Neue Zürcher Zeitung - 17.07.2019

(Grace) #1

20 WIRTSCHAFT Mittwoch, 17. Juli 2019


Automechanikermachen sichheute die Händekaum nochschmutzig. PD

Blick in die Autowerkstatt derZukunft


hdt.· Dass dem klassischenAutowerk-
stattgeschäft mit aufkommender Elek-
trifizierung und den wartungsärmeren
und wenigerreparaturanfälligenFahr-
zeugen die Arbeit auszugehen droht, ist
eine Binsenweisheit.Auch derAutoge-
werbeverband SchweizAGVS hat nun
die Zeichen an derWand erkannt.
DerAGVS stellt eine Studie des
HSG-Instituts fürWirtschaftsinforma-
tik vor, in der nach einer Marktanalyse
Werkstattprozesse definiert undkon-
krete Massnahmen ausgearbeitet wur-
den. Insgesamt 45Vorschläge zeigen auf,
wie dieWerkstattprozesse mittels digi-
talerTechnologien vereinfacht und be-
schleunigt werdenkönnen. Schlankere
Prozesse sollen Zeit undKosten sparen.

Zum Beispiel kann perAugmen-
ted Reality etwa dasFahrzeuginnere
visualisiert werden, um zu erkennen,
wo Reparaturbedarf besteht. In weite-
res Aktionsfeld sind wiederkehrende
Arbeitsabläufe, die durch Roboter
ausgeführt werdenkönnen. Die ein-
zelnen Massnahmenvorschläge sollen
nun nach und nach demAutogewerbe
vorgestellt und zur Umsetzung emp-
fohlen werden.
MarkusAegerter,Geschäftsleitungs-
mitglied desAGVS, meint:«Jeder Gara-
gist, der sich ernsthaft mit derThema-
tik auseinandersetzt, wird die eine oder
andere Idee finden, mit der er seinen
Betrieb effizienter gestalten und die
Dienstleistungsqualitäterhöhenkann ».

Dünnere Margen


bei der


DKSH-Gruppe


gvm. · Die Zürcher Dienstleistungs-
gruppe DKSH (DiethelmKeller Siber
Hegner) weist für das erste Semester
2019 einen stagnierendenUmsatz sowie
einen um rund 30% geringeren Nach-
steuergewinn aus (vgl.Tabelle).Pro
Aktie ging der Gewinn ebenfalls um
30% aufFr. 1.03 (i.V. 1.47) zurück. Die
Analytiker hatten imVorfeld mit etwas
besseren Zahlen gerechnet.
Grund für diesenRückgang war
hauptsächlich derAusstieg ausdem chi-
nesischen Healthcare-Geschäft im ver-
gangenenJahr. Bereinigt um diese Des-
investition,lag der Umsatz der Ge-
schäftseinheit Healthcare in der Be-
richtsperiode um 7, 7% über dem
Vorjahr,und auch der Betriebsgewinn
auf Stufe Ebit nahm im verbleibenden
Geschäft um 8% (in Lokalwährung) zu.
Auf dieser bereinigtenBasis verbesserte
sich die Ebit-Marge in der umsatzstärks-
ten Division von 2,0% auf 2,3%. Ge-
samthaft und umWechselkursverände-
rungen und Akquisitionen bereinigt, lag
der Umsatz um 3,1% über demVorjahr.
Im Semesterausweis fielen zudem bei
der zweiten wichtigen DKSH-Sparte, der
GeschäftseinheitKonsumgüter, Restruk-
turierungskosten im Umfang von 13,
Mio. Fr. an, u. a. wegenWertberichtigun-
gen und der Schliessung defizitärer Ge-
schäftsfelder. Doch auch wenn diese ein-
maligenFaktoren ausgeklammert wer-
den, reduzierte sich die Ebit-Marge in
der Berichtsperiode gegenüber dem
Vorjahr um 20Basispunkte auf 1,6%.
Die Restrukturierung schreite derweil
gut voran.Personell wurden die ent-
sprechenden Massnahmen eingeleitet:
Ab nächstem Monat wird derAustralier
Terry Seremetis die SparteKonsumgüter
leiten. Er ersetzt die langjährige Mana-
gerin Martina Ludescher, die Ende 20 18
das Unternehmen verlassen hatte.
Derzeit am meistenFreude berei-
tet dem DKSH-Management die Ge-
schäftseinheit Spezialrohstoffe, die nicht
nur beim Umsatz (+6%auf 504 Mio. Fr.)
zulegte,sondernauch überdurchschnitt-
lich rentabel arbeitete.
Unter der Annahme, dass sich die
Lage in den 35 Märkten, in denen die
DKSH-Gruppe tätig ist, stabil ent-
wickelt, stellt das Unternehmen für das
Gesamtjahr einen höheren operativen
Gewinn inAussicht.
«Reflexe», Seite 28

