Die Zeit - 25.07.2019

(WallPaper) #1

  1. Juli 2019 DIE ZEIT No 31


Die 737 war zu dem Zeitpunkt bereits seit 1967
auf dem Markt. ihren Erfolg verdankt sie auch der
lufthansa. Dort arbeiteten nach dem Krieg viele
ehemalige luftwaffenangehörige, die von Boeings
Bombern beeindruckt waren. »Wenn lufthansa die
737 nicht geordert hätte, wäre das Modell nie in
Serie gegangen«, erinnert sich Bob Bogash, der den
Prototyp einst mitentwickelt hat und zum Treffen
mit der ZEIT im selbst gebauten Kleinflugzeug von
seinem Alterswohnsitz auf der Olympic-Halbinsel
nach Everett kommt.
Mehr als 7300 Exemplare der 737 hat Boeing
seitdem gebaut, sie sind weltweit im Einsatz. Doch
als die ingenieure die Maschine ein halbes Jahr-
hundert später weiterentwickeln wollten, um sich
gegen Airbus zu behaupten, war das Alter des Mo-
dells ein Problem. Die erste 737 war zu einer Zeit
entworfen worden, zu der die Flughäfen noch viel
kleiner waren. Damit der Flieger auch ohne Trans-
portbänder oder lifts be- und entladen werden
konnte, war das Fahrgestell so konzipiert, dass die
Maschine auf dem Rollfeld nah am Boden war. Die
Entwickler der neuen 737 Max konnten die neuen,
sparsameren Turbinen deshalb nicht unter die
Flügel montieren. Die lösung der ingenieure: Sie
brachten die Turbinen weiter vorne an den Flügeln
an. Doch dadurch drohte die Max nach hinten zu
kippen. um diese Gefahr zu bannen, entwickelte
Boeing eine Software, genannt Maneuvering Cha-
racteristics Augmentation System oder kurz MCAS.
Meldet ein am Rumpf des Fliegers angebrachter
Sensor, dass das Flugzeug in Schieflage zu geraten
droht, steuert die Software die Heckflosse dagegen.
Experten, die die Abstürze untersuchen, gehen
davon aus, dass vor beiden Crashs das MCAS durch
eine fehlerhafte Messung des Sensors ausgelöst
wurde. in den Trainingsunterlagen für die Piloten
ließ Boeing das MCAS zunächst unerwähnt. So
sind in den Aufzeichnungen aus dem Cockpit der
indonesischen lion-Air-Maschine vom 29. Ok-
tober die Piloten zu hören, wie sie verzweifelt in der
Bedienungsanleitung nach einer Möglichkeit su-
chen, die Maschine hochzuziehen. Augenblicke
später stürzte die 737 Max mit allen 189 Menschen
an Bord in die Javasee.
Erst acht Tage nach dem Absturz ergänzte Boeing
die Bedienungsanleitung um instruktionen, was im


Fall einer Fehlfunktion des Systems zu tun sei. Auf
Anfrage der ZEIT erklärte das unternehmen: »Eine
Abwärtspositionierung kann unter bestimmten
umständen durch unterschiedliche Bordsysteme
ausgelöst werden. Die geeignete Gegenmaßnahme
bei einer unabsichtlichen Abwärtsbewegung, egal
durch welche ursache, ist in den bestehenden Pro-
tokollen enthalten.« um das Flugzeug in einem
solchen Fall wieder aufzurichten, müssen die Piloten
demnach über einen Hebel das Höhenruder von
Hand herumreißen. Die Piloten des Ethiopian-Air-
lines-Fluges 302 vom 10. März 2019 versuchten,
das Höhenruder entsprechend manuell zu bedie-
nen. Das funktionierte offenbar nicht, denn eine
Minute und 49 Sekunden später zerschellte die
Maschine mit 157 Passagieren und Crewmitglie-
dern an Bord. Das ergibt sich aus dem vorläufigen
untersuchungsbericht.
Nach dem Crash des Etho-
pian-Airlines-Flugzeugs erklärte
die uS-Aufsicht FAA die
Max zunächst weiter für sicher.
Doch nachdem mehr als ein
Dutzend internationale Flug-
aufsichts behör den, darunter die
Chinas, indiens und der Eu, ein
Flugverbot verhängt hatten, zog
die FAA am 13. März nach und
untersagte den Einsatz der Max
auch in den uSA.
Bevor die 737 Max auf der
Grundlage der 737 gebaut wur-
de, war das Modell bereits mehrfach modernisiert
worden. Boeing hätte stattdessen ein völlig neues
Flugzeug entwickeln sollen, sagt der Entwickler Bob
Bogash. Doch für Boeings Kunden ist die Anschaf-
fung eines neuen Flugzeugtyps mit erheblichem
Aufwand verbunden. Die infrastruktur muss an-
gepasst, Piloten und Bodenpersonal müssen auf den
neuen Maschinen geschult werden. Kosten, die die
Fluggesellschaften gerne vermeiden. Die Entwick-
lung eines neuen Modells wäre für Boeing ein
finanzielles Risiko gewesen. Nicht nur hätte dieser
Prozess selbst Milliarden Dollar verschlungen,
sondern auch genügend Kunden hätten von dem
neuen Flugzeug überzeugt werden müssen. Solche
Wetten sei Boeing in seiner Geschichte immer
wieder eingegangen, sagt Bogash. »Old Boeing«
hätte auf ein brandneues innovatives Flugzeug

