Die Welt am Sonntag - 28.07.2019

(Barry) #1
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28.07.19 28. JULI 2019WSBE-VP1


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WELT AM SONNTAG NR.30 28.JULI2019 SEITE 49

KULTUR


In seiner Antrittsrede sagte Eng-
lands neuer Premierminister Boris
Johnson, er halte es für wahrschein-
lich, dass man sich um das Jahr 2050
herum an die heutige Zeit als den Be-
ginn eines „neuen Goldenen Zeital-
ters für das Vereinigte Königreich“
erinnern werde. Das Goldene Zeital-
ter: Es war Sehnsuchtsort der Anti-
ke, es glänzte am Horizont der
christlichen Religionen und in der
faschistischen Rhetorik Mussolinis.
Es spielte in den psychoanalytischen
Diskursen über die Kindheit von
Freud bis Klein eine Rolle. Das Gol-
dene Zeitalter als politische Verhei-
ßung zu beschwören ist dramatisch,
nahezu pathetisch. Im gegenwärti-
gen populistischen Diskurs taucht
diese Beschwörung auf einmal wie-
der auf, vor allem von rechter Seite –
nicht immer wird sie explizit ge-
macht, aber ihr Versprechen ist zu-
rück. Donald Trump möchte Ameri-
ka wieder so großartig und strahlend
machen, wie es unter Ronald Reagan
angeblich war. Marine le Pen be-
schwört die Rückkehr zu den Jahren
des Wirtschaftswachstums in Frank-
reich, den „Trentes Glorieuses“, die
sich von der Nachkriegszeit bis in
die frühen Siebzigerjahre erstreck-
ten. Ähnlich äußert sich Victor

die frühen Siebzigerjahre erstreck-
ten. Ähnlich äußert sich Victor

die frühen Siebzigerjahre erstreck-

Orbán über die ungarischen Zwi-
schenkriegsjahre.
Was ist das Goldene Zeitalter, wa-
rum bannt es uns? Der griechische
Dichter Hesiod schildert in seinen
Schriften die Entstehung der Welt,
der Götter und Menschen. In „Werke
und Tage“ (700 v. Chr.) entwirft er
den Mythos der Weltzeitalter, an de-
ren Beginn das Goldene Zeitalter
steht. Es ist die Vision einer vorüber-
gehenden Zeit totaler menschlicher
Erfülltheit. Sie sollte über Jahrhun-
derte, gar Jahrtausende hinweg in je-
der gesellschaftlichen Vorstellung
von „besseren Zeiten“ nachhallen.
Das Goldene Zeitalter, so beschreibt
es Hesiod, bestand während der
Herrschaft der Titanen, der ersten
Generation von Göttern, die den
olympischen Göttern vorangingen.
Die Titanen schufen unter Anleitung
des Kronos ein „goldenes Ge-
schlecht“ sterblicher Menschen, die
sich aber ihrer Sterblichkeit nicht
bewusst waren. Sie lebten daher oh-
ne Angst und Sorge, „fern von Mü-
hen und fern von Trübsal“. Wenn sie
starben, dann wie im Traum, wonnig
und ohne es zu merken. Die golde-
nen Menschen lebten solange in
Glück und Fülle bis Zeus, Sohn des
Kronos, sie vernichtete. Sie erschie-
nen dem zukünftigen Gott der Göt-
ter, der den Platz seines mächtigen
Vaters einnehmen würde, dämonen-
haft und unheimlich, in endloser
dumpfer Regression gefangen.
Wenn Boris Johnson oder Donald
Trump vergangene ideale Welten be-
schwören – ob es sich dabei um reale
oder vorgestellte handelt –, beleben
sie mit einer machtvollen Rhetorik
zwar das politische Feld, schränken
es gleichzeitig aber ein. Vielleicht
ohne es zu merken, vielleicht aber
auch auf raffiniert-zynische Weise.
Denn das Goldene Zeitalter ist die
Zeit, die außerhalb der Geschichte
und der menschlichen Möglichkei-
ten liegt, es ist eine Täuschung, ein
Nicht-Ort. Das Leben im Goldenen
Zeitalter scheint dem menschlichen
Leben nur zu ähneln, in Wahrheit
widerspricht es ihm. Denn es gibt
keine Individualität im Goldenen
Zeitalter. Wer es beschwört, entfacht
vergebliche Nostalgie nach etwas,
das es nie gegeben hat, nach etwas,
das nicht sein kann, das höchstens
im Traum aufscheint.
Vor allem aber lässt sich das Gol-
dene Zeitalter nicht ohne sein bruta-
les Ende denken: Die goldenen Men-
schen wurden vernichtet. Die Rede
vom Goldenen Zeitalter als Zeit exis-
tenzieller Perfektion birgt auch im-
mer das Wissen, dass diese Perfekti-
on nicht von Dauer sein kann.

