist,machtmansich
Gedanken,wiemankünftigeherdieQuali-
tätalsdiePopularitätfördernkönnte.
NachderAusweitungdesInstagram-Ex-
perimentsherrschtjetztjedenfallsSorge.
UndzwarnichtnurunternormalenNut-
zern,diesichdurchdasPostenaufSocial-
Web-PlattformeneinenkleinenDopamin-
Kickabholenmöchten.Sondernvorallem
ebenunterprofessionellenInfluencern,je-
nenLeuten,dieesalsBerufverstehen,di-
verseProduktevordieKamerazuhalten
unddafürsogarbezahltwerden.Lautdem
BranchenblattAdweekhandeltessichda-
beiimmerhinumeinenZehn-Milliarden-
Dollar-Markt.JeneFirmen,diesiedafür
bezahlen,ihreProduktezubewerben,sind
selbstverständlichaufmöglichsthohe
Like-Zahlenerpicht,ebensowiedieAgen-
turen,diezwischenbeidenParteienvermit-
teln.EskönntenalsobaldschlechteZeiten
anbrechen.FürAstronautenwieauchfür
Influencer.Früherwarebenallesbesser.
 

DieHeimat


desPetrus


Erfahrungen,dieimrealenLebennichtmöglichwären


„KönigderLöwen“-RegisseurJonFavreauüberNaturdokusausdemComputerunddieFreiheitenbeiMega-Produktionen


Einoptimistischer


Mensch


BegegnungmitdembrasilianischenMusikerund


PolitikerGilbertoGilbeiseinerDeutschland-Tournee


BösesGeld


WiderstandindenUSAgegen
dubioseFörderervonMuseen

Dasgefälltmir–


nicht?


Instagramschaffttestweise
denLike-Bottomab

JonFavreau,Jahrgang
1966,isteinamerikani-
scherRegisseur,Schau-
spielerundProduzent.Zu
seinenbekanntesten
Filmenzählen„IronMan“
und„IronMan2“,außer-
demdieNeuverfilmung
von„DasDschungel-
buch“.FOTO:AP

AuchderErdölkonzernBP
stehtalsUnterstützervonMuseen
inderKritik

JederTeenagerweißheute,was
sichgutklickt.Undrichtetseine
Meinungwomöglichdanachaus

DieRolledesvaterlandsrettenden
Heldenlehnterab,lässtsich
abernichtdenMundverbieten

DEFGH Nr.167,Montag,22.Juli2019 (^) FEUILLETON HF2 11
KeineinzigesBildwurdemiteinerKameragedreht,dennochsehenalleTieretäu-
schendechtaus:Szeneausdem„KönigderLöwen“-Remake. FOTO:DISNEY
MiteinemsehrpersönlichenAlbumaufTour:GilbertoGil. FOTO:AFP
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