Die Welt am Sonntag - 28.07.2019

(Barry) #1

D


ieser Mann könnte
endlich der Richtige
sein, dachte Sara
Schmidt*. Über eine
bekannte Dating-
plattform im Inter-
net lernten sie sich
kennen. Er gab sich als Finanzmanager
aaaus, Hochglanzbilder schmückten dasus, Hochglanzbilder schmückten das
Profil. Zum ersten Date trafen sie sich in
Basel, kurz darauf das nächste Treffen.
Schmidt verliebte sich, alles schien per-
fffekt. Bis er ihr offenbarte, Scientologe zuekt. Bis er ihr offenbarte, Scientologe zu
sein. Ende 2018 soll er sie erstmals in die
Scientology-Zentrale nach Stuttgart mit-
genommen haben. Dort machte sie einen
„Persönlichkeitstest“ – der ergab, sie
müsse an sich arbeiten, auch wegen der
Beziehung. Man empfahl ihr, weitere
KKKurse zu buchen, nun aber kostenpflich-urse zu buchen, nun aber kostenpflich-
tig. Das war der Punkt, an dem Schmidt
erste Zweifel hegte. Sie suchte Hilfe.

Die Frau, der sich Sara Schmidt an-
vertraute und die von diesem Fall be-
richtet, ist Ursula Caberta. Seit 30 Jah-
ren betreut die Expertin Sektenausstei-
ger und Betroffene, früher als Leiterin
der Hamburger Arbeitsgruppe Sciento-
logy, heute privat und in Rente. Wenige
kennen die Strukturen von Scientology
hierzulande besser als die 69-Jährige.
Caberta sagt: „Bei mir melden sich im-
mer wieder Frauen und Männer, die
über Partnerschaftsvermittlungen an
Scientologen geraten.“ Manche von ih-
nen blieben hängen und verlören mit-
unter Zehntausende Euro.
Scientology steht in Deutschland un-
ter Druck. Laut Beobachtern hat die
Sekte Probleme, neue Anhänger zu ge-
winnen. Nach Angaben des Verfas-
sungsschutzes ist die Mitgliederzahl
im vergangenen Jahr um 100 Personen
auf 3400 Scientologen bundesweit ge-
sunken. Gleichzeitig möchte Scientolo-
gggy weiterhin expandieren, eröffnetey weiterhin expandieren, eröffnete
erst Ende 2018 eine mehrere Millionen
Euro teure Zentrale in Stuttgart. Doch
der Ruf der in den USA gegründeten
Organisation ist vielerorts ramponiert.
Experten beobachten, dass Scientolo-
gen darum immer stärker versuchen,
sich über die Hintertür in der Gesell-
schaft breitzumachen; über Tarnorga-
nisationen und vermeintliche Sozial-
programme – und offenbar auch über
Singlebörsen.

