Frankfurter Allgemeine Zeitung - 02.03.2020

(Steven Felgate) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen MONTAG, 2.MÄRZ 2020·NR.52·SEITE 19


Wenn es in Deutschland einStahlunter-
nehmen gibt, das sichvon Grund auf neu
erfunden hat, istesdie 164 JahrealteGe-
orgsmarienhütte in derNähe vonOsna-
brück. Der Hochofen istlangeverschwun-
den, an seineStelle ist1994 einriesiger
Gleichstrom-Lichtbogenofen getreten.
Statt Koks und Eisenerzwerden seitdem
Schrotteeingeschmolzen.Die Umrüstung
auf Elektrostahl hat dasWerk,dem die
Stadt GeorgsmarienhütteihrenNamen
verdankt, seinerzeitvordem Untergang
gerettet: Während dieKonkur renz ihre
Hochöfen üblicherweise per Schiffver-
sorgte, musstedie Georgsmarienhütte
(GMH) Erzund Koks zu hohenKosten
auf dem Landweg herbeischaffen. Die
aus derNotgeboreneUmst ellungkönnte
sichals Segen erweisen. Angestoßen wur-
de sievomUnternehmer und späteren
RWE-Vorstandsvorsitzenden Jürgen
Großmann,der das defizitäreUnterneh-
men vomKlöckner-Konzernübernom-
men hatte.
Grund istdie vergleichsweise günstige
Kohlendioxid-Bilanz.Verglichen mit der
Hochofenroutefallen bei derStahlerzeu-
gung aus Schrottrund 80 Prozentweniger
Treibhausgase an. „Beim Klimaschutz
sind wirvorn dabei.Mit Recycling und
Kreislaufwirtschaftleistenwir einengro-
ßen Beitrag zu einer nachhaltigenStahl-
produktion“, sagtFrank Koch,der dasUn-
ternehmen seit Anfang 2017 leitet.Er
setzt darauf, dasssichdies mitwachsen-
den Klimaschutzansprüchen schonkurz-
und mittelfristig in denAuftragsbüchern
niederschlagen wird. 60 Prozent des
GMH-Gruppenumsatzeskommen aus
der Autoindustrie: InForm vonAchstei-
len, Zahnstangen, Lenkungskomponen-
tenund vielen anderen Bauteilenfahreje-
des vierte A utoaus deutscher Produktion
mit Stahl vonGMH. „DerCO 2 -Fußab-
druc kwirdsichzueinem wichtigenVerga-
bekriterium für die Zulieferer entwi-
ckeln“, glaubt Koch.
Vorläufig machtdie Autokonjunktur
auchdem Familienunternehmenmit sei-
nen rund 7000 Mitarbeiterngehörig zu
schaf fen. Im Branchenvergleichsteht es
freilichnochziemlichrobustda. „Beim
Umsatz sind wir mit 1,9 Milliarden Euro

einigermaßengeradeausgefahren“, sagt
Koch.Erdeutet an, dasssichdas Konzern-
ergebnis imvorigenJahr inetwa entlang
der Null-Linie bewegt haben dürfte. Von
Stellenstreichungen wieetwabei Thys-
sen-Krupp,woinder Stahlproduktion
2800 Arbeitsplätzewegfallen sollen, ist
bisherkeine Rede. Koch stemmt sichmit
Kurzarbeit und betrieblichenVereinba-
rungen zur Beschäftigungssicherungge-
gendie Absatzflaute:„Wenn irgend mög-
lich, wollen wir dieKolleginnen undKol-
legen in den Betrieben an Bordhalten.“
Dochder Vorstandsvorsitzende bleibtvor-
sichtig.„Wir fahren auf Sicht.Bis zum
Sommer wirdesnicht besserwerden, und
weiter können wir im Moment nicht
schauen.“