gesetzt, glaubt der unternehmensveteran. laut
Boeing sei die 737 Max »angesichts der überzeu-
genden Entwicklungsoptionen die erste Wahl ge-
wesen. Die Entscheidung musste den Kunden den
besten Mehrwert bieten«, so ein Konzernsprecher.
Auch andere langjährige Boeing-Mitarbeiter
wollen einen Kulturwandel bemerkt haben. Bill
Razeto kam als junger ingenieur in den Siebzigern
nach Everett. Boeing war gerade auf dem Titel des
Time Magazine gefeiert worden. Bei dem unter-
nehmen habe sich damals alles um das Produkt
gedreht. »Es gab eine Begeisterung, die ich später
nicht mehr so gespürt habe«, sagt Razeto, der erst
vor Kurzem in Rente gegangen ist. im Jahr 2001
verlegte die Führung den Firmensitz nach Chicago.
Damit war das Management 3000 Kilometer von
den ingenieuren und den Montagearbeitern ent-
fernt. Dafür war es näher am
Kapitalmarkt. Chicago ist nach
New York der wichtigste Fi-
nanzplatz der uSA.
Nach der Fusion mit
dem Konkurrenten McDonnell
Doug las 1997 wurde dessen
CEO Harry Stonecipher zur
Nummer zwei bei Boeing. Er
machte keinen Hehl daraus,
dass er Boeing verändern wollte.
Gleich nach seinem Antritt er-
klärte er in einem interview, das
bei der Belegschaft für Auf-
regung sorgte, Boeing sei keine
Familie, sondern ein Team. und wer seine leistung
nicht bringe, fliege raus. Nachdem er CEO wurde,
veränderte er auch die Art, wie Boeing Flugzeuge
entwickelte und baute. Das unternehmen begann,
weite Teile der Produktion auszulagern und an
Standorten zu produzieren, wo die Gewerkschaften
wenig zu sagen haben.
Stan Sorscher ist Arbeitnehmervertreter bei der
Society for Professional Engineering Employees in
Aerospace, in der vor allem ingenieure und Tech-
niker organisiert sind. Er ist überzeugt davon, Boe-
ings Probleme seien nicht zuletzt darin begründet,
dass das unternehmen den Fokus immer mehr auf
Profit und Kosten gerichtet habe und immer weni-
ger auf Produkte und Mitarbeiter. Der Gewerk-
schafter glaubt die ursache zu kennen: die Share-
holder-Value-lehre, die zunächst in akademischen