Dass Ahnungslose heute auf der Suche
nach Liebe im Internet an Scientologen
geraten, bestätigen Experten aus mehre-
ren Bundesländern. Datingportale pass-
ten zur Strategie und den Ausweichma-
növern der Organisation, sagt Sabine
Riede, Leiterin der Beratungsstelle Sek-
ten-Info Nordrhein-Westfalen. Michael
Utsch von der Evangelischen Zentral-
stelle für Weltanschauungsfragen
(EZW) in Berlin bestätigt: „Singlebörsen
sind für Scientology ein nützliches Mit-
tel, um neue Mitglieder zu gewinnen, da
die Plattformen kaum überwacht wer-
den können.“ Sowohl Riede als auch
Utsch berichten WELT AM SONNTAG
von ähnlichen Fällen aus ihren Beratun-
gen. Der Verfassungsschutz in Hamburg
teilt auf Anfrage mit, dass sich „diese
verdeckte Masche der Mitgliedergewin-
nung“ in die praktizierte Taktik von
Scientology einfüge. Sara Schmidt hatte
Glück, dass sie sich rechtzeitig bei Ca-
berta meldete. Sie hörte auf den Rat der
Expertin und kappte nach dem ersten
Persönlichkeitstest in der Zentrale den
Kontakt. Scientology Stuttgart kommen-
tiert den Fall auf Anfrage nicht.
Nicht immer geht es offenbar so
glimpflich aus wie bei Schmidt. Caberta
berichtet von einem früheren Fall aus
Frankfurt, bei dem sich eine Japanerin
über ein Datingportal in einen Piloten
verliebte. Er habe sie ins Scientology-
Zentrum in Frankfurt mitgenommen,
und sie sei auf die Angebote eingegan-
gen. Sie absolvierte Einstiegskurse, ging
in Vorkasse für weitere Einheiten, zahl-
te rund 30.000 Euro an Scientology.
Erst dann suchte sie Hilfe. Mit Unter-
stützung eines Anwalts habe die Japa-
nerin Geld zurückbekommen, sagt Ca-
berta. WELT AM SONNTAG liegen in-
terne Dokumente zum Fall vor.
Auf Anfrage teilte Scientology Frank-
furt mit, der Fall sei bekannt. Jedoch
könne man die Fakten so nicht bestäti-
gen. Die Japanerin sei aus freien Stü-
cken beigetreten und habe den Fall nur
so dargestellt, um ihr Geld zurückzuer-
halten. Man habe sich juristisch geei-
nigt. Im Rahmen eines Vergleichs-
schlusses habe die Japanerin ihre Versi-
on nicht weiter aufrechterhalten. Die
Parteien hätten sich zur Verschwiegen-
heit verpflichtet.
Viel spricht dafür, dass dies keine
Einzelfälle sind. Im Forum von Elite
Partner, einer der führenden deutschen
Partnerschaftsvermittlungen, finden

sich mehrere Diskussionen mit Bezug
auf Scientology. Eine Frau schreibt:
„Scientology ... gefährlich? Harmlos?
Beziehung möglich?“ Nutzerin „Ange-
le“ berichtet in einem anderen Chat, sie
sei vermutlich an einen Scientologen
geraten und fragt: „Woran kann man er-
kennen, ob der Mann oder die Frau,
den/die ihr seit Kurzem kennt, Mitglied
von Scientology sein könnte?“
Die Sekte scheint erkannt zu haben,
welches Potenzial Partnerschaftsver-
mittlungen für ihre Zwecke bergen. In-
sider berichten, dass Scientology über
eine Unterorganisation mittlerweile ei-
ne eigene Dating-Plattform aufgebaut
hat: http://www.freespiritsingles.com. Auf den
ersten Blick sieht die Homepage aus wie
eine ganz normale Singlebörse. Ein jun-
ges, bildhübsches Pärchen ziert die
Startseite, lachend stehen sie am
Strand. Daneben prangt die Botschaft:
„Verbinde dich mit Leuten, mit denen
du leicht kommunizieren kannst.“ Die
Erstanmeldung ist kostenlos.
Erst weiter unten auf der Website fin-
den sich Spuren, die zu Scientology füh-
ren. Im Impressum steht der Name von
L. Ron Hubbard, jenem Mann, der
Scientology 1954 gründete. Hinzu
kommt, dass gleich mehrfach auf die
Organisation „The Way to Happiness“
verwiesen wird – „Der Weg zum Glück-
lichsein“. Expertin Sabine Riede erklärt,
dass dies eine Tarnorganisation von
Scientology sei. Deutsche Aussteiger
hätten ihr im vergangenen Jahr zudem
mehrfach berichtet, dass sich Scientolo-
gy über http://www.freespiritsingles.comneue
Mitglieder erhoffe.
Der Hamburger Verfassungsschutz
bestätigt die Verbindung. „Der Weg
zum Glücklichsein“ sei wie „Jugend für
Menschenrechte“ oder „Sag NEIN zu
Drogen – Sag JA zum Leben“ eine Kam-
pagne von Scientology, um „tatsächli-
che Ziele und Praktiken zu verschlei-
ern“. Diese Kampagnen würden von
Scientology finanziert und gesteuert.
Die Organisation weist die Vorwürfe als
„Fake News und Propaganda“ zurück.
In Baden-Württemberg schaffte es ein
Scientologe laut Verfassungsschützern
im vergangenen Jahr jedoch sogar, als
Referent einer Kampagne Zugang zu ei-
ner Schule zu erhalten. Erst später wur-
de den Verantwortlichen klar, wer ei-
gentlich dahintersteckte.
Scientology möchte – trotz aller Pro-
bleme – weiterhin wachsen. Und die Or-

