Die Zeit - 25.07.2019

(WallPaper) #1

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lysiert. Ja, auch Jungs machen das. Weil auch wir Gefühle
haben. Manchmal.
Bis zu einer Beziehung hat sich das nie entwickelt. Ich
war in meiner Fantasie immer nur so weit, dass das Mäd-
chen mir sagt, dass es mich auch ganz gut findet. Was
danach geschieht, darum ging’s mir nie. Ich war so ein
bisschen wie ein Hund, der dem Stöckchen hinterherjagt,
und wenn er das Stöckchen hat, dann weiß er auch nicht,
warum er es unbedingt wollte. (Ich will hier niemanden
mit einem Stöckchen vergleichen, es geht mir eher um
meinen Part dabei.)
Ich glaube, ich hatte Angst, andere Menschen zu verlet-
zen, irgendwie hatte ich immer so ein unfassbar ungutes
Gefühl, wenn jemand mich mit diesen verliebten Augen
erwartungsvoll anguckte. Ich wollte mich dann immer nur
schnell in meinem Kinderbett verstecken.
Mittlerweile bin ich aber optimistischer geworden, was
Liebe angeht. Liebe ist ja auch eine Chance, seine Ängste
und Wünsche hintanzustellen und wirklich zu versuchen,
einen anderen Menschen mit allem, was er mit sich bringt,
zu verstehen und ihm dadurch wirklich nahe zu sein. Und
dabei zu merken, dass man die Welt auf eine andere Art
lesen, hören und sehen kann.
Anders gesagt, ich hätte nie gedacht, dass mir jemand Tols-
toi auf Russisch zum Einschlafen vorlesen würde und dass
das etwas ist, was in meinem Leben gefehlt hatte. Ich wusste
auch nicht, dass es pinkfarbene Delfine im Amazonas gibt
oder dass ich gerne kitschige japanische Musik höre.
Jedenfalls geht’s mir gerade ziemlich gut. Und wenn ich
dem Paul von früher, dem Fantasy-Buch-Verschlinger und
Liebhaber schlechter Filme, ein paar Ratschläge geben
müsste, dann wären das folgende: Junge, komm mal klar!
Stress dich nicht so hart mit der Zukunft, und freu dich

auf die nächsten fünf Jahre. Du musst noch nicht wissen,
was du später machen willst. Selbst ich, der alte Mann aus
der Zukunft, hab keine Ahnung, und das ist auch gut so.
Tob dich aus! Guck nicht so viele Serien, geh mehr raus,
und find neue Menschen! (Das alles würde ich dann den
Synchronsprecher von Batman auf die Voice mail des Pauls
aus der Vergangenheit sprechen lassen. Ich glaube, sonst
würde ich zu dem Dickkopf nicht vordringen.)
Wahrscheinlich wird es die nächsten Jahre erst mal so
weitergehen. Etappen auf einer Wanderung mit kleinen
Hütten, wie der Universität, wo man dazugehören und
sich ausruhen kann, um wieder neue Pläne zu schmieden,
andere Leute kennenzulernen, neue Sachen zu lernen und
sich inspirieren zu lassen. Um dann eines Morgens wieder
dieses Fernweh zu verspüren und zu wissen, dass man sich
wieder auf den Weg machen muss, um einen neuen Platz
für sich zu finden.
Und obwohl man weiß, dass die Wanderung jederzeit
vorbei sein könnte, putzt man sich die Zähne, wäscht sich
das schmutzige Gesicht, hängt die stinkigen Socken nach
draußen und packt seinen Rucksack auf ein Neues. An
manchen Tagen fühlt sich der Rucksack schwer an, und die
Beine sind wie Blei und die Füße voller Blasen, aber irgend-
was treibt einen dazu weiterzulaufen, zur nächsten Hütte.

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Hinter der Geschichte: Aus dem Beitrag »Hallo,
mein Name ist Paul ...«, den Paul Bühre 2 014 wäh-
rend seines Schülerpraktikums beim ZEITmagazin
schrieb, wurde später ein Buch: »Teenie-Leaks«.
Mittlerweile ist sein zweites bei Ullstein erschienen:
»Das Jahr nach dem Abi«

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