Hesiod,


„Werke und


Tage“


DER AKTUELLE

KLASSIKER

VONSARAH PINES

Bayreuther Festspiele:So sah es aus, das müssen Sie wissen S. 51


Odessa ist eine Frau. Gegründet 1794 von
einer Frau – Katharina der Großen –,
wird sie bis heute liebevoll von den Ein-
wohnern „Mama“ genannt. Kaum eine
Stadt der Welt bewahrt derart ihre Urge-
stalt, die in hundert Jahren aus einem
verlassenen türkischen Fort eine Groß-
stadt machte. Odessa ist heute Millio-
nenmetropole – und dennoch eine alte
Frau. Denn seit der russischen Revoluti-

on vor gut hundert Jahren hat man an ih-
ren Fassaden und Hinterhöfen höchstens
den Verfall ausgebessert, das beständige
Bröckeln übertüncht. Doch die Klimaan-
lagen auf den morschen Klopfbalkons
und der sandige Boden in den Hinterhö-
fffen zeigen eine Metropole, die niemals inen zeigen eine Metropole, die niemals in
der Gegenwart angekommen ist: Die Ma-
ma ist noch da, aber ihre vielen Kinder
aus aller Mütter Länder sind weg. Es
reicht ein Gang durch die Bars und Cafés
direkt gegenüber der weltberühmten Po-
temkintreppe. Jeder kennt sie aus Eisen-
steins Stummfilm. Aufständische sacken
auf den Stufen zusammen, hinter der
zerbrochenen Brille einer Greisin fließt
Blut, ein mutterloser Kinderwagen rollt
die endlosen Kaskaden der Stufen herun-
ter. Heute posieren dort, wo das Genie
ein Massaker inszenierte, das es so nie
gab, junge Paare für Hochzeitsfotos; Rei-
segruppen aus Weißrussland bestaunen
den Blick übers Schwarzmeer, den die
Sowjets systematisch mit Silos und Krä-
nen zugestellt haben. Statt des Revoluti-
onsblutes von 1905 fließen nun Sonnenöl
und Softeis. Es ist Filmfestival in Odessa,
wo sich die vielen posierenden Ukraine-
rinnen endlich so fühlen wollen wie in
Cannes oder am Lido. Catherine Deneu-
ve ist Ehrengast in der monumentalen
Oper, die einst die Wiener Architekten
Helmer und Felmer als vergoldetes Meis-
terwerk hoch überm Hafen errichteten.
Herrscht also endlich Frieden? Gehört
Odessa wieder zu Europa? So einfach ist