ganisation denkt groß. In Stuttgarts
Zentrum, zehn Gehminuten vom
Hauptbahnhof entfernt, steht seit zehn
Monaten die neue Zentrale. An der
Stirnseite des Gebäudes prangt das
Kreuzsymbol von Scientology. Es ist der
Eingang zu ihrem Glaubenstempel,
rund 7000 Quadratmeter groß. Rund
acht Millionen Euro soll das Gebäude
gekostet haben, noch einmal die gleiche
Summe kostete laut Scientology zusätz-
lich die Einrichtung – finanziert mit
Beiträgen von Mitgliedern und einem
Darlehen der US-Zentrale.
Bilder geben Einblicke, was die Besu-
cher drinnen erwartet: ein Buchladen
mit den Werken Hubbards; Schulungs-
räume; das sogenannte „Reinigungszen-
trum“, in dem laut Insidern teilweise
über Stunden Saunagänge und Kuren
mit Vitaminpräparaten durchgeführt
werden. Zudem gibt es, wie in jeder an-
deren Zentrale, ein Büro zu Ehren des
verstorbenen Hubbard. Die neue Zen-
trale zeige, wie strategisch wichtig
Stuttgart als wirtschaftliche Hochburg
für Scientology sei, sagt ein Experte des
Verfassungsschutzes in Baden-Würt-
temberg. „Wir gehen davon aus, dass
Scientology die Errichtung weiterer
Zentren in Deutschland plant.“
WELT AM SONNTAG hat jeweils ei-
nen Fragenkatalog an die Scientology-
Niederlassungen in Stuttgart, Hamburg,
München und Frankfurt geschickt. Die
von ihnen genannten Mitgliederzahlen
übersteigen die Angaben des Verfas-
sungsschutzes teilweise um ein Vielfa-
ches. Scientology Frankfurt teilte mit,
dass das Datingportal freespiritsingles-
.com auf keiner Initiative der Scientolo-
gy-Kirche basiere und auch nicht organi-
satorisch von ihr geleitet werde. Die
weitere Erklärung klingt einigermaßen
abstrus: Ein Scientology-Single habe
dieses Portal wohl aus persönlichem In-
teresse eingerichtet. Grundsätzlich sei
es Privatsache von Mitgliedern, wenn
sie Datingportale nutzten.
Legt man sich bei freespiritsingles ein
Profil an, wird man gebeten, mehrere
Steckbriefe über sich auszufüllen. Ge-
fffragt wird unter anderem, welcher Eth-ragt wird unter anderem, welcher Eth-
nie und welcher Religion man angehört,
ob man dick ist oder eher athletisch, ob
man raucht. Und zwischendrin findet
sich noch das Feld, in dem man sein Jah-
resgehalt angeben soll. Die Liebe der
Sekte zielt auf den Geldbeutel.
*Name geändert, d. Red

Scientology tritt


stark auf in


Deutschland,


obwohl die


Mitgliederzahlen


sinken. Nun ködern


Scientologen neue


Anhänger offenbar


über Datingportale.


Ahnungslose


tappen in die Falle


Neue Zentrale in Stuttgart: Scientology will expandieren – doch die Mitgliederzahlen sinken

VONIBRAHIM NABER

IIMAGO/ARNULF HETTRICHMAGO/ARNULF HETTRICH

;GETTY IMAGES (2) / MONTAGE: WELT AM SONNTAG;GETTY IMAGES (2) / MONTAGE: WELT AM SONNTAG

SCIENTOLOGY ONLINE-DATING NEUE MITGLIEDER


Date


mit


der


Sekte


https//www.glaube+++liebe+++geld.com


WAMS_DirWAMS_DirWAMS_Dir/WAMS/WAMS/WAMS/WAMS/WSBE-HP/WSBE-HP
28.07.1928.07.1928.07.19/1/1/1/1/Aaw1/Aaw1 EKOCHNEV 5% 25% 50% 75% 95%