0,4 statt 1,7TonnenKohlendioxid

Die Unkenruf eüber dieFolgen der Elek-
tromobilität für dieStahlkocher hält er al-
lerdings für übertrieben.„Wenn wir es
richtig machen, wirdgenug Geschäftfür
uns da sein.“ Sostehen jetzt schon auchei-
nigeTesla-Lieferanten auf derKundenlis-

te,und das in Brandenburggeplanteneue
Werk könne fürweiter eAufträgesorgen.
„Wir sind einStücknäher dran, und das
eröffnetChancen in der Zulieferung“,
meinteer. Auflänger eSicht rechneter
mit zusätzlichem Rückenwind für die
Elekt rost ahlkocher. Je nach aktuellenEin-
kaufspreisen für Erze,Koks und Schrott
liegen ihreHerstellungskostenbisher
meistens etwashöher als in der Hochofen-
route. Aufgewogen werdedies unterande-
remdurch eine deutlichgrößereFlexibili-
tät, weil die Elektroproduktion sehr viel
einfacher als ein Hochofen herauf- und
heruntergefahren werden könne. „Wir
produzieren nicht auf Halde“, sagtKoch.
Mit strengeren Klimaschutzvorgaben und
steigenden Preisen fürCO 2 -Emissionszer-
tifikatedürften sichinwenigen Jahren
auchdie Kostenkurvenkreuzen, so dass
Koch dann eine gutePosition für den
Elektrostahl er wartet.
In den modernstenHüttenwerken fal-
len bei der Produktion einerTonne Roh-
stahl rund 1,7TonnenKohlendioxid an.
Nur0,4 Tonnen sind es,wenn derStahl
aus Schrottenerschmolzen wird.Rund

ein Drittel des deutschen Rohstahls
kommt bisher aus dem Elektroofen.War-
um geht die Branche nichtstärkerindie-
se klimaschonende Richtung? „Rohmate-
rial gäbe es. In Deutschland istsoviel
Schr ottwirtschaftlichverfügbar,dassder
Elektrostahlanteil auf vierzig Prozentstei-
genkönnte“, sagtKoch.Die „konventio-
nelle“Konkur renz vonArcelor über Salz-
gitter bis Thyssen-Krupp undTata arbei-
tetderweil an neuenTechnologien, um
im Klimaschutz aufzuholen.AusKohlen-
dioxid, das im Produktionsprozessent-
steht, könnten Synthesegas oder Ammoni-
ak gewonnenwerden. AuflangeSicht
geht es darum,Koks und Kohlenstaub
mit Milliardenaufwand durch Wasserstoff
als Reduktionsmittelzuersetzen. Bis
2050 will Thyssen-Krupp soweit sein.
Um den Wasserstoffklimaneutral herzu-
stellen, sind aberUnmengenvonÖko-
stromerforderlich.„Allein dafür müsste
Deutschland an die 11000 neueWindrä-
der aufstellen“, rechnet Koch vor. Die
Kosten der Industrie für dieUms tellung
auf eine CO 2 -freie Produktion veran-
schlagt der BranchenverbandWirtschafts-
vereinigungStahl aufwenigstens 30 Milli-
arden Euro. Deutlichgeringer sind die
Kosten im Elektrosegment:Für dasDrit-
telder deutschenStahlproduktion, das
aus Schrotten erschmol zenwird, hält
Koch In vestitionenvon grob 5Milliarden
Eurofür nötig.Auch dortkommt es auf
die CO 2 -Bilanz desStroms an. Dochfür
klimaneutralen Elektrostahl sei der Be-
darfanerneuerbaren Energien um den
Faktor fünfgeringer als für die energiein-
tensiveWasser stoff-Direktreduktion.
„KlimaneutralerStromist überallVor-
aussetzung fürgrünenStahl“, sagtKoch.
Ohne Scheuklappen verweisterauf
Frankreich:Wegendes hohen Anteilsvon
Atomstrom an der Energieversorgungfal-
le dieCO 2 -Bilanz derStahlindustriedort
deutlichbesser aus als in Deutschland.
„Wir sollten ergebnisoffendarüber disku-
tieren, wie wir Klimaschutz und einever-
lässliche Energieversorgung am besten
hinbekommen.Aber in Deutschland ha-
ben wir einigeMöglichkeiten wie dieKoh-
lendioxid-Abscheidungkategorischausge-
schlossen“, sagt er.Damit istKoch bei der
Frage, wie sichdie deutschen Hersteller

in Zukunftiminternationalen Wettbe-
werb behauptensollen.„Ichmöcht eden
chinesischen Stahlkonzernsehen, der
vonKoksauf Wasserstoffumstellt.“ Die
voneinigen anderenStahlkonzernenge-
forderte und vonder EuropäischenKom-
mission unterstützteCO 2 -Abgabe auf
„schmutzigen“ Importstahl hält er für ei-
nen gefährlichenWeg–schon deshalb,
weil sie das Prinzip derFreiwilligkeit des
Klimaschutzesverletze. „Die europäische
Wirtschaf tist vomExportabhängig.Da
können wir nicht einfachunseren Markt
teilweise abschotten und erwarten, dass
es in dieandereRichtungweiter reibungs-
losläuft“, sagt der 48 JahrealteManager.