IN KÜRZE


HERAUSGEGRIFFEN


London will keine Tulpe


neben der Gurke


Andreas Hippin,London· DemBanker Joseph Safra ist es nicht
vergönnt, sich mit dem 300 Meter hohenTulip Tower schon
zu Lebzeiten ein Denkmal in der britischen Metropole zu set-
zen. Sein Architekt, das Universalgenie NormanFoster, hat
sich bereits mit demWolkenkratzer 30 St MaryAxe im Londo-
ner Finanzbezirk verewigt. Safras SohnJacob, der die Schwei-
zer PrivatbankJ. Safra Sarasin führt, fabulierte von der Ele-
ganz derTulpe und ihrer weichen Stärke. Sie sollteFosters 180
Meter hohe «Gurke» (The Gherkin) ergänzen, die Safra vor
fünf Jahren erworben hatte.
Safra soll dafür noch mehr bezahlt haben als einst die
Unternehmensgruppe IVG, die den Solitär mit ihremPart-
ner EvansRandall gekauft hatte, als die erste britische Immo-
bilienblase des 21.Jahrhunderts ihre grössteAusdehnung er-
reichthatte .Foster seinerseits feierte seinen Entwurf für die
«Tulpe» alsVerkörperung des Geists von London als progressi-
ver, innovativ denkender Stadt. Ihr Bürgermeister Sadiq Khan
aber machte ihm nun einen dicken Strich durch dieRechnung.
Die Londoner Stadtverwaltung hatte den Plan für das
zweithöchste Gebäude inWesteuropa bereits imApril geneh-
migt– entgegen allen Bedenken vonden ehrwürdigen Insti-
tutionen Historic England und HistoricRoyal Palaces, denen
mehr daran gelegen war, den Geist der historischenStadtzu
erhalten.Labour-Politiker legten ihrVeto gegen die«Tulpe»
ein. Ein guter Entscheid, denn an Gebäuden, die weder mit
ihrem Umfeld noch zueinander in irgendeinem Bezug stehen,
herrschtkein Mangel in der City.
In städtebaulicher Hinsicht werten viele Zeitgenossen eine
solche Häufung von Solitären in derThemse-Stadt als Kata-
strophe.Der Tulip Tower wärezudem nichtviel mehrals ein
Aufzugsschacht mit einer knospenförmigenAuskragung an
der Spitze. Aussichtsplattformen dieser Art gibt es bereits
genug. Das Umfeld desTower of London, das bereits durch
«WalkieTalkie» – ein Gebäude, welches durch seine parasi-
täre Form seinen Nachbarn das Sonnenlicht stiehlt – Schaden
genommen hat, wäre dadurch weiter beeinträchtigt worden.

DKSH in Zahlen
Geldwerte in Mio. Fr. (IFRS)
Januar bis Juni 2018 2019 ± %
Umsatz 5671 5619 –
Betriebsergebnis Ebit 139,5 110,7 –
Ebit-Marge (%) 2,5 2,2 –
Konzernergebnis 97,5 68,3 –
Betrieblicher Cashflow 82,9 101,7 23
Freier Cashflow 69,6 32,1 –
Eigenkapitalquote (%) 36,1 32,6 –
Personalbestand 32 045 32 535 2

Christine Lagarde


tritt offiziell vom IMF zurück


mla.Washington· Die Chefin des Inter-
nationalenWährungsfonds (IMF),Chris-
tine Lagarde, wird per 12. September
2019 von ihrem Amt zurücktreten.Das
teilte dieWashingtoner Institution am
Dienstag mit.Jetzt,wo Klarheit herrsche
über den Prozess für ihre Nominierung
als Präsidentin der Europäischen Zen-
tralbank (EZB) und über die Zeit, die
dieser Prozess beanspruche, habe sie sich
im Interesse des IMF für diesesRück-
trittsdatum entschieden, sagteLagarde.
Damit könne auch derAuswahlprozess
für ihre Nachfolge im IMF beschleunigt
werden. Unterdessen bleibt der Ameri-
kanerDavid Lipton, der bisherige erste
Stellvertreter vonLagarde, Interimschef.
Die Finanzminister der EU haben längst
Anspruch angemeldet auf den IMF-Spit-
zenposten. Euro-Gruppen-Chef Mario
Centeno und Mika Lintilä, der finnische


