Handelsblatt - 22.07.2019

(sharon) #1

Finanzmärkte


Im Bann der Notenbanken


V


or rund einem Monat
verkündete Mario Drag-
hi, die Geldpolitik der
Europäischen Zentralbank (EZB)
wieder zu lockern, wenn es
maue Inflations- und Konjunk-
turentwicklungen verlangen.
Könnte es in dieser Woche
schon so weit sein? Am Donners-
tag trifft sich der EZB-Rat zum
Zinsentscheid. Das Gros der
Marktbeobachter geht laut einer
Reuters-Umfrage derzeit davon
aus, dass das Gremium den Ein-
lagenzins um zehn Basispunkte
senken wird. Gemeint ist damit
der Zins, den Banken zahlen
müssen, wenn sie ihr Geld bei
der Zentralbank parken. Aktuell
liegt der Einlagenzins bei minus
0,4 Prozent. Wenn es so kommt,

könnte das den Aktienmärkten
weiter Auftrieb geben, Investo-
ren noch stärker in vermeintlich
sichere Anlagealternativen wie
Immobilien treiben.
Das Umdenken der Notenban-
ken bestimmt das Geschehen an
den Märkten. Wurde im vergan-
genen Jahr noch über einen
Zinsanstieg im Euro-Raum disku-
tiert, hat sich dieses Blatt mit
den eingetrübten Konjunktur-
aussichten der vergangenen Mo-
nate komplett gewendet. Selbst
von der amerikanischen Noten-
bank Fed, die zuletzt mehrfach
die Zinsen erhöht hatte, wird
noch im Juli eine Zinssenkung
erwartet.
Als sehr wahrscheinlich gilt in
der kommenden Woche zudem

eine Zinssenkung der türkischen
Notenbank. Der türkische Präsi-
dent Recep Tayyip Erdogan hat
am 6. Juli überraschend seinen
bisherigen Notenbank-Chef Mu-
rat Cetinkaya rausgeworfen. Er-
dogan hatte schon lange Zins-
senkungen gefordert, die Cetin-
kaya aber nicht umgesetzt hat.
Nun ist sein Stellvertreter, Murat
Uysal, an der Reihe.
Einen Eindruck, wie es um die
deutsche Konjunktur bestellt ist,
liefert am Donnerstag der Ifo-Ge-
schäftsklimaindex. Zudem geben
die Halbjahresbilanzen der Dax-
Konzerne Daimler, BASF, Deut-
sche Bank und Deutsche Börse
Auskunft über die Geschäftsla-
gen der Unternehmen. Matthias
Streit

Anlageentscheidungen sind eine Frage der Strategie und des richtigen Timings. Drei Konzepte,
drei Portfolios: ein Redaktions -Depot, ein Social-Trading-Depot sowie ein Privatbank-Depot.
Experten geben börsentäglich ihre individuelle Einschätzung zu den Finanzmärkten ab.

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Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine
Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere.
Eine ausführliche Berichterstattung sowie die kompletten Depots finden Sie
unter http://www.handelsblatt.com/musterdepots

36 %
Bargeld

31 %
Aktien

23 %
Investmentfonds

10 %
Zertifikate

19.7.2019

Zusammensetzung


Das Depot


Gesamtwert
aktuell

112 743,13 €


Bargeld-
bestand
aktuell

40 293,21 €


Gesamtwert 31.1.2014: 100 000 €

AB Inbev
Aktienkurs in Euro

83,61 €


18.7.2019 19.7.2019 HANDELSBLATT • Quelle: Bloomberg


86

82

78

Der weltgrößte Brauereikonzern Anheuser-Busch Inbev
verkauft sein Australiengeschäft für 11,3 Milliarden Dollar
an den japanischen Konkurrenten Asahi. Der Deal ließ die
AB-Inbev-Aktie am Freitag um mehr als fünf Prozent stei-
gen. Eigentlich wollte der Konzern sein komplettes Asien-
geschäft an die Börse bringen. Das Vorhaben wurde we-
gen schwacher Nachfrage abgesagt. Nun wurde zumin-
dest ein Teil dieses Geschäfts verkauft.