die Antwort nicht. Die Ukraine, zu der
des Schwarzmeers größter Hafen heute
gehört, führt einen schwelenden Krieg
um den Donbass und hat die Krim an Pu-
tins Russland eingebüßt. Und schon ist
der Pontos Europa wieder so fern wie am
Anfang, als die Griechen hier den Barba-
ren das Goldene Vlies raubten oder Ovid
aus Rom ans Ende der Welt verbannt
wwwurde: die letzte Welt auf schmalemurde: die letzte Welt auf schmalem
Rand zwischen zwei Wüsten – Wasser
und Steppe.
Es sind die lebensfrohen Menschen,
die alten Damen, die sich an den Beach-
clubs von Odessa mit sowjetischer Un-
erschrockenheit in die schmuddligen
Fluten stürzen, die Jugendlichen, die
mit Bier auf den Parkbänken des Pri-
morsky-Boulevards chillen, die Famili-
en in der Küstenbimmelbahn, die
Odessa ins Heute hieven. In diesem
Heute mag der verschmitzte Kellner
kein Russisch mehr hören und korri-
giert das „Spassiwa“ kopfschüttelnd
zum ukrainischen „Djakuju“. Dabei
war Odessa, gegründet drei Jahre nach
WWWashington, D.C., einst die russischeashington, D.C., einst die russische
Metropole gelebter Differenz, ein za-
ristisches Babylon, in dem unter einem
fffranzösischen Gouverneur die globalenranzösischen Gouverneur die globalen
Getreidebarone Italienisch sprachen,
die jüdischen Kleinhändler die Lokal-
sprache Jiddisch anreicherten, Grie-
chen das Bankgeschäft (und nebenbei
die griechische Unabhängigkeitsbewe-
gung) betrieben, während Tartaren
und Türken die Brücke von Petersburg
in den Orient hier verankerten. Odessa
war das multikulturelle Paradies, von
dem heute viele träumen. Doch es en-
dete als Hölle.
Erst war es die Revolution, die das
VVVölkergemisch der Händler vertrieb.ölkergemisch der Händler vertrieb.
Dann kam der Zweite Weltkrieg, in
dem die Wehrmacht den rumänischen
Alliierten Odessa überließ. Die mach-
ten den Meistern aus Deutschland den
Holocaust nach und ließen von knapp
hunderttausend in der Falle sitzenden
Juden nur ein paar Hundert am Leben.
Charles King sagt es in seiner Stadtbio-
grafie von Odessa lakonisch: „Europäer
stellen sich heute als human, tolerant
und kosmopolitisch vor, weil exakt ihre
Großeltern so viel Zeit damit verbrach-
ten, die genau entgegengesetzten Wer-
te zu verwirklichen.“
Doch weil die Sowjetmacht die Mehr-
heit der jüdischen Bevölkerung von ei-
ner knappen Viertelmillion vorher eva-
kuieren konnte, weil viele versprengte
Juden aus Bessarabien und den vernich-

teten Schtetln der Ukraine in die leere
Judenstadt Moldavanka einzogen, ging
das jiddische Leben hier noch in die
Verlängerung. Sowjetische Jazzer wie
Leonid Utjossow (eigentlich Lasar
Weisbein) besangen Krieg, Befreiung
und Schtetl-Romantik für das Millio-
nenpublikum aus dem Sowjetreich, das
im Gewerkschaftsurlaub Riviera-Ro-
mantik tankte. Heute liegt „Little Odes-
sa“, das die Auswanderer praktischer-
weise gleich mitnahmen, neben Coney
Island in New York, unter kyrillischer
Leuchtreklame natürlich am Strand.
Doch das Sonderbare im entbeinten
Original am Schwarzen Meer: Die riesi-
ge Moldawanka, in der einst zweihun-
derttausend Chassiden zu armen, aber
laxen Großstadteuropäern umgeschult
wwwurden, gibt es immer noch – trotz derurden, gibt es immer noch – trotz der
Pogrome, trotz der Großen Revolution,
trotz der rumänischen Massaker und
Todesmärsche, trotz der Auswande-
rung gen Israel und Amerika. Die he-
runtergekommenen Straßenzüge be-
ginnen hinter dem El-
ternhaus von Isaak Ba-
bel. Er schilderte die
produktive Zerstörung
des Kosmos aus Handel
und Kleinkriminalität,
Armut und Protz in ei-
nem eigentümlich rus-
sisch-jiddischen Jargon,
nach dem er sich noch
in Moskau und Paris le-
benslang sehnte. Babel
war einer der zahlrei-
chen jüdischen Intellek-
tuellen und Musiker aus
Odessa, die das Verspre-
chen der Hafenstadt auf
Zugehörigkeit in die
Sowjetunion mitnah-
men – und wie fast alle
Propheten des Kommu-
nismus dafür von Stalin
umgebracht wurde. Spätestens ab 1917
hatte nämlich die Moderne begonnen,
die mit flirrenden Metropolen ohne
fffeste Identität nichts anfangen konnte.este Identität nichts anfangen konnte.
Wie über Wilna oder Czernowitz, über
Saloniki, Sarajewo oder Triest ging
auch über Babels Moldawanka der töd-
liche Sturm der Vereinheitlichung hin-
weg, der die Friedhöfe des vorigen
Jahrhunderts voll machte. Doch nur in
Odessa ist noch die ganze Szenerie da;
der Weltbürgerkrieg hat die Zuckerbä-
ckerpaläste der Zarenzeit ebenso in-
takt gelassen wie die verlotterten Hof-
häuser der Moldawanka. Eigentlich ist