Zirkeln aufgekommen und dann von Managern
übernommen worden war.
Nach diesem Ansatz stehen die interessen der
Aktionäre (Shareholder) im Mittelpunkt. Etliche
Firmen, die einmal Sinnbilder für die uS-industrie
waren und dieser Doktrin folgten, gerieten später
in die Krise. General Motors musste 2009 insolvenz
anmelden und wurde mit Staatshilfen als kleineres
unternehmen wiedergeboren. General Electric, das
ab 1981 von dem Manager Jack Welch geführt
wurde, ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst.
im Jahr 2000 war das unternehmen an der Börse
600 Milliarden Dollar wert, derzeit sind es 80 Mil-
liarden. Zu den Managern, die unter Welch bei GE
arbeiteten, gehörte Harry Stonecipher.
Der Ökonom William lazonick, der an der uni-
versity of Massachusetts lehrt, glaubt, dass auch
Boeing dieser Entwicklung zum Opfer fällt. in einer
Studie kommt er zu dem Schluss, dass Boeing für
rund sieben Milliarden Dollar mehr einen neuen
Flugzeugtyp hätte entwickeln können, statt die 737
nur zu modernisieren. Das unternehmen habe mit
dem Geld aber etwas anderes gemacht. Es habe seit
2013 im Schnitt pro Jahr für diese Summe eigene
Aktien zurückgekauft – insgesamt für 42 Milliarden
Dollar. Mit solchen Programmen treiben unter-
nehmen den Kurs in die Höhe, um ihren Aktionä-
ren Gewinne zu bescheren. Topmanager, die in
Aktien vergütet werden, profitieren ebenfalls. Da-
rüber hinaus schüttete das unternehmen in dem
Zeitraum 17 Milliarden Dollar an Dividenden aus.
Kurz nach dem Absturz der lion-Air-Maschi-
ne kündigte Boeing eine 20-prozentige Dividen-
denerhöhung sowie weitere Rückkäufe eigener
Anteile für 20 Milliarden Dollar an. Den Aktio-
nären sollte es an nichts fehlen. Anfang März er-
reichte der Aktienkurs einen Rekordwert von
450 Dollar. Zehn Tage später zerschellte Ethio-
pian-Airlines-Flug 302.
Bei Boeing, glaubt der Ökonom lazonick,
habe die Shareholder-Value-Doktrin und ihre
einseitige Befolgung durch das Management
möglicherweise zu dem fatalen Ausgang bei-
getragen. Fest steht, dass Boeing Gefahr läuft,
sich in die Reihe einstiger ikonen einzureihen,
die nun vor allem eine Rolle in der Wirtschafts-
geschichte des landes spielen.

http://www.zeit.de/audio

18 WIRTSCHAFT


Im Sinkf lug Fortsetzung von S. 17


Ein Chef für


den IWF


Christine lagarde geht zur EZB. Wer wäre ein
guter Nachfolger? Ein Kandidaten-Check
VON INGO MALCHER UND LISA NIENHAUS

Bob Bogash entwickelte die
erste 737 mit

Mark Carney, 54
Er ist Kanadier mit irischem Pass.
Seit 2013 leitet er die Bank of
England, wo er stets vor dem Brexit
warnte. Größte Hürde für ihn ist
seine Herkunft, da der iWF-Chef
traditionell Europäer ist.

Ökonomie-Faktor: ✶✶✶✶✶
Diplomatie-Faktor: ✶✶✶
Austeritätsfaktor: ✶✶✶✶

Nadia Calviño, 50
Sie ist seit 2018 Finanzministerin
Spaniens, war davor General-
direktorin für die Eu-Haushalts-
plannung. Sie fühlt sich in der
Bürokratie zu Hause, ob nun in
Brüssel oder in Madrid.

Ökonomie-Faktor: ✶✶✶✶
Diplomatie-Faktor: ✶✶
Austeritätsfaktor: ✶✶

Jeroen Dijsselbloem, 53
Er war niederländischer Finanz-
minister und Eurogruppen-Chef.
Den Süden Europas empörte er
mit einem Vergleich, der nahelegte,
dass die länder ihr Geld für
Schnaps und Frauen ausgäben.

Ökonomie-Faktor: ✶✶
Diplomatie-Faktor: ✶✶✶
Austeritätsfaktor: ✶✶✶✶✶

Kristalina Georgiewa, 65
Die Bulgarin war Vizepräsidentin
der Eu-Kommission und ist
Geschäftsführerin der Weltbank.
Sie ist die urenkelin eines berühm-
ten bulgarischen Revolutionärs.