„Wir brauchen Planungssicherheit“
Wasihm fehlt, is tein klarerFahrplan für
die bis 2050 angestrebteKlimaneutrali-
tät: „Wir brauchen Planungssicherheit“ –
zum Beispiel für dieStromerzeugung. Es
sei schwerverständlich, dassdie Bundes-
regierung immernochmit einem inetwa
konstanten Stromverbrauchbis 2030kal-
kuliere. Dagegen prognostizierenrenom-
mierte Instituteeinen deutlichen Anstieg
des Bedarfs,das Kölner EWIgarumdrei-
ßig Prozent.Wie volatil dieVersorgungin-
zwischen manchmal ist, zeigesichim
Saarland,wo das Unt ernehmen einenwei-
terenElektroofen betreibt, sagt Koch:
„Diese Anlagehaben wir schon mehrfach
mit kurzfristiger Ankündigungherunter-
fahren müssen.“ Elektrizität istfür das
Unternehmen eine der wichtigstenKos-
tenpositionen. Trotzder Teilbefreiung
vonder EEG-Abgabe zur Ökostromförde-
rung rechnetKoch in diesem und denfol-
genden Jahren mit einem deutlichenKos-
tenschub in Millionenhöhe.Weiter eBe-
lastungen seien durch das Klimaschutz-
prog ramm der Bundesregierung in Gieße-
reien undStahlverarbeitung zu befürch-
ten. Vomeuropäischen Emissionshandels-
system bisher ausgenommen, würden
dortinZukunftEmissionszertifikatefür
den Einsatzzum BeispielvonErdga sbe-
nötigt. „Esgibt technischkeinerleiökono-
mischsinnvolle Ausweichmöglichkeiten,
das wäre eine reine Strafsteuer“, sagt
Koch, der deshalb zeitnah auf inzwischen
diskutierte Entlastungsregelungen hofft.

A


ls Martin Ott imvergangenen
Juli zum Europa-Chefvon We-
work berufen wurde, schien
die Welt für den Bürovermitt-
ler nochinOrdnung. Ott ließ einen promi-
nenten Arbeitgeber hinter sich–er führte
die Geschäfte des sozialen Netzwer ks
Facebook in Europa–aber ihn erwartete
ein Posten in einemUnternehmen, dem
Großes zugetraut wurde.Wework gehör-
te zu den am höchstenbewertete nameri-
kanischenStart-ups und bereitetegerade
den Börsengangvor, dem dieWall Street
mit Spannungentgegenblickte. Als Ott
seinenPosten dann aber Anfang Septem-
ber offiziell antrat, hattesichdie Aus-
gangslagedramatischgeändert. Wework
hattekurzzuvor seinen Börsenprospekt
vorgelegt und damit den Countdown für
sein Debüt an derWall Street eingeläutet,
aber dieResonanzwarvernichtend. Das
Dokument legtenicht nur hoheVerluste
offen, sondernauchein fragwürdigesVer-
ständnisvonUnternehmensführung oder
„CorporateGovernance“, das dieFinanz-
szene alarmierte.Mitgründer undVor-
standschefAdam Neumannwarmit einer
enormen Machtfülle ausgestattet, undWe-
work hattesichauf allerleiTransaktionen
mit ihm eingelassen, die den Eindrucker-
weckten, dasUnternehmen sei sein per-
sönlicher Selbstbedienungsladen. Die Er-
eignisse überstürzten sich:Neumann wur-
de abgelöst, der Börsengang wurde abge-
blasen, eskamzuEntlassungen, und der
japanische Großaktionär Softbank
schnürte ein milliardenschweres Ret-
tungspaket für Wework.Softbank
schraubteseine Bewertung für dasUnter-
nehmen aufweniger als acht Milliarden
Dollar zurück. Weniger als ein Jahrvor-
her lag sie nochbei 47 Milliarden Dollar.
Bereut Ott angesichts dieses schnellen
und tiefenFalls seinenWechsel?„Nein,
absolut nicht“, beteuerterimGespräch
mit derF.A.Z. in derWework-Zentrale in
NewYork. Er gibtzu, dievergangenen
Monate seien „eine Herausforderung“ge-
wesen und „nicht,waswir uns erhoffthat-
ten“.Das Unternehmenhabesichzu„dra-
matischen Veränderungen“ gezwungen
gesehen.Zum Beispiel in der Corporate
Governance, in der esvorher „klareVer-
säumnisse“gegeben habe. Oder in der
vormalssehr aggressivenExpansionsstra-
tegie, die jetzt dasWachstum verstärkt
der Profitabilität unterordne.Aber Ott
sagt auch, nachseinerÜberzeugungste-
he Wework auf einem soliden wirtschaft-
lichen Fundament. DasUnternehmen be-
treibe ein„außergewöhnliches Ge-
schäft“, dasvoneiner „riesigenNachfra-
ge“seinerKunden angetrieben werde,
und daran habe sichtrotz derTurbulen-
zen dervergangenen Monatebis heute
nichtsgeändert.
Wework istmit dem Anspruchangetre-
ten, die Arbeitswelt zurevolutionieren,
und hat in denvergangenen Jahren dazu
beigetragen, sogenanntes „Coworking“
zumTrend zu machen, alsogemeinschaft-
licheBüronutzung. Das Unternehmen
mietetBüroräume langfristig an, peppt
sie technischund optischauf, undvermie-
tetsie dann für deutlichkürzer eZeiträu-
me weiter .Esverspricht seinenKunden
Flexibilität,weil sie sich nicht in langfristi-

