Handelsblatt - 22.07.2019

(sharon) #1

schäft sind die Margen viel stärker ge-


fallen als im Geschäft mit Großkun-


den“, erkennt auch Christian Gürtler,


Asset-Management-Experte beim


Wirtschaftsprüfer PwC. Die institutio-


nellen Kunden drückten schon seit


Jahren auf die Gebühren, weil sie we-


gen ihrer viel größeren Anlagebeträ-


ge mehr Verhandlungsmacht gegen-


über den Anbietern hätten. Bei den


Publikumsfonds werde das allmäh-


lich nachgezogen. „Anders gesagt:


Die Gebührenniveaus beginnen sich


langsam anzugleichen“, resümiert


Gürtler.


Die Zahlen von McKinsey bestäti-


gen das eindrucksvoll. Danach ging


die Marge im institutionellen Ge-


schäft lediglich von 0,071 auf 0,068


Prozent zurück. Die weiterhin unter-


schiedlichen Größenordnungen bei


beiden Kundengruppen unterstrei-


chen aber: Für Anbieter ist das Ge-


schäft mit Privatkunden immer noch


rund viermal attraktiver als das mit


Großkunden, denn bei gleicher Anla-


gesumme bleibt viermal so viel Er-


trag übrig. Einen gewissen Rückhalt


gaben auf diesem Feld im vergange-


nen Jahr die recht hohen Neuanlagen


von Privaten in Mischfonds und alter-


nativen Fondsstrategien in einer Grö-


ßenordnung von 28 Milliarden Euro.


Das sind Anlagegruppen mit höheren


Margen.


Dieser Rückblick geht nahtlos über


in einen sehr zurückhaltenden Aus-


blick für das laufende Jahr. Das be-


trifft zumindest die vorläufige Bilanz


der Neuanlagen im Geschäft mir Pri-


vatkunden. „Eine Belastung ist die


nachlassende Nachfrage nach Misch-


fonds, der Hype nimmt ab“, konsta-
tiert PwC-Mann Gürtler. Auch das
Wachstum bei den Riester-Fonds sei
vorbei. Diese Produkte seien bisher
Absatztreiber gewesen. „Die Nachfra-
ge nach Fonds durch Privatkunden
ist insgesamt schwach in diesem Jahr
und viel schwächer als in den Vorjah-
ren“, sagt Gürtler.

Auch Trump ist ein Risiko


Das Hauptthema bleiben allerdings
die Finanzmärkte. „Das laufende
Jahr bleibt trotz des sehr guten Bör-
senstarts wegen der Marktunsicher-
heiten schwierig“, glaubt Tobias
Pross, globaler Vertriebschef von Al-
lianz Global Investors. Eine schwer
kalkulierbare Geldpolitik oder miss-
verständliche Botschaften beispiels-
weise von US-Präsident Donald
Trump könnten unberechenbare
Verwerfungen auslösen. Pross resü-
miert: „Die geopolitischen Risiken
sind größer als die Unsicherheiten
bei den fundamentalen Daten aus
der Wirtschaft und von den Unter-
nehmen.“
In unsicherem Umfeld könnte zu-
mindest eine Belastung schrumpfen:
die Konkurrenz der sehr preisgünsti-
gen Indexfonds. Immer mehr Geld
fließt in solche Produkte mit Mini-
margen. „Dieser Druck könnte nach-
lassen, wenn die Börsen schwierig
bleiben“, vermutet McKinsey-Mann
Koch. Dann würden sich die Anleger
wieder stärker auf aktive Manager be-
sinnen, wie es sich im letzten Jahr
schon angedeutet habe.
Ein Schwachpunkt für die künfti-
gen Erträge bleiben die Aufwendun-
gen. Die Kosten der deutschen Anbie-
ter sind laut McKinsey im vergange-
nen Jahr europaweit stabil geblieben,
in Deutschland jedoch gestiegen.
Koch moniert: „Die angestrebten
Kostensenkungen wurden selten er-
reicht. Nötig wären das Aufräumen
der Produktpaletten und der Einsatz
neuer Technologien.“
Allianz-Mann Pross räumt ein, dass
steigende Kosten der Branche zu
schaffen machen würden. Dabei
spielten allerdings auch höhere Bera-
tungsanforderungen eine Rolle. Der
insgesamt wachsende Druck lasse
nur eine Vermutung zu: „Die Konsoli-
dierung in der Branche wird wahr-
scheinlich weitergehen.“

Skyline in Frankfurt: In
den Zentralen
der Geldverwalter ist der
Margendruck groß.

15


PROZENT


weniger verdienten die
deutschen Asset-Manager im
vergangenen Jahr.

Quelle: McKinsey


Kapitalmärkte


China beschleunigt Öffnung


Das Land will inmitten des


Handelsstreits seinen


Finanzsektor schneller als


bisher geplant Ausländern


zugänglich machen.


S


chon 2020 hebt China die Res-
triktionen für den Zugang aus-
ländischer Investoren zu Fi-
nanzunternehmen wie Vermögens-
verwaltern, Versicherungen oder De-
visenbrokern auf. Dies teilte die chi-
nesische Zentralbank am Samstag
mit. Ursprünglich sollte dies erst 2021
geschehen.
Die neuen Regelungen sehen bei-
spielsweise vor, dass ausländische In-
vestoren mehr als 25 Prozent an den
Vermögensverwaltern chinesischer
Versicherungen halten dürfen. Auch
soll ausländischen Firmen der Markt-
zugang erleichtert werden. So erhiel-
ten Versicherer bislang nur dann Zu-
gang zum chinesischen Markt, wenn
sie auf mehr als 30 Jahre Markterfah-
rung verweisen konnten. Auch diese

Schranke wird nun gehoben. Außer-
dem dürfen internationale Rating-
agenturen an der Börse gelistete und
im Interbankenhandel vertriebene
Anleihen raten.
Der chinesische Kapitalmarkt gilt
wegen seiner Größe als lukrativ. Bis-
lang beläuft sich der Anteil ausländi-
scher Investoren an den von Banken
verwalteten Assets in China nur auf
1,6 Prozent. Am Versicherungsmarkt
sind es 5,8 Prozent. Zuletzt haben
chinesische Behörden die Pläne von
UBS, Nomura und JP Morgan Chase
gebilligt, die Mehrheit an ihren chine-
sischen Joint Ventures zu überneh-
men. JP Morgan kündigt sogar an,
sämtliche Anteile übernehmen zu
wollen – vorausgesetzt, die chinesi-
schen Behörden lassen dies zu.
Mit der nun verkündeten beschleu-
nigten Öffnung des Finanzmarkts ge-
hen die Chinesen im Handelsstreit ei-
nen Schritt auf die USA zu. Deren
Präsident, Donald Trump, hatte den
eingeschränkten Marktzugang häufig
kritisiert. Bloomberg/Matthias Streit

%*%


"
 %%! %
+' #&&$

 



   



   


$ #


)
! '+






 
  *! 
  


! !    

 

! !  %%!  

 




Finanzen & Börsen
MONTAG, 22. JULI 2019, NR. 138


33


Anzeige
Free download pdf