Ökonomie-Faktor: ✶✶✶✶
Diplomatie-Faktor: ✶✶✶✶
Austeritätsfaktor: ✶✶

Olli Rehn, 57
Er war Eu-Kommissar für Wirt-
schaft während der Euro-Krise.
Nun leitet er die finnische Noten-
bank. Er ist ein guter Kandidat
für alles Mögliche, zuletzt auch
für den EZB-Chefposten.

Ökonomie-Faktor: ✶✶
Diplomatie-Faktor: ✶✶✶✶✶
Austeritätsfaktor: ✶✶✶✶

Mário Centeno, 52
Er ist seit 2018 Finanzminister
von Portugal und seit 2017 Chef
der Eurogruppe der Finanzminister.
Als Eurogruppen-Chef ist er
während seiner Amtszeit kaum
aufgefallen.

Ökonomie-Faktor: ✶✶✶✶
Diplomatie-Faktor: ✶✶
Austeritätsfaktor: ✶

E


s gibt ein Schau-
bild, das die dro-
hende Klimakata-
strophe und das
Versagen der Menschheit in
einem einzigen Bild zusam-
menfasst, Keeling-Kurve heißt
es. Sie stellt die Konzentration
von CO₂ in der luft dar, seit


  1. Damals lag die Konzentra-
    tion bei unter 320 ppm (parts per
    million), heute bei 415 ppm. Die
    Einheit – parts per million – ist kom-
    pliziert, einfacher zu verstehen ist,
    welchem Trend die Kurve seit ihrem
    Anfang folgt: steil nach oben.
    Die leopoldina, die Nationale Akade-
    mie der Wissenschaften, hat die Keeling-
    Kurve jetzt auf die erste Seite ihrer Stellung-
    nahme zum Klimaschutz gedruckt, die am
    Dienstag erschienen ist. Die beschäftigt sich mit
    den Klimazielen Deutschlands. Die Keeling-Kur-
    ve ist sowohl ein Zeugnis des Scheiterns als auch
    eindringliche Warnung.
    Seit 1652 gibt es die leopoldina, sie ist eine ehr-
    würdige Versammlung der klügsten Köpfe des landes.
    Mit der Stellungnahme schaltet sie sich ein in eine politi-
    sche Debatte, die seit Monaten tobt: den Streit um den
    Klimaschutz. Die knapp 27 Seiten sind an die Politik und die
    Öffentlichkeit gerichtet. Für die deutsche Regierung sind sie
    einerseits ein klarer Ausdruck ihres bisherigen Versagens, aber auch
    ein Arbeitsauftrag. Denn was die 14 Autorinnen und Autoren schrei-
    ben, ist so klar, deutlich und dringlich formuliert, dabei wissenschaft-
    lich fundiert, wie man es selten liest.
    Die Autoren fordern »einen unmittelbaren Transformationsschub«,
    ausgelöst durch einen Preis für Kohlenstoff. Der müsse kommen,
    und zwar so schnell wie möglich. in den Worten der Akademie
    als »unverrückbare klimapolitische Strategie«. Sonst ließen sich
    die Klimaschutzziele bis 2030 nie und nimmer einhalten. Er
    solle für alle Sektoren von Verkehr über Energie bis hin zur
    industrie gelten, und er müsse deutlich über den 25 Euro
    pro Tonne liegen, die heute im europäischen Emissions-
    handel erzielt werden. Die momentanen ungerechtig-
    keiten für die Bürger sollen abgeschafft werden, etwa
    die Stromsteuer, die vor allem kleinere Einkommen
    belastet und viele Ausnahmen für energieintensi-
    ve industrien macht.
    Was der richtige Weg zu den Klimazielen
    2030 ist – eine Steuer oder ein ausgebauter
    Handel mit Emissionszertifikaten –, steht
    nicht im Papier. Die Akademie ergreift
    nicht Partei in Detailfragen, sondern for-
    dert von der Politik, die leitplanken
    richtig zu setzen. Zu regeln, welche
    Technologie sich durchsetzt, etwa bei
    der Frage nach dem richtigen Energie-
    speicher, ist Aufgabe des Marktes,
    wenn die Rahmenbedingungen gut
    gesetzt sind. Darin steckt ein tiefes
    Vertrauen in die gestaltende Kraft
    des Kapitalismus.
    Die Bereitschaft der Bevöl-
    kerung, Entscheidungen zum
    Klimaschutz mitzutragen, war
    noch nie so groß wie heute,
    finden die Forscher. Das
    zeigte der Erfolg der Grünen