genMietverträgen binden müssen, außer-
dem ein kreativesUmfeld und Gemein-
schaftsgefühl. In derNeumann-Ärareich-
te das SelbstverständnisvonWeworkin-
dessenweit darüber hinaus,ein Bürover-
mittler zu sein. Der Mitgründer positio-
nierte das Unternehmen alsTechnologie-
spezialistenund weiteteden Aktionsradi-
us auf Geschäfte ohne direkten Bezug zu
Gewerbeimmobilienaus. Ähnlichwie es
die Technologieszene im SiliconValley
ofttut, gaberWeworkeine blumigeMissi-
on, die lautete, „das Bewusstsein derWelt

zu erhöhen“. All das dürftedem Unter-
nehmen langegeholfen haben, seine Be-
wertung in die Höhe zu treiben.
Nunstehen dieZeichen aufNeuan-
fang. Nach einer Zwischenlösung mit
zwei Übergangschefshat Wework seit der
vergangenenWochewieder einenVor-
standsvorsitzenden, der auf Dauer blei-
ben soll. Sandeep Mathranikommt aus
der Immobilienbranche und hattedortzu-
letzt vorallem mit Einkaufszentren zu
tun. Das wurde als Signalgewertet,dass
Wework seinen Schwerpunktfortan in

erster Linie im Immobiliengeschäftsieht.
So beschreibt es auchEuropa-Chef Ott:
Das Unternehmen habe sein „Funda-
ment“ und seineStärke in Immobilien
und konzentrieresichdarauf. Das habe
sichinjüngsterZeit in derTrennungvon
Randgeschäftengezeigt und sei in Euro-
pa ohnehinauchinder Vergangenheit
schon derFall gewesen. Technolog ie blei-
be derweil ein wichtiger Alltagshelfer in
den Wework-Büros, wieetwa die Smart-
phone-App,die es denNutzernerlaubt,
miteinander zukommunizieren oderKon-