diese ganze Hülle von Weltstadt, durch
die man im Abgas der alten Westautos
locker stundenlang in jede Richtung
spazieren kann, ein einziger histori-
scher Hinterhof, umhegt von andert-
halbstöckigen, brüchigen Sandstein-
bauten. In diesen abgezirkelten Gevier-
ten mit Loggien und Balkonen, Gemü-
sebeeten, Brunnen und einem Back-
ofen fand das gemeinschaftliche Leben
von Menschen statt, denen die Zivilisa-
tion statt Schtetl eine großstädtische
Nachbarschaft in einer Art plattem
New York anbot. Bis heute reparieren
hier die Bewohner ihre alten Autos,
ziehen Tomaten, improvisieren halböf-
fffentliche Friseursalons, wo schon umentliche Friseursalons, wo schon um
1 880 der früheste Zionismus die Aus-
wanderung nach Palästina organisier-
te, weil hellsichtige Odessiten wie Leo
Pinsker oder Wladimir Jabotinsky dem
fffaulen Religionsfrieden im Zarenreichaulen Religionsfrieden im Zarenreich
nicht trauten.
Odessa zeigt uns als imposante Rui-
nenstadt der Ideologien, dass und wo
diese Vielvölkerutopie
kurzzeitig möglich
war – und warum es
sie heute längst nicht
mehr gibt. Nicht ein-
mal Kreuzfahrtschiffe
steuern den Hafen
mehr an, weil die Tou-
ristenziele der Krim
fffutsch sind; die Ar-utsch sind; die Ar-
beitslosigkeit ist gi-
gantisch. Stattdessen
landen amerikanische
Truppentransporter
auf dem sowjetisch an-
gehauchten Flughafen,
auf dem vor über 70
Jahren Heinrich Böll,
aufs Himmelfahrts-
kommando der Krim
wartend, für ein letz-
tes warmes Essen sei-
ne Uhr verscheuerte. Es scheint, als kä-
me Odessa – diese Mama ohne Kinder –
auch in der neuen Ukraine nicht vom
Schicksal los, als Wasserscheide der
Ideologien herzuhalten. Von den vielen
Identitäten und Sprachen der Gründer-
jahre sind heute nurmehr die russische
und die ukrainische übrig, offenbar im-
mer noch eine zu viel. Zwischen zwei
WWWüsten, der Steppe und dem Meer, istüsten, der Steppe und dem Meer, ist
eben sehr wenig Platz, gerade genug für
eine Metropole aus Hinterhöfen. Aber
vielleicht nicht genug für die europäi-
sche Utopie, für die Fürst Potemkin sie
einst erbauen ließ.

Herrscht also endlich Frieden?


Am Schwarzen Meer


liegt eine Stadt, die


einst vielen Völkern


Heimat war.


Revolution und Krieg


fegten die Vielfalt


hinweg. Heute


taumelt Odessa


zwischen Krieg und


Riviera. Bericht aus


einer zerrissenen


Gegenwart


Ort eines Massakers, das es so nie gab: sterbender
Matrose auf der weltberühmten Hafentreppe von
Odessa in „Panzerkreuzer Potemkin“

ULLSTEIN BILD

VONDIRK SCHÜMER

Potemkin-Treppe in
Odessa, Ukraine 2003

ACTION PRESS

/MATTHIAS STOLT

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