US-Grossbanken
verdienen Milliarden

(dpa) ·Während sich die grossen deut-
schenBanken schwertun, fährt die US-
Konkurrenz Milliardengewinne ein.
Amerikas Branchenprimus JPMorgan
Chase gab am Dienstag bekannt,alleine
im zweiten Quartal fast 10 Mrd. $ ver-
dient zu haben.DieKontrahenten Gold-
man Sachs undWells Fargo schnitten
zwar deutlich schlechter ab, doch auch
von deren Ergebnissen können die
DeutscheBank oder die Commerzbank
derzeit nur träumen. Sondererlöse und
ein starkes Geschäft mit Privatkunden
haben den Gewinn der grössten US-
Bank, JPMorgan, in den drei Mona-
ten bis EndeJuni auf 9,7 Mrd. $ klet-
tern lassen. Damit verdiente das Geld-
haus rund16% mehr als vor einemJahr.

Finanzminister undVertreter derRats-
präsidentschaft,koordinieren die Suche
nach einem gemeinsamen EU-Kandida-
ten. Gewählt wird der IMF-Chef vom
24-köpfigen Exekutivrat.

«Wir hatten ein starkes zweites Quartal
und eine gute ersteJahreshälfte 2019»,
freute sichKonzernchefJamie Dimon.
Die Schwäche im Handelsgeschäft mit
Wertpapieren wie Anleihen und Aktien
hielt allerdings an, und auch im klas-
sischen Investmentbanking, das etwa
die Betreuung von Börsengängen um-
fasst, lief es nicht rund.Dafür boomt
das Geschäft mit Kreditkarten. Zudem
konnte JPMorgan im abgelaufenen
Quartal eine Steuergutschrift in Höhe
von 768 Mio.$ verbuchen. Die gesam-
ten Einnahmen derBank legten um 4%
auf fast 30 Mrd. $ zu. Die führende US-
Investmentbank Goldman Sachs bekam
die Handelsflaute hingegen voll zu spü-
ren und musste deutliche Abstriche ma-
chen.Verglichen mit demVorjahres-
wert fiel der Gewinn im zweiten Quartal
um rund 6% auf 2,2 Mrd. $, wie Gold-
man Sachs in NewYork mitteilte. Ins-
gesamt sanken die Erträge um 2% auf
9, 5Mrd.$. Der US-RivaleWells Fargo
kämpft nach verschiedenen Skanda-
len zwar weiter um seinenRuf, hat den
Quartalsgewinn dankKostensenkungen
und lukrativen Kreditgeschäften aber

kräftig erhöht. Unter dem Strich legte
der Überschuss imJahresvergleich um
20% auf 6,2 Mrd. $ zu, wieWells Fargo
in mitteilte. Die Erträge stagnierten je-
dochbei 21,6 Mrd. $.

Schadenssumme
im Glyphosat-Fall reduziert

lma. SanFranci sco· Ein US-Bundesrich-
ter hat die Strafe stark nach untenkor-
rigiert, die ein Geschworenengericht im
März gegen dieBayer-Tochter-Mon-
santo verhängt hatte. Geklagt hatte der
70-jährige Edwin Hardeman aus Nord-
kalifornien, der den glyphosathaltigen
Unk rautvernichterRoundup 26Jahre
lang auf seinem Grundstück versprüht
hatte;2015 war bei ihm eineForm von
Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wor-
den. RichterVince Chhabria entschied
am Montag, dass die von derJury ver-
hängte Summe von 80,2 Mio.$jenseits
der verfassungsrechtlichen Grenzen
liegt, die der Supreme Court für solche
Fälle festgelegt hat. Erkorrigierte den
Betrag auf 25,2 Mio.$.

SPINAS CIVIL

VOICES

Kinder sind anders.


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Therapien, Medikamente und Geräte als Erwachsene.
Die Zusatzkosten dafür bleiben oft ungedeckt. Da mit
wir unseren jungen Patienten weiterhi n eine best-
möglic he Behandlun g bieten können, braucht es
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