Abgezeichnet von:
Artdirector

Abgezeichnet von:
Textchef

Abgezeichnet von:
Chefredaktion

Abgezeichnet von:
Chef vom Dienst

15


28.07.19 28. JULI 2019WSBE-HP


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WELT AM SONNTAG NR.30 28.JULI2019 SEITE 15

LEBEN & WISSEN


Schmuggelware:Kein Tier ist begehrter als der Pangolin S. 21


Ende des


Faktenchecks


Vorgestern war es so weit: Sämtliche
Datenvolumen der Kinder waren
verbraucht, die Smartphones somit
wertlos, kalte Kohle des digitalen
Lifestyles. Vorher bestand meine
Reisegruppe aus vorwiegend jungen
Menschen, die mitten in einer der
schönsten Landschaften der Welt sa-
ßen und täglich bis zu zehn Stunden
„Haus des Geldes“ auf ihre Telefone
streamten oder Onlinespiele zock-
ten. Sie sprachen wenig mit mir und
wenn doch, veri– oder falsifizierten
sie jede einzelne meiner Äußerungen
durch einen Sprung zu Google.
Die Erdbeere ist kein Obst, son-
dern eine Nuss. Paul Newman starb
bereits 2008 und nicht erst vorletz-
tes Jahr. Die italienische Küste ist
7600 Kilometer lang. Eigentlich alles
total hupe. Man vergisst diese Fak-
ten auch sofort wieder, denn es
hängt nichts von diesem Wissen ab.
Dennoch unterliegt unser Leben in-
zwischen einem andauernden Fak-
tencheck, der mir nicht nur im Ur-
laub, sondern auch zu Hause zuneh-
mend auf den Keks geht.
Dieser Kontrollwahn hat nämlich
nervtötende Folgen für unsere Gesell-
schaft, besonders bei Essenseinladun-
gen. In prädigitalen Zeiten konnte
man sich stundenlang über Dinge un-
terhalten, von denen man nicht viel
wwwusste. Man stellte Theorien überusste. Man stellte Theorien über
Namibia auf, man mutmaßte, was
„halal“ genau bedeutet, und man ver-
suchte gemeinsam, alte Schlaflieder
zu rekonstruieren. Wenn man heute
eingeladen ist und äußert, dass man
das „Abendlied“ nicht mehr zusam-
menbekommt, hat schon irgendeiner
sein Handy gezückt und den Text ge-
googelt. Um ein fünfstündiges Essen
durchzustehen, muss man heute un-
gefähr vier Dutzend googelbare The-
men mitbringen und langweilt sich
trotzdem, weil die Aufmerksamkeit,
die sämtliche Smartphones erhalten,
um ein Vielfaches größer ist als jene,
die dem Essen gewidmet wird. Abend-
einladungen entfachen nur noch dann
den Zauber geistvoller Unterhaltung,
wenn die Gastgeber in einem Funk-
loch ohne Glasfaseranschluss leben.
Man müsste sich seine Freunde da-
nach aussuchen, aber man kann ihnen
dann natürlich keine WhatsApp schi-
cken, wenn man auf dem Weg zu ih-
nen eine Autopanne hat.
Nick und seine Freunde verfeuer-
ten das Internetguthaben ihrer
Handyverträge jedenfalls innerhalb
von vier Tagen, und ihr Kreis wurde
immer enger, je mehr Geräte ausstie-
gen. Schließlich saßen sie eine Weile
stumm herum, als wollten sie neue
Flatrates ausbrüten. Doch dann er-
hoben sie sich, sahen einander an, als
hätten sie sich lange Jahre aus den
Augen verloren, und fingen an, ver-
bal miteinander zu kommunizieren.
Speziell bei Finn kam es mir vor, als
hätte ich seinen Stimmbruch glatt
versäumt. Ich habe ihn seit Ewigkei-
ten nichts mehr sagen hören. Seit-
dem plappern sie alle ständig und
durcheinander, was mir gut gefällt.
Gestern Abend erzählte Finn eine
Geschichte, die er im Internet gele-
sen hatte. Man konnte sie nicht ge-
genchecken, und es ist mir egal, ob
sie stimmt oder nicht. In einem Su-
permarkt in den USA hat ein Junge
eine PlayStation für acht Dollar ge-
kauft. Er hat an einer unbemannten,
sogenannten Self-Check-out-Kasse
das Gerät gewogen, es dann als Ge-
müse deklariert und demnach für
acht Dollar Zwiebeln erworben.
Nicks Freundeskreis wartet jetzt
sehnsuchtsvoll auf die Einführung
solcher Kassen in Deutschland.
Inzwischen ist meine Flatrate
auch verbraucht. Zum Lösen eines
Sudoku ist das Internet aber ohnehin
nicht sehr hilfreich. Die Google-An-
frage „Wo kommt die Fünf hin“ führt
nicht zu den notwendigen Erkennt-
nissen. Nehme ich jedenfalls an. Aus-
probieren kann ich es gerade nicht.
Sobald ich wieder zu Hause bin, hole
ich das nach. Als Allererstes.