Chart des Tages


Handelsblatt-Depot


Aktienkurse könnten


auf Dauer sinken


S


inkende Unternehmensgewin-
ne bei steigenden Kursen: Wie
lange kann das gut gehen? Seit
Jahresbeginn sind die Aktienkurse
um gut 15 Prozent gestiegen, die Net-
togewinne im Dax aber etwa ebenso
viel gesunken. Die Konsequenz ist ei-
ne Ausweitung der Bewertung: Ak-
tien und damit auch die Unterneh-
men werden gemessen an ihren Ge-
winnen und ihrer Substanz teurer.
Solange die Alternativen fehlen,
weil Anleihen und Festgeld keine Zin-
sen bringen, werden Anleger ihr Geld
vermutlich weiter in Aktien anlegen –
zumal die meisten Unternehmen re-
gelmäßig Dividenden ausschütten
und so langfristig das eingesetzte Ka-

pital zurückgeben. Doch auf Dauer
werden sich Aktien nicht von den Un-
ternehmensgewinnen entkoppeln
können. Entweder die Firmengewin-
ne steigen bald wieder, weil der Ab-
schwung in einen Aufschwung mün-
det. Oder aber, und diese Alternative
klingt weniger gut, die Aktienkurse
sinken, damit die Bewertungen wie-
der zurückkommen.

Ulf
Sommer
Handelsblatt Handelsblatt

Stand: 19.07. / ME(S)Z 21:05 Uhr

Brentöl
in US-Dollar je Barrel
zum Vorjahr -13,27 %

Gold
in US-Dollar je Feinunze
zum Vorjahr +16,38 %

Märkte im Überblick


AB Inbev +5,54 %
Safran +2,58 %

Bayer NA +1,34 %


Enel -4,13 %
Intesa Sanpaolo -2,05 %

BBVA -1,55 %


Hella +4,35 %


Sartorius Vz. +3,63 %
Siltronic NA +3,26 %

Software -11,87 %


Norma Group NA -8,98 %
Commerzbank -2,34 %

1.8.2018 1 1 8 2018. 8. 2018 19.7.201919 7 2019 19. 7. 2019


1.8.2018 1 1 8 2018. 8. 2018 19 19.7.201919 7 2019. 7. 2019 1.8.2018 1 1 8 2018. 8. 2018 19 7 201919.7.2019 19. 7. 2019


1.8.2018 1 8 2018 1. 8. 2018 19.7.201919 7 2019 19. 7. 2019


Tops & Flops des Tages


MDax


Euro Stoxx 50


Wirecard +5,52 %


Continental +2,82 %
Infineon NA +1,87 %

Deutsche Bank NA -1,20 %


SAP -1,16 %
Merck -1,10 %

Euro Stoxx 50
Aktienindex in Punkten zum Vorjahr +0,25 %

Tagesverlauf


3 480,18
Punkte
-0,08 %
Quelle zum Vortag

Euro
US-Dollar je Euro
zum Vorjahr -3,12 %

10-jährige Bundesanleihe
Rendite in Prozent
zum Vorjahr -0,60 %

1.8.2018 1 1 8 2018. 8. 2018 19.7.201919 7 2019 19. 7. 2019


1,1226 US-$ -0,3220 % Rendite


62,98 US-$ 1 423,33 US-$


Dax


Leitbörsen im Überblick


19.7.2019, ME(S)Z 22:08 Uhr,
* Index vom Vortag

Kanada
S&P TSX
16 493,21
–0,01 %

Großbritannien
S&P UK
1 518,78
+0,23 %

Deutsch-
land
Dax
12 260,07
+0,26 %

Frankreich
CAC 40
5552,34
+0,03 %

Brasilien
Bovespa
104 109,80
–0,58 %

Stoxx Europe 50
3 186,63
–0,01 %
Euro Stoxx 50
3 480,18
–0,08 %

S&P 500
2976,61
–0,62 %

USA
Dow Jones
27 154,20
–0,25 %

Nasdaq
8 146,49
–0,74 %

Europa


Private Geldanlage
MONTAG, 22. JULI 2019, NR. 138

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