bei der Europawahl. Wich-
tig dabei sei, die Einnahmen
wieder transparent in Klima-
schutz zu reinvestieren und
die Belastung sozial gerecht zu
verteilen.
Neben der moralisch-ethi-
schen Frage nennen die Autorin-
nen und Autoren ein finanzielles
Argument für schnelle Maßnah-
men: das Nichtstun sei teurer als die
Transformation. Wenn Deutschland
seine Klimaziele verfehlt, müsste es
nach Eu-Recht bis 2030 geschätzt 62
Milliarden Euro zahlen. Als Strafe dafür,
dass es seine Zusagen nicht einhält. Viel
Geld, das man anders verwenden könnte,
zum Beispiel für den Klimaschutz. Der Geo-
loge Gerald Haug, einer der Sprecher der
Arbeitsgruppe, die das Papier geschrieben hat,
sagt: »ich finde es sinnvoller, das Geld in die eigene
infrastruktur zu stecken und in einen umbau des
Systems zu investieren, als später für die Nicht-
einhaltung unserer Verpflichtungen zu bezahlen.«
Aufgaben, für die diese investitionen benötigt
werden, gibt es einige: das Energiesystem dezentralisieren,
in erneuerbare Energien investieren, das Stromnetz moder-
nisieren, es intelligent vernetzen. im Verkehr, vor allem bei
den Öffentlichen, auf der Schiene und beim Transport von
Gütern, auf Elektrifizierung setzen, intelligente Mobilität mög-
lich machen, statt die Bürger zum eigenen Pkw zu animieren, im
Straßenverkehr Hybridlösungen fördern und in regionale Produk-
tion investieren – die Aufgabenliste für die Politik erscheint lang. Aber
unmöglich ist die Transformation nicht. »Mit unseren bestehenden
Technologien könnten wir unsere Emissionen um 80 Prozent reduzie-
ren, und es würde gar nicht so wehtun«, behauptet Gerald Haug. Er
bezieht sich dabei auf Studien, die belegen, dass solch eine Re duk-
tion gelingen könnte, wenn etwa die Energiewende beschleunigt
würde, mehr Gebäude saniert und mehr Wohnungen mit
erneuerbarer Energie beheizt würden. Kosten verursachte
das natürlich trotzdem.
Für die Wirtschaft, schreibt die Akademie, sei die
Transformation aber auch eine Chance. Denn das
Pariser Klimaschutzabkommen haben 194 Staaten
unterzeichnet – und die suchen nach technischen
lösungen, um ihren Ausstoß an Treibhausgasen
zu reduzieren.
Wenn man die Keeling-Kurve, die bislang
nur einem Trend folgt, zehn Jahre in die Zu-
kunft projiziert, landet man bei 450 ppm.
Das letzte Mal, dass so viel Treibhausgas in
der Atmosphäre war, ist drei Millionen
Jahre her. Menschen gab es damals noch
nicht, nur behaarte Primaten. Die nörd-
liche Halbkugel war damals praktisch
eisfrei, der Meeresspiegel um mindes-
tens sieben Meter höher. Das Zwei-
Grad-Ziel von Paris wäre dann nicht
mehr zu erreichen. Teile der Welt
wären unbewohnbar, Menschen
aus ihrer Heimat vertrieben – so
schreibt es die Akademie. Noch
gibt es kein Schaubild, das
dieses Szenario vermittelt. Die
Welt wäre für uns angeneh-
mer, wenn wir es nicht
bräuchten.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften zeigt,


wie Deutschland seine Klimaziele erreichen kann


VON FRITZ HABEKUSS


Die Zeit


wird


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Fotos: action press; Michailidis/Mauritius; European Union; NurPhoto/dpa; SeongJoon Cho/Bloomberg/Getty; Thompson/AP/dpa; European Union (v. o.)
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