ferenzräume zu buchen.Wework istnoch
immer klar defizitär.ImjüngstenGe-
schäftsquartal, vondem Zahlen vorlie-
gen, gabeseinen Nettoverlustvon 1,
Milliarden Dollar. Das Unternehmen hat
für 2021 ein positives Ergebnis vorZin-
sen, Steuern,Abschreibungen und ande-
renPosteninAussichtgestellt, aber offen-
gelassen,wann es unter demStrich Ge-
winne ausweisenkönnte.
Ott, der neben Europa auchfür denNa-
hen Ostenund Afrikaverantwortlich ist,
sieht Wework allerdings auf gutemWeg.
Wenn Wework Büroimmobilien erst ein-
mal 24 Monatebetreibe und Anfangs-
investitionen hinter sichhabe, sei das Ge-
schäf t„sehr profitabel“. Als Beispiele
nennt er drei Gebäude aus demWework-
Portfolio in London, die schon 2018 je-
weils mehr als drei Millionen Pfund(3,
Millionen Euro) Nettog ewinn einge-
bracht hätten. Dabei seien auchanteilige
Gemeinkostendes Gesamtkonzerns be-
rücksichtigt.
Mit Blickauf die Profitabilitätexpan-
diertdas Unternehmen heutevorsichti-
ger, auch wenn Ott sagt, es schließe noch
immer neueMietverträgeab. Dabei setze
es zunehmend auf Modellemit niedrige-
renKostenund weniger Risiko, bei de-
nen es sichnicht mehr sofest an einzelne
Immobilien binde. Dieskönne inForm
vonGemeinschaftsunternehmenmit
Eigentümerngeschehen und soweit ge-
hen, nurdas ManagementvonGebäuden
zu übernehmenund selbstgar nicht zum
Mieter zuwerden.Das Interesse, inWe-
work-Räumlichkeiten als Unte rmieter
einzuziehen, istnachDarstellung von
Ott jedenfallsweiter hoch. Beispielswei-
se sei das bislanggrößteWework-Gebäu-
de derWelt, da simvergangenen Jahr in
London eröffnethabe und über 6000
Schreibtischeverfüge, heutefastvollstän-
dig ausgebucht. Alleindie Bank HSBC,
die vorher nu reine kleine Präsenzinei-
ner anderenWework-Immobiliegehabt
habe,besetze hier jetzt 1000Schreibti-
sche. In Berlin habeWeworkEnde 2018
ein ganzesGebäude mit neunEtagenin
der Nähe desPotsdamer Platzes an die
Deutsche Bahnunter vermietet, die hier
diverse digitaleProjekte angesiedelt
habe.Solche Großkunden werden für
Wework heute immer wichtiger,obwohl
Coworkingtraditionellinerster Linie
mehraufFreiberufle roder Start-ups ab-
gezielt hat.Weworkversucht auchzuneh-
mend, jenseitsdes reinenUnte rvermie-
tens zusätzlicheUmsatzquellen zu er-
schließen,etwa durch das Anbietenvon
Dienstleistungenrund um Informations-
technologie. In Deutschland hatWework
derzeit insgesamt 15Standorte, da von
sieben in Berlin.
Über dengestürztenWework-Mitgrün-
der Adam Neumann, der ihn imvergange-
nen Jahr nochpersönlicheinges tellt hat,
will Ottkein schlechtesWort verlieren.
Auch wenn er heuteselbstzugibt, dasses
in derNeumann-Ära mit der Corporate
Governance gehaperthabe, meint er
doch, der Mitgründer sei „ein beeindru-
ckender Unternehmer“, dem Wework
nochimmer einiges zuverdanken habe.
„Es istoffensichtlich, dassereine kühne
Vision hatte, und die hat uns zumgloba-
len Marktführer in unseremGeschäftge-
macht.“

Wework blickt nachvorn


Es gibt nochfreie Plätze: Wework-BüroinSanFrancisco FotoReuters

Grüner Stahl aus dem Elektroofen


Die Georgsmarienhüttesetzt aufRückenwind durch den Klimaschutz–und steht robustda /Von Helmut Bünder, Düsseldorf