MEIN LEBEN
ALS MENSCH

VON JAN WEILER

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РЕЛИЗ ПОДГОТОВИЛА ГРУППА "What's News" VK.COM/WSNWS

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ИЗnЗn
nnПППisationen und vermeintliche Sozial-isationen und vermeintliche Sozial-О

chaft breitzumachen; über Tarnorga-
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chaft breitzumachen; über Tarnorga-
isationen und vermeintliche Sozial-isationen und vermeintliche Sozial-О

chaft breitzumachen; über Tarnorga-chaft breitzumachen; über Tarnorga-chaft breitzumachen; über Tarnorga-chaft breitzumachen; über Tarnorga-ДДГ
chaft breitzumachen; über Tarnorga-chaft breitzumachen; über Tarnorga-chaft breitzumachen; über Tarnorga-chaft breitzumachen; über Tarnorga-ООТТ

ich über die Hintertür in der Gesell-ich über die Hintertür in der Gesell-ich über die Hintertür in der Gesell-ich über die Hintertür in der Gesell-ООВ
ich über die Hintertür in der Gesell-ich über die Hintertür in der Gesell-ИИЛ

en darum immer stärker versuchen,
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en darum immer stärker versuchen,
ich über die Hintertür in der Gesell-
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ich über die Hintertür in der Gesell-

en darum immer stärker versuchen,en darum immer stärker versuchen,en darum immer stärker versuchen,en darum immer stärker versuchen,ААГ
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en darum immer stärker versuchen,en darum immer stärker versuchen,Р

xperten beobachten, dass Scientolo-xperten beobachten, dass Scientolo-УУ
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en darum immer stärker versuchen,

xperten beobachten, dass Scientolo-xperten beobachten, dass Scientolo-xperten beobachten, dass Scientolo-xperten beobachten, dass Scientolo-ППА

rganisation ist vielerorts ramponiert.
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rganisation ist vielerorts ramponiert.
xperten beobachten, dass Scientolo-xperten beobachten, dass Scientolo-А

"What's

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"What's

chaft breitzumachen; über Tarnorga-
isationen und vermeintliche Sozial-isationen und vermeintliche Sozial-"What's

News"

ich über die Hintertür in der Gesell-
News"

ich über die Hintertür in der Gesell-
chaft breitzumachen; über Tarnorga-chaft breitzumachen; über Tarnorga-News"

VK.COM/WSNWS

ich über die Hintertür in der Gesell-

VK.COM/WSNWS

ich über die Hintertür in der Gesell-
chaft breitzumachen; über Tarnorga-

VK.COM/WSNWS

chaft breitzumachen; über Tarnorga-
isationen und vermeintliche Sozial-
VK.COM/WSNWS

isationen und vermeintliche Sozial-
rogramme – und offenbar auch überrogramme – und offenbar auch überVK.COM/WSNWS
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