Stahlprobe am Lichtbogenofen der Georgsmarienhütte Fotodpa

csc. DÜSSELDORF.Schon seit eini-
gerZeit wirft das Bundeskartellamt
einenverschärften Blickauf den deut-
schen Möbelhandel.Nunhaben die
Wettbewerbshüterdie XXXLutz-
Gruppe, dieNummer zwei am Markt
hinterIkea, in ihre Schrankenverwie-
sen .Auf Dru ck der Behörde ni mmt
das Unternehmen seineForderung
nacheinem „Jubiläumsrabatt“ zu-
rück. Vordiesem Hintergrund werde
voneiner weiteren Prüfung des Sach-
verhalts abgesehen,teiltedas Kartell-
amt mit.
Ihr 75-jähriges Bestehen in diesem
Jahr hattedie XXXLutz-Gruppe zum
Anlassgenommen,vonihren Liefe-
ranten über sechs Monatehinwegei-
nen Sonderrabatt von7,5 Prozent zu
verlangen. In einem Schreiben wurde
die Forderung damit begründet,dass
es zum Jubiläum umfangreiche Wer-
bemaßnahmen geben werde. Da-
durch sei ein deutlicherUmsatzzu-
wachszuerwarten. „Nachunserer
vorläufigen Bewertung könnten die
ursprünglichen Sonderrabattforde-
rungen, die XXXLutz gegenüber klei-
nen und mittleren Möbelherstellern
erhoben hat, missbräuchlichgewesen
sein“, sagteKartellamtspräsident An-
dreas Mundt.Zwarseien solcheRa-
battenicht grundsätzlichverboten.
AberHerstellern,dievoneinerLiefer-
beziehung zu XXXLutz abhängig sei-
en, müssten angemessene Gegenleis-
tungengebotenwerden wieetwa eine
zusätzlicheAusstellungsfläche.
Anstelle desgeplanten Jubiläums-
rabatts verhandelte das Unterneh-
men die Höhe und Daueretwaiger Ra-
battemit seinen Lieferanten individu-
ell undvereinbarte Gegenleistungen.
Die Rabatteseien gegenüber den ur-
sprünglichverlangten 7,5 Prozent zu-
meistdeutlichreduziertworden,
heißt es. SämtlicheVereinbarungen
wurden der Behördevorgelegt.Daes
in der Möbelbranche häufiger zuRa-
battforderungen dieser Artkommt,
will dasKartellamt das Thema im
Blickbehalten und bei Hinweisen ge-
gebenenfalls abermalstätig werden.
Jan Kurth, Geschäftsführer desVer-
bands der Deutschen Möbelindustrie,
begrüßt das Einschreiten derWettbe-
werbshüter,„denn es dient demfai-
renMachtausgleichineiner auf Her-
stellerseitemittels tändischgeprägten
Branche“.Zuletzt hattesichdie Be-
hörde schon mit derfortschreitenden
Konzentration unter denEinkaufsver-
bünden im Möbelhandel befasst.
Die aus Österreichstammende
XXXLutz-Gruppe, die 320 Einrich-
tungshäuserinzwölf Ländernbe-
treibt, befindetsichseit Jahren auf ei-
nem ehrgeizigen Expansionskurs.

Dergestrauchelt eBürovermittler setzt aufeinenNeuanfang. Europa-Chef


Martin Ottverbreitet Zuversicht undbeteuert,das Geschäftsmodellseisolide.


VonRoland Lindner,NewYork


sup. STUTTGART. Autoskauftman
beimAutohändler,bisher jedenfalls.
Mit neuen Anbietern vonElektroau-
toskommt aber Bewegung in den
Markt.Euronics,der größteVerb und
vonElektrohändlerninEuropa, hat
eine Kooperation mit demchinesi-
schen Hersteller Aiwaysangekün-
digt.Wer das elektrische SUV-Mo-
dell U5testen will,könne ab Mai Pro-
befahrtenbuchen,kündigt Euronics
an. Bis April sollfeststehen,welche
Händler zwischenWaschmaschinen
und Musikanlagen Platz schaffenfür
eine Sonderfläche zumAutoverkauf.
Vorläufig plant die Handelskette mit
30 Standorten.
Interessenten müssen Geduld mit-
bringen. Aiwayshat wegendes Coro-
navirus Lieferschwierigkeiten, dertat-
sächliche Marktstartsei daher nun
auf denAugustterminiert. Einziger
Handelspartner in Europa istbisher
Euronics, und hier wiederumstartet
die Kooperation erst einmal nur in
Deutschland: „Wir sind Vorreiter“,
heißt es bei derZentrale der Händler-
GenossenschaftinDitzingen beiStutt-
gart.Esgebe keine anderen Elektro-
händler, die Elektroautos anböten.
Die Aktion wirdvon Euronics-
Chef BenediktKober als „logischer
nächs terSchritt“ in derWeiterent-
wicklung des Produktportfolios be-
trachtet:„E-Mobilität istfür uns ein
wichtigesZukunftsthema.“ Sogebe
es auchschon den Installationsser-
vice fürWallboxenund eineKoopera-
tion mit dem EnergiekonzernENBW,
der Ladesäulen auf denPark plätzen
vonElektrohändlerninstalliere.
Den AiwaysU5charakterisiertder
Euronics-Chef als „smartes High-
Tech-Produkt aufRädern“, das zeige,
dassdas vernetzteZuhause derZu-
kunftnicht an der Haustür ende, „son-
dernalle Facetten des Alltags sinnvoll
miteinanderverbindenwerde“. Der
chinesische SUV hat den Angaben zu-
folge140 KW undkommt mit einer
63-Kilowatt-Stunden-Batterie nach
dem WLTP-Standardauf eineReich-
weite von400 Kilometern.Der Markt-
preis liegeunter 40 000 Euro, heißt es
bei Euronics.FürService- undWar-
tungsarbeitengebe es eineKooperati-
on mit derWerkstattkette ATU.

Kartellamt


bremst


XXXLutz aus


Euronics plant


Elektroauto

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